Vorgestellt wurde das Honor 5X ja bereits zur CES und hat bereits dort für einiges Aufsehen gesorgt. Das 5X soll Premiumqualität zum günstigen Preis bieten. In den USA geht es für 199$ über den Tisch und bei uns in Europa werden 230€ dafür verlangt.
Nachdem der Verkauf in den USA anscheinend sehr gut gestartet ist und das Honor 5X schon einiges an positiver Presse einsammeln konnte, hat es jetzt den Sprung über den Teich geschafft.
Auf dem Launch-Event in München habe ich noch am selben Abend das Honor 5X zu meinem Hauptgerät gemacht, um verlässlich testen zu können, ob hinter der hübschen Fassade ein brauchbares Smartphone steckt. Hier findet ihr nun meine Eindrücke von einer Woche mit dem 5X.
Bevor ich mit dem eigentlichen Test anfange, könnt ihr euch, wenn Ihr mögt, noch mal das Unboxing-Video für einen ersten Eindruck anschauen.
Das Gehäuse: Full Metal Jacket
Direkt beim ersten Anfassen des Gerätes hinterlässt das Honor 5X von der Haptik her einen hervorragenden Eindruck. Gerade in dieser Preisklasse ist das bemerkenswert. Das aus Aluminium gefräste Gehäuse liegt gut in der Hand und fühlt sich wertig an.
Das Gehäuse ist an allen vier Seiten aus Metall. Nur an der Ober- und Unterseite befindet sich Plastikelemente für den besseren Antennenempfang, aber diese integrieren sich gut in das Design und fallen kaum auf.
Die Spaltmaße und die Verarbeitung sind perfekt, dafür gibt es keine andere Beschreibung. Auf der rechten Seite des Gerätes befinden sich der Power-Knopf und die Lautstärke-Wippe. Die Knöpfe haben eine leicht griffige Textur und einen ordentlichen Hub, ohne zu wackeln.
Das gebürstete Metall hat zwar optisch einiges zu bieten, macht das Telefon aber auch ein wenig rutschig. Nach einer Woche Benutzung habe ich auch schon einen sehr unschönen Kratzer in der Rückseite, obwohl ich recht achtsam mit dem Gerät umgegangen bin. Um die Schönheit des Gerätes zu erhalten, muss man ein wenig vorsichtig beim Gebrauch sein.
Auch auf die Gefahr hin, eine Lawine der Entrüstung loszutreten: Rein optisch spielt das Honor 5X in der Oberklasse mit. Zumindest solange es mit dem Display nach unten auf dem Tisch liegt.
Display: Ordentlich, aber kratzanfällig
Liegt das Gerät mit dem Display nach oben auf dem Tisch, fällt sofort die werksseitig angebrachte Schutzfolie auf. Um Kosten zu sparen, wurde auf Gorilla Glas verzichtet. Kleinere Kratzer werden also durch die Schutzfolie abgefangen, aber leider ist die Folie sehr anfällig für Fingerabdrücke.
Das Display selber ist ein 5,5 Zoll großes LCD-Panel mit einer Full-HD Auflösung von 1.920 x 1.080, das eine Pixeldichte von 401 ppi bietet. Das Display ist blickwinkelstabil und scharf und die Farbwiedergabe gefällt mir persönlich gut, Farben wirken lebendig, ohne dabei übersättigt zu wirken.
Man hat keinerlei Probleme damit, das Honor 5x im Freien zu benutzen. Das Display hat eine Helligkeit von 585 nits. Ein hervorragender Wert, der sich vor anderen Oberklasse-(!) Telefonen nicht verstecken muss.
Gerät | Helligkeit |
---|---|
OnePlus 2 | 600 nits |
iPhone 6 | 559 nits |
iPhone 6 plus | 538 nits |
LG G4 | 396 nits |
HTC One M9 | 472 nits |
Honor 5X | 558 nits |
Prozessor: Snapdragon 616 – Änderungen in letzter Minute
Als das Honor 5X auf der CES in Las Vegas vorgestellt wurde, hatte es noch einen Snapdragon 615-Prozessor verbaut. Zwei Wochen später wurde beim Launch-Event in München mitgeteilt, dass man den Prozessor gegen den Snapdragon 616 getauscht hat. Als GPU ist eine Adreno 405 GPU verbaut und das Gerät hat 2 GB RAM.
Im normalen Betrieb verhält sich das Honor 5X ordentlich, bei intensiver Nutzung merkt man aber, dass es keine Leistungsreserven gibt. Die meiste Zeit fällt das im Alltag nicht auf, aber beim sehr zügigen Tippen und gleichzeitig vielen geöffneten Apps merkt man ab und zu kleine Verzögerungen.
Wir nehmen die Leistungsfähigkeit des Honor 5X im Benchmark-Bereich später noch mal genau unter die Lupe.
13-MP-Kamera: Für Schnappschüsse geeignet
„Akzeptabel“ beschreibt die Kamera des 5X am besten. Kamera-Module sind teuer und um den niedrigen Preis vom Honor 5X zu gewährleisten wurde wohl hier der Rotstift angesetzt.
Auf dem Papier mögen 13 Megapixel mit 5 Linsen und einer f/2.0-Blende ja noch ganz ordentlich klingen. Im Alltag kann man nur bei guten Lichtverhältnissen vernünftige Bilder machen, was in dieser Preisklasse aber auch nicht wirklich überraschend ist.
Ambitionierte Smartphone-Fotografen werden keine Freude mit dem Honor 5X haben. Um mal eben ein Bild per Snapchat oder Messenger zu verschicken, reicht die Kamera aber auf jeden Fall aus.
Wenn die Lichtverhältnisse optimal sind, kommt auch schon mal das ein oder andere schöne Bild raus. Je schlechter die Lichtverhältnisse werden, umso weniger sind die Bilder zu gebrauchen, weil das Honor 5X keine Bildstabilisierung (OIS) besitzt. Verbaut ist ein LED-Blitz, der die Bilder im dunklen nicht viel besser macht, aber als Taschenlampe sehr brauchbar ist.
Die Frontkamera bewegt sich mit 5 MP in dem preisüblichen Umfeld und fällt allenfalls durch Bildrauschen auf. Sie ist für Schnappschüsse und Selfies bei gutem Licht vielleicht gerade ausreichend.
Die Kamera-Software sollte Huawei-Usern bekannt sein und gefällt mir gut. Sie bietet zwar keine manuellen Bildeinstellungen, hat aber einen ordentliche HDR-Funktion und die sonst so üblichen Spielereien wie Panorama, Lebensmittel-Foto-Modus und so weiter. Aufgefallen ist mir, dass Fotos zwar schnell auslösen, aber doch einiges an Zeit benötigen, bis sie gespeichert sind und die Kamera wieder betriebsbereit ist.
Ein paar ausgewählte Bilder findet ihr hier in der Galerie, so dass ihr euch selbst eine Meinung machen könnt:
Videos verwackeln ohne Stabilisierung sehr schnell und der Autofokus wechselt teilweise doch recht abrupt. Warum die Standardauflösung für Videos bei 720p liegt, erschließt sich mich beim besten Willen nicht. Falls ihr euch ein Honor 5X kauft, stellt die Auflösung direkt auf 1080p um.
Um euch mal einen etwas besseren Eindruck von der Videoqualität zu vermitteln, habe ich ein kleines Video gemacht.
Audio: Blecherner Lautsprecher, gute Sprachqualität
Schaut man sich das Gerät von unten an, erwecken die zwei Öffnungen die Hoffnung auf Stereo-Lautsprecher. Leider hat das Honor 5X aber nur einen Mono-Lautsprecher. Es ist in Ordnung, aus Designgründen zwei Öffnungen an der Unterseite anzubringen. Uncool ist aber, wenn der Mono-Klang nicht gut ist.
Selbst bei niedriger Lautstärke klingt die Musik blechern, auf voller Lautstärke erkennt man zwar, dass es sich um Musik handelt, es macht aber keinen wirklichen Spaß, sie zu hören. Kopfhörer oder eine externe Box sind also Pflicht, um Musik in anständiger Qualität zu hören.
Wo wir gerade bei dem Thema sind: Die Sprachqualität bei Telefonanrufen war durchgehend in Ordnung. Ich hatte auch in lauter Umgebung keine Probleme, meinen Gesprächspartner zu verstehen und habe auch keine negative Rückmeldung von meinen Gesprächspartnern bekommen.
Fingerabdrucksensor: Finger ist nicht gleich Finger
Absolut überzeugt hat mich der Fingerabdruckscanner des Honor 5X. Der Platz auf der Rückseite ist auch für normal große Hände einfach zu erreichen. Am meisten beeindruckt hat mich die Geschwindigkeit des Sensors. Nach nur 0,5 Sekunden ist das Gerät entsperrt.
Pfiffiges Extra ist, dass der Scanner – wie bei den Huawei-Handsets – auch andere Funktionen haben kann. Ein kurzer Tap bedeutet zurück, ein langer Tap bringt euch zum Homescreen, mit einem Wisch von oben nach unten könnt ihr das Notification-Center runterziehen und ihr habt auch die Möglichkeit, einzelne Finger mit dem Schnellstart einer App zu belegen.
Diese Vielzahl an Funktionen und das zuverlässige Funktionieren ist auf jeden Fall eins der größten Highlights des Gerätes, das habe ich in der Preisklasse so noch nicht gesehen. Besonders die Notification-Funktion ist sehr komfortabel, denn so entfallen die bei 5,5‘‘ üblichen Finger-Yoga-Übungen. In der letzten Minute des Gaming-Performance-Videos könnt ihr die beschriebenen Funktionen auch mal live in Action sehen.
Modularität: Dual-SIM und MicroSD
Das Honor 5X ist von Haus aus ein MultiSIM-Handy mit Platz für eine Nano-SIM und eine Micro-SIM. Außerdem kann auch noch eine microSD-Karte mit bis zu 128 GB den sonst eher bescheidenen Gerätespeicher von 16 GB aufstocken. So viel Modularität zu so einem Preis ist ein Ansage und legt die Latte für andere Geräte höher.
Software: Android 5.1 mit EMUI 3.1
Auf der CES 2016 in Las Vegas hat Honor schon versprochen, dass das 5X schnell auf die Android-Version 6.0 upgedatet werden soll. Vor dem Europa-Launch Anfang Februar gab es die leichte Hoffnung, dass die Geräte schon mit der neuen Version ausgeliefert werden, was aber leider nicht passiert ist. Wann genau das Update kommt, ist bis jetzt noch nicht bekannt, der aktuelle Stand ist: „demnächst“.
In der Zwischenzeit müssen wir uns mit Android 5.1.1 Lollipop und der von Huawei bekannten Emotion UI (EMUI) in der etwas älteren Version 3.1 begnügen.
Das 5X ist mein erstes Smartphone mit EMUI. Nach einer Woche im Test kann ich sagen, dass es einer der gelungeneren Launcher ist. Größter Nachteil von EMUI ist, dass es keinen App-Drawer gibt und alle installierten Apps irgendwo auf dem Startbildschirm abgelegt werden müssen. Natürlich besteht die Möglichkeit, Apps in Gruppen zu sortieren. Behelfsmäßig kann man auch alle Apps in einen Ordner verschieben und dann diesen als App-Drawer nutzen.
Das Design der Oberfläche gefällt mir sehr gut. Im Folgenden ein paar Beispiele, die mir positiv aufgefallen sind:
- Im Lockscreen gibt es einen Quicklauncher für: Audiorekorder, Taschenrechner, Taschenlampe und Kamera
- Wenn ihr jemanden anruft, vibriert das Gerät, sobald der Anruf verbunden ist.
- Gut gelungenes Notification-Center
- Intelligenter Umgang mit Dual-SIM
- Gelungene Standard-Apps (Wecker, Galerie, Nachrichten)
Mir gefällt EMUI sehr gut, auch wenn es mit dem Material Design von Google nicht viel gemeinsam hat.
Technische Daten des Honor 5X
Kein Test ohne die Spezifikationen. Im folgenden noch mal die wichtigsten Eckdaten des Honor 5X
Display | 5.5-inch IPS-Display 1080p |
Prozessor | Qualcomm Snapdragon 616 (Quad-Core 1,5 GHz Cortex-A53 & Quad-Core 1,2 GHz Cortex-A53 |
RAM | 2 GB RAM |
Speicherplatz | 16 GB interner Speicher (mit microSD bis 128GB) |
Kamera hinten | 13 MP mit F2.0-Blende und 28 mm Weitwinkel-Linse |
Kamera vorne | 5 MP Frontkamera mit einem Blickwinkel von 88° |
Farben | Weiß, Gold, Grau |
Abmessungen | 151,3 x 76,3 x 8,2 mm |
Gewicht | 158 Gramm |
Bei einem Gerät in dieser Preisklasse sind jetzt hier keine Besonderheiten zu erwarten. An dieser Stelle könnt ihr euch nochmal das gut gemachte Video anschauen mit den für die Produktion des Gerätes notwendigen Arbeitsschritten
Honor 5X im Performance-Test
Nachdem wir jetzt gerade noch mal die nackten Hardware-Daten betrachtet haben, widmen wir uns der Frage, wie denn die Performance vom Honor 5X ist.
So testen wir SoC-Performance
Um der CPU-Performance auf den Zahn zu fühlen, nutzen wir GeekBench 3.0, wohlgemerkt den Multicore-Test der App. Singlecore-Ergebnisse zeigen euch ganz gut, wie die verwendete Architektur in Kombination mit dem maximalen Takt funktioniert. Ich möchte aber die Gesamtperformance aller Kerne kennen lernen – denn die wollen wir ja schließlich nutzen, wenn es „hart auf hart“ kommt. Dazu kommt noch der Klassiker: AnTuTu ist so ein Universal-Benchmark, der u.a. CPU und Single-Thread Integer durchballern lässt, den RAM testet sowie die I/O-Performance des integrierten Flash-Speichers.
Ich bin kein riesen Fans von Benchmarks, besonders nicht bei einem Handy in dieser Preisklasse. Aufgrund der Optik haben wir das Honor 5X mal gegen ein paar höherwertige Geräte antreten zu lassen, aber wie zu erwarten liegen da Welten dazwischen. Wie bereits weiter oben im Test beschrieben, ist die Geschwindigkeit aber die meiste Zeit im Alltagsgebrauch ausreichend.
Gaming: Durchaus spielbar
Wenn man sich nur die Benchmark-Ergebnisse anschaut, denkt man vielleicht, dass der Snapdragon 616 nicht zum Spielen geeignet ist. Aber die Spielleistung ist in meinen Augen zumindest ausreichend. Damit ihr euch selber mal einen kleinen Eindruck davon machen könnt, habe ich ein kleines Video gemacht, in dem ich mir mal die Gaming-Performance aufgenommen habe. Viel Spaß beim Ansehen:
Akku: Sehr hohe Ausdauer
Die niedrige Prozessorleistung hat auch etwas Positives: die Batterielaufzeit ist super. Natürlich muss das Gerät wie fast jedes Handy abends an die Steckdose, aber dafür hatte ich bis jetzt nie ein Problem gehabt, über den Tag zu kommen. Selbst bei starker Nutzung mit viel Messaging und Surfen hat das 5X zuverlässig den Tag durchgehalten. In 80% der Tage bin ich sogar ohne Akku-Warnung über den Tag gekommen.
Die Aufladegeschwindigkeit beträgt zwischen zwei und drei Stunden, was eher mittelmäßig ist. Da der Akku aber sehr lange durchhält, schlägt sich dieser Wert nicht negativ in der Bewertung nieder.
Fazit
Die Eingangsfrage zu diesem Test war, ob hinter der hübschen Fassade ein brauchbares Telefon zu finden ist. Nach einer Woche kann ich diese Frage mit einem klaren „Ja, aber“ beantworten.
Wenn jemand ein Gerät in der 200€-Klasse sucht, dann ist das Honor 5X auf jeden Fall ein Kandidat, den man in Betracht ziehen sollte. Das Gerät ist hübsch und lässt sich im Alltag gut bedienen. Das Display ist für die Preisklasse sehr ordentlich und besonders der Fingerabdrucksensor mit den Extra-Funktionen bietet einen großen Mehrwert. Auch die Akkuleistung war überraschend gut. Natürlich bekommt man für das Geld keine Performance-Rakete und das bezieht sich nicht nur auf den Prozessor, sondern auch auf die Kamera und insbesondere auf die Boxen.
Spannend dürfte sein, wie schnell Honor sein Versprechen wahr macht, Android 6.0 und die neue Version von EMUI für das 5X auszuliefern. Sobald das passiert, werden wir auf jeden Fall den Artikel noch mal updaten und schauen, was sich alles geändert hat.
Für den Preis und die Leistung kann man mit dem Honor 5X in dieser Geräteklasse eigentlich nichts verkehrt machen. Als günstiges Haupttelefon oder auch als Backup-Telefon leistet es gute Dienste und im Moment werde ich es als Zweitgerät für meine Dual-SIM weiter benutzen.
Egal, ob das 5X für euch jetzt interessant ist oder nicht: Auf jeden Fall hat Honor damit die Latte für das, was man von Telefonen in der 200€-Klasse an Ausstattung erwarten kann, ein ganzes Stück höher gelegt.