Digitale Nomaden sind Sklaven des Internets. Klar, sonst wären sie ja nicht digital unterwegs. Aber wie kommen digitale Nomaden und Reisende ins Netz von überall auf der Welt? Ein paar Einblicke un Tipps.
Gestern saß ich mit einem Expat hier in Medellín zusammen und wir unterhielten uns über meine zukünftigen Reisepläne. Ich erzählte ihm, dass ich im Herbst 2016 vorhabe, ca. 45 Tage nach Südostasien zu reisen. Da ich zeitlich für meine Verhältnisse damit eher sehr kurz in einer Region unterwegs bin, fragte ich ihn nach seinen besten Tipps für Laos und Kambodscha: Was lohnt sich, welche Ecken sind besonders empfehlenswert, welche Ratschläge hatte er für mich? Als jemand, der sechs Jahre in Südostasien gelebt hat, war er eine sehr gute Informationsquelle.
Das erste, was er mir sagte war: „Geh nach Burma. Das ist wie eine Reise in die Vergangenheit – sehr faszinierend.” Bei diesem Ausdruck, „Zeitreise“, schrillten bei mir aber schon sämtliche Alarmglocken. „Gibt’s denn da auch Internet?“ war daher meine erste Frage. Ich erklärte ihm, dass ich eine digitale Nomadin und damit stets auf WLAN angewiesen bin. Er überlegte daraufhin kurz und sagte: „Also wenn ich das dann nochmal überdenke: Fahr lieber nicht nach Burma!“
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Digitale Nomaden sind Sklaven des Internets
Das zeigt: So frei wir als digitale Nomaden in unserer Ortswahl und Arbeitszeiteinteilung auch sein mögen, was das Internet angeht, sind wir Sklaven des WLAN. Das gilt natürlich für jeden digitalen Nomaden in unterschiedlichem Maße: Manche leiten ihr eigenes Business und können es sich eher mal leisten, eine Woche nicht erreichbar zu sein. Andere wiederum müssen für ihre Blogs, Onlineshops oder Programmierarbeiten regelmäßig online sein. Und damit ist nicht mal eben E-Mails-Checken am Hostel-PC gemeint, sondern intensives Arbeiten – bevorzugterweise mit schneller und konstanter Verbindung.
Nun ist das möglicherweise in Deutschland am Heim-Laptop gar kein Problem, aber wer nebenher reisen möchte, muss sich eher früher als später mit der Frage beschäftigen: Wie komme ich an eine zuverlässiges Internetverbindung heran?
Vorab klären, wie die Internetverbindungen vor Ort sind
Sich vorab über die Zuverlässigkeit des Internets am Reiseziel zu informieren, ist natürlich der erste Schritt. Doch so selbstverständlich dies auch scheinen mag, ich kann von mir selbst nicht behaupten, dass ich das am Anfang meiner Zeit als digitale Nomadin auch wirklich ernst genommen habe.
Bei meiner Reise durch Bolivien etwa, dachte ich mir vorher „Ach, das wird schon irgendwie gehen“. Nun hat Bolivien selbstverständlich WLAN, nur war zu diesem Zeitpunkt die Infrastruktur im Land einfach nicht zuverlässig. Zum Teil fiel das Internet in einer kompletten Stadt aus – und keiner wusste so genau warum. Hostelbesitzer schalteten abends um 20 Uhr die Modems ab und auch hier hat es nie etwas gebracht, zu erklären, dass wir auch gerne nach 20 Uhr noch unsere E-Mails checken möchten. Letztendlich musste ich während dieser Zeit meine Kunden darüber informieren, dass ich einfach einige Wochen aufgrund schlechter Internetverbindung meine Arbeit pausieren muss – extrem peinlich und unprofessionell.
So habe auch ich mittlerweile dazu gelernt und informiere mich vorab gründlich über die Situation. Bei meiner Zypernreise im letzen Sommer war beispielsweise von vorneherein klar, dass ich aufgrund der schlechten Internetlage im Norden des Landes (das Internet wird hier über die Türkei weitergeleitet), wohl eher beschränkten Internetzugang haben würde. Dementsprechend habe ich von vorneherein sehr wenig Reisezeit in dieser Region eingeplant. Das erspart nicht nur viel Stress, sondern garantiert natürlich auch die Zuverlässigkeit eurer Arbeit als digitale Nomaden.
Wenn ihr nicht direkt im Internet Informationen zur Verbindung an eurem Reiseziel findet, schreibt anderen Bloggern oder Bewohnern des Ortes über soziale Netzwerke und fragt direkt, mit welcher Art von Internetverbindung ihr rechnen könnt.
Vom Coworking-Space bis zum Datenpaket: Welche Methoden könnt ihr nutzen?
Welche Methoden ihr letztendlich nutzt, um online zu gehen, hängt nicht nur von der Situation im Land, sondern auch von euren Plänen ab.
Coworking-Spaces und Heiminternet
Wenn ihr beispielsweise vorhabt, einige Monate an einem Ort zu bleiben, gibt es verschiedene Möglichkeiten, eine zuverlässige Internetverbindung zu bekommen. Wenn ihr eine Wohnung mietet oder in einer WG lebt, könnt ihr euch entweder selbst um die Installation von gutem WLAN kümmern – oder die Infrastruktur wird euch bereits vom Vermieter gestellt. Wichtig ist, dass ihr euch vor dem Einziehen genau über die Art der Verbindung erkundigt und wenn es geht, die Verbindung auch direkt vor Ort testet. Es gibt auch beispielsweise Coliving-Places für digitale Nomaden, an denen eine gute WLAN-Verbindung neben anderen digitalen Nomaden als Mitbewohner schon inbegriffen ist. Das kann unter Umständen teurer sein als eine normale WG, garantiert euch aber ein super Netz.
Selbst wenn die Internetverbindung daheim abgesichert und schnell ist, bevorzugen es viele digitale Nomaden doch außerhalb der eigenen vier Wände zu arbeiten. Dazu eignen sich typischerweise Coworking-Spaces. Nicht jeder Ort der Welt verfügt über einen Coworking-Space, aber wenn euch das gemeinsame Arbeiten und Kreativsein mit anderen digitalen Nomaden wichtig ist, solltet ihr euch vor eurer Reise über Coworking-Spaces vor Ort informieren. Es gibt sogar digitale Nomaden, die sich ihre Reiseziele ganz bewusst nach den Coworking-Spaces aussuchen, die ihnen gefallen.
Cafés mit WLAN
Bevor es Coworking-Spaces gab, arbeiteten die meisten Digitalomaden in Cafés mit gutem WLAN. Wenn es an eurem Reiseziel keinen Coworking-Space gibt oder ihr sowieso lieber im Café arbeitet, ist dies nach wie vor eine gute Möglichkeit, um mal einen Tapetenwechsel zu bekommen, in angenehmer Atmosphäre zu arbeiten und eine zuverlässige Verbindung zu haben. Über Seiten wie Workfrom könnt ihr schnell erkennen, welche WLAN-Cafés es in der Region gibt. Klar ist, dass ihr hier wahrscheinlich nicht so ruhig und konzentriert arbeiten könnt wie zu Hause oder im Coworking-Space. Aber ich finde, es kann ab und zu auch inspirierend und erfrischend sein, unter vielen Menschen in einer geschäftigen Atmosphäre zu arbeiten.
Hostels, Couchsurfing-Hosts, Airbnb
Wenn ihr längere Ausflüge unternehmt oder generell viel als digitale Nomaden reist, verbringt ihr normalerweise auch weniger Zeit in einer einzigen Unterkunft. Wer also nicht zur Miete langfristig an einem Ort wohnt, ist natürlich darauf angewiesen, dass er in seiner Unterkunft, also im Hostel, Hotel, beim Couchsurfing-Host oder in der Airbnb-Wohnung auch gutes WLAN hat. Auch hier ist mein Tipp (vor allem für Hostels oder Hotels): Testet immer das WLAN bevor ihr das Zimmer bucht. Mir ist es schon oft passiert, dass ich mich auf die Aussage an der Rezeption verlassen habe, die erste Nacht schon bezahlt hatte und dann erst festgestellt habe, dass das Internet nicht funktioniert. Wenn ihr direkt beim Einchecken bezahlen müsst, ist mein Tipp: Sagt, ihr wollt erstmal eure Sachen aufs Zimmer bringen, um dann später mit den Ausweisen zum Einchecken wieder zu kommen. In der Zeit testet ihr dann direkt das WLAN auf eurem Zimmer und könnt dann notfalls noch vor dem Bezahlen das Hostel oder Hotel wechseln.
Wenn ihr viel bei Couchsurfern übernachtet oder Airbnb nutzt, könnt ihr schon im Vorfeld fragen, wie die Internet-Situation ist. Hier habe ich eigentlich noch nie eine böse Überraschung erlebt. Wenn mir mein Host versichert hat, es gäbe gutes WLAN, dann war das auch so.
WLAN über Surfstick oder mobiles Modem
In einigen Ländern bieten Telekom-Firmen Reisenden UMTS-Sticks oder Reise-Modems für mobiles WLAN an. Ich habe so einen Stick beispielsweise ein Mal in Chile genutzt, als ich wusste, ich reise zu Orten, an denen es kein WLAN geben wird. Hier muss man natürlich abwägen, wie die Internetverbindung generell im Land ist. Wenn ihr an jeder Ecke einen Starbucks habt oder alle Hostels sehr gutes WLAN anbieten, lohnt sich das natürlich nicht.
Wenn ihr aber wisst, ihr reist an Orte, in denen eure Unterkünfte kein WLAN haben und ihr auch beispieslweise einen Monat oder länger in diesem Land unterwegs seid, kann sich das wiederum lohnen. Wichtig ist auch hier abzuklären, welche Leistung der Surfstick oder das mobile Modem bietet (Flatrate oder begrenzte Datenmenge), wie gut die Reichweite tatsächlich ist und ob ihr eventuell gewisse Papiere vorzeigen müsst. In Chile beispielsweise musste ich sowohl meinen Arbeitsvertrag, meinen Mietvertrag als auch meinen Kontoauszug vorzeigen, um diesen Service abonnieren zu können.
Datenpakete für das Handy
Nur weil es in einem Land möglicherweise keine Coworking-Spaces oder Internet-Cafés gibt, heißt das noch lange nicht, dass sie für digitale Nomaden ausfallen. In vielen afrikanischen Ländern südlich der Sahara beispielsweise, in denen die Internetverbindung allgemein eher eingeschränkt ist, gibt es dafür aber sehr günstige und gute Datenpakete für das Smartphone.
Ich kann diese Datenpakete eigentlich für fast jedes Land empfehlen – egal wie lange ihr unterwegs seid. Es kann immer mal passieren, dass das WLAN im Hostel ausfällt oder euer Vermieter vergessen hat, die Internetrechnung zu bezahlen. Da ist es immer vorteilhaft, wenn man sein Smartphone als Hotspot einrichten kann, um so auch in solchen Situationen noch ins Internet gehen zu können. Datenpakete werden weltweit auch immer günstiger, bieten mehr Leistung an und sind somit auch eine zuverlässige Quelle für eine gute Internetverbindung. Je nach Land gibt es hier sicherlich unterschiedliche Anbieter, Pakete und Preisklassen. Kauft also nicht gleich das erste Datenpaket, sondern vergleicht erstmal ein paar Anbieter.
Neben lokalen Datenpaketen nutze ich auch noch eine deutsche T-Mobile Xtra SIM-Karte. Anders als viele ausländische lokale SIM-Karten, kann ich diese an (fast) allen Orten der Welt nutzen. So bin ich nicht nur immer telefonisch erreichbar und kann von fast überall auf der Welt telefonieren, ich habe darüber hinaus auch die Möglichkeit, mir ein Datenpaket auf diese Karte zu laden. Das ist natürlich, je nach Aufenthaltsort, nicht besonders günstig und bietet mir auch nicht gerade viel Leistung. Aber für den absoluten Notfall ist es sehr hilfreich, wenn ich auch noch darauf zugreifen kann.
Vorsorgen ist besser als ohne Internet da zu stehen
Es mag übertrieben erscheinen, sich mit mehr als einer oder zwei WLAN-Quellen abzusichern, aber glaubt mir, unverhofft kommt oft und dann seid ihr froh, dass ihr noch eine zusätzliche Methode habt, um online gehen zu können. Ein Beispiel: Ich war in Albaniens Hauptstadt, Tirana. Eigentlich ein Ort, an dem jedes Café gutes WLAN bietet und auch meine Airbnb-Unterkunft eine wirklich gute Verbindung hatte. Nur fiel, mitten in der Nacht, gerade bevor ich einen Artikel zur Deadline einreichen wollte, prompt die Verbindung aus. Das Café um die Ecke hatte auch kein WLAN – da war offenbar etwas mit dem Anbieter nicht in Ordnung. Ich begab mich also auf die Suche nach einem Ort, der um ein Uhr morgens noch geöffnet war und einen anderen Internetanbieter nutzte.
Als ich endlich ein Fastfood-Restaurant fand, nutzte ich die Verbindung zunächst, um mein Datenpaket auf dem deutschen Handy wieder aufzuladen (für den Fall der Fälle). Prompt fiel dann nach 30 Minuten auch in diesem Restaurant das WLAN aus – offenbar ein Komplettausfall im ganzen Land. Glücklicherweise hatte ich meine deutsche SIM-Karte mit einem neuen Datenpaket aufgestockt und konnte so doch noch meine Arbeit rechtzeitig einreichen. Im Notfall kann es also wirklich extrem hilfreich sein, sich doppelt und dreifach abzusichern.
Was sind eure Internet-Tipps? Was nutzt ihr, um auf Reisen ins Internet zu gehen? Was sind eure Empfehlungen für andere digitale Nomaden?
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[…] oft gesagt und muss es an dieser Stelle wiederholen: Digitale Nomaden sind Sklaven des Internets. Ohne die Verbindung zum weltweiten Netz geht bei uns gar nichts. Gerade wenn es darum geht, uns ein nettes Café zum Arbeiten oder eine Unterkunft zu suchen, ist […]
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[…] machen: Sonniges Wetter, reibungslos funktionierendes Internet und billige Flüge finden. Denn wenn es eine Sache gibt, nach der digitale Nomaden wirklich […]
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