Das Lenovo Yoga Tab 3 Pro setzt die Tradition des Vorgängers fort und bietet Funktionen und Design-Features abseits des Tablet-Einheitsbreis. Wir haben das Beamer Tablet unserem ausführlichen Test unterzogen.
Spezifikationen des Lenovo Yoga Tab 3 Pro
- 10.1 Zoll großes Display mit einer Auflösung von 2.560 x 1.600 Pixeln (299 ppi)
- Intel Atom x5-Z8500, ein 64-Bit-fähiger Quad-Core-SoC mit 2,24 GHz
- 2 GB RAM
- 32 GB interner Speicher, der mittels microSd-Karte um bis zu 128 GB erweitert werden kann
- Android 5.1 Lollipop
- 13 Megapixel Cam hinten mit Autofokus, vorne 5 MP
- 10.200 mAh Akku mit 18h Akkulaufzeit
- 247 x 179 x 4,68 mm
- WLAN 802.11 a, b, g, n, n 5GHz, ac, Bluetooth 4.0, LTE
- GPS, A-GPS, Glonass
Design & Verarbeitung
Das Lenovo Yoga Tab 3 Pro sticht aus der Masse an Tablets hervor und das ganz im positiven Sinne. Der Formfaktor orientiert sich nämlich am Vorgänger und bietet damit nicht die typische flache Form, sondern eine etwas dickere, abgerundete Unterseite. Haptisch orientiert man sich damit an dem ersten Sony Xperia S Tablet und schafft eine sehr gute Möglichkeit das Yoga Tab 3 Pro in einer Hand wie eine Zeitschrift halten zu können. Denn das Gewicht des Yoga Tab 3 Pro ist nicht zu unterschätzen – ganze 665 Gramm wiegt das gute Stück, was unter anderem an dem riesigen 10200mAh Akku liegt.
Im Vergleich zu einem Samsung Galaxy Tab S2 oder Apple iPad Air 2 ist das Yoga Tab 3 Pro bei weitem kein Leichtgewicht und das macht sich im Alltag deutlich bemerkbar. Vor allem bei Spielen mit beiden Händen werden die Arme schnell müde, eine Runde Real Racing 3 erinnert da an die guten alten Tage, als die Autos noch keine Servolenkung hatten. Immerhin: Das Yoga ist durch seine lederartige Rückseite deutlich griffiger als die rutschige Konkurrenz und ist dazu nicht dem Schlankheitswahn verfallen, der ein Tablet nicht gerade bequemer halten lässt.
Die zylinderartige Unterseite ist zwar im Landschaftsmodus nicht gerade bequem, bietet dafür umso mehr Vorteile beim Festhalten mit nur einer Hand im Hochformat. Die Form ermöglicht es das Tablet auch längere Zeit wie eine Zeitschrift zu halten und so bequem lesen zu können; das Gewicht konzentriert sich ebenfalls dort. Der integrierte Standfuß aus Aluminium hat aber auch den Vorteil, dass man keine Hülle mehr braucht, um das Tablet in unterschiedlichen Winkeln aufzustellen. Der eingestellte Winkel bleibt dabei schön stabil und das Tablet steht sicher auf dem Tisch. Wer es lieber aufhängt, für den gibt es sogar ein Aufhängeloch um eben das zu tun. An Aufstelloptionen mangelt es also wirklich nicht. Natürlich kann man den Fuß auch dafür nutzen, um das Tablet leicht angewinkelt hinzulegen, um bequemer Tippen zu können oder den Beamer besser ausrichten zu können; dazu später mehr.
Die Verarbeitung ist Lenovo typisch sehr gut, wenn auch das Tablet größtenteils aus Kunststoff besteht. Weder wackelt noch knarzt irgendetwas, alles sitzt fest an seinem Platz. Der Standfuß besteht aus einem soliden Stück Metall und bietet im ausgeklappten Zustand einen festen, sicheren Halt. Im geschlossenen Zustand ist es mit einer großen Taste gegen mögliches Aufspringen gesichert, denn im Fuß ist eine kleine Feder zum besseren Öffnen eingebaut.
An beiden Enden des unteren Zylinders ist je eine Taste verbaut – die größere ist der Standby-Knopf, der mit einem LED-Ring die Ladeanzeige darstellt, die untere schaltet bei längerem Druck den Projektor ein und aus. Die Druckpunkte sind knackig und gut spürbar, die Anordnung ist jedoch selbst nach mehreren Wochen Nutzung verwirrend. So kam es bei mir öfter vor, dass ich die Projektor-Taste für den Standby-Knopf gehalten habe und umgekehrt. Das hätte man mit unterschiedlichen Oberflächenstrukturen besser lösen können, so sind sie zumindest für mich eher schlecht unterscheidbar.
Display
Das Display im Lenovo Yoga Tab 3 Pro ist eines der besten auf dem Markt und bietet eine sehr hohe Auflösung von 2560*1600 Pixeln bei einer Displaydiagonale von 10.1 Zoll. Das ergibt eine Pixeldichte von Retina-ähnlichen 299ppi und ermöglicht damit eine hervorragende Schärfe bei Schrift und Bild. Längere Texte sind damit also sehr gut lesbar und auch Bilder bieten viele Details, ohne zwingend reinzoomen zu müssen. Besonders gut gefällt mir allerdings der gute Kontrast mit gut gesättigten Farben, sodass Fotos sehr lebendig, aber dennoch natürlich dargestellt werden. Auch die Blickwinkel lassen sich sehen und sind dank laminiertem Display und dem hochwertigen IPS-Panel auf einem Niveau, das nicht weit von AMOLED-Panels entfernt ist.
Sehr gut ist auch die Helligkeit, die es ermöglicht draußen bei Tageslicht noch viele Inhalte angenehm zu erfassen. Hilfreich hierbei ist auch das oben bereits erwähnte laminierte Display-Panel, das durch die eliminierte Luftschicht zwischen Glas und Display die Reflexionen minimiert.
Wie bei anderen Tablets von Lenovo auch, kommt das Yoga Tab 3 Pro mit der hauseigenen AnyPen Technologie, die es ermöglicht jeden leitfähigen Gegenstand als Stylus zu verwenden. Während bei vielen Konkurrenz-Produkten nur ein Finger oder ein Stift mit Silikonspitze auf dem Bildschirm schreiben oder malen kann, so kann man beim Tab 3 Pro auch einen Schlüssel, eine kleine Taschenlampe oder einen Stift vom Surface Pro benutzen, um darauf zu zeichnen. Je nach Dicke des Gegenstands ist die Zuverlässigkeit sehr gut, kommt aber natürlich nicht an einen aktiven Digitizer heran. Enttäuschend ist jedoch die sehr hohe Latenzzeit zwischen Eingabe und Darstellung, das Display kommt also mit dem Darstellen eines Strichs oder eines Worts nicht nach. Zum längeren Schreiben ist die Technologie somit unbrauchbar, für kurze Notizen aber noch hinnehmbar.
Sound
Die Front des 10,1 Zoll großen Geräts ist von Glas dominiert, die Displayränder sind dabei schön schlank gehalten. Unterhalb des Bildschirms befinden sich ganze 4 Speaker von JBL, die somit direkt nach vorne gerichtet sind. Auch wenn Bass ganz klar fehlt, so ist die Klangwiedergabe sehr gut und macht vor allem bei Serien und Filmen Spaß, wo es vermehrt um Dialoge geht. Der Sound ist immer klar und verzerrt selbst bei hohen Lautstärken nicht. Dazu kommt die sehr hohe Lautstärke, die viele andere Tablets klar übertrifft.
Interessant ist auch die Dolby Atmos Technologie, die aus dem Kino-Bereich kommt und genaue Lokalisierung des Tons ermöglichen soll. An ein Erlebnis im Kino kommt das Yoga Tab 3 Pro natürlich nicht ran, einen leichten Surround-Effekt kann man aber schon heraushören. Wer gerne Filme mit vielen Toneffekten schaut, wird hier auf seine Kosten kommen.
Hardware mit Performance-Schwächen
Das Lenovo Yoga Tab 3 Pro verwendet einen Intel X5 Z8500 Prozessor mit vier Kernen à 2,24GHz Taktfrequenz und 2GB RAM. Apps öffnen in der Regel schnell und reagieren ausreichend schnell auf Eingaben, wobei letzteres schneller vonstattengehen könnte. Scrollen beispielsweise hat eine Latenz, sodass das Wischen auf dem Touchscreen mit einer geringen, jedoch sichtbaren Verzögerung stattfindet. Auch das Multitasking ist nicht gerade vorbildlich und Apps, die vor 10 Minuten erst geschlossen wurden, müssen komplett neu geladen werden. Zum einen hätte etwas mehr Arbeitsspeicher bei der Displayauflösung nicht geschadet, zum anderen glaube ich an eine dürftige Optimierung der Ressourcen an das Gerät. Das könnte mit einem Update behoben werden. Der neue Z8500 hat eigentlich genug Leistung.
Schaut man sich die Benchmark-Ergebnisse an, so ist man zunächst verwundert ob der starken Leistung. 200.000 Punkte im Quadrant sind allerdings alles andere als aussagekräftig, ich nehme an, dass da irgend etwas nicht stimmt. Selbst ein Täuschungsversuch sieht anders aus. Der Geekbench 3 liefert deutlich zuverlässigere Ergebnisse.
Benchmarks: Lenovo Yoga Tab 3 Pro
BENCHMARKS (Android 5.1) | Lenovo Yoga Tab 3 Pro |
---|---|
Geekbench 3 (single/multi-core) | 983/3242 |
3DMark Ice Storm Unlimited | 25871 |
(Quadrant) | (193135) |
AnTuTu v6.0 | 80184 |
Alle aktuellen Spiele funktionieren problemlos und flüssig, allerdings ist die HD Graphics Einheit auf dem Stand einer Adreno 330 GPU, die beispielsweise im Qualcomm Snapdragon 800/801 verwendet wird. Die Auflösung wird bei Spielen somit nicht vollständig ausgereizt und es kommt schnell zu Kantenbildung und fehlendem Anti-Aliasing. Dazu beendete unser Testgerät jedes Spiel, sobald wir einen Screenshot erstellten.
Für Medienwiedergabe ist das Lenovo Yoga Tab 3 Pro allerdings bestens gerüstet und von der Performance mehr als ausreichend. Video Streams von Netflix oder Amazon Instant Video werden zügig geladen, was nicht zuletzt an der schnellen und zuverlässigen WLAN a/c Verbindung liegt.
Der Pico-Projektor überrascht
Den Fokus auf Videowiedergabe merkt man vor allem am eingebauten Mini-Beamer, der im Standfuß integriert wurde. Ich war überrascht wie gut die Qualität und die Helligkeit ist, obwohl es nur ein Pico Projector mit 800 x 480 Pixeln Auflösung ist. Immerhin ist damit ein Bild möglich, das bis zu 70 Zoll in der Diagonale beträgt – also mal eben anderthalb mal so groß wie der übliche Fernseher.
Der kleine Beamer setzt allerdings eines voraus, um ein gutes Bild zu liefern: Dunkelheit. Bei Tageslicht reichen die 50 lumen bei weitem nicht, um annähernd etwas zu erkennen, zieht man die Gardinen vor die Fenster, dann wird es schon besser. Ein wirklich brauchbares Bild gibt es aber nur bei Dunkelheit, vorher reicht der Kontrast einfach nicht aus. Heißt im Alltag also: Entweder den Raum komplett verdunkeln (unpraktisch) oder bis Abends warten (nicht immer möglich). Im Meeting sehe ich das Gerät somit eher nicht. Ihr seht, der DLP-Projektor ist nur bedingt nützlich, ihr solltet daher vorher überlegen, wofür ihr ihn wirklich braucht. So viel zu den Einschränkungen.
Ich persönlich habe ihn jedoch wirklich lieb gewonnen. Ohne Fernseher im Schlafzimmer kann ich somit abends sehr bequem mit großem Bild Netflix schauen, indem ich auf den Schrank oder die Decke was projiziere. Ja, richtig, bei dem Yoga 3 Pro lässt sich der Standfuß nun endlich komplett um 180 Grad drehen, sodass man auch mühelos die Decke anstrahlen kann. Das Ergebnis lässt sich dabei wirklich sehen und macht Spaß. Details wie bei Ultra HD könnt ihr nicht erwarten, aber die hat euch nun wirklich keiner versprochen. Der Kontrast ist gut, Farben stimmen und eine Verzögerung bei der Wiedergabe gibt es auch nicht. Für einen Netflix Abend draußen am Grill echt klasse, oder eben schön kuschelig im Schlafzimmer (Netflix and Chill, anybody?).
Toll: Der Projektor passt das Trapez selbst an, sodass das Bild immer rechteckig ist. Nicht so toll: Die Schärfeeinstellung am Touchscreen erfordert vor allem bei größeren Entfernungen viel Fingerspitzengefühl. Da merkt man auch die Grenzen der Auflösung.
Kamera
Wir bei MobileGeeks waren noch nie große Fans von Kameras in Tablets, dafür ist ein Smartphone nicht nur qualitativ besser geeignet, sondern sieht beim Fotografieren auch noch optisch ansprechender aus. Dennoch haben wir natürlich die Kamera getestet und sind vor allem mit der rückwärtigen 13 Megapixel Kamera recht zufrieden. Bei gutem Licht liefert sie ordentliche Fotos mit guter Schärfe und knackigen Farben. Der Fokus ist halbwegs schnell und der Auslöser schnell gedrückt. Wer etwas kreativer sein möchte, dem werden einige Modi in der aufgeräumten und übersichtlich aufgebauten Kamera App helfen. Etwas unglücklich ist die Positionierung der hinteren Linse, die schnell mit der Handfläche abgedeckt wird. Wie sonst auch üblich sinkt die Qualität der Aufnahmen bei schlechten Lichtverhältnissen dramatisch und das Rauschen nimmt Überhand.
Auch eine dedizierte Frontkamera ist dieses Mal verbaut, die mit 5 Megapixeln auflöst. Für Skype-Telefonate und andere Video-Chats bietet sie genügend Details. Auch bei dunkleren Lichtverhältnissen liefert sie ausreichende Qualität, um noch gut erkannt zu werden. Mehr Licht ist hier jedoch auch besser.
Software
Bei der Software hat sich Lenovo zurückgehalten und auf jegliche Themes und Launcher verzichtet. Herausgekommen ist ein recht sauberes Android 5.1, das funktionell und optisch weitestgehend mit dem Android, das man von Nexus Geräte kennt, übereinstimmt. Hinzugefügt wurde beispielsweise die Möglichkeit zwei Apps gleichzeitig in kleinen Fenstern darzustellen, was mit erstaunlich vielen Programmen tadellos funktioniert. Neu ist auch der Zeichenblock, mit dem man auf Screenshots kritzeln kann oder eine intelligente Seitenleiste, die man vom rechten Bildschirmrand aus aufrufen kann. Hier kann man beispielsweise den Projektor aktivieren und einstellen, sowie die Kamera und andere Apps starten.
Auch ein Paar wenige Apps liefert Lenovo mit mit denen man Medien zwischen Geräten besser teilen kann oder einen Cloud-Speicher-Dienst namens SYNCit HD. Wer das Yoga gerne als digitalen Bilderrahmen benutzen möchte, findet ebenfalls eine App dafür im Lenovo Ordner. Nicht zuletzt ist auch Netflix gleich vorinstalliert. Ihr seht, die Veränderungen an Android halten sich in Grenzen, was sich hoffentlich auch in zügigen Updates bemerkbar machen wird.
Akkulaufzeit
Mit einer Akkukapazität von 10200mAh kann man durchaus einiges erwarten, Lenovo gibt sogar ganze 18 Stunden Laufzeit an. Diese konnten wir leider nicht erreichen. Im Beamer Betrieb hielt das Tablet etwa fünf bis sechs Stunden – ein ordentlicher Wert, der für etwa drei Filme vollkommen ausreicht. Etwas enttäuschend war hingegen die Wiedergabe von Video-Streaming bei der Hälfte der Displayhelligkeit – etwa 10 Stunden waren hier möglich. Versteht mich nicht falsch, es ist immer noch ein sehr guter Wert, allerdings hätte ich bei der Akkukapazität noch eine ganze Ecke mehr erwartet.
Sehr positiv hingegen ist die extrem schnelle Ladezeit: In nur drei Stunden schafft es das 12V/2A Ladegerät von 0% auf 100% – mir ist kein anderes Tablet bekannt, das das schafft. Sehr beeindruckend.
Fazit
Das Lenovo Yoga Tab 3 Pro ist ein hervorragendes Tablet für alle, die gerne Filme und Serien konsumieren möchten. Der einzigartige, variable Standfuß, das großartige, helle Display und die sehr guten Lautsprecher machen es zu einer perfekten Video-Streaming Maschine. Dazu kommt die lange Akkulaufzeit, die allerdings noch etwas länger ausfallen könnte – viel besser geht es für Netflix und Co. Fans wirklich kaum. Negativ sind die Performance-Probleme aufgefallen, die hoffentlich mit zukünftigen Updates behoben werden. An der Hardware sollte es nicht liegen, auch wenn sie nicht für High-End Spiele gemacht wurde.
Braucht man den kleinen Beamer? Diese Frage müsst ihr euch selbst beantworten. Mir hat er gut gefallen, auch wenn das Einsatzgebiet durch die geringe Leuchtstärke stark begrenzt ist. In hellen Räumen ist er nicht zu gebrauchen, im Schlafzimmer als Fernseher-Ersatz aber vollkommen ausreichend.
Mit dem Yoga Tab 3 Pro geht Lenovo weiterhin einen mutigen und innovativen Weg abseits des langweiligen Mainstreams und bietet Funktionen wie den Standfuß, sehr gute Lautsprecher oder den integrierten Projektor. Für Serienliebhaber und Filmgenießer ist das Tab 3 Pro somit genau das Richtige.
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