Als ich 2010 zum ersten Mal für längere Zeit alleine in die große, weite Welt reiste, lange bevor ich wusste, was digitale Nomaden sind, war ich offensichtlich recht unbedarft – vor allem, wenn es um das liebe Geld ging. Falls es damals schon Blogs oder Internetratschläge zum Geldabheben im Ausland gab, habe ich sie nie gelesen. Heute bin ich da etwas weiter.
Immerhin war ich aber damals so schlau, mir eine Kreditkarte zuzulegen. Bis dahin hatte ich mich dieser Zahlungsform immer verweigert. Ich gebe nicht sinnlos Geld aus, aber mein Kopf steckt oft in den Wolken und weniger bei meinen Finanzen. Eine Kreditkarte, mit der ich den Überblick über meine Ausgaben verlieren würde und mich somit dazu verleiten würde mehr Geld als ich habe auszugeben, hat mich immer abgeschreckt. Bis ich, wie gesagt, auf Weltreise ging.
Das böse Erwachen: Wo kommen auf einmal diese Kontogebühren her?
Denn leider kann man im Ausland selten mit EC-Karten zahlen. Eine Kreditkarte musste also her. Ich habe mir mehr oder weniger die erste Bank geschnappt, die mir eine Visa-Karte ausgestellt hat (wer könnte jemals den Werbeslogan „Visa, die Freiheit nehm‘ ich mir…” vergessen?!) und das war’s dann schon. Über Kontoführungsgebühren, Geld im Ausland abheben, Kreditlimit und Ähnliches hatte ich mich nie informiert und war dementsprechend unwissend – bis ich irgendwann auf meinen Kontoauszug guckte und völlig geschockt war: Jedes Mal, wenn ich im Ausland Geld abgehoben hatte, musste ich Gebühren zwischen 5,00 Euro und 7,50 Euro blechen – jedes einzelne Mal. Das geht dauerhaft ganz schön ins Geld, denn man will ja auch nicht immer, je nachdem wo man sich gerade aufhält, mit 2.000 Euro Bargeld in der Tasche herumspazieren, nur um die Abhebegebühren niedrig zu halten. Bei meiner Kreditkarte kam außerdem noch hinzu, dass ich ein monatliches Limit von 500 Euro hatte, was mir im ungünstigsten Moment überhaupt, mitten im Karnevalfeiern in Brasilien, bewusst wurde. Ich stand plötzlich ohne Geld da und musste mir von meiner Bank eine Bargeldlieferung per Western Union zuschicken lassen. Glaubt mir, mit all diesen Dingen wollt und solltet ihr euch nicht herumplagen, wenn ihr auf Reisen seid.
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Die Erkenntnis: Es gibt Kreditkarten für digitale Nomaden
Daher solltet ihr euch lieber VOR eurer Reise informieren, was die besten Möglichkeiten sind, um vor Ort an Bargeld zu kommen. Wie gesagt, mit EC-Karten kommt ihr oft nicht weit und Massen an Bargeld mitzuschleppen, ist auch nicht besonders sicher. Wenn ihr nur kurzfristig unterwegs seid, ist das vielleicht nicht ganz so wichtig, aber wenn ihr länger auf Reisen seid, lohnt sich der Kreditkarten-Vergleich. Hier stelle ich euch verschiedene gute Optionen zum Abheben von Bargeld im Ausland vor.
DKB
Mich hat direkt die Kreditkarte der DKB überzeugt. Hier zahle ich weder Kontogebühren, noch muss ich für das Abheben am Automaten jemals Gebühren zahlen. Selbst wenn der Automat mir diese automatisch berechnet, erstattet die DKB mir diese Gebühren am Ende des Monats zurück. Die Anmeldung sowie die gesamte Kontoführung findet online statt, sodass ich noch nie Probleme hatte, meinen Finanzstatus einzusehen oder Transaktionen im Netz auszuführen. Wenn es doch Probleme gibt, reagiert der Kundenservice sehr schnell (innerhalb von 24 Stunden, meist schneller und hilfreich auf alle Anfragen per Mail). Telefonisch bekommt ihr in Notfällen natürlich sofort Unterstützung, 24 Stunden lang an 7 Tagen die Woche. Für die DKB gibt es, je nach eurem monatlichen Einkommen ein Kreditlimit. Wollt ihr mehr Geld abheben, könnt ihr entweder die Erhöhung des Limits beantragen oder euch selbst per Onlineüberweisung Geld auf eure Kreditkarte schicken. Das kann allerdings ein paar Tage dauern, denn an Feiertagen und Wochenenden arbeitet selbst die DKB nicht. Der einzige Nachteil der DKB-Karte ist das Zahlen mit der Kreditkarte. Hier fallen nach wie vor Gebühren an.
Update
Seit dem 1. Juni 2016 erstattet die DKB die Automatengebühren nicht mehr. Es muss nach wie vor nichts für den Nutzen der Karte gezahlt werden, doch die Gebühren, die einzelne Automaten errichten, erstattet die DKB nicht mehr.
Comdirect
Comdirect punktet vor der DKB vor allem dadurch, dass sie in vielen Ländern einen besseren Wechselkurs. Besonders günstig ist Comdirect dadurch zum Bargeld abheben in den USA, Kanada, Japan und Costa Rica. Das gilt jedoch nicht immer, wer darauf bedacht ist, sollte sich vorher immer genau über den jeweiligen Wechselkurs seiner Banken informieren. Comdirect erhebt ebenfalls keine Kontotogebühren, das Abheben ist ebenfalls gratis und wie bei der DKB werden auch hier anfallende Automatengebühren erstattet. Wer mit der Comdirect zahlt, muss ebenfalls eine Gebühr entrichten (mit 1,5 % ist diese aber etwas günstiger als bei der DKB mit 1,75%). Besonderes Plus der Comdirect: Neukunden werden mit einem 50 Euro Startguthaben gelockt, wenn sie das Comdirect-Konto zu ihrem Gehaltskonto machen.
MasterCard Gold
Neben der DKB, gibt es auch andere Banken, die günstige Konditionen für Kreditkarten für Reisende bieten. Dazu gehört die MasterCard Gold der Advanzia Bank. Auch hier zahlt ihr keine Kontogebühren und das Abheben von Bargeld im Ausland ist gratis – es sei denn, die ausländische Bank erhebt Gebühren. Anders als bei der Kreditkarte der DKB werden euch diese hier nicht zurückerstattet. Und nun der Clou: Der Kreditrahmen liegt hier mal eben bei 5.000 Euro. Klar, wer sein Konto überzieht, zahlt kräftig. Für Nomaden, die wie ich, ihre Ausgaben eher sporadisch kontrollieren, kann das sehr gefährlich sein. Der Kontoausgleich ist ebenfalls etwas komplizierter, da ihr dies manuell per Rechnung machen müsst und die Bank nicht einfach automatisch euer Kreditkartenkonto ausgleicht.
Number26 Mastercard
Die Number26 Mastercard ist ebenfalls eine gute Option für reisende digitale Nomaden. Diese Bank ist auf junge, mobile Menschen ausgerichtet und dementsprechend praktisch für Bankgeschäfte von unterwegs. Die Online-Anmeldung beispielsweise dauert weniger als 10 Minuten und ihr könnt euer Konto direkt mit eurem Smartphone verlinken und so alle Banktransaktionen bequem per App steuern. Ein weiteres großes Plus: Ihr seht sofort nach jeder Transaktion, was auf eurem Konto passiert. Bei vielen anderen Kreditkarten könnt ihr eure neue Bilanz erst nach Tagen einsehen. Das Führen eines Kontos ist hier ebenfalls gratis, genau so wie das Abheben von Bargeld weltweit. Genau wie bei der MasterCard Gold werden hier aber keine Automatengebühren anderer Banken erstattet.
PayPal
PayPal bietet zwar auch eine eigene Kreditkarte für euer PayPal-Konto, soweit ich weiß, ist diese aber bisher nur für U.S. Einwohner mit einem amerikanischen PayPal Konto verfügbar. Doch auch ohne diese Kreditkarte kann PayPal als Notgroschen sehr hilfreich sein. Wenn ihr beispielsweise in einer Notsituation seid und nicht auf euer Konto zugreifen könnt, könnt ihr Hostels oder Hotels oft auch direkt per PayPal bezahlen. Und wenn es wirklich hart auf hart kommt, könnt ihr eurem Reisepartner oder jemandem in eurem Hostel Geld von eurem PayPal Konto überweisen, der es dann für euch abhebt. Wenn ihr denkt: „Wer macht das denn?“ Ich habe das schon oft erlebt, denn unverhofft kommt oft – gerade auf Reisen.
Andere Optionen
Neben den erwähnten Kreditkarten, können für ganz spezifische Bedürfnisse auch diese Optionen interessant sein.
Wer etwa ADAC Mitglied ist, sollte sich auch diese Karte einmal anschauen. Hier muss man, anders als bei der comdirect oder DKB nicht zwangsweise ein Girokonto eröffnen und die Jahresgebühr kann man in Tankgutscheinen wieder einholen. Wer oft Mietwagen nutzt, bekommt mit der ADAC Karte außerdem weltweit einen Rabatt von 5% auf Mietwagen. Das Abheben im Ausland ist kostenlos, allerdings kann man mit der ADAC-Karte im Ausland nicht bezahlen.
Wer eine Kreditkarte haben will, muss mindestens 18 Jahre alt sein. Wer (auch wenn unter digitalen Nomaden eher selten der Fall) jünger ist und trotzdem eine Kreditkarte haben möchte, kann diese bei Wüstenrot erhalten.
Für digitale Nomaden mit einem schlechten Schufa Eintrag, empfehlen sich Prepaid-Karten wie beispielsweise die Kalixa. Hier solltet ihr darauf achten, dass ihr sie mindestens ein Mal alle sechs Monate verwendet, da sonst Kontogebühren anfallen. Je nachdem, wie ihr die Karte aufladet, fallen auch hier unterschiedliche Gebühren an.
Im nächsten Teil unseres Zweiteilers „Billig Bargeld abheben im Ausland“ erklären wir euch dann, wie ihr auch von unterwegs stets eure Finanzen im Blick behaltet.