Die romantische Vorstellung des um die Welt reisenden digitalen Nomaden wird nur selten von Gedanken an finanzielle Probleme gestört. Aber faktisch ist es so, dass jeder, der diesen Standard leben möchte, ihn auch finanzieren können muss. Ein Mittel ist das passive Einkommen. Zeit, mit einem Mythos aufzuräumen.
Passives Einkommen. Das klingt nicht nur toll, das ist auch toll. Die Vorstellung, dass das Geld für mich arbeitet, während ich etwas ganz anderes mache, eine neue Stadt anschaue, mich durch Netflix klicke oder am Strand faulenze. Im Grunde ist das der Hintergedanke hinter etlichen neuen Firmen- und Geschäftsmodellen: Produkte schaffen, die dann zeitunabhängig Geld bringen. Und es ist der Keim von etlichen Firmen- und Geschäftsmodellen, die einem erklären wollen, wie man Produkte schafft, die zeitunabhängig Geld bringen.
Zu diesen Produkten zählen etwa Video-Tutorials, E-Books, Online-Kurse und alles andere, was man vorproduzieren und anschließend zum Kauf anbieten kann. Ein Mythos, den der Autor Paul Jarvis bei Inc.com sehr treffend als „Unterhosen-Mythos“ bezeichnet hat, ist jedoch, dass man all das erreichen kann, indem man – eben – in Unterhosen vor der Glotze sitzt und sich Gedanken über den Pizza-Lieferservice macht, bei dem man heute bestellt.
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Passives Einkommen ist ehrliches Geld
Am passiven Einkommen haftet das Vorurteil von Faulheit. Ein Phänomen, das man fast ausschließlich im Online-Bereich feststellen kann. Oder wann hat man das letzte Mal bei einem Roman aus der Buchhandlung gedacht: „Mensch, der Autor war sicher total faul“? Eben. Hinter jedem Roman steckt eine enorme Arbeitsleistung. Man will sich gar nicht ausmalen, wie viele Stunden eine J.K. Rowling an den Harry Potter-Büchern geschrieben, verändert, angepasst, gemacht und getan hat, bis daraus ein Buch wurde – Lektorat, Illustrationen, Druck und Satz mal außen vor gelassen.
Ein E-Book über gesunde Ernährung, ein Video-Kurs, um in acht Wochen fit zu werden, eine Tutorial-Reihe, um Google Analytics zu verstehen – all das sind auch Produkte, die nicht vom Himmel gefallen sind. Da spreche ich aus leidiger Erfahrung von meinen fünf E-Books und drei Büchern sprechen, die ich bisher geschrieben und/oder herausgegeben habe. Da reden wir nicht von ein paar Stunden oder Tagen, wir reden über Wochen und Monate, die so ein Projekt benötigt, bis es fertig bei Amazon und Co. liegt.
Mit Arbeitsleitung in Vorkasse
Dann aber, klar, generiert es Monat für Monat Einnahmen – mal mehr, mal weniger. Schaut man jetzt, ca. zwei Jahre nach Veröffentlichung meines ersten E-Books Verschlüsselt! auf meine aktuelle Arbeitsleistung, wird man feststellen, dass ich allerdings ziemlich passiv bin. Nicht gesehen wird dabei, dass ich wochenlang aktive Arbeit ohne Geld dafür zu bekommen betrieben habe, um dieses Ziel zu erreichen.
Man tritt also beim passiven Einkommen, das man über Produkte generiert, in Vorkasse mit Arbeitsleistung. Anders verhält es sich bei Dienstleistungen, die von vorneherein bezahlt werden. Das Problem hier ist aber, dass sie nur 1:1 funktionieren, also eine Dienstleistung für einen Kunden(-kreis). Digitale Produkte funktionieren 1:∞ – zumindest theoretisch.
Fazit: Arbeite, los!
Es muss also endlich Schluss sein mit dem „Unterhosen-Mythos“. Digitale Nomaden, Webworker und andere, die passives Einkommen nutzen, um sich zu refinanzieren, sind keine faulen Couchpotatoes. Sie arbeiten hart für den Erfolg und das Geld – nur eben zeitlich etwas verschoben. Geld fließt nicht sofort und man muss sich darüber im Klaren sein, dass man bis zum ersten Lohn Zeit überbrücken muss.
Am wichtigsten ist aber – auch aus eigener Erfahrung – dass man Bock darauf hat, ein Produkt umzusetzen. Wer das nur aus finanziellen Beweggründen tut, wird keinen Erfolg haben (oder einen härteren Weg zum Erfolg haben). Und nun: Arbeite, los!
Aber vergiss den Spaß dabei nicht.