Die Grenzen zwischen Nomaden, digitalen Nomaden, Nunomads, Technomads, Weltreisenden, Menschen, die im Internet arbeiten, mobilen Jobs und Selbständigen sind tatsächlich fließend. Was ist davon was, und wer ist eigentlich was – und wieso, weshalb, warum brauchen wir überhaupt all diese Kategorien? Eine Übersicht über nomadische Lebenfsormen.
Kategorien sind immer eine schwammige Angelegenheit. Sie können überlappen, es gibt immer irgendwelche Ausnahmen und am Ende weiß keiner so genau, was eigentlich Sache ist. Deswegen will ich hier weder behaupten, ich hätte die Nomaden-Weißheit mit Löffeln gefressen, noch erhebe ich Anspruch darauf, allgemeingültige, vollständige Definitionen gefunden zu haben. Doch Tatsache ist: Die mobilen Lebensformen kommen in unzähligen Formen und Farben daher und je beliebter sie werden, umso verwirrender wird es. Da hilft es manchmal, einige Anhaltspunkte zu haben, um im Nomadendschungel den Überblick zu behalten.
Welcher Nomadentyp bist du?
Ich habe dazu eine überschaubare Grafik des “Technomaden-Pärchen” (Selbstbezeichnung) Chris Dunphy und Cherie Ve Ard gefunden, die ich sehr hilfreich finde, um sich ein wenig besser im Nomadenwirrwarr zurechtzufinden.
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Das ist zwar eine sehr vereinfachte, aber doch sehr übersichtliche Tabelle. Man erkennt direkt, dass es sehr viele Arten gibt, um zu reisen oder mobil zu arbeiten und während all diese Formen des Nomadenlebens einiges gemeinsam, gibt es doch auch klare Unterschiede. Gehen wir die einzelnen Punkte durch.
Nomaden / Vagabunden
Das Nomadendasein ist eine uralte menschliche Lebensformen. Viele Menschen bewegen sich ständig von einem Ort zum anderen, ohne eine feste Heimat zu haben. Das kann saisonal bedingt sein (Viehhirte in Zentralasien, Südamerikanische Sänger in europäischen Fußgängerzonen) oder eine permanente Lebensweise (Berber in der Sahara). Es kann auch einfach eine bewusst gewählte Lebensform sein, um eine persönliche Reiselust zu befriedigen.
In meinem Fall: Diese Lebensform hat eher mich gefunden als andersherum und so reise ich seit über 3 Jahren ohne festen Wohnsitz um die Welt.
Weltreisende
Damit sind Menschen gemeint, die für eine begrenzte oder auch unbegrenzte Zeit um den Globus reisen. Weltreisende können Backpacker oder Auswanderer sein, die längere Zeit an einem Ort bleiben und dann weiterziehen. Das Reisen kann zum reinen Vergnügen stattfinden oder mit Arbeit verbunden sein. Auch die Transportarten reichen von Wandern über Fahrrad bis hin zum Jetsetterleben und können dabei sehr luxuriös oder ganz asketisch sein.
Ich bewege mich beispielsweise irgendwo auf der Geraden zwischen Backpacker und Auswanderer.
Digitale Nomaden
Dieser Begriff bezieht sich vor allem auf ortsunabhängiges Arbeiten mit der Hilfe von modernen Technologien. Das heißt, die Arbeit muss nicht an einem festgelegten Arbeitsplatz oder immer zu einer genau definierten Uhrzeit erfolgen. Der Arbeitsplatz kann dabei das Café um die Ecke oder das Wohnzimmer sein und die Arbeitszeiten bestimmen die digitalen Nomaden größtenteils selbst. Die Arbeit wird dabei vorwiegend mit der Hilfe von Technik verübt (z.B. Internet, Computer). Aber: digitale Nomaden müssen nicht unbedingt stets auf Achse und ohne festen Wohnsitz sein.
Während ich also als digitale Nomadin meinen Lebensunterhalt verdiene, bin ich dabei gleichzeitig auf Weltreise. Doch nicht jeder, der als digitaler Nomade arbeitet, kann und will ständig unterwegs sein.
Ortsunabhängiges Arbeiten
Auch diese Lebensform ist, wie der Name schon sagt, eine mobile Lebens- und vor allem Arbeitsweise. Gemeint sind damit Menschen, die ihren Job nicht dort ausüben, wo sie leben. Das kann also vom Pendler über den Telemarketer bis hin zum Gesellen auf Wanderschaft reichen. Der entscheidende Unterschied zu den digitalen Nomaden ist: Technik kann, muss aber nicht ein Hilfsmittel für diese Arbeitsform sein.
Ich arbeite zum Beispiel sowohl digital als auch ortsunabhängig.
Nunomads
Dieser Begriff ist nicht mehr ganz so “en vogue”, bezieht sich aber hauptsächlich auf Geschäftsleute, die ihre Geschäfte dahin mitnehmen, wo es ihnen gefällt. Ein Beispiel dafür wäre etwa der Immobilienverwalter, der seine Immobilien in Deutschland vermietet, dies aber lieber in Thailand als in Köln organisiert. Die Grenzen zum ortsunabhängigen Arbeiten sowie zu den digitalen Nomaden sind dabei fließend.
Wenn ich davon ausgehe, dass ich als Selbständige mein eigenes Geschäft verwalte, könnte auch dies eine passende Bezeichnung für meine Lebensform sein.
NuRVers / Wohnwagen-Nomaden
Das ist eine sehr spezielle Form des Nomadendaseins. Wer sich also mit seinem RV (Recreational vehicle, amerikanisch für: Wohnwagen) von einem Ort zum anderen begibt und im Wohnwagen seine Orts- und Arbeitstätte hat, würde sich als Wohnwagen-Nomade bezeichnen.
Da ich weder meinen eigenen Wohnwagen habe oder mich in einem von Ort zu Ort bewege, gehöre ich sicher nicht zur Gemeinschaft der NuRvers. Ich träume aber schon manchmal davon, im Rentenalter mit einem Wohnwagen gemütlich durch die Welt zu tuckern.
Road Warrior / Straßenkrieger
Road Warriors oder Straßenkrieger verbringen einen großen Teil ihres Lebens unterwegs. Sie bereiten beispielsweise Konferenzen vor, halten Workshops ab oder verkaufen Produkte und sind dafür ständig auf Achse. Viele Road Warriors haben dabei einen festen Wohnsitz, sie selbst sind aufgrund ihrer Arbeit aber selten dort. Das Reisen ist hierbei nicht unbedingt eine freiwillige Wahl, sondern eine Voraussetzung für den Job.
In meiner Zeit in Chile war ich teilweise als Road Warrior unterwegs und musste für meinen Marketing-Job Konferenzen und Ausstellungen in Deutschland oder den USA besuchen.
Lifestyle Designer
Das ist der wohl schwammigste Begriff unter all den Formen das Nomadenlebens. Er bezieht sich dabei hauptsächlich darauf, aus der gewohnten Arbeitsstruktur des 8-Stunden Arbeitstags, 5 Tage die Woche, auszubrechen. Das beinhaltet Selbständige, Freiberufler, Halbtagsangestellte oder prinzipiell alle, die ihr berufliches Leben selbst in die Hand nehmen.
Ich habe in meinem ganzen Leben etwa 1 Jahr lang (in Chile) in einer klassischen Jobstruktur gearbeitet – und es gehasst. Allein die Vorstellung, jemals wieder von montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr in einem Büro sitzen zu müssen, ist mir ein Graus.
Technomaden
Man könnte die Technomaden vielleicht als die Daniel Düsentriebs unter den Nomaden bezeichnen.
Ein klassisches Beispiel hierfür ist der Tech-Nomade Steven K. Roberts, der bereits 1983 mit einem gepimpten Fahrrad um die Welt reiste. Technomaden arbeiten nicht immer während ihrer Reisen, sie nutzen aber bewusst Technik, um ihre Reisen zu ermöglichen. Das kann ein solargesteuertes Wohnmobil oder ein selbstgebasteltes Fahrrad mit Elektroantrieb sein.
Obwohl ich mit viel technischer Ausrüstung (Computer und Aufnahmeausrüstung für meine Podcasts etc.) unterwegs bin, habe ich (leider) keine genialen technischen Gadgets für unterwegs entwickelt – noch nicht.
Nomadische Lebensformen hin oder her: Habt einfach Spaß
Diese Versuche einer Begriffsdefinition sind bei weitem nicht vollständig und wie man sieht, können Nomaden durchaus in mehr als eine dieser Kategorien fallen. Zu welcher Kategorie gehört ihr? Macht ihr etwas, was hier gar nicht erwähnt wurde? Und was haltet Ihr generell von dem Versuch, das freie Volk der Nomaden in Kategorien zu packen? Ich freue mich auf Euer Feedback! Generell finde ich, dass es unwichtig ist, in welche Kategorie ihr jetzt ganz genau passt. Wichtig ist, dass ihr etwas macht, woran ihr glaubt und was euch Spaß macht!
Dann bis nächste Woche – aus irgendeinem Winkel dieser Welt,
Eure Marinela
Dieser Beitrag ist Teil der Kolumne „Tagebuch einer digitalen Nomadin“ von Marinela Potor auf BASIC thinking und zuerst dort erschienen.