Die Pebble Time und die Pebble Time Steel bilden nicht nur das bisher erfolgreichste Kickstarter Projekt, sie setzen auch die Tradition der Ur-Pebble fort. Hohe Kompatibilität mit Android und iOS, ein ePaper Display, das sich in der Sonne perfekt ablesen lässt und eine Akkulaufzeit von mindestens einer Woche. Doch können die beiden Uhren mit der starken Konkurrenz von Android Wear und auch Apple mithalten?
Großes Update: Vor kurzem gab Pebble bekannt, dass nun alle Pebble Time Steel ausgeliefert wurden und natürlich haben auch wir unser Exemplar erhalten. Seit drei Wochen nutze ich die schwarze Pebble Time Steel. Gegenüber der Pebble Time wurden dabei einige Punkte verbessert, die ich bei meinem Testbericht unten bemängelt habe. Welche das sind und ob die Pebble Time Steel ihren Preis wert ist, erfahrt ihr in unserem umfangreichen Test Update ausführlich in jeder einzelnen Kategorie. Verarbeitung, Armbänder, Display und Akkulaufzeit haben ein ausführliches Update enthalten und auch das Fazit wurde erweitert.
Pebble Time Verarbeitung: Vorne Edelstahl, hinten Plastik
Deutlich kompakter ist die Pebble Time im Vergleich zur alten Ur-Pebble geworden, dazu sieht sie moderner aus. Der Displayrahmen besteht nun aus Edelstahl, die Rückseite aus einem matten Kunststoff, der eine leichte Wölbung nach Innen für das Handgelenk hat. Dazu ist die Uhr schlanker geworden, im Vergleich zur Pebble Steel ist sie einen Millimeter dünner, dafür aber sichtbar breiter. Die Dicke ist auf jeden Fall angenehm und die Uhr sieht durch die leicht gekrümmte Form am Handgelenk nochmal schlanker aus als sie ist.
Das Kunststoffgehäuse schien zunächst stabil verarbeitet zu sein, nach knapp drei Wochen fing es jedoch an ganz leicht zu knarzen – kein gutes Zeichen für die weitere Nutzung. Das Knarzen ist wirklich nur sehr geringfügig wahrnehmbar und somit hört man es im Alltag kaum. Dennoch, das gibt schon mal einen generellen Vorgeschmack auf die Verarbeitungsqualität.
Wie bei den Vorgängern auch gibt es drei Tasten auf der rechten Seite und eine Taste auf der linken Seite, mit denen die Pebble Time bedient wird. Ein Touchscreen ist mal wieder nicht verbaut, was gleichzeitig Vor- und Nachteile hat: Ohne Touchscreen verbraucht die Uhr weniger Strom, was eine längere Akkulaufzeit ermöglicht. Dazu ist die Pebble Time wasserdicht bis zu 30 Meter Tiefe, was mit einem Touchscreen wohl nur schwer möglich gewesen wäre. Man ist dafür aber zur Bedienung auf die vier Tasten angewiesen, die allerdings auch nicht gerade durch hochwertige Verarbeitung glänzen.
Die Druckpunkte der Tasten sind allgemein recht schwammig und man muss sie stark eindrücken, um eine Aktion auszulösen. Dazu kommt, dass jede Taste einen etwas anderen Druckpunkt besitzt, so lässt sich die einzelne Taste auf der linken Seite halbwegs knackig und kurz drücken, während die mittlere rechte Taste gefühlt zwei Druckpunkte besitzt. So kam es am Anfang dazu, dass ich nur bis zum „ersten“ Widerstand gedrückt habe, da passierte allerdings nichts. Erst nach einem stärkeren Druck erfolgte dann auch eine Eingabe – nervig. Klar gewöhnt man sich nach kurzer Zeit daran, aber bei einem Preis von 249€ darf das nicht sein, erst recht nicht, wenn das die einzige Möglichkeit darstellt die Uhr zu bedienen.
Das Silikonarmband ist dünn und sehr flexibel, was es angenehm zu tragen macht. Es ist jedoch komplett glatt und hat keinerlei Struktur, wodurch es eben auch etwas billig erscheint. Die Schließe besteht wieder aus Edelstahl und macht ihren Job gut. Für ein durchschnittliches, männliches Handgelenk ist die Breite von 22mm ausreichend, die Länge ebenfalls. Wem das Band jedoch gar nicht gefällt, der kann die zwei im Band integrierten Schnellverschlüsse zur Seite schieben und die Armbänder nach Gusto austauschen. In Zukunft sollen dabei auch smarte Armbänder auf den Markt kommen, die sich über den magnetischen Anschluss mit der Pebble Time verbinden und zum Beispiel mit weiteren Fitnesssensoren ausgestattet sind. Eigens dafür hat Pebble einen Fond mit einer Million US-Dollar gegründet, ein fertiges Produkt fehlt aber bislang.
Die Pebble Time kommt übrigens in einer minimalistischen Verpackung, die auch gleichzeitig die Umverpackung für den Transport ist. Darin enthalten ist die Uhr selbst, ein ein Meter langes Ladekabel sowie zwei Informationsleaflets. Das Ladekabel hat einen magnetischen Stecker, wird auf der Rückseite der Pebble Time angebracht und haftet stark genug, um die Uhr daran herunterbaumeln lassen zu können.
Pebble Time Steel: Verarbeitung & Design
Die Pebble Time ist keine schöne Uhr und das hat sich auch mit der Pebble Time Steel nicht geändert. Von vorne blicken wir auf ein quadratisches Uhrengehäuse mit dicken Rändern rund um das winzige 1,25 Zoll Display – schön oder modern ist wirklich anders.
Im Vergleich zur normalen Pebble Time wurde der Metallrahmen etwas schlanker, was bei dunklem Watchface etwas mehr Display vermuten lässt als in Wirklichkeit da ist. Dafür fällt das Gorilla Glas entsprechend größer aus und liegt schön gewölbt auf dem kleinen Display.
„Die sieht aus wie aus dem Kaugummiautomaten“ -dieses „Kompliment“ hört man öfter als einem lieb ist, doch im Allgemeinen sieht die Pebble Time auch im Stahlkleid nun mal so aus wie sie aussieht.
Während man sich über das Design streiten kann, so ist die Verarbeitung unbestreitbar erstklassig. Das Gehäuse besteht aus hochwertigem Edelstahl und hat eine schöne schwarz graue Farbe. Der obere Rand des Uhrengehäuses ist dabei hochglänzend poliert, der Rest der Uhr ist matt, was insgesamt einen tollen Look ergibt. Etwas störend finde ich den Plastik-Ring zwischen dem Displayrahmen und den Tasten, das hätte man auch sicher anders lösen können.
Apropos Tasten, diese hatte ich bei der Pebble Time bemängelt, weil sie zu glatt waren und einen merkwürdigen doppelten Druckpunkt hatten. Diese wurden zum Glück deutlich überarbeitet, bestehen aus Edelstahl und haben eine griffige Oberfläche erhalten, sodass man sie auch ohne Hinsehen gut spüren kann. Auch die Druckpunkte sind nun knackig und geben einem ausreichend Feedback. So soll es sein!
Erwähnenswert ist ebenfalls, dass die Pebble Time Steel etwas dicker als ihre Plastikschwester ist, was am größeren Akku liegt. Als störend empfinde ich die Dicke nicht, das liegt auch sicher daran, dass die Pebble Time Steel am unteren Rand nach innen gewölbt ist und somit angenehm am Handgelenk anliegt.
Pebble Time Steel: Die Armbänder
Die Pebble Time Steel kommt mit zwei hochwertigen Armbändern, einem aus Leder und einem aus Stahl. Das graue Lederarmband ist angenehm weich und fühlt sich auf der Oberfläche etwas angerauht und gewachst an. Das dunkelgraue Edelstahlarmband ist aber mein persönliches Highlight. Die Glieder sind auf der Oberfläche passend zur Uhr matt gehalten, die Seiten sind hochglänzend poliert. Von der Verarbeitung spielt hier Pebble auf sehr hohem Niveau und liefert echte Qualität: Weder scharfe Kanten, noch wackelnde Glieder sind zu bemerken. Alles ist fest an seinem Platz und fühlt sich auch nach mehreren Wochen Nutzung sehr stabil an. Auch die Schließe ist gut gearbeitet, schließt sauber und hält die Uhr sicher am Handgelenk.
Was mir beim Metallarmband gefehlt hat, war ein kleiner Schraubendreher, um einige Glieder zu entfernen und somit das Armband zu kürzen. Den meisten wird es ähnlich gehen, denn nicht jeder hat ein Uhrmacher-Set zuhause rumlilegen. Für diesen Preis kann man dies durchaus erwarten, doch dazu später.
Ist die Pebble Time Steel anfällig für Kratzer? Nach drei Wochen Nutzung nicht. Sowohl das Gorilla Glas als auch der Edelstahl scheinen ausreichend gut gehärtet zu sein, um den Alltag problemlos zu überstehen. Auch Wasser kann die Pebble Time Steel bis zu 30m Tiefe gut ab, ganz so tief haben wir es allerdings nicht probiert.
Pebble Time: Farbiges Display zu dunkel
Zum ersten Mal besitzt eine Pebble einen farbigen Bildschirm. Dieser kann bis zu 64 Farben darstellen, was gegenüber den Vorgängern mit Schwarz-Weiß Display eine große Bereicherung ist.
Die Farben sind allerdings nicht knallig bunt, sondern besitzen eher pastellähnliche Töne. Das hilft nicht gerade dabei einen hohen Kontrast zu erzeugen, der bei der Ablesbarkeit dringend benötigt wird. Zu dunkel ist oft das Bild in Innenräumen, wenn kein direkt frontales Licht auf den hochreflexiven Bildschirm fällt. Das liegt zum Teil auch daran, dass das Panel recht tief in das Gehäuse versenkt ist und somit viel Luft zwischen dem Gorilla Glas 3 und dem Panel liegt. Schade – das macht die Uhr nicht nur dicker, sondern auch schlechter ablesbar, weil viel Licht geschluckt wird. Die schwache LED Hintergrundbeleuchtung hilft da auch nicht, ihr Effekt tritt nämlich erst bei Dämmerung ein.
Draußen hingegen, ob mit oder ohne Sonne, da strahlt das Display der Pebble Time einen förmlich an und die hochreflexive LCD Technologie (von Pebble ePaper genannt) kann endlich ihren Vorteil ausspielen. Alle Inhalte sind klar erkennbar, Text lässt sich bestens auf dem meist hellen Hintergrund ablesen. Im Vergleich dazu sehen eine Apple Watch oder eine LG Watch Urbane ziemlich alt aus!
Kehrt man dann aber wieder in Innenräume zurück, dann sieht man auf der Pebble Time vor allem eins: Pixel. Die Auflösung beträgt gerade einmal 144 x 168 Pixel bei einer (Mäusekino-) Displaygröße von 1,25 Zoll. Willkommen im Jahr 2013, Pebble, da wo ihr mal angefangen habt. Klar ist: Von Retina sind wir da ganz weit entfernt, aber auch der Vergleich mit den neusten Android Wear Uhren und der Apple Watch zeigt, dass die Pebble Time was Größe, Auflösung und Farbraum angeht ganz schön hinterherhinkt. Wer sich also eine Pebble kauft, muss ganz genau wissen, was er haben will: Ablesbarkeit in der Sonne und Akkulaufzeit. Aber dazu kommen wir gleich.
Das Display ist an sich nicht schlecht, es hat einfach deutlich andere Stärken und Schwächen im Vergleich zur Konkurrenz. Diese Charakteristiken schränken eben auch den Funktionsempfang entsprechend ein, auch dazu kommen wir gleich.
Pebble Time Steel: Display
Mit 1,25 Zoll bleibt das Display der Pebble Time Steel unverändert winzig. Mir persönlich ist es damit etwas zu klein, um im Auto an der Ampel die eine oder andere Nachricht zu lesen oder schnell darauf zu antworten, doch das Thema habe ich schon im Pebble Time Test angesprochen.
Bemängelt hatte ich aber auch, dass die Lesbarkeit in Innenräumen schwach ist, weil zwischen Display und Glas eine klar sichtbare Lücke war, die Reflexionen unnötig erhöhte. Bei der Pebble Time Steel wurde dies zum Glück verbessert, die Lücke ist nun kaum noch vorhanden und der Bildschirm lässt sich somit auch bei flacheren Winkeln viel besser ablesen. Auch die Farben scheinen damit etwas kräftiger zur Geltung zu kommen, zumindest solange man die Hintergrundbeleuchtung aus lässt.
Timeline: Kalender am Handgelenk
Passend zum Farbdisplay hat Pebble auch eine neue Benutzeroberfläche vorgestellt: Die Timeline. Diese soll übersichtlich über vergangene und bevorstehende Termine informieren, aber auch einige andere Funktionen sind neu.
Die Navigation erfolgt komplett über die Tasten: Drückt man vom Watchface aus die Taste nach oben, so werden vergangene Termine der letzten Tage in einer Liste angezeigt. Wer sich weitere Informationen zu den Ereignissen anschauen möchte, kann dies mit der mittleren Taste tun und bekommt Anfangs- und Endzeit, Ort sowie Notizen zu dem Termin angezeigt. Die Zukunftsvorschau funktioniert analog, man gelangt mit der unteren Taste dahin. Die sogenannte Timeline ist somit vordergründig für alle praktisch, die ihre Termine im Auge behalten möchten. Was fehlt, sind Vorschläge wie bei Google Now, wann man für eine Verabredung am besten aufbrechen müsste, um auch pünktlich anzukommen; immerhin bekommt man 10 Minuten vor einem Termin eine Vibrationserinnerung.
Lesenswert: Die Pebble Time im Vergleich zur Pebble Steel
Spannend wird die Timeline übrigens in der Zukunft werden, wenn mehr Pebble Apps Informationen und Ereignisse mit ihr teilen werden. Derzeit kann euch beispielsweise ESPN über Spielstände der Vortage informieren, außerdem wird das Wetter für die kommenden Tage angezeigt.
Viel mehr ist derzeit nicht möglich, ich habe mich allerdings auch ehrlich gefragt, welche Informationen ich gerne zeitgebunden in dieser Ansicht angezeigt bekommen möchte. Flug- oder Hotelbuchungen mit einer Anzeige aller Details und eventuellen QR Codes fallen mir da spontan ein. Twitter, Instagram und Facebook-Updates? Wohl eher nicht. Aber vielleicht ist weniger auch einfach mehr, denn im Vergleich zu Android Wear und der Apple Watch wirkt die Benutzeroberfläche simpel, intuitiv und aufgeräumt. Was denkt ihr darüber?
Einfaches und aufgeräumtes Menü
Die restliche Benutzeroberfläche ist mit Hilfe von Karten aufgebaut und erinnert ein klein wenig an die Oberfläche von Nokia Smartphones aus den frühen 2000ern (Für die Jüngeren hier: Das waren die mit den vielen Tasten und monochromen Displays 😉 ). Drückt man in der Ziffernblattansicht die mittlere Taste, so gelangt man in das App Menü.
Wer in dem „Karten-Menü“ etwas weiter runternavigiert, der findet weitere Menüpunkte und Apps. Vorinstalliert sind eine Musikfernbedienung, ein recht umfangreicher Wecker mit Wochentagsplanung, Benachrichtigungen sowie Watchfaces.
Die Musikfernbedienung funktioniert unter Android mit einer voreingestellten App, zum Beispiel kann man Spotify oder Google Play Music als die Standard Musik App voreinstellen und somit direkt über die Uhr Musik starten. Unter iOS geht das nicht, da muss man die Musik erst auf dem iPhone anschmeißen, um sie danach mit der Pebble steuern zu können; der Player ist dabei egal.
Die Optionen der App sind dabei recht simpel und beschränken sich auf Titel und Interpretanzeige, Lauter, Leiser, Vor, Zurück und Play/Pause. Wer Playlisten verwalten möchte oder den nächsten Song schonmal suchen will, wird enttäuscht sein.
Einstellungen
Ganz oben ist übrigens die Einstellungskarte, die auf einen Blick Uhrzeit, Datum und Akkustand anzeigt sowie ob die Vibration derzeit aktiviert ist oder nicht. Mit der mittleren Taste kann man nun erneut bestätigen und gelangt in eine Liste voller Einstellungen, in der man die Pebble Time zum Koppeln freigeben kann, eine Ruhezeit einstellen kann, in der man keine Vibration für die Benachrichtigungen erhält (nachts sehr praktisch!) oder die Uhr komplett ausschalten kann.
Als zeitsparend hat sich übrigens auch erwiesen den sogenannten Quick Launch einzurichten. Damit ist es möglich Schnellzugriffe auf die Richtungstasten (nach oben und unten) zu legen und somit mit nur einem langen Tastendruck zu einer App oder den Benachrichtigungen zu springen, wofür es sonst deutlich mehr Klicks benötigt hätte.
Es fehlen jedoch auch einige Einstellungen, die zum Teil aber beim Vorgänger, der Pebble Steel, eingebaut waren. So ist es derzeit unmöglich, die Schriftgröße einzustellen oder eine Time out Zeit einzustellen, nach der die Pebble Time automatisch in das Watchface zurückspringt. Im Moment ist es nämlich so, dass z.B. nach dem Lesen einer Nachricht diese auf unbestimmte Zeit eingeblendet bleibt. Es passierte mir öfters, dass ich am nächsten Morgen auf die Pebble schaute, um die Uhrzeit zu erfahren und mich wunderte, was das da für eine Nachricht ist.
Ihr merkt, die Pebble fühlt sich an manchen Stellen noch nicht ganz fertig an. Was für Kickstarter Backer, die ja in der Regel Betatester spielen, in Ordnung geht, darf dann beim späteren Verkauf im Sommer nicht mehr sein.
Apps aufs Wesentliche reduziert
Einer der Gründe, warum man sich für eine Pebble Time entscheidet, ist die große Anzahl an Apps von kleinen aber auch von namhaften Herstellern. Namen wie Tripadvisor, Jawbone, Runkeeper und andere sind vor zwei Jahren gleich auf den Pebble-Zug gesprungen und haben frühzeitig Apps für die Ur-Pebble entwickelt. Mittlerweile sind einige davon auch an das neue Farbdisplay der Pebble Time angepasst, die alten schwarz-weiß Apps funktionieren jedoch weiterhin (sehen aber nun wirklich nicht mehr zeitgemäß aus).
Einige Apps möchte ich gerne hervorheben, weil sie entweder einen für mich sinnvollen Nutzen haben oder weil sie die Charakteristika der Pebble Time gut ausnutzen. Die Uber App Transport finde ich besonders elegant, weil sie schnell und sehr zielorientiert arbeitet. Man kann eingespeicherte Orte ansteuern, das gewünschte Auto auswählen und letztendlich rufen. Aufs Wesentliche reduziert sozusagen.
Deutlich aufwendiger hingegen ist die Tripadvisor App, die viel mit Farben spielt, um Inhalte besser zu gliedern. Sie versucht allerdings etwas zu viel Inhalt zu vermitteln. So kann man sich zum Beispiel Restaurantbewertungen durchlesen, was auf dem Mäusekino-Bildschirm eher anstrengend ist. Genau an solchen Stellen merkt man die Einschränkungen des Displays der Pebble Time. Wo auf einer Android Wear Uhr größenbedingt mehr Inhalt darstellbar ist und dieser interaktiver gestaltet werden kann (Touchscreen!), bleibt die Pebble Time auf der Strecke.
Es gibt auch einige Fitness-Apps, die ihr auf der Pebble Time installieren könnt. Misfit oder Jawbone Up sind zwei große Namen, die vor allem Schritte zählen können. Wer gerne joggt und seine Läufe dokumentiert, für den gibt es Runtastic und Runkeeper, wobei ihr das Smartphone als GPS-Empfänger immer noch mitnehmen müsst. Als All-in-One Lösung für Fitness würde ich die Time definitiv nicht empfehlen, dafür fehlen GPS und ein Herzfrequenzsensor, aber für alltägliche Schritte ist sie gut zu gebrauchen. Aber Achtung: Ihr könnt nur eine Fitness-App zur Zeit benutzen.
Zum Glück wurde der Speicher bei der Pebble Time erweitert, sodass Apps nicht ganz so häufig vom Smartphone geladen werden müssen. Die Ladeanimation sieht man zwar täglich bei Apps, die man nicht so häufig verwendet, aber das hält sich in Grenzen. Leider gibt es keine genaueren Angaben zum Speicher als dass die Time „dutzende Apps und Watchfaces speichern kann“.
Insgesamt ist die App Situation auf der Pebble Time durchwachsen: Es gibt in der Tat sehr viele Apps, viele davon kostenlos. Viele fühlen sich aber auch sehr „indy“ an, bieten kleinere Funktionen wie einen Taschenrechner, Stoppuhr, Umrechnungen oder den aktuellen Bitcoin-Kurs. Aber auch die größeren Apps bieten nicht sonderlich viel Interaktion, was auf einer Uhr vielleicht auch gar nicht so schlecht ist.
Watchfaces
Es gibt wirklich unzählige Watchfaces für die Pebble Uhren, sie funktionieren alle auch auf der Pebble Time. Auch einige farbige haben es bisher in den Pebble Store geschafft und sehen in der Tat recht schick aus. Enigma gefällt mir persönlich ganz gut, weil es auf den ersten Blick etwas kryptisch aussieht und neben Uhrzeit auch Datum anzeigt.
Einige Watchfaces können mehr Informationen wie das Wetter (inkl. Animationen) anzeigen, andere machen eure Uhr gleich zur Kontrollzentrale fürs (Android)-Smartphone und lassen euch WLAN, Bluetooth und andere Funktionen von der Uhr aus verwalten. Die Auswahl ist wirklich sehr groß, bei manchen Watchfaces wie dem mit der Mickey Mouse oder Pokemon fragt man sich aber, ob da auch alle Urheberrechte respektiert werden.
Benachrichtigungen
Benachrichtigungen waren eine der Stärken der ursprünglichen Pebble und mit der Pebble Time wurden sie in vielen Hinsichten deutlich verbessert. Es gibt jedoch einen Haken: Um den vollen Funktionsumfang zu erlangen, solltet ihr Android-Nutzer sein.
Unter Android top..
Fangen wir also zunächst mit Benachrichtigungen unter Android an, denn für diese müsst ihr zunächst die Android Wear App installieren (euch aber nicht mit dieser verbinden!). Ab sofort werden alle Benachrichtigungen an eure Pebble geschickt, als sei sie eine Android Wear Smartwatch.
Bei einer neuen Notification werdet ihr über eine Vibration darauf aufmerksam gemacht und glaubt mir, bei der Vibrationsstärke werdet ihr keine Nachricht verpassen. Liegt die Pebble beispielsweise auf dem Tisch, dann hört ihr die Vibration auf dem Holz bis ins Nebenzimmer problemlos – so laut ist die kleine.
Die Darstellung der Notifications ist klar und übersichtlich, die Titelzeile enthält ein farbiges Logo der App sowie einen passenden farbigen Hintergrund. Darunter wird die Nachricht angezeigt, die aufgrund der Displaygröße in der Regel nicht komplett draufpasst und man somit runterscrollen muss.
Die großen Neuerungen verbergen sich jedoch hinter der mittleren Taste – drückt man diese, so kann man auf mehreren Wegen auf diese Nachricht eingehen. Antworten kann man entweder per Spracheingabe über das Mikrofon, per vorgefertigter Nachricht aus einer Auswahl à la OK, Ich rufe später an, Danke etc.) oder man verschickt ein winziges Emoji aus einer recht langen Liste. Die Spracheingabe funktionierte recht präzise, arbeitet allerdings deutlich langsamer als bei Android Wear oder Siri. Für ein einfaches Danke werden etwa 8 Sekunden benötigt, bei einem langen Satz aus etwa 15 Worten ist sie komplett gescheitert. Schade.
Je nach App gibt es auch andere Interaktionsmöglichkeiten: Bei Gmail könnt ihr die Mail archivieren, beim Facebook Messenger einen Daumen zurückschicken. Im Grunde erhaltet ihr also alle Funktionen, die eine Android Wear Uhr auch hat.
Habt ihr die Benachrichtigung übrigens einmal mit der linken Taste vom Watchface weggewischt, so könnt ihr immer noch in das Benachrichtigungsmenü gehen und sie euch anschauen – nur eben nicht mehr darauf antworten. Wirklich schade.
..unter iOS flop
Im Vergleich dazu sieht es für iPhone-Nutzer wirklich düster aus. Wenn eine Notification eintrifft, sieht es zunächst genauso aus. Man kann sie sich durchlesen, sie wegwischen und nicht darauf antworten. Drückt man nämlich wie bei Android die mittlere Taste, hat man genau eine Option: Leeren, also die Notification löschen. In Zukunft soll man immerhin auf Gmail Mails antworten können. Das war’s.
Ach ja, die große Liste mit allen Notifications erhalten iOS Nutzer natürlich auch. Diese lässt sich bei beiden Betriebssystemen übrigens nur komplett löschen, einzelne Benachrichtigungen kann man nicht entfernen.
Pebble Time: Gute Akkulaufzeit
Eine Akkulaufzeit von sieben Tagen soll die Pebble Time besitzen, wir haben etwa dreieinhalb bis vier Tage sowohl mit dem iPhone als auch mit Android Smartphones erreicht. Ja, es ist nur die Hälfte der versprochenen Zeit, allerdings liegt die Pebble Time damit immer noch zwei Tage vor den großen Konkurrenten und hat dazu ein Display, das immer an ist. Wer also eine Smartwatch mit Farbdisplay sucht, die länger als die üblichen 1-2 Tage hält, die Pebble Time solltet ihr euch anschauen. Ich bin aber ehrlich gespannt wie lange die Pebble Time Steel halten wird, denn diese besitzt noch einen etwas größeren Akku.
Bevor die Uhr übrigens komplett aufgibt, gibt es noch einen Stromsparmodus, der euch noch einen knappen Tag lang nur die Uhrzeit in Schwarz-weiß anzeigt. Ist die Uhr dann komplett leer, dauert der Aufladevorgang etwa anderthalb Stunden, leider zeigt die Ladeanimation nicht den aktuellen Ladestand in Prozent an.
Das Kabel hält übrigens magnetisch an der Rückseite fest und ist ein Meter lang. Am magnetischen Konnektor sollen später auch Smartbands mit GPS oder anderen Sensoren befestigt werden können, dafür hat Pebble einen eigenen Entwicklungsfond von 1Million US-Dollar bereitgestellt.
Pebble Time Steel: Akkulaufzeit noch weiter verbessert
Die Pebble Time Steel ist ein wahrer Dauerläufer. 10 Tage werden von Pebble versprochen und diese kann sie, wenn auch mit einigen Einschränkungen, einhalten. Bei normaler Benutzung mit vielen Benachrichtigungen über diverse Konten und gelegentlicher Nutzung von Apps kam ich auf etwa sieben bis acht Tage Akkulaufzeit. Wer die Uhr vor allem als Uhr nutzt und eher weniger als Smartwatch, der schafft auch zehn bis elf Tage problemlos. Damit ist die Pebble Time Steel der klare Akkukönig unter allen Smartwatches.
Fazit: Pebble Time
Ich bin ganz ehrlich: In den ersten Tagen war ich recht enttäuscht von der Pebble Time. Direkt zuvor habe ich die LG Watch Urbane sowie die Apple Watch mehrere Wochen lang getragen und der Kontrast sowohl zu diesen beiden ist wirklich größer als sich zunächst vorstellt. Die Pebble Time hat im Vergleich ein Mäusekino-Display mit einer geringeren Auflösung, sieht billiger aus und fühlt sich auch leider so an. Die Apps? Wenig interaktiv. Benachrichtigungen unter iOS nur sehr eingeschränkt.
Nach etwa einer Woche hat sich jedoch mein Urteil etwas gewandelt. Brauche ich aufwendige Apps auf meiner Uhr? Reicht es nicht einfach mir meine Benachrichtigungen anzeigen zu lassen und bei Bedarf zu antworten? Ich denke, dass das der größte Vorteil der Pebble ist: Sie fordert nicht so viel Aufmerksamkeit, sondern funktioniert einfach und das über Tage hinweg. Dazu ist sie draußen gut ablesbar.
Wieder einige Tage später wurde der Preis für deutsche Vorbesteller verkündet: 249€. Uff. Dafür gibt es für die Android Fraktion auch eine schicke ASUS Zenwatch, eine Sony Smartwatch 3 mit dem eleganten Metallarmband oder eine LG G Watch R. Diese bieten nicht nur eine deutlich bessere Verarbeitung und Materialwahl, sondern haben auch noch einen deutlich höheren Funktionsumfang. Wer das braucht, die drei obigen Alternativen sind für diesen Preis die bessere Wahl. Die Pebble Time ist in meinen Augen zu teuer. 249€ ist einfach deutlich zu viel für die gebotene Leistung, da muss viel mehr kommen, Pebble!
Für iOS Nutzer gibt es kaum Alternativen in diesem Preisbereich, die ein ähnlich großes App-Ökosystem haben. Dazu kommt, dass die Benachrichtigungen der Pebble für iPhone Nutzer auch nur lesbar sind, beantworten kann man sie nicht.
Wer das Geld trotzdem aufbringen möchte, der erhält mit der Pebble eine Smartwatch, die vor allem diese vier Sachen gut kann: Benachrichtigungen am Handgelenk, eine übersichtliche Terminübersicht, ein gutes Outdoor-Display sowie eine lange Akkulaufzeit. Der Rest ist eher mau.
Fazit: Pebble Time Steel
Auch die Pebble Time Steel bleibt wie ihre günstigere Schwester ein Nischenprodukt. Für 349€ erhält man eine sehr gut verarbeitete Uhr, die viele Schwächen der Pebble Time behebt. Betrachte ich die Preise im Vergleich, so sind die 100€ Aufpreis für das Edelstahl-Upgrade und die hochwertigen Armbänder gerechtfertigt. Schaue ich mir jedoch den Preis im einzelnen an, so ist mir der geringe Funktionsumfang nicht so viel wert. Für 349€ erhält man zwei ASUS Zenwatch 2 oder eine neue Moto 360 oder eine ASUS Zenwatch oder sogar eine Apple Watch. Mir ist weiterhin bewusst, dass keine dieser Uhren eine so lange Akkulaufzeit oder so gute Ablesbarkeit im Sonnenlicht bieten, doch alles andere können sie deutlich besser.
Ich bleibe dabei – das Pebble Time Line-Up ist etwa 100€ zu teuer. 149€ für die Time, 249€ für die Steel und die Uhren wären preislich attraktiv. Im Moment sind sie es leider nicht.
Doch wer sich mit dem Pebble Time Konzept trotz des Preises angesprochen fühlt, sollte sich das Upgrade zur Pebble Time Steel überlegen. Die Pebble Time Steel ist definitiv die deutlich bessere Pebble Time.