Wer am Wochenende Fußball der ersten Bundesliga ohne das Pay-TV-Paket von Sky schauen möchte, kann mit einem technischen Trick über einen indischen Rechteinhaber mitfiebern. Unser Autor Julian Wolf hat das getestet und ist überrascht von der Einfachheit.
Seit dem Ende des Sommers ist die Wochenendbeschäftigung vieler Fußballs-Fans für die nächsten Monate vorherbestimmt. Die erste Bundesliga hat wieder begonnen und begeistert regelmäßig Millionen von Zuschauern. Wer nicht live im Stadion dabei sein kann, verfolgt das Spiel seines Vereins auf dem Bildschirm. Entweder in den eigenen vier Wänden oder beim Public Viewing in der Kneipe um die Ecke.
Wo, entscheidet zumeist die Antwort auf die Frage, ob man als Sportinteressierter derzeit im Besitz eines kostspieligen Pay-TV-Abonnements ist. Denn wie jedes Jahr, konnte sich auch 2015 wieder die Sky Deutschland AG die Live-Übertragungsrechte an der 1. Fußballbundesliga sichern. Bei den Deals zwischen Fernsehsender und DFL fließen regelmäßig Beträge im Milliardenbereich.
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Für den sparsamen Gelegenheitskonsumenten sieht es auf dem ersten Blick genau so düster aus, wie schon die letzten 20 Jahre. Kein „Sky-Paket“ – keinen Live-Fußball am heimischen Fernseher. Umstände, die beim regulären Preis von aktuell 35,99 Euro monatlich hinnehmbar sind.
Bundesliga wird auf allen Kontinenten übertragen
Die Deutsche Fußball Liga (DFL) gibt auf ihrer Seite öffentlich bekannt, welche internationalen Fernsehstationen aktuell über die Live-Sendelizenz eines Landes verfügen. In den meisten amerikanischen Staaten sowie Ozeanien hat „Fox Sports“ die Oberhand. In Afrika überträgt „StarTimes“ die deutschen Spiele.
Den asiatischen Raum deckt größtenteils „beIN Sports“ ab. Bei der Recherche wird schnell klar, dass alle Firmen Geld für ihr Fußball-Angebot verlangen – alle bis auf die Webseite „Starsports“, die sich für Indien und China die Live-Übertragungsrechte sichern konnte.
Starsports verspricht auf seiner Webseite, Live-Übertragungen und Zusammenfassungen der deutschen Bundesliga völlig kostenfrei im Browser zu streamen. Das Ergebnis eines Versuches, dieses Angebot wahrzunehmen, ist zunächst jedoch ernüchternd. Besucht man Starsports mit deutscher IP-Adresse, zeigt der Player einen Fehler an. Wegen der Lizenzbestimmungen werden die Inhalte nur indischen Nutzern zur Verfügung gestellt. Dieses sogenannte „Geoblocking“ ist bei Internet-Services weit verbreitet. Auch Video-on-Demand-Dienste wie Netflix analysieren (noch) die geografische Herkunft ihrer Besucher, um das länderspezifische Film- und Serienangebot anzeigen zu können.
Geoblocking kann leicht umgangen werden
Es gibt allerdings vielerlei Möglichkeiten, durch Geoblocking gesteuerte Restriktionen zu umgehen. Kein Wunder also, dass der technikaffine Nutzer Möglichkeiten auf Lager hat, seine Herkunft im Internet dahingehend zu verschleiern, dass gesperrte Inhalte wie die Bundesliga-Streams auf Starsports nach nur einem Reload der Webseite sichtbar werden. Die bekannteste Lösung ist die Verwendung eines sogenannten Virtual Personal Networks (VPN).
Gegen eine monatlich Gebühr vermieten unzählige Anbieter im Netz Kapazitäten ihrer Server, durch die der gesamte Traffic der Kunden geleitet wird. Der eigentliche Ziel-Server erfährt nicht, von wem eine Seitenanfrage ursprünglich stammte, sondern kann stattdessen nur den Standort des verwendeten VPN-Servers feststellen.
Verfügt ein VPN-Anbieter folglich über Geräte in Indien und wählt sich der Nutzer über diese Server ein, ist unter anderem das Angebot von Starsports auch aus Deutschland verfügbar. Zu beachten ist jedoch, dass der Anbieter über eine ausreichende Bandbreite verfügen muss, damit ein Streaming ohne Ruckler möglich ist.
Selbiges gilt für Anbieter sogenannter DNS-Proxies – ein aktueller Trend zur Umgehung von Geoblocking. Passende Dienste mit Servern in Indien sind via Google schnell zu finden. Ob sich der Service für HD-Video-Streaming eignet, sollte jedoch vorher in unabhängigen Testberichten recherchiert werden.
Die Gutgläubigkeit von Starsports
Im Falle von Starsports existiert aktuell sogar eine noch wesentlich galantere und vor allen Dingen kostenlose Möglichkeit, zur Umgehung der Geo-Sperre. Update: Der eigentlich hier beschriebene Weg funktioniert nicht mehr.
Rechtliche Fragen zum Livestreaming
Doch wie steht es um die rechtliche Lage dieses Vorgehens? Ist das Umgehen von Geoblocking legal? An einer endgültigen gerichtlichen Entscheidung dieses Themas fehlt es im deutschen Raum bislang. Anwälte im Netz sind sich jedoch in weiten Teilen einig, dass beim Umgehen derartiger Hürden keine wirksame Schutzmaßnahme ausgehebelt wird. Dies ist eine Voraussetzung für einen Verstoß des Urheberrechtsgesetzes. Am Ende muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden, ob er das zumindest kleine Risiko eingehen möchte. Christian Solmecke, Rechtsanwalt der im Netz populären Kölner Medienrechtskanzlei Wilde Beuger Solmecke, vertritt dazu folgende Ansicht:
„Solche Geosperren sind keine wirksamen technischen Schutzmaßnahmen. Wenn ich die umgehe, handle ich aus meiner Sicht nicht urheberrechtswidrig.“
Dennoch hat das Streamen bei Starsports seine Nachteile. Die Übertragung erfolgt zwar in HD, im Vergleich zu Deutschland allerdings einige Minuten zeitverzögert. Zudem ist selbstverständlich kein deutscher Kommentar verfügbar. Stattdessen erfolgt die Live-Berichterstattung auf Englisch. Ebenso fehlt es an einem unterhaltsamen Halbzeitprogramm. Während der 15-minütigen Spielpause ist statt einer von mehreren Experten begleiteten Analyse des Spielgeschehens (und viel Werbung!) lediglich ein Live-Bild des Stadions zu sehen. Unter dem Strich: Nachteile, die man in Anbetracht der kostenlosen Verfügbarkeit des Angebotes hinnehmen kann.
Für 2015/2016 keine Gebühr geplant
Ob sich Starsports auch in zukünftigen Saisons die Senderechte sichern und alle Spiele kostenlos übertragen wird, bleibt abzuwarten. Zumindest für die Spielphase 2015/2016 ist die Erhebung einer Gebühr nicht geplant. Für technikaffine Gelegenheitszuschauer eine Möglichkeit, um ein Pay-TV-Abonnement umher zu kommen. Einrichtung natürlich auf eigene Gefahr und ohne Gewähr.
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