In “Das Bitcoin-Handbuch: Tutorial zur digitalen Währung” macht sich BASIC thinking-Autor Felix auf, alles rund um die digitale Währung Bitcoin zu verstehen. Als Anfänger will er sich dabei langsam vortasten und andere Einsteiger mitnehmen sowie Wissende einladen, an der Reise teilzuhaben und wichtige Punkte zu ergänzen. In diesem letzten Kapitel ist es an der Zeit, ein Fazit zu ziehen und zu fragen, ob und warum sich die Bitcoin-Lehrstunden gelohnt haben.
Steiniger Lernweg mit guter Erfolgsaussicht
Dieses Buchprojekt ist mit viel Motivation gestartet, um die wichtigsten Fragen rund um den Bitcoin zu beantworten. Ich wollte wissen, wie der Bitcoin funktioniert, wie man ihn benutzt und warum man ihn überhaupt nutzen sollte. Ziel dieser Serie war es, meinen Lernweg mit Euch zu teilen und Euch damit die Mühe zu ersparen, alles selbst herauszufinden.
Die Beantwortung dieser vermeintlich einfachen Fragen rund um den Bitcoin entpuppte sich jedoch immer wieder als schwieriges Unterfangen. Mit jedem neuen Detail tat sich immer wieder ein ganzes Universum neuer Verfahren und Begriffe auf. Aus Fragen wurden noch mehr Fragen.
Aus meiner Sicht ist der Punkt, an dem immer mehr Fragen hinzukommen, nun deutlich überschritten. Stattdessen habe ich das Gefühl, ziemlich gut gerüstet zu sein, um aktiv mit Bitcoins umzugehen. Die wichtigsten Begriffe, Anbieter sowie Pros und Contras über den Bitcoin sollten nun alle aufmerksamen Leser auf dem Schirm haben. Alle, die es genauer wissen wollen, sollten zudem mit den zahlreichen Links immer an die richtige Stelle geführt werden.
Aus Halbwissen mach Faktenwissen
Etwas überrascht stelle ich insgesamt fest, dass viel, was ich vorher über den Bitcoin wusste, eigentlich nur ziemlich vages Wissen war. Das fing schon bei der Herstellung der Bitcoins an. Klar, man wusste, dass sie irgendwie von den Nutzern hergestellt werden und dass irgendwie jeder mitmachen kann. Wie genau jedoch die Blockchain funktioniert und was ein Lotterie-Verfahren mit dem Minen zu tun hat, war mir zuvor nicht ganz klar.
Diese Unkenntnis hatte aber auch zur Folge, dass ich viele der zentralen Probleme rund um den Bitcoin bisher überhaupt nicht wahrgenommen habe. Dazu gehören die Marktmacht großer Mining-Pools, die absurd schnelle technische Entwicklung von Hashing-Equipment (ASIC und Co.) und natürlich die wachsende Größe der Blockchain, die den Bitcoin mitunter ganz schön schwerfällig macht.
Neben den reinen Fakten zum Bitcoin war aber auch die Erkenntnis interessant, wie viele verschiedene Aspekte und Sichtweisen es bei der Krypto-Währung gibt. Dies wurde beispielsweise beim Aspekt der Unabhängigkeit des Bitcoin von staatlicher Kontrolle klar. Von staatlicher Seite aus ist man dem Bitcoin immer schon mit recht viel Skepsis begegnet. Die Tech-Szene hob jedoch gerade dieses Unabhängigkeits-Feature am Bitcoin immer heraus.
Mittlerweile sagen das aber nicht nur die Techies. Auch andere Akteure finden die Unabhängigkeit des Bitcoins super, allen voran die Bank- und Finanzwelt, die mitunter an der Zahlungsfähigkeit einiger Staaten und Währungszonen zweifelt. Beispielhaft kam dieser Aspekt Mitte 2015 im Zuge der Griechenland-Krise immer wieder zum Vorschein. Nebenbei bemerkt: just in dieser Zeit ist auch der Kurs des Bitcoin im Vergleich zum Euro deutlich gestiegen.
Ziemlich professionell
Alles in allem ist der Bitcoin längst nicht mehr im Babyalter, sondern wird rasant erwachsen. Klar gab es zahlreiche Skandale, Hacks und technische Pannen. Bisher hat das aber ganz und gar nicht dafür gesorgt, dass Firmen dem Bitcoin und der Blockchain den Rücken gekehrt haben.
Im Gegenteil, es gibt eine Reihe von Firmen mit viel Venture-Kapital und namhaften Investoren im Rücken. Darunter gibt es einige große Mainstream-Anbieter (z.B. Bitpay, Coinbase), viele andere besetzen hingegen ganz spezielle Nischen (z.B. Coinsnap oder Trezor).
Auch hardwareseitig sind die Zeiten längst vorbei, in denen man mit seinem Desktop-PC mal schnell ein paar Bitcoins minen konnte. Stattdessen gibt es in diesem Bereich mittlerweile große spezialisierte Hersteller und professionelle Rechenzentren, deren einziger Zweck das Minen von Bitcoins ist.
Für Endnutzer ist das nicht unbedingt schlecht. Es macht zwar keinen Sinn mehr, in der vordersten Reihe bei der Bitcoin-Herstellung mitzuspielen. Die starken kommerziellen Interessen der Profi-Miner sorgen jedoch für viel Rechenpower für die Blockchain. Vor allem machen die zahlreichen Anbieter von Zahlsystemen, Wallets und Handelsplattformen bzw. Börsen den Bitcoin-Nutzern das Leben mittlerweile sehr leicht. Sowohl private Nutzer als auch Händler können so recht einfach mit Bitcoins hantieren.
Rasante Entwicklung
Grundsätzlich ist der Umgang mit Bitcoins also gut lernbar. Hat man es einmal begriffen, kann man Bitcoins leicht erwerben und nutzen. Ganz entspannt zurücklehnen kann man sich aber trotzdem nur eingeschränkt, denn noch während ich dieses Handbuch geschrieben habe, hat sich im Bitcoin-Universum einiges verändert.
Immer wieder verschwinden Wallet-Anbieter oder ganze Wechselstuben vom Markt, nicht selten im Zuge großer Skandale. Dafür kommen recht schnell neue hinzu, die ihren alten Konkurrenten oft in wichtigen Punkten überlegen sind. Ich denke hier beispielsweise an die Entwicklung von Multi-Signature Wallets und Multi-Plattform Anbietern.
Auch im Hintergrund tut sich stets einiges. In aller Regelmäßigkeit verschieben sich hier die Marktanteile der großen Bitcoin-Miner. Gleichzeitig wird die entsprechende Hardware permanent weiterentwickelt, ist sogar bei ihrer Auslieferung zuweilen veraltet.
Nicht zuletzt sind die Rahmenbedingungen entscheidend. Im schlimmsten Fall verbietet die Regierung plötzlich die Nutzung der Bitcoins. Das ist zugegebener Maßen in Deutschland oder den USA recht unwahrscheinlich, 2013 hat die chinesische Regierung aber beispielsweise Banken den Bitcoin-Handel untersagt. Selbstredend schlagen sich solche Entscheidungen auch immer auf den Kurs des Bitcoin nieder.
Gegen viele dieser Umstände kann man sich als Bitcoin-Nutzer schlecht wehren. Um nicht im Zweifel böse überrascht zu werden kann es deshalb helfen, immer am Ball zu bleiben. Beispielsweise das Bitcoin Magazine ist dazu eine gute Informationsquelle.
Nur teilweise anonym
Lange Zeit hatte der Bitcoin das Image der anonymen Währung. Zahlungen, so das Gerücht, können nicht nachvollzogen werden. Prinzipiell bietet das System ja auch ein hohes Maß an Anonymität, dennoch wissen wir mittlerweile, dass es trotzdem Möglichkeiten gibt und beispielsweise die US-Strafverfolgung viele Tricks anwendet. Zwar kann man nicht einfach so herausfinden, wer was mit Bitcoins zahlt, mit Sachkenntnis und Mühe ist es aber möglich. Das liegt gar nicht unbedingt an den Bitcoins selbst, sondern im Wesen elektronischer Transaktionen und Datenströme, bei denen man nur allzu leicht einen Fehler macht.
Eine Anleitung zum anonymen Wallet auf Reddit führt das super vor. Sie fängt mit dem wundervollen Vorschlag an, einen billigen Laptop zu kaufen bei dem man die Festplatte ausbaut und ausschließlich über eine Linux LiveCD startet. Alsdann wird die passende Software über öffentliche Zugänge wie eine Bibliothek heruntergeladen. Bitcoins selbst erwirbt man dann am besten Cash, an Orten ohne Kamera und, wenn nötig, unbedingt mit einer, pro Transaktion extra angelegten Email. Der lustige Praxistipp der Anleitung: Bestich einen Obdachlosen, Bareinzahlungen für Dich zu übernehmen.
Befolgt man alle diese Tipps, dann ist der Bitcoin tatsächlich sehr anonym. Einfach so betreibt man den Aufwand aber ganz sicher nicht, dafür braucht man wohl eher eine Menge krimineller Energie. Für alle anderen Nutzer ist der Bitcoin zumindest weitgehend anonym, denn immerhin bieten Bitcoin-Zahlungen den Vorteil, dass Firmen wie PayPal, Visa oder auch die eigene Hausbank nicht einfach so Daten über die eigenen Kaufgewohnheiten erfassen können. Benutzt man hier jedoch einen der Mainstream-Anbieter für Wallets, bei denen man mitunter direkt sein Konto verknüpft, ist dieser Vorteil leider wieder dahin.
Ziemlich sicher und legal
Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert. Dies Sprichwort trifft meines Erachtens nach aktuell ganz gut auf den Bitcoin zu. Man kann wohl kaum bestreiten, dass der Ruf des Bitcoins nach dem anfänglichen Hype ganz schön Federn ließ, als immer wieder Bitcoin-Wallets bzw. Anbieter gehackt wurden. Allen voran Mt.Gox. Neben diesen Skandalen gehen regelmäßig auch Meldungen durch die Medien, die den Bitcoin in den Zusammenhang mit illegalen Aktivitäten stellen.
Dies alles hat nicht zum guten Ruf des Bitcoins beigetragen und, soweit ich das sehe, in der Öffentlichkeit den Eindruck hinterlassen, dass das mit dem Bitcoin nicht ganz so sicher ist. Das ist sicherlich ein wichtiger Grund, warum viele sich nie weiter mit dem Bitcoin beschäftigt haben und die Gemeinde doch langsamer wächst als zunächst angenommen.
Vor allem stimmt das mit der mangelnden Sicherheit eben nicht so ganz. Vielmehr haben wir gelernt: auf die Sicherheitsverfahren kommt es an. Ein einfaches Passwort und Anbieter, die auf ihren Servern Nutzerdaten bzw. Schlüssel zentral speichern sind wenig vertrauenserweckend. Multi-Sig Wallets mit dezentralen Sicherheitsverfahren setzen sich deshalb immer weiter durch.
Zugegeben, an diesem Punkt sollte man ein wenig Aufwand betreiben und sich gut einlesen. Zudem sollte man unbedingt das Kleingedruckte studieren, bevor man irgendwo ein Wallet eröffnet. Dabei sollte man sich unbedingt genau informieren, welche Sicherheitsverfahren zur Anwendung kommen, wo Schlüssel gespeichert werden und was im schlimmsten Fall beim Verlust der Bitcoins durch den Anbieter passiert.
Ich persönlich fühle mich bei vielen Anbietern da absolut auf der sicheren Seite. Trotzdem würde ich eher davon absehen, meine kompletten Ersparnisse in Bitcoins anzulegen.
Noch nicht Mainstream genug
Bleibt schließlich noch die Frage, ob sich der Bitcoin nun endlich durchsetzen, ja, ob er sich überhaupt halten wird. Diese Zukunft ist nach meiner Einschätzung noch nicht ganz festgeschrieben.
Klar ist, dass der Bitcoin in dem Moment wirklich populär wurde, als sein Kurs in die Höhe schnellte. Zu diesem Zeitpunkt ging auch das Medienecho nach oben und immer mehr Nutzer sprangen auf den Zug auf. Mit den großen Pleiten (z.B. Mt.Gox) und Skandalen (z.B. Silkroad) kippte die anfänglich positive Stimmung aber um und der Bitcoin brauchte lange, um sich wieder einigermaßen von seinem miesen Ruf zu rehabilitieren.
Wir haben bei den Shopping-Möglichkeiten gesehen, dass der Bitcoin aber ganz und gar nicht nur für illegale Angebote ausgegeben werden kann. Im Gegenteil, es gibt sehr viele seriöse Angebote. Dennoch sind die Möglichkeiten begrenzt seine Bitcoins auch auszugeben.
Für die massentaugliche Akzeptanz des Bitcoins liegt meines Erachtens hier der entscheidende Punkt. Eine Währung die man nicht nutzen kann bringt nicht viel. Im Moment ist es eher eine nette Überraschung, wenn ein Shop eine Bitcoin-Zahloption anbietet. Wenn man nicht gerade was besonders privates zahlt (z.B. Parteispende oder Sex-Toy) gibt es wenig gute Gründe, seine Produkte danach aussuchen, mit welcher Währung man sie bezahlen kann.
Immerhin nimmt die Zahl der Händler, die Bitcoins akzeptieren, gegenwärtig stetig zu. Deshalb sieht es im Moment noch so aus wie in einer Kneipe am frühen Samstagabend: Immer mehr Leute kommen durch die Tür und noch niemand will nach Hause gehen. Es wird also ergo immer voller. Ob irgendwann alle Müde werden oder bis zum Morgen weiterfeiern ist noch nicht ganz klar.
Mitmachen lohnt sich
Sicher ist aber, dass der Bitcoin mit Litecoin, Ripple und Co. mittlerweile starke Konkurrenz bekommen hat. Die kann ihm zwar in Puncto Marktkapitalisierung, Nutzerzahl und Händlerakzeptanz noch lange nicht das Wasser reichen, hinter vielen Alternativwährungen verbergen sich aber durchaus spannende Konzepte mit viel Potenzial.
Am Ende bleibt natürlich auch immer das Währungsrisiko. Mit kleinen Beträgen ist der mögliche Verlust jedoch überschaubar. Ich selbst habe mir einen Bitcoin angeschafft, als ich mit diesem Buch begonnen habe. Aus meiner Anfangsinvestition von knapp 320 Euro für einen Bitcoin sind aktuell nur noch knapp 230 Euro übrig. Das ist doof aber eben auch ziemlich relativ. Im letzten Jahr war mein USA-Urlaub nämlich auch 20-30 Prozent billiger als zum aktuellen Euro/US-Dollar Wechselkurs.
Meine Vermutung ist: Ob der Bitcoin als praktische Alltagswährung Erfolg hat entscheiden am Ende des Tages die Nutzer und Händler. Im Moment stehen die Chancen noch ganz gut und jeder der mitmacht leistet dementsprechend einen kleinen Beitrag. Wie wir gesehen haben muss man sich als Nutzer dafür nicht verrenken: Einfach mal einen Bitcoin kaufen und warten bis sich die Gelegenheit bietet, ihn wieder auszugeben.
Ich persönlich betrachte meinen Bitcoin deshalb eher als so etwas wie einen Joker auf meinem Mobile Wallet. Den kann ich ziehen, wenn man doch mal gerne anonym irgendwo etwas zahlen will. Mit etwas Glück ist er dann sogar viel mehr wert.
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