Update (3.9.2015): Kurz vor der IFA hatte LG die LG Watch Urbane Lux mit 24 Karat Gold Gehäuse vorgestellt und nun hatten wir eine Gelegenheit die Uhr ausführlich auszupacken und mit der normalen Urbane zu vergleichen. Das 24K Gold ist etwas heller als das eher kupferne Gold der „Standard-Urbane“ und sieht natürlich extrem edel aus. Auch die Schließe hat sich zu einer Doppelschließe verändert und besteht natürlich ebenfalls aus Gold. Das Armband ist deutlich weicher und ist aus Krokodilleder gestaltet, was einen weiteren hochwertigen Touch gibt. Exklusiv ist neben der Holzverpackung natürlich auch der Preis: 1200 US Dollar dürft ihr für die LG Watch Urbane Luxe auf den Tisch legen, wenn ihr eine der 500 handgefertigten Uhren ergattern wollt.
Die technischen Daten sind aber komplett mit der einfachen, aber immer noch edlen Edelstahl Version identisch, der Test zur LG Watch Urbane hierunter bezieht sich also auch auf die Urbane Luxe.
Originalbeitrag vom 22. Mai 2015: Die LG Watch Urbane ist die bisher teuerste Android Wear Smartwatch, denn sie kostet ganze 349€ im Google Play Store. Dafür bekommt man jedoch nicht nur die neueste Android Wear Lollipop Version, sondern auch ein edles Gehäuse aus Edelstahl sowie ein Echtlederarmband. Dabei ist die Hardware jedoch weitestgehend die gleiche wie in der LG G Watch R, die mit 199€ fast die Hälfte kostet. Lohnt sich da ein Upgrade?
Strahlender Auftritt
„Deine Augen machen Bling Bling und alles ist vergessen“ trällert bei mir im Kopf, während ich den Karton aufmache und die LG Watch Urbane zum ersten Mal erblicke. Die Uhr aus einem kupfer-goldenen Edelstahl erstrahlt förmlich, sobald etwas Licht auf sie fällt und ist somit auch ein ganz klares Fashion Statement. Kurz in den Karton geschaut: Neben der Uhr ist noch ein Ladegerät (5V, 0.85A), ein microUSB Ladekabel sowie eine magnetische Ladestation enthalten.
Auch ist die Größe mit der LG G Watch R fast identisch, die beiden Uhren haben allerdings ein deutlich unterschiedliches Design – somit sieht mal die eine größer aus, mal die andere, je nach dem wie das Licht gerade auf die Uhr fällt. Das abgerundete und polierte Design passt jedoch gut zum Gold, das die Vorderseite des Uhrengehäuses schmückt. Die Rückseite besteht wieder aus Kunststoff und beinhaltet in der Mitte einen Herzfrequenzsensor. Wie die LG G Watch R ist die Urbane wasserdicht (IP67) und zwar bis zu einer halben Stunde bei maximal einem Meter Tiefe. Damit könnt ihr sie beim Händewaschen oder Duschen ohne Sorgen anbehalten, vor dem Schwimmen solltet ihr sie allerdings lieber ablegen. Auf eine Uhr mit Lederarmband würde ich beim Schwimmen aber generell lieber verzichten – das Leder wird dadurch nicht gerade besser.
Die Größe ist mit einem 44 mm Chronographen vergleichbar, die LG Watch Urbane ist also nicht gerade klein.Vor allem die Dicke ist beachtlich und so kann es dazu kommen, dass selbst der zweite Knopf des Hemdärmels nicht ausreicht, um die Uhr im Ärmel zu verstecken. Die LG Watch Urbane ist einfach eine richtige Männeruhr, die auffällt.
Passend zum goldenen Edelstahl hat LG ein braunes Lederarmband gewählt, das mit creme-weißen Nähten verziert ist. Die Verarbeitung ist äußerst sauber, alle Nähte sind vorbildlich gerade genäht. Das anfangs etwas harte Leder hat bereits nach wenigen Tagen nachgegeben, sodass das Armband mittlerweile angenehm weich am Handgelenk anliegt. Wem das Armband nicht gefällt, der hat wie immer die Möglichkeit ein anderes 22mm Band zu verwenden.
Insgesamt ist das Design der LG Watch Urbane meiner Meinung nach wirklich gut abgestimmt und durch das runde Ziffernblatt sieht die Uhr nicht sofort wie eine Smartwatch aus. Ich war überrascht, wieviele Komplimente ich zu der Uhr bekommen habe – und umso überraschter waren dann meine Mitmenschen, als ich plötzlich die smarten Funktionen vorgeführt habe. Die LG Watch Urbane ist sozusagen auffällig unauffällig und genau das gefällt mir an ihr. Ich konnte sie problemlos zu Polo Shirt und Shorts tragen oder zu einem Anzug, die Urbane hat immer gepasst und sah hochwertig am Handgelenk aus.
Wie seht ihr das – Geschmackssache oder No Go? Bin auf eure Meinung in den Kommentaren gespannt.
Technische Daten – ein Déjà-vu?
Das Innenleben der LG Watch Urbane ist weitestgehend mit dem der LG G Watch R identisch, die Unterschiede liegen im Detail.
Das Display der LG Watch Urbane ist ein 1,3 Zoll großes Plastic-OLED Panel mit einer Auflösung von 320×320 Pixel, allerdings wird es diesmal von Gorilla Glass 3 geschützt und sollte damit kratzfester als beim günstigeren Brudermodell sein; nach mehreren Wochen Nutzung konnte ich zumindest keinen einzigen Kratzer feststellen.
Was ich allerdings feststellen konnte, ist, dass das Display angenehm wenig reflektiert und somit auch im Freien gut ablesbar ist. Machen wir uns nichts vor – bei direkter Sonneneinstrahlung würde ich sofort eine analoge Uhr vorziehen, aber hat man nur etwas Schatten, so ist die Urbane sehr gut nutzbar. Schmerzlich vermisst habe ich eine automatische Helligkeitsregelung, die es auch schon bei der Watch R nicht gab. Von einer intelligenten Uhr erwarte ich, dass sich diese intelligent an meine Umgebung anpasst und dazu gehören ganz einfach wechselnde Lichtverhältnisse. Also, LG, nächstes Mal muss da ein Helligkeitssensor rein.
Davon abgesehen ist das Display hervorragend. Die Schärfe ist gut, die OLED Technologie bietet sehr hohe Kontraste, die die neuen und immer aktiven Ziffernblätter noch eine Ecke besser aussehen lassen. Bei OLED werden die schwarzen Displayinhalte nämlich nicht beleuchtet, was nicht nur deutlich natürlicher aussieht, sondern auch noch Strom spart. Die Farben des Displays sind bei der LG Watch Urbane übrigens etwas stärker gesättigt. Was bei Smartphones sonst ein Nachteil ist, ist in diesem Fall ein klarer Vorteil und verbessert erneut die Ablesbarkeit.
Sowohl der interne Speicher (4GB) als auch der Akku (410mAh) sind ebenfalls die gleichen wie in der LG G Watch R. Auch haben wir wieder den Qualcomm Snapdragon 400 Prozessor mit 1,2 GHz und dazu 512 MB RAM, was in der täglichen Performance auch komplett ausreicht. Animationen sind flüssig, Ruckler gibt es nur selten. Apps öffnen deutlich flotter als beispielsweise bei der Apple Watch, selten brauchen sie länger als eine Sekunde zum kompletten Öffnen.
Als nützlich hat sich übrigens der Knopf auf der rechten Seite der Uhr herausgestellt (dieser lässt sich übrigens nicht drehen wie bei der Apple Watch). Mit einem Kopfdruck kommt man immer zum Ziffernblatt zurück, ein doppeltes Drücken schaltet das Display komplett aus, was zum Beispiel beim Schlafen oder im Kino nützlich wird.
Die LG Watch Urbane ist ansonsten mit der LG G Watch R baugleich, für einen ausführlicheren Blick auf die technische Daten der LG Watch Urbane möchte ich daher auf den großartigen Testbericht der LG G Watch R von Roland verweisen.
WLAN auf einer Uhr – wofür es nützlich ist
Mit Android Wear 5.1 kommt WLAN-Unterstützung auf diverse Smartwatches gebracht, darunter profitiert die LG Watch Urbane, während die LG G Watch R diese Funktion nicht erhalten wird. Das ist also, neben der Optik, eines der größere Unterschiede zwischen den beiden Uhren – doch wofür braucht man überhaupt WLAN bei einer Uhr?
Erstes Szenario: Ihr sitzt auf der Couch, das Smartphone ist im Schlafzimmer und die Bluetooth-Verbindung ist unterbrochen. Obwohl ihr das Smartphone nicht mehr in Blick- und Hörweite ist, bekommt ihr immer noch Benachrichtigungen und Anrufe mit und könnt sogar kurz antworten.
Zweites Szenario: Ihr seid auf dem Weg ins Büro und merkt, dass ihr euer Smartphone zuhause vergessen habt. Halb so schlimm, denn die Benachrichtigungen kommen immer noch auf eurer Uhr an. Rein theoretisch könnt ihr mit der Uhr um die halbe Welt fliegen, solange die Uhr und das Smartphone per WLAN mit dem Netz verbunden sin, erhaltet ihr immer noch alles über die Cloud auf die Android Wear Smartwatch.
Beide Szenarien habe ich im Alltag erlebt und fand es in der Tat nützlich. Die LG Watch Urbane kennt automatisch alle Netze, die auch euer Smartphone kennt und bucht sich in der Regel automatisch ein – nur bei komplexer gesicherten Netzen muss man das Passwort einmalig über das Smartphone eingeben. Würde ich für dieses Feature 150€ mehr gegenüber einer Watch R ausgeben? Vermutlich nicht. Praktisch ist es dennoch.
Android Wear 5.1.1
Eine große Neuerung bei der LG Watch Urbane stellt Android Wear 5.1.1 dar, das den Funktionsumfang von Android Wear erheblich erweitert. Neben der oben beschriebenen WLAN-Verbindung wurde vor allem vieles an der Benutzeroberfläche verbessert.
Wischt man nun von oben herunter, so gibt es vier Schnellzugriffe, zwischen denen man per horizontalem Wisch wählen kann: Vibration an/aus, Kinomodus, Helligkeit erhöhen und Einstellungen. Dazu wird für kurze Zeit das aktuelle Datum und der Akkustand eingeblendet. Da der Kinomodus vielleicht nicht ganz selbsterklärend ist: Er schaltet das Display komplett aus und dieses kann nur durch die Betätigung der Seitentaste wieder eingeschaltet werden. Insgesamt sind die Schnelleinstellungen wirklich ziemlich nützlich, wobei ich anstatt Helligkeit erhöhen lieber eine genauere und permanente Helligkeitseinstellung hätte, da man ja schon auf den Helligkeitssensor verzichten muss.
Während die Uhrenansicht immer noch die Hauptansicht geblieben ist, zu der man per Tastendruck auch immer wieder zurückgelangt, so ist etwas ganz wichtiges dazu gekommen: Eine Appliste. Wischt man nach rechts, so erhält man eine alphabetische Liste mit allen installierten Apps. Die Liste wird durch die drei zuletzt benutzten Apps angeführt, sodass eine Art Multitasking zum Teil möglich ist (wenn man das so nennen möchte). Was bei etwa 20 Apps übersichtlich ist, könnte in der Zukunft nicht mehr die optimale Lösung sein, wenn mehr Anwendungen auch eine Android Wear App anbieten. Wischt man erneut nach rechts, so erhält man eine Liste seiner Kontaktfavoriten und ein erneuter Wisch aktiviert die Spracherkennung von Google Now mit einer Liste an möglichen Kommandos.
Google Now – schlau, aber mit Verständnisschwierigkeiten
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich ein großer Fan von Google Now bin. Auf dem Smartphone erhalte ich somit oft die richtigen Karten zum richtigen Zeitpunkt, ohne mich darum zu kümmern. Google Now ist jedoch nur solange intelligent, bis man anfängt mit dem Assistenten zu sprechen. Es liegt dabei aber nicht an der Spracherkennung, diese funktioniert hervorragend, sondern an dem Verständnis, was ich meine. Solange man genau die Befehle auswendig aufsagt, die Google vorschlägt klappt alles gut. Verändert man allerdings seine Anfrage ein bisschen, dann kann aus einem „Stell den Wecker für morgen um 7 Uhr“ plötzlich eine Erinnerung werden.
Apps auf Android Wear
Neben der Benutzeroberfläche haben sich die Apps auf Android Wear in den vergangenen 12 Monaten deutlich weiterentwickelt und bieten jetzt einen deutlich größeren Funktionsumfang. Das beste Beispiel ist die neue Google Maps App, mit der ihr komplett ohne Smartphone euch die Karte anzeigen lassen könnt und zu eurem Wunschort navigieren könnt. Dabei wird auch der eingebaute Kompass unterstützt, sodass ihr immer wisst, wohin ihr müsst. Mit Android 5.1.1 hält übrigens auch ein neuer Immer-An-Modus Einzug, der es ermöglicht, dass die App in eine stromsparende Anzeige wechselt, die auch einen höheren Kontrast bietet. So könnt ihr beispielsweise den aktuellen Kartenausschnitt von Google Maps anzeigen lassen oder eine Einkaufsliste in Google Keep immer im Supermarkt immer im Blick behalten.
Benachrichtigungen und Emoji
Das Schöne an Android Wear sind jedoch die Benachrichtigungen, die in Kartenansicht erscheinen. Vom Ziffernblatt kann man dabei einfach herunterwischen oder ganz neu bei Android Wear 5.1: Das Handgelenk leicht nach vorne drehen, um zur nächsten Benachrichtigung zu gelangen. Habe ich es oft benutzt? Nein. Allerdings als ich beide Hände voll hatte, war ich froh, dass es diese Funktion gibt und sie zuverlässig funktioniert.
Wem es übrigens zu langweilig ist auf eine Nachricht per Spracheingabe oder mit einer vorgefertigten Antwort zu antworten, der kann ab sofort auch Emoji selbst auf den Bildschirm malen und die Uhr erkennen lassen, was man da schönes hingekritzelt hat. Das klappt oft erstaunlich gut, wobei mir oft die Kreativität gefehlt hat, mit welchem Grinsegesicht ich jetzt am besten antworten möchte.
Watchfaces aka Ziffernblätter
Bei vielen (nicht besonders technisch versierten) Menschen, denen ich die LG Watch Urbane vorgestellt habe, kam sofort die Frage: „Dann kann ich ja die Uhr jeden Tag komplett anders aussehen lassen, oder?“. Das ist bei der Urbane wie bei den Vorgängern auch schon der Fall und ich habe den Eindruck, dass die Smartwatch-Hersteller diesen Aspekt ganz gewaltig unterschätzen. Bei der Urbane sind einige Zuffernblätter mitgeliefert, die hervorragend zur Uhr und ihrem edlen Aussehen passen. Standardmäßig geht das Display der LG Watch Urbane auch nicht aus, stattdessen geht die Uhr in einen Stromsparmodus, indem die Displayhelligkeit reduziert wird und das Watchface etwas vereinfachter dargestellt wird. Weitere Ziffernblätter können natürlich über den Google Play Store heruntergeladen werden.
LG Call App – mit der Uhr telefonieren?
Mit der Uhr telefonieren? Das ist mit der LG Watch Urbane nicht möglich (wer will das auch?), allerdings kann man mit der LG Call App Nummern oder Kontakte wählen und dann entweder auf dem Smartphone oder am Bluetooth Headset damit telefonieren. Letzteres finde ich dabei ziemlich elegant, weil man somit die Benutzung des Smartphones umgeht. Benutzt habe ich es letztendlich so gut wie nie und der Grund dafür ist recht einfach: Wenn ich eh mein Smartphone als Hörer benutzen muss, dann kann ich gleich auch dort die Nummer wählen anstatt auf dem kleinen Screen der Urbane.
Der Fitnessaspekt
Bei der LG Watch Urbane ist ein Herzfrequenzsensor eingebaut, der im Vergleich zu anderen Smartwatches und Fitnesstrackern ähnliche, recht zuverlässige Ergebnisse liefert. Die Herzfrequenz kann in der LG Pulse App sowie in der Google Fit App gemessen werden. Erstere wird später eure Pulsdaten in die LG Health App auf dem LG G4 synchronisieren, andere Smartphones müssen wohl auf Google Fit zurückgreifen. Natürlich ist auch ein Schrittzähler eingebaut, der eure Daten automatisch zu Google Fit schickt.
Wer sich etwas ausführlicher tracken möchte, für den stehen Runkeeper und andere Apps im Google Play Store offen. Diese scheinen aber bisher noch nicht auf den eingebauten Herzfrequenzmesser zuzugreifen.
Akkulaufzeit
Mit der Akkulaufzeit steht oder fällt eine Smartwatch, denn wer will schon zum Mittagessen feststellen, dass seine Uhr es nicht mehr lange mitmacht? Bei der LG Watch Urbane müsst ihr euch darum keine Sorgen machen, ich kam immer durch einen Arbeitstag, egal wieviel ich die Uhr benutzt habe. In der Regel waren es bei mir anderthalb, selten zwei Tage, was mir persönlich ausreicht. Nachts lege ich meine Uhr generell ab, da kann ich sie auch in der mitgelieferten Dockingstation laden, die sich über fünf Pins auf der Rückseite verbindet. Dadurch lässt sich die LG Watch Urbane zwar vielleicht nicht ganz so cool drahtlos aufladen wie eine Moto 360, dafür hat sie aber einen größeren Akku und der Aufladevorgang ist wirklich flott. In den ersten fünfzehn Minuten lädt sie zu 25% auf, von 0 auf 100% dauert es knappe zwei Stunden.
Fazit
Die LG Watch Urbane ist die derzeit beste Android Wear Smartwatch. Angefangen bei der hervorragenden Verarbeitung und Materialwahl bietet sie zudem ein tolles Design (das sicherlich Geschmackssache ist), ein gut ablesbares Display, WLAN und eine gute Akkulaufzeit. Auch wenn sie nicht gerade günstig ist, so ist das Gesamtpaket an Funktionen im Vergleich zu anderen Android Wear Uhren am größten.
Wer allerdings eine günstigere Alternative ohne WLAN haben möchte, der sollte sich die fast baugleiche LG G Watch R oder die ASUS Zenwatch anschauen.