Vergangenes Jahr hat Die Höhle der Löwen dem Kölner Sender VOX Traumquoten beschert. Nun startet das Format, in dem Gründer einer Handvoll Investoren ihre Start-up-Idee präsentieren, in die zweite Staffel. Grund genug für unseren Gastautor Felix Thönnessen, ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern – in unserer Serie Löwendompteur.
Nach meinem doch sehr persönlichen und emotionalen Beitrag letzte Woche, gibt’s heute mal wieder etwas griffigeren Tobak. Wurde auch Zeit, schließlich ist bei Die Höhle der Löwen schon mächtig was los. Einige schaffen den ganz großen Sprung und ergattern sich das Löweninvestment, andere werden im wahrsten Sinne des Wortes zerfleischt. Damit Ihnen nicht ein ähnliches Schicksal bevorsteht, gibt’s heute mal einige Tipps für die wunderschöne Welt des Internets. Quasi “Let’s fetz online”.
Internet für Dummies
Das Internet wurde erfunden von… Nein, Spaß bei Seite. Wir wollen uns den praktikableren Dingen widmen. Besonders wichtig ist, wie ich das Internet für mich als Gründer am effizientesten nutzen kann. Denn, auch wenn viele meinen, das Web würde große Chancen bieten, bietet es vor allen Dingen auch eines: viele Gescheiterte Shops und Existenzen. Eine Menge Existenzgründer, die ich betreut habe, kommen mit der Idee zu mir, einen Online-Shop zu eröffnen. Die Vorteile scheinen wirklich verlockend! “Meine Kosten sind wirklich gering. Ich brauche einen Shop, einen Webserver, vielleicht eine Zahlungsabwicklung und schon kann ich Pakete in die ganze Welt versenden.” Wow! Eine unendliche Zielgruppe mit einem sehr geringen Aufwand? Da muss doch etwas faul dran sein. Ja, und das ist es auch. Aber, warum?
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Ein faules Ei
Im Web streiten sich unzählige Shops um Ihre Kunden. Sie sind ganz gewiss nicht alleine. Für fast jedes Produkt oder Dienstleistung gibt es verschiedene Anbieter. Zusätzlich wird es dem Nutzer durch Metasuchen ungemein erleichtert, den passenden Artikel zum günstigsten Preis zu finden. Puh, harte Konkurrenz. Wenn ich Ihnen jetzt noch sage, dass es hinter dem Web, dass wir über die Suchmaschinen finden, noch ein weitaus größeres (Deep) Web gibt, in dem Sie alles finden, was das Herz begehrt, dann schreien Sie vermutlich nicht mehr vor Glück.
Doch in meinen Augen gibt es einen weitaus wichtigeren Punkt, den das Internet zu einem harten Pflaster macht: Sie müssen Kunden auf Ihre Website ziehen und Ihr Auftritt muss den Kunden im ersten Anlauf überzeugen. Tut er das nicht, kommen Sie so schnell nicht mehr wieder. Während ich in der Fußgängerzone jedes Mal aufs Neue einen Blick ins Schaufenster wagen kann, verirre ich mich im Web nicht so schnell auf Seiten, die mich beim ersten Mal nicht angesprochen haben.
Viel Verkehr auf der Datenautobahn
Traffic ist also das A und O. Und wie kriege ich den auf meine Seite? Ein langer Weg liegt vor Ihnen. Aber mit unseren Tipps geht es hoffentlich etwas schneller. Denn let’s fetz geht auch online!
Let’s fetz online #1: Ohne Suchmaschinenoptimierung geht nichts
Nichts hasse ich mehr als Unternehmen, die ich nicht im Internet finde. Wie kann das sein? Es ist nicht schwer, gefunden zu werden. Alles was Sie dafür brauchen, sind fleißige Finger. Suchen Sie sich relevante Keywords unter denen Sie gefunden werden wollen. Viele Suchen bei Google und Co. (ich würde mich ausschließlich auf Google konzentrieren) sind lokaler Natur. Will heißen, die User suchen nach “Wäscherei Berlin-Charlottenburg” oder “Schreinerei Düsseldorf”. Entsprechend sollten Sie den Inhalt und auch die Metadaten Ihrer Website (Ihr Programmierer wird Sie aufklären) dahingehend anpassen.
Darüber hinaus brauchen Sie aber auch Relevanz. Die erhalten Sie durch eine Vielzahl an Dingen, am wichtigsten sind aber Links auf Ihre Seite. Wie kriegen Sie die? Naja, am einfachsten wäre es ja Links schlichtweg mit anderen Seiten zu tauschen, aber die einfachen Sachen sind nie gut (Google mag das nicht). Deswegen machen Sie sich die Mühe und produzieren Sie guten Content, den Sie publizieren können. Auf Blogs (so wie ich gerade), auf Presseportalen oder in sozialen Netzwerken. Das findet Google gut und spuckt Sie entsprechend auf den ersten Plätzen aus.
Let’s fetz online #2: Mit Suchmaschinenwerbung geht mehr
Mehr als 80 Prozent der User bleiben auf Seite 1, wenn Sie etwas googlen. Das bedeutet, dass Sie keiner mehr auf Seite 2 findet. Wichtigste Regel im Suchmaschinenmarketing daher: Nimm so viel Platz wie möglich auf Seite 1 ein. Kannst du das nicht, geht dir viel Traffic verloren. Daher schadet es auch nie, eine Google Adwords Kampagne zu schalten. Zu den Suchbegriffen, zu denen Sie gefunden werden möchten, starten Sie einfach eine Kampagne.
Extrem wichtig ist es, das Ganze aber auch entsprechend zurückzuverfolgen.Wer klickt worauf, wo landet der, kauft er? Das geht am besten mit Google Analytics. Denn so finden Sie heraus, welche Suchbegriffe Ihnen wirklich Umsatz bringen und durch welche sich User eher zufällig auf Ihre Seite verirren.
Let’s fetz online #3: Holen Sie sich Ihre Kunden doch zurück
Ja, auch im Internet gibt es sie, die Passanten, die mal eben den Laden betreten oder nur durch das Schaufenster blicken. Mussten Sie früher hoffen, dass der Satz “Ich komm später noch einmal wieder” nicht nur eine Ausrede ist, bietet Ihnen das Internet heute die Möglichkeit Anreize zu schaffen, um den unentschlossenen Konsumenten doch noch zum Kauf zu bewegen. Das Stichwort lautet Retargeting.
Konkret bedeutet dies: Konsumenten, die den eigenen Online-Shop einmal besucht haben, werden gezielt angesprochen und zurück auf die eigene Seite bewegt, um den Einkauf fortzusetzen. Möglich wird dies erst durch Cookies, die beim ersten Besuch der Internetseite erhoben werden. So erklärt sich sicherlich auch, wieso man beim Lesen der Nachrichten immer genau die Schuhe angezeigt bekommt, die man sich gestern noch angesehen hat. Wenn Sie es mal testen möchten, rate ich zum Einstieg zu einer Retargeting-Kampagne bei Google Adwords. (Heute ist aber auch wirklich oft Google dabei.)
Retargeting ist ein wichtiges, wenn auch teures Instrument, um den Kunden vom Kauf zu überzeugen, doch man sollte immer beachten, dass man nicht jeden vom Kauf überzeugen kann, blinkende Banner hin oder her.
Let’s fetz online #4: You think you are a movie star
Es gab mal Zeiten, da habe ich mich einfach vor die Kamera gestellt und rund dreißig Minuten über die ersten Schritte zur Existenzgründung gequatscht. Alles ziemlich spartanisch auf Youtube hochgeladen und gewartet, was passiert. Puh, ich frage mich bis heute noch, wer sich die Videos angeguckt hat. Es müssen allerdings doch verdammt viele gewesen sein. Denn am Ende des Jahres hatte mein Video mehr als 10.000 Views. 10.000 potentielle Kunden also, die über Youtube mit mir in Kontakt gekommen sind. Daraus hat sich auch der ein oder andere Auftrag ergeben. Und das für eine halbe Stunde Arbeit. Guter Return on Investment!
Wichtig bei Youtube ist – ähnlich wie bei der Suchmaschinenoptimierung – in eine Nische reinzuspringen. Googlen Sie, suchen Sie bei Youtube, ob es zu Ihrem Thema schon Videos gibt. Das Suchvolumen ist gut und keine passenden Videos werden gefunden? Dann stellen Sie sich doch einfach wie ich vor die Kamera und lassen Sie die Welt teilhaben an Ihrer Expertise. Glauben Sie mir, der Aufwand lohnt!
Let’s fetz online #5: Das coole Social Network
Wie finden Sie eigentlich Facebook? Ach was, war das noch cool, als jeder Ihrer Freunde dort Dinge aus dem täglichen Leben geteilt hat und Sie selbst fleißig geliked und kommentiert haben. Und? Was ist jetzt daraus geworden? In meinen Augen ist es zu einem großen Haufen Werbung, mäßig-lustiger Filmchen und Second-Hand-Marktplatz verkommen. Zumindestens sieht es so aus, wenn ich mich einlogge. Zwischen all diesem Datenmüll ein gutes Image von sich selbst abzugeben, ist gar nicht so einfach. Natürlich pflege ich auch meine eigene Seite. Und natürlich erziele ich dort auch ein wenig Interaktion, aber das Wahre ist es irgendwie nicht mehr.
Deswegen rate ich Ihnen, nutzen Sie andere Kanäle – zielgerichtet auf Ihr Kundenklientel. Sie haben viel mit der jüngeren Generation am Hut? Sie werden zielstrebig einen Instagram-Account mit vielen Followern aufbauen können. Und das sogar umsonst. Das einzige, was Sie brauchen: coole Bilder. Sie sind stärker auf der Suche nach Hausfrauen? Vielleicht wäre Pinterest ja etwas für Sie. Die einzige Bedingung hier: coole Bilder. (Sie merken, coole Bilder sind immer gut). Wenn Sie aber wirklich innovativen und einzigartigen Content haben, dann sollten Sie sich vielleicht mit Tumblr oder Twitter anfreunden. Dort ist meist eine etwas ältere Zielgruppe anzutreffen, die Wert auf hochwertige Unterhaltung legt. Content ist wohl doch irgendwie König.
Let’s fetz online #6: Sie haben Post
Und schon wieder flattert einer dieser unzähligen Newsletter in mein Postfach. Habe ich den überhaupt bestellt? Was wollen die von mir? Wieso kann ich den ganzen Spam nicht einfach verbannen? Den ließt doch eh keiner!
Und drei mal dürfen Sie raten, weshalb trotzdem so viel Wert auf E-Mail-Marketing gelegt wird! Genau, weil es das kostengünstigste Direktmailing ist, das zurzeit existiert. Und glauben Sie mir, die Öffnungs- und Klickraten sind je nach Aufmachung und Adressgenerierung hervorragend. Was brauchen Sie dafür? Klar, E-Mail-Adressen. Dazu sollten Sie auf Ihre Website, auf der ja jetzt schon ordentlich Traffic ist, ein gutes Plätzchen finden, um für Ihren Newsletter zu werben. Stellen Sie das Feld ruhig oben auf die Seite und heben es hervor. Beachten: Datenschutz ist Usern wichtig!
Sie haben die Liste? Dann ab zu einem Newsletter-Tool wie Newsletter2Go (hier gibts jeden Monat 1.000 Mails gratis) oder Mailchimp und starten Sie wild drauf los. Klar, Sie brauchen einen coolen Titel, wertvollen Content und eine nette Aufmachung. Was am besten funktioniert, werden Ihnen die analytischen Daten sagen, die diese Tools immer ausspucken. Hochgradig interessant und zugleich lehrreich für Ihr Business.
To be continued…
Ja, ja, das Onlinemarketing. Wir können die Themen hier nur oberflächlich behandeln, da es umfangreicher und komplexer als bei den traditionellen Medien ist. Bei Risiken und Nebenwirkungen, fragen Sie Ihren Existenzgründungsberater! Ein Sachbuch reicht manchmal aber auch. Das passende habe ich übrigens gerade im Angebot. Vielleicht wäre das ja etwas für Sie? Wenn nicht, kaufen Sie es doch trotzdem gerne!
⇒ Das große BASIC thinking-Interview mit Die Höhle der Löwen-Investor Frank Thelen.