Eben erreichte mich eine Mail von MeinFernbus Flixbus, Betreff: „Rette Deine Haltestelle!“. Man brauche meine Hilfe, heißt es da, denn die Stadt Köln plane „die Verbannung aller Fernbushaltestellen aus der Kölner Innenstadt“. Stattdessen solle eine Haltestelle am südlichen Stadtrand in der Nähe des Flughafens Köln/Bonn entstehen.
Ich gehe davon aus, dass das Busunternehmen diese Mail an alle seine Fahrgäste verschickt hat, die wie ich irgendeinmal von oder nach Köln gereist sind.
Weiter schreibt MeinFernbus Flixbus:
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Wir wollen, dass Deine Haltestelle in Köln zentral gelegen und für Dich Tag und Nacht gut erreichbar ist!
Und:
Es wurde eine private Petition gegen die Verlegung gestartet, die wir unterstützen!
Initiator dieser vor wenigen Tagen gestarteten Petition ist Jürgen Weinzierl, Geschäftsführer der traditionsreichen Kölner e-weinzierl Omnibustouristik GmbH. Das Unternehmen hat wie MeinFernbus Flixbus offensichtlich großes Interesse daran, die eigenen Kunden möglichst weiterhin bis in die Kölner Innenstadt zu transportieren – und sie eben nicht fern des Zentrums, am Flughafen, aussteigen zu lassen.
Ende Oktober soll Schluss sein
Hier einige Auszüge aus der Petition:
Die Fernbushaltestellen in der Kölner Innenstadt dürfen nicht geschlossen werden. Der ZOB am Hauptbahnhof sowie die Haltestellen an der Gummersbacher Straße in Köln-Deutz sollen weiterhin nutzbar bleiben. Damit können die weit mehr als eine Million Fernbusgäste auch weiterhin ihr Fahrtziel Köln erreichen. Die Stadt Köln aber will am 27.Oktober 2015 sämtliche Haltestellen für Fernbusse schließen, um einen Busbahnhof neu am Flughafen Köln/Bonn am südlichen Stadtrand aufmachen. Ab dann soll ausschließlich der Flughafen angesteuert werden. Wir lehnen das ab.
Selbsterklärtes Ziel der Petition ist es, die Fernbushaltestelle am Flughafen „als einen weiteren attraktiven Standort zu etablieren“ und außerdem die (im Stadtteil Deutz ziemlich abgelegene) Haltestelle Gummersbacher Straße geöffnet zu lassen.
Petition: ZOB soll offen bleiben
Der Zentrale Omnisbusbahnhof (ZOB), direkt neben den Gleisen der Deutschen Bahn am Kölner Hauptbahnhof gelegen, soll, wenn es nach den Unterzeichnern der Petition geht, für Linienbusse im Nah- und Fernverkehr geöffnet bleiben, und zwar „bis eine konkrete Nachnutzung/Umgestaltung/Bebauung absehbar ist“.
Außerdem soll der ZOB dahingehend umgestaltet werden, dass „für Passagiere und Linienbusse ordentliche Zu- und Abfahrten deutlich verbessert werden“. Köln sei, so heißt es in der Petition, national und international gut ins Fernbusnetz eingebunden und soll dies bleiben. Mit einer einzigen Haltestelle am äußersten Stadtrand von Köln gelinge dies nicht.
Entscheidung stammt von 2012
Im Übrigen sei die Entscheidung für die Verlegung der Haltestelle vom Rat der Stadt Köln bereits im März 2012 getroffen worden und somit lange bevor das Bahnmonopol fiel und der Markt für Fernbusse liberalisiert wurde.
Nach Angabe der Fernbusunternehmen reisen alleine 2015 weit über eine Million Menschen per Fernbus von und nach Köln. Nach Kundenbefragungen lehnen angeblich 87 Prozent die Verlegung der Fernbushaltestellen zum Flughafen ab. Ganze 63 Prozent würden auf den Fernbus im Falle der Verlegung verzichten, steht in der Petition.
Mit einem Fernbusverbot für die Kölner Innenstadt werden „Menschen mit schmalem Geldbeutel (sozial Schwache, Studierende, Azubis, junge Familien, Rentner) bestraft“, heißt es außerdem in der Petition. Der Bus verfüge über „beste CO2-Bilanz pro km und Sitzplatz und spart pro Fahrt rund 30 Pkw“.
„Köln riskiert Imageverlust“
Köln agiere „gegen den Trend anderer Städte und sperrt den Bus ohne zwingende Notwendigkeit aus“. Die Stadt widerspreche mit dieser Anti-Fernbus-Politik „somit dem Bild einer modernen, toleranten und weltoffenen Metropole und riskiert in der Außendarstellung durch zu erwartende Rechtsstreitigkeiten mit den Betreibern einen massiven Imageverlust“.
In der Infomail von MeinFernbus Flixbus heißt es:
Du kannst Deine Haltestelle in Köln retten! Unterzeichne jetzt die Petition gegen die Haltestellen-Verlegung und sprich Dich damit für eine moderne und soziale Verkehrsanbindung für Köln aus!
Schon 17.000 Unterzeichner
Immerhin: Bislang haben die Petition über 17.000 Menschen unterzeichnet. Doch es gibt nicht nur Befürworter, sondern auch eine Reihe von Contra-Argumenten. Etwa dieses hier:
Emissionsquellen wie Busse sind eine Belastung für Anwohner und andere Verkehrsteilnehmer. Die Verlagerung an den Stadtrand, wo möglichst wenige Dritte u.a. durch private Gewinninteressen und Sozialisierung externer Kosten beeinträchtigt werden, ist deshalb sinnvoll, zumal die Anbindung vom geplanten neuen Standort ins Zentrum mit dem ÖPNV schnell und ohne Umsteigen möglich ist.
Oder das hier:
Und wer Emissionen kritisiert, sollte die mal ins Verhältnis setzen. Jeden Tag sind hunderttausende Kfz in Köln unterwegs und 99% verfolgen damit Privatinteressen. Auf einige hundert Fernbusse kommt es nicht an, zumal die Unternehmen modernste Busse mit besseren Emissionsstandards nutzen, als die meisten Privatautos.
Wie stehen Sie dem Thema Fernbus grundsätzlich gegenüber? Was halten Sie von Fernbushaltestellen in Innenstädten? Sinnvoll oder nicht wünschenswert? Diskutieren Sie unten in den Kommentaren!