Vergangenes Jahr hat Die Höhle der Löwen dem Kölner Sender VOX Traumquoten beschert. Nun startet das Format, in dem Gründer einer Handvoll Investoren ihre Start-up-Idee präsentieren, in die zweite Staffel. Grund genug für unseren Gastautor Felix Thönnessen, ein bisschen aus dem Nähkästchen zu plaudern – in unserer Serie Löwendompteur.
Hinweis! In Teil 1 vom Löwendompteur ging es um Marketing, in Teil 2 ging es um Geschäftsmodelle. Ein Interview mit Die Höhle der Löwen-Investor Frank Thelen gibt es hier.
Löwen füttere ich am liebsten mit Nutella
Es gibt Menschen, die mögen kein Nutella. Was es nicht alles gibt auf der Welt. Aber kein Nutella? Das ist mir suspekt. (Wenn mich das als Autor disqualifiziert – bitteschön). Ich könnte einen Tag ohne den samtigen Schokoladenaufstrich nicht überstehen. Wenn es den ersten jetzt schon in den Fingern juckt, dass das hier Schleichwerbung ist, ich kann hier leider nicht nachgeben. (Konditionierung auf ungesunde, fetthaltige Nuss-Nougat-Creme ist doch etwas Feines.)
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Aber warum wähle ich das als Einstieg für unsere nächste Fahrt auf dem Karussell, das uns durch Die Höhle der Löwen bringen soll? Nutella dient hier als Appetizer, um einen Tag voller Hürden zu überstehen. Ein Tag, der Dinge bringt von denen ich beim Frühstück noch keine Ahnung habe. Ähnlich geht es den Teilnehmern bei Die Höhle der Löwen auch. Klar, die Teilnehmer wissen, wer ihnen da gegenübersitz, können sich alte Folgen anschauen und sich perfekt vorbereiten, aber ein wenig Ungewissheit bleibt doch, oder?
Unser Gläschen Nutella (oder Mett)
Und das trifft eben nicht nur auf die Sendung zu, sondern genauso auf etliche Gespräche mit Bankern, Investoren, Kunden und Kooperationspartnern. Oft gibt es Dinge, die Sie vorher nicht vorbereiten können. Aber wir wollen hier nicht verzagen, sondern lieber ein bisschen Kohle in den Kessel werfen, um mit einem Taschen-Bulldozer die Hindernisse oder Hürden sanft aus dem Weg zu räumen.
Wir bauen uns also ein mobiles Glas Nutella, das wir immer mit uns herum tragen. Wenn es Probleme gibt, greifen wir schnell in unsere Tasche. Damit ich hier nicht völlig in meiner Bildersprache versinke, machen wir es ein bisschen praktisch, beschäftigen uns mit den sinnvollsten Tageshelfern und fangen an, unser kleines Gläschen zu füllen (an der Stelle dürfen Sie gerne auch eine andere Füllung wählen, vielleicht Marmelade oder einfach gutes Mett).
Was passiert …
… das passiert eben manchmal. Ja, tolle Floskel Herr Berater. Aber auf viele Dinge trifft das nun mal zu. Ein paar Dinge lassen sich so eben auch nicht verhindern. Da können Sie machen was Sie wollen. Das wird Ihnen in Ihrem Gründer-Dasein mehr als einmal passieren. Vor ein paar Jahren haben ein paar freundliche Zeitgenossen mein kleines Büro aufgebrochen und dabei ein ziemliches Chaos hinterlassen. Das konnten auch diverse Sicherheitsmaßnahmen nicht verhindern. Und dann? Dann habe ich erstmal da gesessen vor den Scherben und mich gefragt, was ich jetzt machen soll. Glauben Sie mir bitte: Ich war mehr als demotiviert und hätte am liebsten alles hingeschmissen.
Was ich dann gemacht habe? Ich bin zum Kiosk um die Ecke und habe mir zwei Flaschen Bier gekauft (ich klinge leicht unprofessionell). Die habe ich mir mitten im Chaos aufgemacht und dann meinen iPod voll aufgedreht und irgendwann – sicher nicht nach ein paar Minuten – ist etwas sehr seltsames passiert. Was? Nun, ich musste mich ziemlich kaputt lachen. Das kann sicher daran liegen, dass ich keinen Alkohol vertrage und bereits nach zwei Bier betrunken bin, oder es lag vielleicht auch einfach daran, dass ich feststellen musste, dass das einzige wertvolle in meinem Büro, eine mobile Klimaanlage, immer noch da stand.
Aus der Sache habe ich für mich eine ganze Menge gelernt. Nicht immer läuft es so wie man selber plant und man sollte sich darauf gefasst machen, dass es Rückschläge gibt. Nochmal: Es geht nicht darum, wie hart man austeilt, sondern darum, wie viel man einstecken kann. Gerade als Gründer ist das doppelt wichtig.
Herz über Kopf oder auf den Bauch hören?
Oft habe ich das Gefühl, in meinem Kopf tanzen gleich eine ganze Menge Felixe herum. Wenn man früher den Teufel links und den Engel rechts kannte, habe ich teilweise eine ganze Bande, die mich nicht in Ruhe lassen will und sich leider auch nicht einigen kann. Nein, ich habe keine multiple Persönlichkeitsstörung, sondern bin mir hoffentlich nur meiner verschiedener Blickwinkel bewusst. Vielleicht geht es Ihnen an der einen oder anderen Stelle ähnlich.
Gerade in der Anfangsphase eines Start-ups müssen Sie täglich Hunderte Entscheidungen treffen und dabei sind Sie in erster Linie auf sich selbst gestellt. Klar, Sie können sich umfangreiche Unterstützung besorgen, aber letztendlich sind Sie der Herr im Ring, haben die Boxhandschuhe an und entscheiden, wo es langgeht. Suchen Sie sich Unterstützung, besorgen Sie sich Experten, lesen Sie von mir aus auch mein Buch, aber jede Entscheidung die Sie treffen, muss auch zu Ihnen passen.
Wenn ich Ihnen als Berater sage, Sie sollten ein zusätzliches Produkt anbieten, Sie aber davon nicht überzeugt sind, lassen Sie es. Das meine ich wirklich ehrlich. Das Feuer brennt in Ihnen und das kann kein anderer entzünden. Ich kann höchstens beim Holzsuchen helfen. Also liebe Gründer, es ist absolut ok, wenn Sie manchmal nicht wissen, welche Entscheidung richtig ist, so ist das nun mal in der lustigen Welt des Unternehmerseins.
Links fährt gerade ein Ferrari an mir vorbei
Sie dürfen in meiner Überschrift gerne Ferrari durch Masserati, Porsche oder irgendeine andere schmucke Sportkiste ersetzen. Zu Beginn meines eigenen Gründer-Daseins hatte ich einen heißen Lupo in meinem Besitz, einen mit grandiosen 50 PS und leider ohne Klimaanlage, ohne Zentralverriegelung und auch ohne anderes elektrisches Spielzeug. Der Kleine war häufig zu Besuch auf diversen Firmenparkplätzen, auf denen er umrahmt von edlen Luxuskarossen ein Schattendasein fristen musste.
Warum ich Ihnen das erzähle? Nun, die Weltherrschaft ist etwas tolles, aber der Weg dahin doch lang. Akzeptieren Sie also, wenn Sie zu Beginn vielleicht nur mit 50 PS unterwegs sind. Das waren die meisten anderen auch. Jedes PS, was dazu kommt, haben Sie selbst erschafft. Jochen Schweizer würde jetzt sagen: „Die Hand am Arm.“ Ich war auf vielen Beratertreffen und hatte zu Beginn das Gefühl, nicht über den Status des kleinen Jungen, der auch mal Berater spielen will, hinaus zu kommen.
Und heute? Heute bin ich immer noch der kleine Junge. Vergleichen Sie sich nicht mit den Besten – lernen Sie von diesen, aber akzeptieren Sie einen kleinen Start. Wenn ich mich im Fitnessstudio mit den anderen Sportskanonen vergleichen würde, dann wäre ich sicher äußerst demotiviert und würde überhaupt nicht mehr hingehen.
Champagner-Duschen im Mondschein
Meine Überschriften sind heute meiner guten Laune geschuldet. Ich bitte vielmals um Entschuldigung. Als Gründer hat man viel zu tun. Die Floskel mit „selbst und ständig“ spare ich mir an der Stelle einmal. Sie werden am Anfang schuften wie ein Berserker. Was ein Berserker ist, kann ich Ihnen auch nicht sagen, aber ich glaube es bedeutet: viel. Bei diesem ganzen Schaffen sollten Sie aber das Feiern nicht vergessen. Damit meine ich jetzt nicht, dass Sie jedes Wochenende auf eine hippe Party gehen sollten, sondern, dass Sie Ihre kleinen Erfolge feiern.
Ich belohne mich immer mit einer Flasche meiner Lieblingsbiersorte oder ein paar Löffeln Nutella. Die Belohnung dürfen Sie sich selber aussuchen. Toll, oder? Wir vergessen viel zu oft, diese Momente zu genießen. Vergessen Sie das bitte nicht. Genau in den Momenten schöpfen Sie die Energie für alles, was noch kommt. Ob das unbedingt Champagner sein muss? Nein, natürlich nicht.
Heute war mir wichtig, ein paar persönliche Dinge zu beleuchten, denn letztendlich brauchen Sie die, um erfolgreich durch das Gründer-Sein zu kommen. Ob das dann das kleine Glas Nutella ist, das weiß ich nicht, aber ich finde das Gefühl, ein wenig gewappnet zu sein, doch ganz schön.
Bis nächste Woche beim Löwendompteur. Bleiben Sie hungrig!
⇒ Das große BASIC thinking-Interview mit Die Höhle der Löwen-Investor Frank Thelen.