Auf meinen Reisen durch Asien sehe ich immer mehr Urlauber, die Fotos mit ihrem Smartphone anstatt einer großen und schweren Kamera machen. Die Vorzüge liegen klar auf der Hand: Das Handy hat man eh immer dabei, schleppt also nichts zusätzlich mit. Dazu hat sich die Qualität von Smartphone-Kameras in den letzten Jahren deutlich verbessert, sodass man auch bei dunkleren Szenen gute Fotos schießen kann.
Doch was ist, wenn man noch etwas mehr aus seinen Fotos herausholen will? Aufsteck-Objektive sind das Stichwort!
Für das iPhone 6 und das iPhone 6 Plus hat Olloclip diverse Aufstecklinsen im Angebot, die ich auf meiner letzten Reise nach Bali getestet habe. Im Test möchte ich dabei auf das 4-in-1 Objektiv, das Zoomobjektiv mit Polarisationsfilter und das 3-in-1 Makroobjektiv eingehen.
Schnelle Handhabung mit Schwächen
Olloclip aufs iPhone und drauf los fotografieren – das geht in der Tat halbwegs flott, wenn man sich einmal an die Routine gewöhnt hat. Wer allerdings eine Tasche, Hülle oder eine Displayschutzfolie nutzt, der bekommt schon erste Probleme, denn für den Olloclip muss das iPhone 6 komplett nackt und ungeschützt sein. Immerhin bietet Olloclip mittlerweile eine eigene Schutzhülle (29,99€) an, die auf der Oberseite eine entsprechende Aussparung für die Objektive hat.
Hat man aber ein nacktes iPhone, dann schiebt man den Olloclip über die herausragende Kamera auf der Rückseite, bis ein Widerstand zu spüren ist. Das funktioniert recht zuverlässig und nach ein Paar Versuchen hat man den dreh raus. Schiebt man den Olloclip dann nach links, schiebt sich die vordere Linse vor die Selfie-Kamera.
Im Vergleich zu den Olloclips fürs iPhone 5 und 5S sind die neuen deutlich größer und sitzen zentral, was den Nachteil hat, dass in der Regel der Helligkeitssensor verdeckt wird. Das iPhone denkt somit, ihr seid in einem dunklen Raum und regelt die Displayhelligkeit komplett runter, dabei seid ihr gerade am Strand und erkennt auf dem Display somit nichts. Nervig.
Ebenfalls unschön: Die Bedienelemente für HDR sowie den Zeitauslöser werden zum Teil durch den Olloclip verdeckt und man erreicht sie oft nur durch Wegschieben des Olloclips. Ebenfalls größenbedingt ist der Transport nicht so schön, denn die Objektive ragen deutlich heraus. Mal eben das iPhone samt Olloclip in die Hosentasche stecken ist also nicht bequem möglich, man sollte also die beiden getrennt verstauen, um keine Beule in der Hose zu haben (Wortspiel nicht beabsichtigt).
Großer Lieferumfang, gute Verarbeitung
Alle drei Objektive werden in einer ähnlichen Verpackung geliefert und enthalten einiges an Zubehör. So gibt es drei farbige Clips in blau, grün und schwarz, an die die Olloclips zum Transport geclipst werden können und dann zum Beispiel an das mitgelieferte Halsband gehängt werden können.
Dazu gibt es je nach Objektiv ein bis zwei kleine Schutztäschchen aus Stoff und durchsichtige Objektivdeckel, die nur allzu leicht verloren gehen. Wirklich benötigt werden sie meiner Meinung nach eh nicht, das Glas scheint gut gehärtet zu sein.
Die bunten Clips sind an sich eine gute Idee, allerdings empfand ich sie im Alltag eher als störend, da ich das Halsband nicht benutzt habe. Objektiv rausholen, Clip abmachen, Clip weglegen, Objektiv aufs iPhone stecken sind für mich zwei Schritte zu viel, sodass ich die Clips gleich zuhause gelassen habe.
Im Vergleich zu den günstigen Objektiv-Aufsätzen fürs iPhone 6 und 6 Plus sind die Olloclips hervorragend verarbeitet. Der Kunststoff fasst sich hochwertig an und es steht keine Klammer oder ähnliches ab. Die Linsen sind alle aus gut gehärtetem Glas, sodass ich nach einer Woche in Tasche noch keine Kratzer feststellen konnte. Auch die Ummantelung der Objektive ist aus hochwertigem Metall hergestellt. Die Olloclips fühlen sich einfach solide an, man bekommt eine gute Verarbeitungsqualität fürs Geld.
Alle Olloclips sind übrigens ab Werk mit dem iPhone 6 kompatibel, für das iPhone 6 Plus ist ein kleines Plastik-Inlet beigefügt, das auf fummelige Art und Weise einmalig selbst ausgetauscht werden muss.
Olloclip 4-in-1 Objektiv – der Allrounder
Bali ist eine der bekanntesten indonesischen Inseln und bietet neben überlaufenen Städtchen auch paradiesische Strände, eine großartige Landschaft und viel Kultur. Durch die hinduistische Religion hat jedes Haus einen kleinen Tempel, dazu sieht man völlig gewöhnlich am Straßenrand diverse Statuen oder Verzierungen.
Religion, Kunst und Kultur sind in Bali also ein großes Thema und es eröffnen sich somit andauernd Gelegenheiten, tolle Fotos zu schießen.
Das Olloclip 4-in-1 Aufsteckobjektiv bietet dafür das beste Allround-Paket, denn es vereint einen Weitwinkel, Fisheye sowie zwei Makro-Objektive mit 10- und 15-facher Vergrößerung.
Die iPhone 6 Kamera bietet wirklich hervorragende Bildqualität, sie ist allerdings nicht besonders weitwinklig, sodass der Weitwinkel-Objektiv wirklich noch einiges aus der Kamera herausholt. Ob Landschaftsaufnahmen, Architektur oder Gruppenselfies – ihr bekommt einfach deutlich mehr aufs Foto.
Die Bildqualität ist dabei in der Mitte sehr gut, die Ränder und Ecken sind allerdings etwas unscharf.
Außerdem leiden die Fotos bei genauerem Hinsehen etwas an chromatischer Aberration. Trotzdem, der Weitwinkel-Aufsatz ist bei mir bei weitem das meistbenutzte Objektiv, weil der Zugewinn an Bildfläche wirklich enorm ist, ohne dabei das Bild zu verzerren.
Wer es noch mehr aufs Bild bekommen möchte, der hat auf der anderen Seite ein großes Fisheye-Objektiv (Fisheye). Dieses besitzt den typischen Fischaugen-Effekt und hat einen Aufnahmewinkel von etwa 180 Grad. Ja, das heißt auch, dass ihr eure Finger auf der Aufnahme sehen könnt, falls ihr diese wie ich an die Rückseite des iPhones klammert.
Auch hier stimmt die Qualität, wobei der Verzerrungseffekt wirklich extrem ist und es dadurch auch zu schwarzen Ecken und konkaven Wänden in Räumen kommt, aber das gehört eben auch dazu. Vor allem für enge Räume oder Tempel ist das Fisheye wirklich gut geeignet, weil man somit die Atmosphäre besser einfangen kann.
Das war’s? Nicht ganz, denn schraubt man die beiden Objektive ab, verbergen sich noch zwei Makrolinsen darunter, die 10- oder 15-fach vergrößern können. Ich muss zugeben, dass ich kein großer Makrofan bin und vor allem im Urlaub kaum Verwendung dafür gefunden habe. Manchmal lassen sich damit effektvolle Bilder mit Tiefenschärfe machen oder man betreibt digitales Muschelsammeln. Auch hier ist die Qualität ordentlich, man muss allerdings eine ruhige Hand besitzen, um nicht zu verwackeln.
Zoomobjektiv mit Polfilter – Für Affenjäger und Schaufensterbummler
In Ubud, dem künstlerischen Zentrum Balis, konnte ich mir den heiligen Affenwald nicht entgehen lassen. Lauter Affen laufen und springen an einem vorbei, manche sitzen einfach nur da und lassen sich mit Bananen füttern. Genau da war das Zoomobjektiv für das iPhone 6 Plus zur Stelle, das die Tiere doppelt so nah heranholt.
Die Qualität ist deutlich besser als der digitale Zoom (diesen kann man natürlich auch noch verwenden, um noch näher ranzukommen), die Schärfe und Detailvielfalt leidet aber auch hier. Was man mit dem Zoom-Objektiv ebenfalls ganz gut machen kann, ist Objekte freizustellen wie zum Beispiel meinen Freund Wilson:
Aus-dem-Auto-Fotografierer aufgepasst! Auf der anderen Seite vom Zoomobjektiv findet sich ein zirkularer Polarisationsfilter, mit dem ihr nervige Reflexionen zum Beispiel beim Fotografieren aus dem Auto heraus minimieren könnt. Auch wer gerne durchs Schaufenster fotografiert, der wird den Polfilter lieben. Dieser wird mit einem Adapterring ausgeliefert, sodass ihr ihn auch vor die Weitwinkel und Fischaugen-Objektive montieren könnt.
Makro 3-in-1 – in andere Welten eintauchen
Wer beim Fotografieren gerne in eine andere Welt eintaucht, für den sind Makro-Aufnahmen eine Überlegung wert. Auf einmal sieht man nämlich Details, die man mit dem bloßen Auge gar nicht erkennen kann – von der iPhone 6 Kamera ganz zu schweigen.
Die Olloclip Makrolinsen sind da wirklich hervorragend, man muss allerdings wie schon erwähnt entweder eine ruhige Hand besitzen oder ein Stativ mitnehmen, wobei wir da wieder aus dem Thema travel light raus sind.
Insgesamt drei Vergrößerungsstufen gibt es bei dem Olloclip Makro 3-in-1: 7x, 14x und 21x. Vor allem die 7x Einstellung fand ich praktisch, weil sie es erlaubt, nicht ganz so nah an Objekte ranzugehen und immerhin Blüten noch komplett zu erfassen. Im Bali Orchid Garden hat man da eine wunderbare Spielwiese, um die Objektive auszuprobieren, aber auch im heimischen Beet kann man ganz neue Welten entdecken.
Die Qualität der Bilder lässt sich in der Tat sehen, man muss allerdings wie so oft bei Makroaufnahmen mit dem Fokus aufpassen, der Fokusbereich ist in diesem Fall nicht sehr groß.
Fazit – teuer, aber gut
Insgesamt bin ich mit den getesteten Olloclip Objektiven sehr zufrieden, die Verarbeitungs- als auch die Bildqualität konnten mich überzeugen. Die Handhabung ist zwar nicht ganz perfekt, im Vergleich zu den ganzen Objektivklammern oder aufklebbaren Objektivbajonetten aber deutlich besser. Alle drei getesteten Olloclip Aufsteckobjektive waren wirklich gut, allerdings würde ich mir niemals alle drei zusammen kaufen und das liegt vor allem am Preis: Alle drei zusammen hätten ganze 250€ im hauseigenen Shop gekostet!
Mir persönlich reicht der 4-in-1 Aufsatz im Alltag und im Urlaub aus. Dieser kostet auf Amazon ca. 65€, was für die gebotene Leistung dann auch in Ordnung geht (bei Olloclip 79€).
Wer statt dem Fischauge und den eingebauten Makros lieber zoomen möchte, für den scheint der neu vorgestellte Olloclip mit Weitwinkel, Zoom sowie Polfilter die bessere Alternative zu sein. Preislich mit 119€ (99€ ohne Polfilter) zwar am teuersten, aber eben auch am „multifunktionalsten“.
Kann man also nur mit iPhone und Olloclip bewaffnet in den Urlaub fahren? Auf jeden Fall. Die Aufsteckobjektive von Olloclip sind zwar nicht günstig, bieten jedoch deutlich mehr künstlerische Freiheit. Vor allem den Weitwinkel möchte ich wirklich nicht mehr missen.
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Danke für den Test der etwas anderen Art.
Aber muss sagen für das Geld bzw. etwas mehr dann doch lieber eine vernünftige „echte“ Cam kaufen. Die kann das tausend mal besser, schneller und komfortabler. Für 250€ kriegt man schon so einige gute Kompakte.
Ich belächel die ganzen Touris mit ihren Handybildchen,
ist alles nicht mehr als Schnappschüsse mit der man auch Tante Gerdrud nicht aus ihrem Schaukelstuhl holt.
HandyknipseBildchen lohnen sich allenfalls fürs sharen in den Sozialen Medien, da werden die Daten so massiv runtergerechnet das sowieso ein Alpenpanorama nur schwer von Palmenstrand unterschieden werden kann.
Mir ist schon klar, dass nicht jeder so hohe Ansprüche hat wie ich als (Nicht mehr ganz) Hobby-Fotograf, aber Fischaugenobjektive auf einen Sensor zu packen der nichtmal Fingernagel groß und >10MPixel hat?
Da kommt selten was sinnvolles bei raus. Meiner Meinung nach ist das genau so eine fragwürdige Entwicklung wie diese SelfieSticks (Vor kurzem in London gesehen… Unglaublich, arme Menschheit)
Hehe… Sollte man direkt mal einen Artikel verfassen zum „belästigenden Selfie-Stick und sein Umfeld“
Ich kenn‘ auf der anderen Seite ziemlich viele Touries, die jeden mit ’ner umgehängten DSLR plus Objektiv-Tasche beim Strandspaziergang oder London-Stadtbummel genauso belächeln ;-). Man *muss* keine Strandkrebse mit ’nem kleinen Weltraum-Periskop-Ersatz fotografieren.
Sehe ich genauso. Wenn ich sehe, wie manche die DSLRs rumschleppen, nur dass es professionell aussieht… Am besten Vollformatcams, die dann im Automatikmodus mit irgendwelchen Kitobjektiven genutzt werden.
Sehe ich genauso. Wenn ich sehe, wie manche die DSLRs rumschleppen, nur dass es professionell aussieht… Am besten Vollformatcams, die dann im Automatikmodus mit irgendwelchen Kitobjektiven genutzt werden.
Anscheinend ist das Schlagwort „Schnappschuss“ und „Tante Gerda“ nicht richtig gedeutet worden…
Angebot: Ein Touri mit Handyknippse macht ein paar Fotos in London und stellt sich dann dem direkten Vergleich meiner Fotos die ich auf Flickr geladen habe…
So Bilder lagern auf irgendwelchen Speicherkarten und werden vllt ein oder 2 Mal angeschaut…
Gute Bilder kann man da einfach nicht mit machen. Gute Bilder sind für mich aber keine Schnappschüsse ala „Ich halt mal einfach drauf“
100% Zustimmung. Es gibt auch viele Leute, die im Urlaub die Bild mit einem Tablet schießen 🙁 . Von Schärfentiefe und den ganzen anderen Möglichkeite einer DSLR mal abgesehen, gibt es eine alltägliche Situation in der jede Handycam versagt: Portrait bei Gegenlicht bzw hellem Hintergrund. Meine kleine Kompakte (Wenn ich die DSLR nicht dabei habe) macht einen Aufhellblitz und alles ist perfekt. Das Handy mit seiner 30cm Blitzreichweite packt das leider nicht.
@Daniil
Schöne Fotos. Beim Ersten erscheinen mir die Randbereiche allerdings sehr unscharf. Lag das an der Aufstecklinse?
Danke. Ja, liegt an den Aufsteckobjektiven, wie im Text erwähnt.
Aber das scheint derzeit keiner besser lösen zu können, eher im Gegenteil.
Cooler Artikel mit überraschenden/beeindruckenden Fotos!
Die Dinger im Urlaub mit zu nehmen könnte ich mir vorstellen, aber im Alltag eher nicht so. Wenn ich „gute“ Fotos im Urlaub machen möchte könnte ich mir aber auch vorstellen eine Extra-Kamera mit zu nehmen. Daher würde mir die Anwendung fehlen.
Trotzdem auch eine spannende Entwicklung!
P.S. Wie kommt man denn an diesen schicken Mobilegeeks-Sticker 😉
Danke, auf Bali kann man gefühlt nur schöne Bilder machen 🙂
Falls du auf der IFA bist, kann ich dir gern einen Sticker geben.
Nicht die Kamera macht das Bild, sondern der, der sie in den Händen hält. Es soll Leute geben, die mit einem iphone bessere im Sinne von schönere Bilder machen, als andere mit der superdupbertollen DSLR Vollformatausrüstung. Ich habe im Zweifelsfall lieber ein Handybild, als gar keins, weil’s mir zuviel war, die Ausrüstung mitzuschleppen, auch wenn die Bildqualität nicht so gut ist.
Hallo Daniil, mich würde interessieren, wie das Wilson-Foto gelingen konnte mit dem Tele-Aufsatz? Daran bin ich bislang gescheitert. Ist ja eine tolle Möglichkeit, die sonst nur Systemkameras und DSLRs bieten mit der Tiefenschärfe/Schärfentiefe. LG André