Die Telekom hat mit Tobias Schwarz ihren Elbeblogger gefunden. Also jenen Blogger, der zwei Wochen lang für ein Honorar von 5.000 Euro über eine Reise entlang der Elbe berichtet. Aktuell ist Halbzeit der Elbeblogger-Reise und ich habe mich mit Tobias über die Reise, die technischen Möglichkeiten und seine Glaubwürdigkeit als journalistischer Blogger unterhalten. // von Tobias Gillen
Tobias, du stellst dich auf deiner Website als „journalistischer Blogger“ vor, bist Leiter des Online-Magazins Netzpiloten, wo Ihr auch über die Telekom berichtet. Aktuell reist du mit einem Telekom-Pressesprecher für ein sattes Taschengeld von 5.000 Euro an der Elbe entlang und berichtest im Unternehmensblog darüber. Wie passt das mit deiner Auffassung von Unabhängigkeit zusammen?
Mit meiner individuellen und auch sehr pragmatischen Einstellung von Unabhängigkeit passt das sehr gut zusammen. Ich habe in der Vergangenheit mit Arbeit Geld verdient, die manche für einen sogenannten Journalisten, oder viel mehr Blogger, auch als unpassend empfinden könnten. Beispielsweise bei der Unternehmensberatung McKinsey oder den Bundesvorstand der Grünen. Und das ohne dass mir heute jemand etwas Negatives nachsagt. Ich komme also mit meinem Wertekompass sehr gut zurecht.
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Bei den Netzpiloten musste ich lernen, dass wir mit Native Advertising mehr Geld verdienen können als mit Anzeigen. Trotzdem haben wir uns in den letzten zweieinhalb Jahren ein gewisses Renommee erarbeitet. Und so ist das auch mit der Telekom. Ich liebe das Handwerk, nutze die Möglichkeiten dieses Projekts und verdiene damit Geld, das ich gleich in mein nächstes Projekt stecken kann, eine Reise mit meiner Freundin, der Ostseegoere, durch europäische Coworking Spaces.
Du hast während der Bewerbungsphase für großen Rummel bei Twitter und Facebook gesorgt, hast gebloggt, gepostet, getwittert, warum du der Elbeblogger werden möchtest. Jetzt bist du es, die Hälfte ist geschafft, wie läuft es?
Es läuft sehr gut, wenn es natürlich auch nicht so ist, wie vorher gedacht. Viele stellten sich vor, die ElbeBlogger sind die ganze Zeit auf einem Schiff unterwegs. Ich persönlich habe geglaubt, wir wandern die Elbe entlang. Letztendlich ist es eine Reise mit dem Auto, was aufgrund des vollen Terminplans auch notwendig ist. Das die ElbeBlogger-Reise organisierende Telekom-Team versucht alle Themen mitzunehmen, die noch möglich sind. Besonders nach dem positiven Feedback innerhalb des Unternehmens und in den sozialen Netzwerken wird versucht, bestmöglich diese Aufmerksamkeitswelle zu reiten.Leider schaffe ich selber nicht nebenbei noch die Themen, die mir persönlich wichtig sind. Ich habe bereits drei weitere Artikelentwürfe angefangen, die sich beispielsweise mit historischen Hochwassern beschäftigen, die Flussgemeinschaft Elbe und einen jungen Bürgermeister aus Tangerhütte, der die Region verließ und jetzt wieder kam um Verantwortung in seine alten Gemeinde zu übernehmen. Aber auch mein Tag hat nur 24 Stunden, weshalb ich aber auch nach dem offiziellen Ende der Reise noch viel ElbeBlogger-Content auf meinem Blog veröffentlichen werde.
Wie läuft so ein Tag bei euch ab? Wie kommt ihr an A nach B? Wo übernachtet ihr?
Zusammen mit dem mich begleitenden Pressesprecher Hubertus Kischkewitz starte ich meist um 8 Uhr den Tag, die meisten Termine haben wir bereits ab 9 Uhr. Wie schon gesagt: Wir sind mit einem Auto unterwegs, haben also auch die Freiheit, so zu fahren wie wir wollen. Mich störte zum Beispiel, dass es nach Dresden gleich direkt nach Magdeburg ging. Wenn man schon die Elbe entlang reist, dann dürfen historische Orte wie Meißen, Torgau und Wittenberg nicht ignoriert werden. Das hat Hubertus verstanden und ist mit mir nur die Landstraßen direkt an der Elbe entlang gefahren und wir haben an all diesen Orten gehalten, wie du in meinem Instagram-Account verfolgen konntest.
[pullquote cite=“Tobias Schwarz“ type=“left“]Mit meiner individuellen und auch sehr pragmatischen Einstellung von Unabhängigkeit passt die Reise sehr gut zusammen.[/pullquote]Dadurch haben wir auch in Riesa die SommerBar entdeckt, direkt am Wasser und vor der traumhaften Kulisse eines alten Rittergutes konnten wir unser tägliches Livestreaming via Periscope machen. Den Rest des Abends unterhalten wir uns über den Tag, planen den kommenden Tag und schreiben unsere Beiträge für das Blog. Hubertus berichtet beispielsweise für den internen Unternehmensblog der Telekom von der Reise.Bleibt bei der ganzen Fahrerei und Entdeckerei überhaupt noch Zeit zum Berichten? Wann, wo und wie macht ihr das?
Eigentlich ja den ganzen Tag über. Vor allem via Twitter unter dem Hashtag #Elbeblogger berichte ich ja sehr intensiv von der Reise. Auf Instagram teile ich ebenfalls Fotos und Informationen von der Reise. Und jeden Abend gegen 18 Uhr gibt es ja einen Livestream via Periscope. Die Blogeinträge schreibe ich dann am Abend, bis jetzt hat das ganz gut geklappt. Diese sehr intensiven Arbeitstage sind aber eine Momentaufnahme. Für zwei Wochen kann man das von unterwegs in diesem Tempo auch schon machen. Ansonsten ist dieser Rhythmus natürlich viel zu hoch und es fehlt mir die Zeit, auch längerfristig mit dem Content zu arbeiten.
Welche Kanäle kommen besonders gut an oder eignen sich besonders gut?Twitter ist ein Kanal, der mir schon immer lag, wo ich inzwischen meine Community habe und der durch seinen direkten Live-Charakter perfekt für Reisen ist. Mit den dortigen neuen Möglichkeiten von Videos kann man einerseits auch leicht mehr visuellen Content erstellen, andererseits diesen auch später noch in meinen Blogbeiträgen einbetten und diese dadurch etwas interessanter machen.
Periscope war ein Kanal, der mir vorher nur in der Theorie bekannt war, doch jetzt sehr viel Spaß macht und sich vor allem bei den Telekom-Leuten als neuer Liebling herausstellt. Ich überfliege nur die täglichen Analysen der Social-Media-Aktivitäten, aber die Zahlen sind weit über denen, die ich von den Netzpiloten kenne und vor allem lokalen Interaktionsraten auf Twitter und Facebook sind äußerst spannend. Auf unterschiedliche Art und Weise kann man wahrscheinliches jedes der bekannten und unbekannten Netzwerke gut einsetzen.
Mal berichtet ihr informativ vom Elbhochwasser, mal geht es weniger kritisch um Telekom-Tarife. Was genau will die Telekom, wollt ihr, denn mit dem Projekt erreichen? Werbung? Nähe zum Unternehmen?
[pullquote cite=“Tobias Schwarz“ type=“right“]Periscope hat sich bei den Telekom-Leuten als neuer Liebling herausgestellt.[/pullquote]Es ist PR, wenn allerdings sicher auch in einem für die Telekom beziehungsweise die meisten deutschen Unternehmen vollkommen neue Art und Weise. Wenn ich über das LTE-Netz der Telekom in Dresden schreibe, dann ist das natürlich ein vorgegebenes Thema, aber ich behandle hier die Fragen, die mich auch sonst beschäftigen. Wie ist das Netz vor Ort? Wenn es gut ist, dann sollte ich das auch erwähnen. Auch Journalismus ist ja mehr als negatives Aufzählen der Verfehlungen von kapitalistischen Unternehmen.Was mir bei diesem Thema auffiel: Niemand lud seine Fotos direkt zu Instagram hoch. Ist mein Nutzungsverhalten beispielhaft oder bin ich vielleicht, im Vergleich mit Gleichaltrigen oder auch Journalisten, wesentlicher digitaler unterwegs? Wenn dem so ist, woran liegt das? An meinem Smartphone? Oder weil ich als Telekom-Kunde eine Hotspot-Flatrate habe? Das sind mich ausmachende Fakten und keine Werbung. Über Tarife oder andere Produkte der Telekom spreche ich grundsätzlich nicht, außer ich nutze sie auch selber und kann eine ehrliche Meinung dazu haben.
Ganz ehrlich: Lässt du dich nicht als Journalist instrumentalisieren?Ich setze meine journalistischen Fähigkeiten auf Nachfrage ein, aber eine Instrumentalisierung erkenne ich nicht. Wenn du mich vor der Reise nach den Grundlagen meiner mobilen Berichterstattung für die Netzpiloten gefragt hättest oder ich über meine Netzerfahrungen im Urlaub gebloggt hätte, hätte ich dir auch erzählt, dass die Hotspot-Flatrate der Telekom der Grund war, warum ich dorthin gewechselt bin. Ich fahre oft zwischen Berlin und Hamburg hin und her, immer online zu sein ist mir deshalb sehr wichtig. Und mit dieser Flatrate habe ich schon öfters sehr schnell und spontan auch von unterwegs arbeiten können.
Welche Vorteile ziehst du, fernab des Honorars, aus der Reise?
[pullquote cite=“Tobias Schwarz“ type=“left“]Sich zu trauen, in Zukunft persönlicher zu schreiben, ist meiner Meinung nach ein Vorteil der ElbeBlogger-Reise.[/pullquote]Ich habe schon bei meiner Bewerbung den Gedanken gehabt, dass ich seit Jahren blogge, aber wenig über sehr persönliche Themen schreibe. Mit der Elbe als Ort der Reise besuche ich viele mir bekannte Orte, mit denen ich natürlich viele Erinnerungen verbinde: der erste Urlaub in der Sächsischen Schweiz, ein Wochenendausflug mit einem Jugendfreund nach Torgau, eine ehemalige Beziehung in Wittenberg und natürlich Plätze wie Magdeburg und Arneburg, an denen ich meine Kindheit verbracht habe oder auch Plätze, die ich erst mit meiner Partnerin entdeckt habe. Bei meiner Station in Magdeburg besuchte sie mich, denn wir hatten an dem Tag unseren neunten Jahrestag. Sich zu trauen, in Zukunft persönlicher zu schreiben, ist meiner Meinung nach ein Vorteil der ElbeBlogger-Reise.Wo geht es in der zweiten Woche noch hin, was habt ihr noch vor?
In der zweiten und letzten Woche sind wir vor allem im Norden des Elbverlaufs unterwegs. Ich freue mich schon darauf, den Hamburger Fernsehturm zu besuchen und einen Blick hinter die Technik zu werfen. Ein sehr herausforderndes Highlight wird sicher die Begleitung eines Elbelotsen, mit dem ich zusammen auf einem Containerschiff in die Nordsee heraus fahre und dann auf einer Lotseninsel warte, bis uns ein weiteres Containerschiff wieder zurück mit nach Hamburg nimmt. Die Reise endet dann auf der Insel Neuwerk in der Mündung der Elbe in die Nordsee. Neben der Technik wird mich also noch eine unglaubliche Natur erwarten.
Ich wünsche dir noch eine gute Reise. Danke für das Interview.