Wirtschaft

Unser Weg zum Start-up, Teil II: Der Business-Plan

geschrieben von Denis Rotthardt

In der wöchentlichen Serie „Unser Weg zum Start-up“ berichtet Gründer Denis Rothhardt von seinem Weg zum eigenen Unternehmen und nimmt den Leser mit auf eine spannende Reise hinter die Kulissen der Start-up-Gründung. Diesmal: Wie sieht ein Business-Plan aus?

Der Businessplan „Erste Fassung“

Warum ich es „Erste Fassung“ nenne? Weil der Plan recht häufig noch verändert wird. Denn ich für meinen Teil gründe beispielsweise das erste Mal ein Unternehmen. Woher sollte ich genau wissen, was alles konkret auf mich zukommt? Klar: Vieles ist absehbar, aber selbst die besten Schachspieler können nicht mehr als 11 bis 12 Züge im Voraus bedenken. Es kommt immer wieder etwas dazwischen, dass alle Pläne durcheinander wirft oder gar komplett umstößt.

Ich habe mich entschlossen, den Plan Stück für Stück zu erstellen, aber mir die Option offen zu halten, diesen Plan abändern zu können. Solange ich ihn keinem Investor vorlegen muss, habe ich doch diese Freiheit. Also, warum sollte ich sie nicht nutzen?


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Ein weiterer Aspekt dieses Businessplans ist folgender: Ich erstelle diesen Plan für mich, um meine Gedanken niederzuschreiben und meine Pläne festzuhalten. Das bedeutet, in diesem Plan finden sich Artikel, die ich keinesfalls mit anderen teilen möchte.

Hier stehen etwa meine Einschätzungen zu eventuellen Geschäftspartnern. Da es ja rein für mich niedergeschrieben ist, schreibe ich da auch klipp und klar, dass ich den einen oder anderen für schlichtweg unfähig, überkandidelt oder – im schlimmsten Fall – bösartig einschätze. Allein die Einschätzung der Stärken und Schwächen möglicher Mitspieler könnte zu Schwierigkeiten führen, wenn derjenige zufällig hier liest, dass man ihn fachlich für ungeeignet hält.

Zwei Versionen anfertigen

Genauso sind Probleme vorprogrammiert, wenn öffentlich wird, dass bereits im Businessplan Themen angesprochen werden, die aufzeigen, dass man sich nicht immer auf der „guten Seite der Macht“ aufhält, sondern eventuell, soweit es notwendig wird, auch finanzielle, personelle oder moralische Grauzonen betreten werden müssen. Das ist natürlich offiziell verwerflich, aber sind wir mal ehrlich: Wer hat schon großen Erfolg, ohne die Option solcher Grauzonen nicht wenigstens in Betracht zu ziehen?

Lange Rede, kurzer Sinn. Ich habe zwei Versionen eines Businessplans angefertigt. Eine für die Öffentlichkeit, also eventuelle Geschäftspartner und Gründungspartner. Und eine zweite Version, deutlich ausführlicher, rein für mich bestimmt. Letztendlich ist es ein Dokument, dass aber eindeutig gekennzeichnete Passagen enthält, die im Falle der Veröffentlichung oder Weitergabe gelöscht werden müssen.

Wie sollt dieser Businessplan aussehen?

Es gibt hier viele Ratschläge. Enthalten sein sollten folgende Punkte:

Das Ziel

Welches Ziel will ich erreichen?

Ich für meinen Teil möchte meine Ideen umsetzen und damit, sind wir ehrlich, viel Geld verdienen. Ein wichtiger Aspekt bei mir ist hierbei, dass mein Start-up keine reine Software-Schmiede werden soll. Einige Ideen sind rein materielle und handfeste Erfindungen. Daher ist das Ziel des Unternehmens „Programmierung und Produktentwicklung“. Es muss recht klar formuliert sein, was das Ziel alles beinhaltet, sonst verliert man schnell einiges aus den Augen.

Der Zeitplan

Wann will ich das Ziel erreichen und wann will ich welche Einzelschritte auf dem Weg zum großen Ziel absolviert haben?

Schwieriges Thema. Ich kann es für mich nur sehr eingeschränkt formulieren. Wann das große Ziel erreicht sein soll, hat eher etwas mit Hellseherei als mit realistischer Einschätzung zu tun. Die Angabe ergibt sich meiner Meinung nach aus dem Zeitplan für die kleinen Einzelschritte plus/minus 50 Prozent der daraus resultierenden Zeit. Man kann es schlicht nicht klar formulieren. Denn letztendlich hängt vieles von externen Partnern und Gegebenheiten ab. Wie sollte ich die genau einschätzen können?

Die kleinen Einzelschritte sind da schon konkreter formulierbar. Ich werde meine Einzelschritte hier jetzt nicht detailliert aufführen, keine Sorge. Jedoch ist dieser Schritt einer der wichtigsten überhaupt. Denn spätestens hier muss man sich klar werden, was vor einem liegt. Welche Schritte muss ich überhaupt gehen, um mich auszugründen? Wen brauche ich dafür? Was brauche ich dafür? Je nach Unternehmensziel bzw. –zweck wurde ich mir an dieser Stelle über sehr viel klar.

So tauchte zum ersten Mal auch die Frage auf, inwiefern die Unternehmensgründung überhaupt mit meinem eigentlich Hauptberuf vereinbar ist? Denn hierbei spielt ja nicht nur die Zeit eine Rolle, sondern eben auch gesetzliche Regelungen. Darf ich beispielsweise überhaupt neben meiner Tätigkeit im öffentlichen Dienst eine Selbständigkeit im Nebenerwerb ausführen?

An diesem Beispiel ist schon erkennbar, dass sich aus dem Finden und Überdenken der einzelnen Teil-Schritte bereits viele Aspekte ergeben, die ihr zum Teil in dem persönlichen und zum Teil in dem offiziellen Teil eures Businessplans festhalten solltet. Über das grundsätzliche Problem der Selbständigkeit neben dem Hauptberuf werde ich später auch noch berichten.

Weiterhin ist über mich bei der ganzen Grübelei über die kleinen Teil-Schritte auch die Frage der Finanzierung hereingebrochen. Denn wenn man sich tatsächlich über externe Mittel gründen möchte, taucht recht schnell die Frage auf, wie lange man benötigt, diese zu akquirieren. Egal ob Einzelinvestor (Bank, Unternehmen, etc.) oder mehrere Investoren (Crowdfunding, etc.): Wie viel Zeit ist nötig, an die notwendigen Mittel zu kommen? So ergeben sich im Rahmen der Planung der Zeitschiene immer wieder neue Aspekte, die in anderen Teilen des Businessplans erwähnt werden sollten.

Ganz ehrlich: ch habe am Businessplan ca. vier Wochen gesessen. Allein drei davon um alles zu notieren, was mir während der Zeitplanung über den Weg lief. In unserem Falle darf man auch nicht vergessen, dass wir mehrere Ideen hatten. Somit konnte kein einheitlicher Zeitplan entstehen. Jede einzelne Idee hat ihren eigenen Zeitplan erhalten. Das war richtig Arbeit.

Die eigentliche Idee

Mit welcher Idee will ich überhaupt meine Firma gründen?

Das ist wohl das Herzstück des Plans. Da wir mehrere Ideen hatten, die unbedingt entwickelt werden wollten, konnte ich hier kaum etwas schreiben. Lediglich der Verweis auf zusätzliche Dokumente, die dem Businessplan beigefügt sind, ist hier einzusehen. In diesen Dokumenten wiederum stehen die Ideen sehr genau beschrieben bzw. sogar bebildert. Daraus ergibt sich auch, wie bereits beschrieben, ein jeweils unterschiedlicher Zeitplan. Das sollte alles mit in den großen Plan.

Macht es so genau wie irgend möglich. So bedenkt man bestmöglich alle Stärken und Schwächen der eigenen Idee. Mir hat dieser Schritt richtig Spaß gemacht. Denn hier wurde nochmal deutlich klar, dass meine Ideen bisher tatsächlich nicht auf dem Markt und die Schwächen ausgebügelt sind.

Die Konkurrenz

Wer kann euch gefährlich werden?

Ich habe mich echt großzügig auf dem Markt umgesehen, was es für ähnliche Produkte gibt. Die gibt es leider fast immer. Aber eben nur „ähnliche“ Produkte. Für unsere Ideen konnten wir hier super herausarbeiten, was im Gegensatz zur Konkurrenz unsere Stärken sein könnten und welche Lücken die anderen Produkte haben, die wir eben ersetzen wollen.

In vielen Fällen bin ich bei diesem Schritt auch oft völlig demotiviert gewesen. Es scheint echt schon fast alles zu geben. Selbst die abwegigsten Sachen, die man sich erspinnt, hat schon jemand entwickelt. Aber hier ist eben der eigene Charakter gefragt, denn so, wie ich es haben wollte und so, wie ich es für den besten Weg hielt, so war es eben noch nicht auf dem Markt.

Im Rahmen dieser Überlegungen konnte ich für mich wunderbar die Grenze zu Konkurrenzprodukten ziehen und somit jedem erklären, warum mein Produkt besser ist als das der anderen.

Das Marketing

Wie soll es letztendlich auf den Markt kommen?

Auch wieder ein schwieriges Thema. Denn leider ist die Entwicklung und der Upload in etwa den App-Store nicht alles. Da geht man unter ohne Werbung. Tolles Produkt, aber bei der Suche nach ähnlichen Produkten taucht das eigene an Platz 6.498 auf. Das ist Mist. Da wir aber nicht die Mittel hatten, ein großes Marketingunternehmen anzuwerben, mussten andere Wege herhalten.

Wir konzentrieren uns daher vorerst auf die eigenen Kontakte. Wenn die App dann endlich entwickelt ist, muss ich wohl oder übel im Bekanntenkreis rumtingeln und das Ding bekanntmachen. Da ich nun aber alles andere als der Verkaufstyp bin, habe ich hier so meine Sorgen, erfolgreich zu sein. Daher ist Weg Nummer eins nicht ganz so sicher. Dennoch versuche ich alle meine Leute zu überzeugen. Wenn diese dann wiederum andere im richtigen Augenblick ansprechen, könnte sich Stück für Stück was ergeben. Am besten läuft das natürlich über die sozialen Netzwerke, versteht sich.

Ein zweiter Weg von uns besteht in einer Art Freundschaftsdiensten. So wollen wir für ein oder mehrere große Unternehmen in unserer Region sehr günstig jeweils eine App entwickeln. Da diese Unternehmen auf eine hohe Anzahl an Besuchern konzentriert sind, sieht vielleicht der ein oder andere Geschäftsführer eine Chance in dieser App, noch mehr Besucher anlocken zu können.

Wenn er nun für diese App nur sehr geringe Kosten investieren muss, wird das für ihn natürlich noch reizvoller. Um dann wiederum dieses neue Lockmittel für sein Unternehmen bekannt zu machen, kann und wird er an die regionale Presse herantreten. Der Kontakt ist ohnehin schon sehr innig, da mindestens einmal im Monat ein Artikel über dieses Unternehmen veröffentlicht wird. Letztendlich passiert in unserer Region auch nicht so viel, dass die Presse nicht daran interessiert sein dürfte.

Dies kann auch, so mein phantasiereicher Plan, ein Weg sein, unser Unternehmen als Entwickler der App zumindest in der Region bekannt zu machen. Wenn nun andere Unternehmer auf uns aufmerksam werden, können wir später sicher andere Preise für neuentwickelte Apps verlangen. So oder so steigern wir unseren Bekanntheitsgrad in der Region.

Ein dritter Weg wäre sogar eine Crowdfunding-Kampagne. Diese muss reichlich beworben werden, könnte aber auch so das eigentliche Produkt schon vorab bewerben. Hier sind wieder die sozialen Netzwerke gefordert. Letztendlich kostet es aber kaum Geld, sondern eher Zeit, und die hat man dann doch eher zur Verfügung.

Die Finanzen

Was kann und will ich an Geld aufbringen?

Ich bin ehrlich, eigentlich wollten wir so gut wie kein Geld investieren und sind immernoch der Meinung, dass das funktionieren kann. Die Entwicklung der Produkte, soweit wir dafür Hilfe benötigen, soll über Firmenbeteiligungen laufen. Diesen Teil beschreibe ich später noch einmal genauer. Letztendlich sind vorerst außer kleineren Ausgaben keine großen Investitionen nötig.

Dennoch habe ich alle erwarteten Ausgaben und Einnahmen gegenüber gestellt. Im ersten und zweiten Jahr sieht das eher nicht so toll aus. Allerdings rechne ich damit, dass wir spätestens ab dem dritten Jahr auch einen ordentlichen Umsatz machen können. Das sind aber alles Zukunftsvisionen. Ich will realistisch bleiben und habe letztendlich unter alle Bilanzen den Satz geschrieben: „Es ist zwingend darauf zu achten, dass keine Schulden gemacht werden!!!“ Dies soll mich immer daran erinnern, dass ich nur die Gelder verplanen und ausgeben kann, die ich tatsächlich auch bereits habe. Es birgt nur Probleme, wenn man Gelder verplant, die eventuell kommen könnten. Das kann nur schief gehen.

Der Umfang

Wieviel muss/sollte ich im Businessplan schreiben?

Die letzte Frage zum Businessplan, die man sich vor der eigentlichen Erstellung stellen sollte ist. Ich weiß es selber nicht! Für mich habe ich festgelegt, dass der Rahmen von 20 Seiten nicht überstiegen werden sollte. Kein Investor, der eventuell investieren möchte, hat Lust, mehr als 20 Seiten zu lesen. Oder zumindest hätte ich nicht die Lust, bei einer Investition von 5.000 € ein 50-Seiten-Pamphlet durchzuackern. Wenn konkrete Fragen auftauchen, werden die schon gestellt bzw. bittet man uns, dies im Plan noch nachzutragen. Also kurz und prägnant bleiben.

Fazit: Businessplan ist Pflicht!

Mir hat der Businessplan sehr geholfen, die Gedanken zu strukturieren. Das war eine echte Hilfe um ein Konzept in die ganze Euphorie und Aufbruchsstimmung zu bekommen. Und da mir immernoch ein Programmierer fehlt, war es ohnehin eines der wenigen Dinge, die ich machen konnte.

Wie es weitergeht lest ihr nächste Woche in “Unser Weg zum Start-up“.

Über den Autor

Denis Rotthardt

Denis Rotthardt ist Gründer und hat auf BASIC thinking über seinen Weg zum Start-up in der gleichnamigen Kategorie berichtet.

6 Kommentare

  • Sehr cooler Artikel! Hab bisher noch nie einen Business Plan erstellt, aber immer wenn es darum geht, den Zeitaufwand oder sonst was abzuschätzen, multipliziere ich die Zahl immer mit 10.

    Ich denke das Projekt braucht 100 Stunden arbeit -> 1000 Stunden
    Ich denke ich muss 500€ für den Start bezahlen -> 5000€
    Ich will mit dem Projekt 500€ im ersten Monat verdienen -> 5000€

    Das ist ein Ansatz den ich aus dem Buch „10X“ von Grant Cardone übernommen habe 🙂
    Mit der Denkweise handelt man nämlich ganz anders und arbeitet auch anders, da man sich ganz andere Ziele setzt UND gleichzeitig auch immer vom Worst Case Szenario ausgeht, nämlich vom 10fachen Aufwand

    lg Ben

    • Hey Benjamin,

      mach mir keine Angst. Leider klingt es logisch, was du da schreibst. Bisher halten sich die Kosten im Rahmen. Irgendwie ist es auch immer eine recht kipplige Gratwanderung zwischen über- und untertriebener Einschätzung der Realität. Dass jeweils richtig einzuschätzen, kann man wohl nur mit jahrelanger Erfahrung. Ich muss zugeben, dass ich recht blauäugig an die ganze Sache herangehe, aber „wer nicht wagt, der nicht gewinnt“

      Beste Grüße
      Denis

  • ganz ehrlich Businesspläne sind Luftschlösser die man vor allem zum Verkaufen und eintreiben von Gelder nutzen kann!
    Die Realität sieht immer und das betone ich noch mal immer anders aus. Man kann den Businessplan als Leitfaden nutzen aber durch einen tollen Businessplan wird man nicht automatisch zum erfolgreichen Unternehmer….

    Und das mit dem Faktor 10 stimmt so auch nicht.

    Gesunden Menschenverstand nutzen, das spart vor allem Geld und ansonsten viel Zeit einplanen aber das ist normal. Denke so ca. 20-30h die Woche in der Anfangsphase als Nebenberuflicher…..

    • Moin Moin KFR,
      ich habe unseren Businessplan auch eher für mich bzw. uns erstellt. War recht angenehm, sich so über einige Lücken klar zu werden. Aber im Grunde hätte ich das über ein MindMap oder Organigramm für mich besser gekonnt. Irgendwie habe ich immer wieder die Befürchtung, von einem auf den anderen Tag einen Businessplan zu benötigen, um mir die eine große Chance vielleicht nicht durch die Lappen gehen zu lassen. Allein am Businessplan zeigt sich doch aber schon, wie sehr man teilweise fremdgesteuert sein eigenes Ding führen muss. Das finde ich lästig und erdrückend.

  • Hallo zusammen,

    natürlich ist der erste Businessplan immer auf Annahmen aufgebaut und wird irgendwann von der Realität eingeholt. Bevor man aber den Businessplan als Luftschloss abtut sollte man sich vor Augen führen, das er nicht als einmalige aktion gedacht ist sondern ein Instrument darstellt, das immer weiterbenutzt wird. So machen es alle etablierten Unternehmen in irgend einer Form. Dort gibt es den regelmäßigen Wechsel zwischen Planung und Monats-/ bzw- Jahresabschluss und dann wieder einer Fortschreibung der Planung.

    Viele Grüße