BT

2015 Audi Q7 3.0 TDI quattro tiptronic – ein Smart Car fürwahr

2015 Audi Q7 3.0 TDI quattro tiptronic angusbraun

Vor gut zwei Jahren hatte ich das erste Mal ein Audi Q7 Modell als Testwagen bei mir in Bielefeld und war alles andere als begeistert. Gerade im Premium-Vergleich zum Mercedes-Benz ML (nun ja Mercedes GLE) und zum BMW X5 fand ich den Audi Q7 innen wie aussen doch schon deutlich angestaubt. Vorgestellt hatte Audi seinen größten SUV bereits 2005 auf der IAA in Frankfurt. Seitdem haben die Ingolstädter über eine halbe Million Fahrzeuge absetzen können, wobei Deutschland nicht wirklich zu den Zielmärkten gehört. Im letzten Jahr wurden gerade mal 3.000 Neuzulassungen vom Q7 dem KBA in Flensburg gemeldet. In China und Nordamerika hingegen erfreut sich das Sport Utility Vehikel aus Ingolstadt großer Beliebtheit und so wundert es dann auch nicht, dass die zweite Produktgeneration des Q7 auf der NAIAS, der wohl wichtigsten Autoshow in den USA Anfang diesen Jahres seine Weltpremiere feiern durfte.

2015 Audi Q7 3.0 TDI quattro tiptronic angusbraun

Ich persönlich halte ein SUV mit den Abmessungen von 5,05 Metern Länge, 1,74 Metern Höhe und 1,97 Metern Breite für unser deutsches Strassenbild eher unangemessen und auch der Wendekreis von 12,4 Metern mag nicht so ganz zu unseren Strassenmassen passen. Auch frage ich mich, wer ein Auto braucht, das unbeladen schon 2060 kg auf die Waage bringt.

Und ja, ich lasse das Argument „Ich muss schwere Anhänger ziehen“ zu, denn in Verbindung mit der adaptiven Luftfederung darf man mit dem Q7 gebremste Anhänger bis zu einem Gesamtgewicht von 3.5 Tonnen ziehen. Wenn es auch kleinere Fahrzeuge wie den Ford S-Max gibt, ich würde zudem ein „Wir haben viele Kinder“ akzeptieren. Den Q7 gibt es als 5- und als 7-Sitzer. Und in der zweiten Sitzreihe passen tatsächlich drei Kindersitze nebeneinander – jeder Sitz ist mit Isofix-Halterungen ausgestattet. Das gilt auch für die beiden Extra-Sitze hinten in der dritten Reihe und den Beifahrersitz, so dass die klassische „Soccer-Mom“ den SUV mit ganzen 6 Isofix-Kindersitzen bestücken kann. Als Familienvater und ehemaliger Soccer-Dad finde ich das durchaus imposant. Vor allem, weil hinter der letzten Sitzreihe tatsächlich noch genug Platz für etwas Stauraum bleibt, was ja sonst bei den 7-Sitzern eher nicht so gegeben ist. Beim neuen Q7 hat man hinter der dritten Sitzreihe immerhin noch 295 Liter Stauvolumen. Ebenso hat es mich beeindruckt, dass ich mit meinen 180cm Körpergröße mit leichten Einschränkungen sogar in der dritten Sitzreihe Platz finde. Der neue Audi Q7 ist also ein großes Auto, was viel Platz bietet und schwere Anhänger ziehen kann.

Zweite und dritte Sitzreihe im 2015 Audi Q7 3.0 TDI quattro tiptronic angusbraun

Als Motorisierung bietet Audi in unseren Breiten aktuell vier Varianten an. Da wären die zwei 2 Diesel. Bei beiden Leistungsstufen bildet ein 3 Liter V6 TDI die Basis. Die leistungsstärkere Variente mit 272 PS sind wir im Test gefahren. Wer sich etwas ökologischer geben möchte, wählt den kleineren Diesel, der mit 218 PS daherkommt und deutlich effizienter fahren soll. Wer sich weder für Effizienz noch Mutter Natur interessiert, kann zum Benziner greifen, der 3 Liter V6 TFSI leistet dann 333 PS. Etwas später wird uns Audi auch noch mit einem Plugin-Hybrid beglücken. Dieser verfügt dann über eine Systemleistung von 373 PS, 258 PS steuert der V6 TDI bei. Der Elektromotor, welcher direkt ins Getriebe integriert wurde, sorgt dann für den weiteren Leistungsboost, die verbaute Batterie soll vollelektrische Fahrten bis zu einer Länge von 56 Kilometern ermöglichen. Das wird die Anhänger von Elektrofahrzeugen nicht begeistern, sollte aber dem geneigte Q7 Eigner ermöglichen, zumindest seine Stadtfahrten vollelektrisch abzuwicklen. Geschaltet wird übrigens bei allen Modellen automatisch mittels eines 8-Stufen tiptronic Automatikgetriebes und alle Q7 verfügen über Allradantrieb – oder wie es bei Audi heisst – quattro-Antrieb.

2015 Audi Q7 3.0 TDI quattro tiptronic angusbraun

Und nur, um noch schnell die letzten Fakten hier abzufeuern: Unser Testwagen, der 2017 Audi Q7 3.0 TDI quattro tiptronic, beschleunigt die 2 Tonnen Gewicht auf Verlangen von 0 auf 100 km/h in 6.9 Sekunden. Bei 234 km/h ist die Höchstgeschwindigkeit erreicht. Der Audi Q7, dessen Preis in der Basisausstattung aktuell bei 60.900 Euro liegt, verfügt über einen Tankinhalt von 75 Litern. Bei einem NEFZ-Verbrauch laut Audi von 5.90 Litern Diesel auf 100 Kilometern könnte man theoretisch auf eine Reichweite von fast 1.270 Kilometern kommen. Könnte man. Theoretisch. Unsere Testfahrt war zu kurz und nicht auf Effizienz ausgelegt, als dass ich hier einen ernsthaften Erfahrungswert angeben könnte, Audi hat dem Fahrzeug allerdings allerlei Helferlein spendiert, damit die Fahrerin oder der Fahrer zumindest in die Nähe des NEFZ-Wert kommen kann.

Und hier setze ich jetzt auch mit deutlich mehr Euphorie ein. Aussen: Geschmacksache. Innen: Ganz nett. Fahren: Wow! So fasse ich das mal zusammen. Auf Wunsch kann man sich den Q7 mit all dem Tech-Zeugs vollstopfen, welches Audi in letzter Zeit entwickelt hat. Und das Zeug funktioniert auch possierlich gut. Mal davon abgesehen, dass sich der Audi Q7 ganz einfach fahren lässt. Insbesondere die Lenkung aber auch das Fahrwerk lassen mich 1..2..3 vergessen, dass ich gerade einen kleinen Panzer durch die Gegend schiebe. Apropos Lenkung: Auf Wunsch kann man sich eine Allrad-Lenkung bestellen. Die hatte ich vor zwei Jahren das erste und auch letzte Mal im Porsche 911 Turbo S erleben dürfen. Will man sich den zusätzlichen Luxus leisten, reduziert sich der Wendekreis mal eben um einen ganzen Meter, aber vor allem das Durchfahren von Kurven meistert man fortan entspannter oder eben auch agiler – je nach Fahrweise. Bis zu 5° kann die Hinterachse mitlenken.

Das echte Rock’n’Roll-Gefühl setzt aber erst ein, wenn man den adaptiven Tempomat aktiviert. Dann klinkt sich nämlich automatisch auch der prädiktive Effizienzassistent ein. Dieses System sammelt fleissig alle Daten der Sensoren und des Radars. Zudem analysiert es die im Navigationssystem MMI hinterlegten Kartendaten der vorausliegenden Wegstrecke. All diese Daten nutzt der Assistenz nun, um dem Tempomat eine Fahrweise zu empfehlen, die das Dickschiff möglich effizient von A nach B bringt. Auf den Schweizer Strassen will man ja bitte keinen Strafzettel wegen einer Geschwindigkeitsübertretung einsammeln, nicht mal ein finanziell potenter Q7 Fahrer. Also freue ich mich fast wie ein kleines Kind, als die Stereokamera hinter dem Rückspiegel das aktuell vorherrschende Tempolimit erkennt und die Geschwindigkeit des Tempomats neu setzt bzw adaptiert. Das ist noch nicht die Raketentechnik, die ich meine, ein solches System bietet beispielsweise Ford aktuell auch schon. Fahre ich nun aber mit einer gesetzten Geschwindigkeit von 80 km/h auf der Landstrasse auf einen Kreisel oder eine enge Kurve zu, dann reduziert der Q7 automatisch die Geschwindigkeit – je nach Fahrmodus frühzeitig durch Gas wegnehmen, auskuppeln und „segeln“ (Fahrprogramm: effizient) oder auch etwas abrupter (Fahrmodus: Dynamisch). Gleiches gilt für Ortseingänge. Für den Fall, dass diese hinter einer Kurve liegen, sieht der SUV schon mal mehr als wir und kann somit die Fahrweise entsprechend anpassen.

Virtual cockpit im 2015 Audi Q7 3.0 TDI quattro tiptronic angusbraun

Nun gibt es ja die Fraktion der „potenten Selbstfahrer“, die partout nicht einsehen wollen, dass solche System durchaus Komfort bieten und lange Strecken dabei sicherer machen, weil man sich eben auf das Wesentliche konzentrieren kann. Die andere Gruppe der „Technik-Zweifler“, die sich da in Bedenken ereifern, was denn passiert, wenn die Systeme versagen – in diesem Fall nicht viel, man muss eben nur wieder selbst Gas geben und bremsen. Und dann noch die ganz handelsüblichen Meckerer „Wer braucht denn schon so einen Müll?“ Denen halte ich entgegen, sie mögen sich doch mal zu einer Probefahrt aufmachen und den prädiktiven Effizienzassistent selbst erleben. Ich fand durchaus, dass dieses System meinen Fahrkomfort extrem erhöht hat. Kein Tempolimit habe ich überschritten, konnte mich voll und ganz auf die Strasse konzentrieren und bei eingeschaltetem adaptiven Spurhalteassistenten auch mal einen Augenblick länger das Alpenpanorama genießen. Gerade bei dem Fahren in einer mir fremden Umgebung waren die Systeme für mich extrem hilfreich.

2015 Audi Q7 3.0 TDI quattro tiptronic angusbraun

Natürlich verfügte unser Testwagen auch über das optionale Matrix-LED-Licht, welches mir erlaubt mit Dauerfernlicht zu fahren, weil der andere Verkehr mal eben durch das Abdimmen der entsprechenden LEDs ausgespart und somit nicht geblendet wird. Das Matrix-LED arbeitet übrigens auch mit den Kartendaten und leuchtet dann schon mal in die nächste Kurve, bevor ich als Fahrer überhaupt das Lenkrad bemüht habe. Und wer auf Nummer Sicher gehen will in der Dunkelheit, kann zusätzlich auch noch den Nachsichtassistenten hinzu ordern, der dann im 12,3″ großen Display des Virtual Cockpit die vorliegende Strasse virtuell erhellt und Tiere wie Menschen markiert, so dass man sie noch besser erkennen kann. Ferner kommen alsbald für den Q7 noch zwei weitere Systeme – ein Ausweichassistent und der Links-Abiege-Assistent. Letzterer soll verhindern, dass man beim Links abbiegen einen von vorne kommenden Verkehrsteilnehmer übersieht.

2015 Audi Q7 3.0 TDI quattro tiptronic angusbraun

Sonst noch was? Ja, die neuste Generation vom MMI kann jetzt auch Apple CarPlay und Android Auto bedienen. Mit dem iPhone funktionierte das problemlos. Schade allenfalls, dass man neben dem großflächigen Touchpad, über das man jetzt auch Eingaben machen und Gesten abbilden kann, nur 4 Kurzwahltasten für Navigation, Radio, Telefon und Medien hat und eben über den Medien-Knopf nicht die CarPlay-Oberfläche erreichen kann. Da sollte Audi noch nachbessern. Gleiches gilt auch für Bang & Olufsen. Das über 6.000 Euro teure Soundsystem kann zwar jetzt 3D-Sound generieren, hat allerdings Schwächen bei den mittleren Tonlagen. Da kommen knackige Bässe und filigrane Höhen sehr schön aus dem Lautsprechern, die Mitten präsentieren sich für meinen Geschmack aber deutlich zu breiig. Dies sollte aber durch ein Fine-Tuning des digitalen Signalprozessors ganz einfach abstellen lassen.

Zusammenfassend halte ich fest, dass Audi mit dem Q7 schon ein ziemlich großer Wurf gelungen ist. Zumindest, wenn man den großen SUV als Technologie-Träger betrachtet. Richtig spannend wird es jetzt zur IAA, wenn Audi mit dem neue Audi A4 ein Fahrzeug vorstellt, das in großen Stückzahlen abgesetzt wird. Wie viel der im Q7 vorgestellten Technik haben sie wohl auch für den A4 vorgesehen? Wir werden es Euch bei Zeiten zusammenschreiben. Wer sich konkret für den neuen Audi Q7 interessiert, dem empfehle ich das vorstehende Video, in dem mir das komplette Fahrzeug ausführlich vorstellen.

Über den Autor

Ehemalige BASIC thinking Autoren

Dieses Posting wurde von einem Blogger geschrieben, der nicht mehr für BASIC thinking aktiv ist.

8 Kommentare

    • @UkausB:disqus rauchst du Crack? Was soll der Bullshit? Wenn du nicht begreifst wie sehr Mobile und Automobile zusammenfinden, dann kann ich dir nicht helfen?
      Hier aber so einen schwachsinnigen Kommentar abzulassen… einen feinen Testbericht, der all dies beleuchtet als eklig und „Scheiss“ zu bezeichnen.. Das laesst mich durchaus vermuten, dass ich mit meiner einleitenden Frage durchaus richtig lag.

      • Also erstens, ich fahre eine Renault Zoe, die ist, zumal für den Preis (Elektroauto) schon ganz gut vernetzt. Will sagen, ich kann das gut beurteilen. Und zwar nicht nur deswegen.
        Und der Scheiß (habs ja nicht mal ausgeschrieben und das hast du, Sascha, mit deiner Eingangsfrage ja noch mal deutlich getoppt) bezieht sich auf das Auto – einen entsozialisierenden Q sieben, den ich in der Tat ziemlich eklig finde.
        Und das meine ich nicht in einem naiv, weltfremdem pseudosozialistischen Sinne – wär mal eine Debatte wert . Der Test aber könnte eben tatsächlich in auto Motor Sport stehen – kaum anders.

  • „Nun gibt es ja die Fraktion der „potenten Selbstfahrer”,…….. Die andere Gruppe der „Technik-Zweifler”,……. Und dann noch die ganz handelsüblichen Meckerer……..“

    Entschuldigung, aber da haben Sie wohl auch einfach die Leute mit Verstand vergessen. Was bringen mir hunderte Assistenzsysteme, wenn ich mir dadurch unerfahrene und jeglicher Übung fehlende Verkehrszombies züchte? Kaum steht das, nach der Fahrschulprüfung angeschaffte, mit Technik vollgepumpte Auto in der Werkstatt und der Ersatzwagen hat die ganzen Assistenzsysteme nicht, schwupps kann die betroffene Person nicht mehr vernünftig einparken oder fahren. Gleiche Spiel ergibt sich bei Mietwagen.
    Zumal, wenn wir ehrlich sind, die breite Masse wird dank Assistenzsystemen sich nicht stärker auf die Straße konzentrieren, denn das klassische Verhalten wird sein, dass man unaufmerksamer wird….schließlich hat man das Gefühl einen halben Autopilot zu haben.

  • Ich bin ein großer Freund von Assistenzsystemen, ich sehe auch nicht den geringsten Nachteil dabei. Totwinkelwarner, LDW, Auffahrschutz sind ja schon in Kleinwagen zu haben.

    Das Problem an SUV jeglicher Art ist dieses:
    http://www.autobild.de/artikel/crashtest-audi-q7-vs.-fiat-500-751953.html

    Kleinere Autos werden immer öfter propagiert, gerade in der Stadt, bei einem Crash hat der Kleinwagen keine guten Karten, und wir reden hier nicht über Verletzunen, sondern schon Richtung Todesfolge. Da nützen weder Airbags noch Knautschzone etwas.

  • Was ich etwas befremdlich finde sind die zwei negativen Punkte. Das sind doch keine Nachteile sondern definierende Charakteristika des Fahrzeuges. Es gibt nunmal per Definition kein kleines Fullsize SUV.

    Ansonsten schöner Test 🙂