In “Das Bitcoin-Handbuch: Tutorial zur digitalen Währung” machen sich die Autoren Tobias und Felix auf, alles rund um die digitale Währung Bitcoin zu verstehen. Als Anfänger wollen sie sich dabei langsam vortasten und andere Einsteiger mitnehmen sowie Wissende einladen, an der Reise teilzuhaben und wichtige Punkte zu ergänzen. In diesem Kapitel wollen wir herausfinden, wo man überall mit seinen Bitcoins zahlen kann. // von Felix
Theorie und Praxis
Wir sind endlich startklar. Mit unserem prall gefüllten Bitcoin-Wallet können wir uns nun dem ausgelassenen Kaufrausch hingeben. Das gilt zumindest in der Theorie. In der Praxis stellt sich alles mal wieder nicht ganz so einfach dar.
Der Grund dafür liegt in der nach wie vor sehr eingeschränkten Akzeptanz der digitalen Währung. Man kann zwar nicht behaupten, dass man seine Bitcoins nirgendwo ausgeben kann, trotzdem ist das Angebot derzeit noch sehr begrenzt. Das gilt umso mehr, wenn man versucht, mit seinen Bitcoins nicht online, sondern ganz normal im Laden um die Ecke zu bezahlen. Natürlich gibt es hierbei große lokale Unterschiede. Vor allem in den USA sieht es da in einigen Städten gar nicht so schlecht aus.
Ich persönlich finde das natürlich schade. Man muss aber nüchtern festhalten, dass es der Bitcoin trotz seiner mittlerweile riesigen internationalen Bekanntheit bisher nur zu einer sehr mäßigen Verbreitung gebracht hat. Positiv ist dabei immerhin, dass sich nach wie vor viel bewegt. Laufend kommen aktuell mehr Angebote hinzu. Wenn man darauf achtet, kann man dementsprechend beim Einkaufen durchaus die eine oder andere Überraschung erleben. Ich fand es beispielsweise unerwartet, dass man im Online-Shop von Edeka mittlerweile Lebensmittel mit der digitalen Währung bezahlen kann.
Die großen Händler spielen nur halbherzig mit
Insgesamt ist der Bitcoin derzeit bei großen Firmen nicht sehr weit verbreitet. Genau genommen sind es sogar nur einige wenige US-Firmen. Bei Dell kann man seinen Rechner mit Bitcoins bezahlen, bei Microsoft kann man sie umtauschen und damit Guthaben für die hauseigenen Shops erwerben.
Andere große Player wie beispielsweise Amazon haben, bislang jedenfalls, Abstand von Bitcoin-Zahlungen genommen. Apple hat mit der hauseigenen Lösung Apple Pay daran ebenfalls kein Interesse. WordPress, eigentlich einer der Bitcoin-Vorreiter, hat vor kurzem die Option mit Bitcoins zu bezahlen, gestrichen – vorübergehend zumindest.
Immerhin hat sich Ebay bewegt und Bitcoins über die Tochterfirma Braintree getestet. Mittlerweile gibt es für Händler via PayPal eine Möglichkeit, Bitcoin-Zahlungen zu akzeptieren. Wie wir in den vorherigen Kapiteln gesehen haben, kann man umgekehrt jedoch nicht einfach Bitcoins mit einem PayPal-Konto kaufen.
Bitcoin im Einzelhandel – umfangreiches Angebot, man muss es nur finden
Bitcoin-Angebote finden sich aktuell eher jenseits großer Firmen. Es gibt mittlerweile zahlreiche kleinere Unternehmen, die meisten davon natürlich online. Immer mehr ganz normale Shops akzeptieren aber ebenfalls die digitale Währung.
Online Shopping-Verzeichnisse
Ein guter Weg um diese Shops zu finden, ist, sie gar nicht erst zu suchen. Stattdessen lässt man sich positiv von Händlern überraschen und nutzt aus, wenn sich eine Chance bietet. Wer nicht auf gut Glück unterwegs sein will, für den lohnt es sich, eine der zahlreichen Listen zu Rate zu ziehen. Mit denen kann man mehr oder weniger umfangreich die verschiedenen Angebote nach Kategorien durchforsten.
Von Computerzubehör und Software über Mode und Kosmetik hin zu Autos und Reisen findet man dort tatsächlich zahlreiche Angebote. Umfangreich sind hier beispielsweise die Verzeichnisse auf dem Bitcoin-Wiki, Bitcoin-Einfach, Coin Jabber oder useBitcoins. Hier ein passendes Angebot zu seinen Wünschen zu finden funktioniert ganz gut. Mitunter stellt sich jedoch die Aktualität der Angebote als etwas trickreich heraus.
Hinderlich ist vor allem, dass ein kurzer Blick auf die entsprechenden Anbieter-Websites meist nicht ausreicht um herauszufinden, ob ein Shop wirklich Bitcoins akzeptiert. Oft muss man dazu mit seinem Kaufvorgang fertig sein. Erst dann bekommt man die Zahlungsoptionen eindeutig angezeigt.
Händler um die Ecke
Praktischer Weise ist der Bitcoin aber nicht nur etwas fürs Online-Shopping. Auch unterwegs findet man immer mal wieder den ein oder anderen Shop. Für viele scheint das aktuell auch eine gute Marketingmaßnahme zu sein.
Auf SpendBitcoins findet man einige wenige Angebote via Google Maps. Deutlich umfangreicher ist da Coinmap, wo man vor allem in den USA, aber auch in Europa zahlreiche Shops findet. Wer in Berlin wohnt, kann zudem über das Projekt Bitcoinkiez ganz lokal fündig werden.
Geschenkkarten
Nun hatten wir ja schon festgestellt, dass man bei den meisten großen Anbietern nicht mit Bitcoins bezahlen kann. Mit Geschenkkarten ist dies aber oftmals doch möglich. Zum selbst Shoppen ist das zugegebenermaßen etwas umständlich, zum Verschenken aber gar keine so schlechte Option.
Auf Cryfter oder Gyft kann man solche Geschenkkarten erwerben, jedoch primär für Angebote in den USA. eGifter ist da etwas praktischer, weil sich hier immerhin nach einigen wenigen Ländern filtern lässt. Für Deutschland ist das Ergebnis jedoch etwas ernüchternd – es können lediglich Amazon-Geschenkkarten erworben werden.
Spenden
Für NGOs sind Bitcoins eine super Möglichkeit, Geld zu akquirieren. Wer nicht kaufen, sondern spenden will, hat hier eine recht breite Auswahl. Auf Bitcoin 100 findet man dazu eine lange Liste, ebenso auf dem Bitcoin-Wiki. Unter diesen Organisationen sind auch deutsche, beispielsweise der BUND-Berlin.
Vorteile für Bitcoin-Nutzer
Zugegeben, es nicht gerade stressfrei, die hart und aufwendig erworbenen Bitcoins wieder an den Mann zu bringen. Mit der digitalen Währung unterwegs zu sein hat aber trotzdem Vorteile.
Politik und Globalität
Zunächst einmal ist es ja irgendwie lässig, mal mit Bitcoins anstatt immer nur mit den guten alten Euros zu bezahlen. Für viele, die Bitcoins verwenden, ist es aber zudem auch ein politisches Statement. Das fängt bereits bei seiner dezentralen Grundstruktur und dem Verzicht auf eine Regierungsinstanz bzw. Notenbank an. Im Vergleich zu nicht-digitalen Währungen kommt er insofern auch ohne nationale Grenzen aus. Das hat den Bitcoin seit seiner Erfindung bereits attraktiv für politische Freigeister gemacht.
Es macht ihn aber zweifellos auch zu einer super Option für Menschen, die viel in unterschiedlichen Währungsräumen unterwegs sind. Bezeichnenderweise akzeptiert die Reiseplattform Expedia seit Mitte 2014 Bitcoins. Erst einmal jedoch mal wieder nur in den USA.
Anonymität
Ein weiterer Aspekt und Vorteil von Bitcoins im Vergleich zu anderen digitalen Zahlungsarten ist auch seine hohe Anonymität. Wir wissen zwar längst, dass der Bitcoin nicht komplett anonym ist und im Zweifel einzelne Zahlungen auf Personen zurückverfolgt werden können.
Wir wissen aber auch, dass das sehr umständlich ist, jedenfalls nicht einfach so passiert. Dies macht vor allem dann einen Unterschied, wenn man sich Gedanken darüber macht, wer welche Daten über die eigene Persönlichkeit speichert.
Beim Bitcoin haben wir uns zwar ausgiebig Gedanken um die Sicherheit unseres Geldes machen müssen, dafür mussten wir uns aber auch nicht auf die AGB von anderen Zahlungsanbietern einlassen. Ganz egal ob bei EC- oder Kreditkarte oder PayPal, ich bin misstrauisch, wer da was über meine Daten und Einkaufsgewohnheiten speichert.
In der Regel ist mir das wie den meisten anderen Menschen zwar ziemlich egal, trotzdem könnte ich mir viele Fälle vorstellen, wo man lieber so anonym wie möglich bezahlt. Beispielsweise in der Apotheke, im Sexshop oder bei einer Spende an eine politische Partei.
Fazit: Von totaler Bekanntheit meilenweit entfernt
Es gibt also zahlreiche Angebote für Bitcoins. Man findet sie nicht nur im Netz, sondern auch draußen in der echten Welt. Von einer totalen Bekanntheit ist die digitale Währung trotzdem noch meilenweit entfernt.
Die Listen und Verzeichnisse von Adressen, die den Bitcoin akzeptieren sind zwar schön und gut, so richtig praktisch sind sie aber eben nicht. Zudem kann man wohl davon ausgehen, dass es beim Einkauf in aller Regel weniger um die richtige Zahlungsart und mehr um den billigsten Preis geht.
Wie bereits am Anfang festgestellt, ist es deshalb eine super Option, einfach allgemein die Augen offen zu halten. So kann man ohne Stress genau dann zuschlagen, sobald man eine Möglichkeit entdeckt, etwas mit Bitcoins zu zahlen, was man ohnehin gekauft hätte.
Das Bitcoin-Handbuch gibt es als E-Book für 3,49 Euro bei Amazon, im iBookstore oder DRM-frei bei XinXii. Zudem bieten wir es als Taschenbuch für nur 12,95 Euro an bei Amazon, im JMB-Verlag oder bestellbar in jeder Buchhandlung.
Hi, danke für eure Bitcoin-Serie! Es passt hier zwar inhaltlich nicht hundertprozentig, aber mein Kommentar auf einen älteren Artikel aus dieser Serie hat leider keine Reaktionen hervorgerufen. Daher versuche ich es jetzt nochmal beim aktuellsten. Sollte das als Spam gewertet werden, hab ich volles Verständnis, wenn dieser Kommentar nicht freigeschaltet werden sollte.
„Mir scheint irgendwie jede Form des Wallets mit vergleichsweise großem Aufwand verbunden. Angesichts dessen, wie selten man Bitcoin dann in der Praxis wirklich als Zahlungsmittel verwenden kann, sehe ich für mich persönlich noch keinen rechtfertigenden Mehrwert.
Gibt es nicht eine Möglichkeit, Bitcoin so einzusetzen wie PayPal? Grob skizziert stell ich mir das so vor:
– Mein Bitcoin-Wallet ist mit meinem Bankkonto (oder meiner Kreditkarte) verbunden.
– Tätige ich eine Überweisung, gebe ich die Bitcoin-Adresse des Empfängers an sowie den Betrag, den dieser am Ende erhalten soll. Damit ich nicht groß hin und herrechnen muss, sollte der Betrag in einer einigermaßen frei wählbaren Währung angegeben werden können: Bitcoin, Euro, USD, GBP, …
– Der Empfänger erhält dann Bitcoins in Höhe des angegebenen Betrags. Von meinem Bankkonto wird der entsprechende Betrag zzgl. Gebühren abgezogen. Ich selbst will mich um den Kauf oder Verkauf von Bitcoins gar nicht kümmern müssen.
– Ideal wäre (wobei PayPal das selbst ja auch nicht leistet), dass im Umkehrschluss Bitcoins, die ich selbst erhalte, auch direkt in Euro auf meinem Bankkonto landen.
– Damit der Umweg über Bitcoin Sinn macht und ich nicht direkt PayPal nutze, sollte der entsprechende Anbieter natürlich eine vertrauenswürdige Privacy Policy haben.
Gibt es einen Service, der sowas anbietet? Wenn ich es richtig überblicke, macht “Circle” sowas in der Art, allerdings bislang nur für USD, nicht für Euro, korrekt? Gibt es etwas vergleichbares für Euro?“
Hi & danke für Dein Kommentar,
ich stimme Dir zu, dass das mit dem Komfort bei Bitcoin-Zahlungen im Moment eher mäßig aussieht. Gerade die großen wie PayPal haben sich bisher eher dagegen gewehrt. Es tut sich aber etwas. Händler können nun auch über PayPal Bitcoins akzeptieren (das kommt im nächsten Kapitel noch einmal). Als Kunde kann man das aber umgekehrt noch nicht so einfach.
Soweit ich das sehe, gehen Bitpay, Coinbase und Circle in die von dir gewünschte Richtung. Das Problem ist im Moment aber auch die Frage, welcher Händler mit welchem Bitcoin-Anbieter kooperiert und hier entsprechende Zahlungsoptionen anbietet.
Im Moment ist es deshalb vermutlich einfacherer, sich einen Bitcoin zu kaufen und ihn einfach so lange liegen zu lassen, bis man mal die Möglichkeit hat, etwas damit zu zahlen.
Danke für die Antwort!
Bitpay scheint mir primär auf Händler ausgelegt.
Circle und Coinbase können größtenteils laut Selbstbeschreibung tatsächlich das, was ich mir vorstelle, aber leider noch nicht für Euro bzw. in Deutschland. Ich werde die Projekte aber beobachten, hoffentlich tut sich da bald was! 🙂
Kaum sind ein paar Jahre ins Land gegangen, schon gibt es immer mehr Shops die Bitcoins akzeptieren. Inzwischen bekommt kann man sogar schon Dessous mit Bitcoins bezahlen.