In der wöchentlichen Serie „Unser Weg zum Start-up“ berichtet Gründer Denis Rothhardt von seinem Weg zum eigenen Unternehmen und nimmt den Leser mit auf eine spannende Reise hinter die Kulissen der Start-up-Gründung. Den Anfang macht die Frage: Packe ich das?
Diese Frage macht mehr Angst als man im ersten Augenblick glaubt. Die meisten Menschen haben viel zu viel Angst, etwas zu wagen. Selbst wenn man sich in einer sicheren Komfort-Zone aufhält, kann es ja passieren, dass man scheitert. Allein diese Angst, zumindest in meinem Bekanntenkreis, hält viele ab, überhaupt den Start zu wagen. Selbst die größten Liebhaber, die nicht den Hauch einer Hemmung haben, die schönste Frau im Saal anzuflirten, haben nicht den nötigen Schneid, ihre Geschäftsideen umzusetzen bzw. es einfach zu wagen.
Auch ich habe gesessen und gegrübelt: Welche Pläne musst du machen? Was konkret musst du planen? Was musst du beachten? Wer kann dir helfen? Wen nimmst du mit an Bord? Hast du selbst die nötigen Voraussetzungen? Ist deine Idee umsetzbar? Und so weiter. All diese Fragen sind zwar richtig, aber völlig fehl am Platz, um die nötige Motivation aufzubringen.
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Mein Fehler vor ca. einem halben Jahr war die Vorstellung dessen, was am Ende entstehen soll. Aber zwischen Anfang und Ziel – soweit dies überhaupt jemand erreicht – liegen unplanbar viele Zwischenschritte. Weicht man nur einen Schritt vom ursprünglichen Plan ab, entwickeln sich völlig neue Wege, die eben nie geplant waren. Das ist halt das Leben. Jetzt wieder alles umplanen, nimmt unnötig Zeit in Anspruch. Lange Rede, kurzer Sinn: Ich habe mir irgendwann gesagt: „Fang doch einfach mal an!“
Ab diesem Zeitpunkt wurde alles viel einfacher. Die durchdachten theoretischen Probleme tauchten gar nicht erst auf. Die rein praktischen Probleme waren deutlich weniger als gedacht. Damit war der wichtigste und erste Schritt getan. Denn nicht das eigentliche „Loslegen“ ist der erste Schritt, sondern das Aufbringen der Motivation bzw. des Willens, den ersten Schritt überhaupt zu machen.
Geniale Gedanken sind flüchtig
Rein praktisch habe ich als nächsten Schritt meine Ideen grob notiert. Das klingt simpel, aber für einen App-Junkie wie mich, wurde es hier schon schwierig. Wo soll ich es wie notieren? Tatsächlich in einer App? Besser doch Papier und Stift? Schaffe ich es, soviel Ordnung zu halten, dass mir die handschriftlichen Notizen nicht verloren gehen?
Man kann sich in den Wahnsinn grübeln, allein über die Vor- und Nachteile der einen App im Vergleich zu einer anderen. Leider habe ich mich diesen Gedankenspielen so weit hingegeben, dass das Notieren der eigentlichen Idee gar nicht mehr relevant war. Am nächsten Tag habe ich, rein aus Vernunft, gleich einen Stift genommen und einfach geschrieben und gemalt ohne jegliche Technik. Das war das Beste, was ich machen konnte.
Die Idee hatte also Formen angenommen und klang immer interessanter. Wieder einen Tag später hatte ich einen genialen Gedanken, der mit eingebaut werden musste. Verdammte Axt! Wo war jetzt dieser blöde Zettel von gestern? Ordnung ist zwar toll, aber was nutzt es, wenn der wichtige Zettel zu Hause ordentlich auf dem Schreibtisch liegt, während ich unterwegs bin.
Mein Tipp für andere Starter: Notiert eure Ideen digital! Denn die geilsten Ideen kommen sowieso immer im falschen Augenblick. Versucht gar nicht erst, euch das solange zu merken, bis man es sauber aufschreiben kann. Das klappt nicht. Gute Ideen verfliegen einfach. Habt ihr sie nicht notiert, findet ihr das Schubfach in eurem Kopf nie wieder. Also unbedingt notieren! Und was hat man fast immer dabei? Das Handy. Sucht euch eine App aus, die ihr auf allen Geräten nutzen könnt. So hat kein noch so flüchtiger aber genialer Gedanke die Chance abzuhauen.
Geschäftspartner gesucht
Die Idee ist festgehalten, klingt toll und ist nicht völlig realitätsfern. Mein nächster plausibler Gedanke bestand in der Frage, ob es diese Idee oder Ähnliches schon gibt. Jetzt kommt das Glück ins Spiel. In den meisten Fällen, so zumindest meine Erfahrung, existiert etwas Vergleichbares bereits. Die Idee, mit der ich einsteigen wollte, war recht simpel aber trotzdem noch nicht auf dem Markt. Jackpot! Also dranbleiben, flink sein und das Ding so schnell wie möglich fertigstellen, um tatsächlich auch den Jackpot zu ernten.
Ein Plan musste also her. Wie soll es laufen? Unternehmen gründen, ein bis zwei Partner mit ins Boot holen und einfach fertigstellen. So oder so ähnlich waren meine Gedanken zu diesem Zeitpunkt. Dass es ab hier kompliziert und schwierig wird, hatte ich zwar erwartet, wurde aber letztendlich trotzdem kalt überrascht.
Da ich bisher noch keinen konkreten Geschäftspartner hatte, war das der nächste Schritt. Die Suche gestaltete sich allerdings recht schwierig. Bekannte hat man viele, aber welchem davon würde man erstens eine geniale Idee anvertrauen können, ohne Sorge zu haben, dass er sich damit allein selbständig macht. Und zweitens: Welcher Bekannte bringt auch die nötigen Qualifikationen mit?
Der erste Rückschlag
Nötig sind halbwegs ausgereifte Programmierkenntnisse und ein gewisser Geschäftssinn. Bei mir war da der Freundeskreis schlagartig zu klein. Hier gab es schlichtweg niemanden, der alles mitbringt. Wobei ich sagen muss, dass der Geschäftssinn ja eine doch recht schwammige Kompetenz darstellt. Ob man diese nun besitzt oder nicht, entscheidet sich ja erst, wenn es um konkrete Aspekte – wie bspw. Marketing, Absatzmarkt, etc. – geht. Das war also sekundär.
Viel wichtiger für mich erschienen die Programmierkenntnisse. Diese hatten, laut Aussagen, recht viele im Freundes- und Bekanntenkreis. Aber eben nur laut ihren eigenen Aussagen. Bei der konkreten Frage, ob der ein oder andere eine App, auf welcher Plattform auch immer, von Anfang bis Ende programmieren kann, stellte sich heraus, dass die sogenannten Programmierkenntnisse sich lediglich auf die Kommandozeile bei Windows oder OS X bezogen. Und selbst hier galt dies nicht mal für eine Handvoll Befehle.
Es war ernüchternd. Oder schlimmer noch: Es war eine Katastrophe! Denn nun scheitert es tatsächlich daran, dass man den wichtigen Part eines Programmierers schlichtweg nicht besetzen kann. Zwei Tage Euphorie endeten in einer mittelschweren Depression. Der erste Rückschlag! Ich kann jedem, der es versuchen möchte, nur raten: Verlasst euch nicht auf die Fertigkeiten und Kompetenzen, die in eurem Freundes- und Bekanntenkreis so ausposaunt werden. Erst wenn ein konkreter Beweis geliefert wurde seid ihr auf der richtigen Fährte.
Aushang in der Uni
Was habe ich also gemacht? Völlig demotiviert habe ich einen Abreiß-Zettel geschrieben. So in der Art wie:
Interesse an einem Start-up mitzuwirken aber noch nicht die richtige Idee? Ich suche kreative Köpfe, die mit mir an der Umsetzung einiger Ideen arbeiten. Zu verlieren habt ihr nichts außer ein wenig Zeit. Gewinnen könntet ihr eventuell „Ruhm und Reichtum“! Wenn ihr also verschiedene Programmierungen beherrscht – iOS, Android, HTML und eventuell Windows-Phone – dann meldet euch. Es werden keine Perfektion oder Berufsabschlüsse erwartet. Alles ist als Nebentätigkeit machbar, es gibt vorerst keine Verpflichtungen, ihr könnt an der Planung und Umsetzung mitarbeiten und werdet beteiligt an allem, was am Ende entsteht. Interessiert? Dann meldet euch.
Diesen Zettel habe ich in unserer Uni an verschiedensten Stellen ausgehangen. Da nichts Ähnliches an den schwarzen Brettern und Säulen hing, stieg die Motivation wieder. Der Begriff „Start-up“ hebt sich toll von all den anderen Anzeigen ab. Und so stand zwischen „Biete: gebrauchtes Schlafsofa“ und „Suche: Festival-Karten“ mein Zettel mit „Interesse an einem Start-up“. Das stach ins Auge und konnte nicht anders als auffallen. Glücklicherweise konnte ich einen dieser Zettel im IT-Institut aushängen. Das war ein perfekter Köder an der perfekten Stelle. Angel war quasi ausgeworfen und ich musste einfach nur warten, bis der Fisch anbeißt.
Nun ja, gleich mehrere Fische habe angebissen. Aber es kam wieder anders als gedacht. Denn es kontaktierten mich etliche Personen. Die, die am meisten am Projekt interessiert waren, sind leider auch solche Charaktere, die selbst schon genau wissen, was sie wollen. Grundsätzlich ist das ja gut, aber in diesem Fall bedeutet es, dass man mir fremde Vorstellungen und Regeln überstülpen wollte. Ich bin hier kein völlig verschlossener Typ, aber letztendlich sind es meine Ideen und meine Gründung.
Träume selber in die Hand nehmen
Wieso sollte ich hier die Rolle eines Angestellten übernehmen und auf Personen hören, von denen ich nicht mal im Ansatz weiß, ob sie überhaupt schonmal etwas erfolgreich durchgezogen haben? Vielleicht liege ich falsch, aber ich kann nur jedem raten, der seine Ideen verwirklichen will, es auch selber zu tun. Denn am Ende des Tages steht jeder selbst vor dem Spiegel und muss sich rechtfertigen, ob er sein Leben und seine Träume selber in der Hand haben möchte oder die Träume anderer umsetzt. Ich habe mich dafür entschieden, zu agieren und nicht immer nur zu reagieren. Zumindest in diesem Fall.
Also, auch wenn es eventuell nur rudimentär vorhanden ist: Trotzdem Selbstvertrauen zeigen und dann versuchen, die eigenen Wünsche umzusetzen. Aber wie fängt man das an, wenn man selber irgendwie nicht weiß, wo man anfangen soll, wenn es selbst an grundlegenden Voraussetzungen fehlt. Bei mir ist es leider der Programmierer. Daher habe ich mich hingesetzt und meine Gedanken erst einmal geordnet. Auch wenn es nervt und viel Arbeit macht, aber das beste Rezept für klare Gedanken und Konzepte bei der Unternehmensgründung ist der Businessplan.
Wie der aussehen kann und wie es mit der Suche nach einem geeigneten Programmierer weitergeht, lest ihr nächste Woche in „Unser Weg zum Start-up“.