Ich nutze seit Jahren bei meinen WordPress-Projekten das Plugin „Really Simple Share“, ursprünglich mal von Giuliano Polverari geschrieben. Simple Anpassungsmöglichkeiten und schnelle Integration der Sharing-Buttons in die Seite – bislang ohne Probleme. Nun aber verwandelt sich das Plugin mit einem Update über Nacht in eine fiese Werbeschleuder. // von Tobias Gillen
Auch auf BASIC thinking habe ich „Really Simple Share“ (früher mal: „Really simple Facebook Twitter share buttons“) integriert und so bislang die Teilen-Schaltflächen für Twitter, Facebook, Google+ und Flattr unter den Beiträgen eingebunden. Eigentlich war das auch kein Problem, bis ich heute Morgen die neueste Aktualisierung des Plugins installierte.
Schon etwas früher kam zum normalen, recht bescheidenen Funktionsumfang die Implementierung von ReadyGraph hinzu. ReadyGraph ist ein Dienst, um angeblich die Reichweite des Blogs zu erhöhen und zudem mit verschiedenen Tools auch besser zu monetarisieren. Blöd ist nur, wenn der Blogger diese Monetarisierung aufgezwungen bekommt.
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Infolinks: Eine dieser typischen Adware-Zecken
Nach der Aktualisierung des Plugins war die Monetarisierungs-Option von ReadyGraph nämlich voreingestellt – ohne Möglichkeit zur Deaktivierung. Das hatte zur Folge, dass etliche Keywords auf diesem Blog verlinkt wurden mit Links von Infolinks – einem Dienst, der Websites mit „smart ad units“ monetarisieren möchte. Die Links sehen etwas anders aus als normale, von uns gesetzte Links und sind doppelt unterstrichen. Fährt man mit der Maus darüber, öffnet sich ein kleines Pop-up.
Infolinks ist ein tückischer Dienst. Eine kleine Google-Recherche genügt, um rauszufinden, dass die Implementierung, einmal vorgenommen, nicht mehr so einfach rückgängig gemacht werden kann. Infolinks ist eine dieser typischen Adware-Zecken, die man nur noch mit viel Aufwand los wird – ReadyGraph zwingt sie dem Blogger auf und erpresst ihn quasi mit der Anmeldung, wo man angeblich die Monetarisierung deaktivieren kann.
Deaktivieren? Nichts da!
Über einen kleinen Link auf der Einstellungsseite des Plugins kann ich ReadyGraph löschen – das wiederum führt dazu, dass die Seite komplett lahmgelegt wird. Nun gut, also melde ich mich eben kurz an, um die Monetarisierungseinstellungen zu deaktivieren – dachte ich. Denn nach der Anmeldung finde ich zwar entsprechende Einstellungen und entferne den Haken bei allen drei. Beim Klick auf „Save Changes“ aber springt der Haken bei „Enable Related Tags“ wieder rein.
Nochmal zusammengefasst bedeutet das also: Nicht nur, dass das Plugin einem Blogger irgendwann diesen ReadyGraph-Dienst präsentiert. Nein, man wird quasi über Nacht mit einem Update dazu gezwungen, sich dort anzumelden in der Hoffnung, dort die Deaktivierung der aufgezwungenen Monetarisierung zu finden. Und dann kann man sie nichtmal deaktivieren. Das ist schon ein dreistes Ding.
Zumal: Wohl kaum wird ein Blogger darauf kommen, dass die Infolinks-Links, die für ihn urplötzlich auf der Seite erscheinen, von einem Plugin für Sharing-Schaltflächen kommen. Bei einer Google-Suche kommt man relativ schnell drauf, dass man irgendwo im Code nach dem Infolink-Script suchen muss – ich sage nur „Nadel im Heuhaufen“. Auch bei uns war es am Ende eine ziemlich zeitintensive Suche nach der Ursache.
Über 60.000 aktive Installationen
„Really Simple Share“ hat laut WordPress-Verzeichnis über 60.000 aktive Installationen, die allesamt mit der Aktualisierung auf Version 4.3 in die Werbefalle tappen. Hinzu kommen die etlichen anderen Plugins, die mit ReadyGraph zusammenarbeiten. Man kann also von einer enormen Reichweite dieser hinterhältigen Masche ausgehen.
Für uns bedeutet das, ganz ohne Zweifel: Plugin gelöscht und Augen auf vor ReadyGraph, Infolinks und Co. bei künftigen Plugin-Installationen. Wobei dieses Beispiel auch wunderbar zeigt, dass sich selbst ein anfangs harmloses Plugin irgendwann um 180 Grad drehen kann. Wohl dem, der die Informationen von jedem Update genau durchliest.
Update: ReadyGraph hat inzwischen auf unsere Anfrage reagiert (auch in den Kommentaren unten) und beteuert ein Versehen. Das Update hätte so angeblich nicht rausgehen sollen und man habe den Fehler nun gefixed.