Mal ehrlich: Wer liest schon AGB? Oder Datenschutzhinweise? Oder sonstiges Kleingedrucktes? Und auf der anderen Seite: Wer hat deswegen kein schlechtes Gewissen? In „Durchgelesen“ nehmen wir uns die Allgemeinen Geschäftbedingungen, Nutzungsvereinbarungen und Datenschutzhinweise von bekannten Online-Diensten vor, überprüfen sie auf kritische Passagen und fassen sie verständlich zusammen. Diesmal: Skype. // von Ekki Kern
Ist nur mir Skype unsympathischer geworden, seitdem Microsoft den Dienst gekauft hat? Dem Unternehmen kann das egal sein, denn die Plaudersoftware ist nach wie vor die Nummer eins am Markt, egal, ob im Film oder im richtigen Leben: Wer mit seinem Handy oder Desktop-Computer übers Internet telefoniert, nutzt in der Regel Skype.
Jeder hat den Standard-Ton im Ohr, der ertönt, wenn die Software startet oder den, den man hört, wenn angerufen wird. Auch bei Skype möchte ich mich heute mit dem beschäftigen, was uns Nutzer beschäftigen sollte: Das, was Microsoft zum Thema Datenschutz zu sagen hat. Ich erwarte nichts Gutes, arbeite aber natürlich ergebnisoffen.
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Überall Cookies
Wie bei vielen anderen Unternehmen auch sind die „Datenschutz- und Cookie-Richtlinien„, wie sie Microsoft nennt, sehr weit unten im Footer von skype.com zu finden. Die erste Sektion widmet sich dem Thema „Cookies“. Nach Lesen mehrerer A4-Seiten wird mir eines klar: Microsoft nutzt Cookies offensichtlich überall da, wo es geht: Zur Personalisierung, für zielgerichtete Werbung. Auch hier hält man sich allgemein:
Da wir Werbung nicht nur auf unsere eigenen Website sondern auch auf den Websites unserer Werbe- und Verlagspartner schalten, können wir im Lauf der Zeit Informationen über die Art der Seiten, Inhalte und Anzeigen sammeln, die Sie oder andere Personen, die Ihren Computer benutzen, besucht oder angesehen haben.
Auch Webbeacons und „andere ähnliche Technologien“ verwendet Microsoft offensichlich ziemlich schamlos.
In der zweiten Sektion geht es dann um das „Erfassen Ihrer Daten und Angaben“. Lapidar heißt es gleich zu Beginn:
Für den erfolgreichen Betrieb und um die bestmöglichen Produkte und Erfahrungen bereitstellen zu können, erfasst Skype viele Arten von Informationen.
Jetzt weiß ich, worauf ich mich einstellen muss. Einige dieser Daten und Angaben würden „uns direkt von Ihnen überlassen“. Andere Informationen wiederum „erfassen wir bei Ihrer Interaktion mit unseren Websites, unserer Software, unserer Marketing-Kommunikation und unseren Produkten“. Zu den erfassten Daten zählen etwa Identifizierungsdaten, so zum Beispiel Kontaktinformationen und die der Skype-Kontakte, „insbesondere Name, Benutzername, Adresse, Telefonnummer, Mobiltelefonnummer und E-Mail-Adresse„.
Außerdem erfasst Skype „Daten und Angaben über Computer oder Geräte wie IP-Adresse, Cookie-IDs, Name des Herstellers, Modellnummer oder eindeutige Kennung des Geräts, Betriebssystem, verwendeter Browser, Anbindungsdaten, Leistungsfähigkeit des Geräts, Bandbreite und – falls zutreffend – Betreibernetz“.
Auch hier wäre es wohl sinnvoller, nicht Erfasstes aufzulisten. Es würde die Liste wesentlich verkürzen. Ach ja, erfasst werden außerdem:
Skype-Testanrufe an ECHO123, die aufgenommen, dem Nutzer vorgespielt und anschließend gelöscht werden.
Sofortnachrichten und Sprachnachrichten
Vielleicht ist das für viele noch hinnehmbar. Delikat wird es beim nächsten Spiegelstrich, in dem es um die Inhalte von Sofortnachrichten, Sprachnachrichten und Videonachrichten geht, die ebenfalls erfasst werden.
Ziemlich grotesk finde ich das. Und es geht ganz offensichtlich weit über das hinaus, was etwa Whatsapp macht. Weiterhin sammelt Skype „von Ihrem Mobilfunkbetreiber oder über Ihr Mobilgerät gewonnene Standardinformationen“. Wer jetzt den Fehler macht und sich „nähere Informationen“, wie es heißt, auf der Website von Microsoft holt, wird weiter bombardiert mit einem Schwall von Erklärungen. Leider bleibt bis zuletzt unklar, was genau mit den „gewonnenen Standardinformationen“ gemeint sein soll.
Weiter geht es mit dem Absatz, der mit „Nutzung Ihrer Daten und Angaben“ überschrieben ist. Hier heißt es:
Skype benutzt die erfassten Daten und Angaben für den Betrieb, die Verbesserung und die Personalisierung der Software, Produkte und Funktionen von Skype und solcher von Microsoft.
So könnten „beispielsweise von Ihnen im Rahmen Ihres Skype-Profils gemachte Angaben in das Suchverzeichnis aufgenommen werden, um andere Benutzer von Skype (…) in die Lage zu versetzen, Sie zu suchen und sich mit Ihnen in Verbindung zu setzen“. Das ist nichts wirklich Neues, dafür aber der Nachsatz, dass die gesammelten Daten „auch mit Informationen anderer Unternehmen ergänzt“ werden können:
So benutzen wir beispielsweise Dienste anderer Unternehmen, um auf der Grundlage Ihrer IP-Adresse eine generelle geographische Ortung zu erhalten, damit wir bestimmte Funktionen oder Angebote anhand Ihrer geographischen Region abstimmen können.
Generelle geographische Ortung? Muss das sein, nur um „bestimmte Funktionen oder Angebote abstimmen zu können“? Nein! Weiter unten heißt es hierzu unter „Standortbasierte Dienste“:
Standortinformationen können aus Daten zu nahe gelegenen Mobilfunkbasisstationen und WLAN-Hotspots wie aus Daten des Global Position System (GPS) bestehen.
Marketing hat Vorrang
Und es geht munter weiter:
Ebenso nutzen wir (…) Daten und Angaben gegebenenfalls zur Kommunikation mit Ihnen, indem wir Sie beispielsweise informieren, wann ein Abonnement endet, wann Sicherheits-Updates verfügbar sind, wann Sie Maßnahmen ergreifen müssen, damit Ihr Konto aktiv bleibt, oder zur Organisation oder Durchführung von Marketing- oder Sonderangeboten, Gewinnspielen, Spielen oder ähnlichen Ereignissen.
Im Gegensatz zu Whatsapp, das bewusst auf eine Werbefinanzierung des eigenen Dienstes verzichtet und das auch in den Datenschutzbestimmungen deutlich macht, setzt Skype ganz unverhohlen auf Werbung, schließlich koste die Nutzung der Software ja nichts, wird argumentiert:
Wir stellen viele unserer Produkte, Software-Programme und Funktionen unentgeltlich zur Verfügung, weil sie durch Werbung unterstützt werden. Die von uns erfassten Daten und Angaben können dazu verwendet werden, die Ihnen gezeigte Werbung zu verbessern, weil sie besser auf Sie abgestimmt ist.
Der letzte Satz sichert noch einmal all jene Felder ab, was möglicherweise noch nicht abgedeckt sind. Hier heißt es:
Auch können wir die Daten und Angaben zur Beilegung von Streitigkeiten und zum Schutz Ihrer Interessen wie auch der Interessen von Skype und Microsoft benutzen, allen voran zur Durchsetzung der Nutzungsbedingungen von Skype und zur Vorbeugung und Bekämpfung von Betrug.
Mit anderen Worten: Alles, was Skype einmal aufgesogen hat, bleibt. Die Chancen stehen gut, dass sich das auch nicht ändern wird. Die Daten geistern dann munter umher im Microsoft-Universum. Wer davon nichts hält, kann sich abmelden. Die Daten aber dürften bleiben und bei der nächsten Gelegenheit weiterverarbeitet werden.
Dinge passieren „gelegentlich“
Auch der nun folgende Teil „Weitergabe Ihrer Daten und Angaben“ ist wieder ziemlich deftig:
Gelegentlich machen wir personenbezogene Daten und Angaben anderen von Microsoft beherrschten Tochtergesellschaften und Affiliate-Partnern sowie, soweit erforderlich, anderen Partnern (Telekommunikationsbetreibern, Anbietern von WLAN-Diensten, Vertreibern von Skype-Software und/oder Skype-Produkten, externen Kreditinstituten und anderen Anbietern von Zahlungsdienstleistungen) und Lieferanten oder in unserem Namen tätigen Beauftragten zugänglich.
Auf die Frage nach dem Warum heißt es:
Unter Anderem benötigen Unternehmen, die von uns mit der Unterstützung von Kundendienst oder der Hilfestellung bei Schutz und Sicherheit unserer Systeme und Produkte beauftragt wurden, unter Umständen Zugang zu personenbezogenen Daten und Angaben, um ihre Aufgaben wahrnehmen zu können. In solchen Fällen müssen diese Unternehmen unsere Datenschutzvorgaben einhalten und dürfen diese Informationen nicht für andere Zwecke verwenden.
Wir können Ihre Daten auch zur Microsoft Corporation übertragen, die sie für Zwecke verwenden kann, die mit den in dieser Datenschutzerklärung beschriebenen vereinbar sind. Außerdem können wir personenbezogene Daten im Rahmen einer Unternehmenstransaktionen, beispielsweise einer Fusion oder einer Veräußerung von Vermögenswerten, offenlegen.
Tür und Tor sind offen
Jetzt folgt der vielleicht interessanteste Absatz der gesamten Datenschutzbestimmungen:
Uns sind Zugriff auf Ihre personenbezogenen Daten (etwa von privaten Inhalten wie Sofortnachrichten, gespeicherte Videonachrichten, Sprachnachrichten oder Dateiübertragungen) sowie ihre Offenlegung und Speicherung gestattet, wenn wir nach bestem Wissen überzeugt sind, dass dies für Folgendes erforderlich ist.
Es folgt eine Liste von Fällen, bei denen praktisch alles mitgelesen und mitgehört werden kann. Standardmäßig können Ermittlungsbehörden auf die Kommunikation zugreifen, wundern muss dann allerdings der Nachsatz „oder zur Unterstützung unserer lokalen Partner, Betreiber oder Unternehmen, die Ihre Kommunikation ermöglichen“. Auch hier will sich Skype ganz offensichtlich ein Hintertürchen offen lassen. Man weiß ja nie, wozu man die Daten einmal gebrauchen könnte.
Weiter unten heißt es hierzu:
Ferner erkennen Sie an, dass die Nutzung Ihrer personenbezogenen Daten durch das Partnerunternehmen den Datenschutzrichtlinien dieses Partnerunternehmens unterliegen kann.
Das ist zwar eine übliche Regelung, dennoch erwähnenswert. In der Sektion „Zugriff auf Ihre Daten und Angaben“ schließlich geht es um die Möglichkeit jedes Nutzers, einmal offengelegte Informationen zu ändern oder zu löschen. Hierzu heißt es:
Sie haben das Recht, auf Ihre personenbezogenen Informationen zuzugreifen und sie bei Bedarf zu ändern.
Wie viel einem dann die folgende Beteuerung Wert ist, muss jeder selbst wissen:
Wir werden alle angemessenen Schritte unternehmen, um Anfragen zur Löschung von personenbezogenen Informationen nachzukommen, es sei denn, die Informationen müssen von Gesetzes wegen oder für rechtmäßige Geschäftszwecke aufbewahrt werden. Wir möchten Sie jedoch darauf hinweisen, dass Ihre Angaben noch für eine kurze Zeit nach Ihrer Anfrage im Suchverzeichnis auftauchen.
Von Skype lieber die Finger lassen
Mein Eindruck nun, den ich nach dem vielen Lesen habe? Von Skype sollte man, wenn möglich, die Finger lassen. Es gibt offensichtlich kaum etwas, das der Dienst nicht speichert, nutzt und für die eigenen Zwecke ausschlachtet. Dass der Dienst nun zu Microsoft gehört, verstärkt die Bedenken da noch. Ob die anderen Telefonie-Dienste hinsichtlich ihrer Datenschutzpolitik besser sind, werde ich in den kommenden Wochen recherchieren. Ich bin schon jetzt gespannt.