Wer etwas verkaufen will, muss dahin, wo seine Kunden sind. Das ist eine ganz einfache Regel aus dem Marketing. Ein Flirt-Portal versucht seit einiger Zeit vermutlich daher, auf Twitter (Update: und auch auf Instagram) neue Nutzer für seinen kostenpflichtigen Dienst zu finden – mit anrüchigen Bildern blonder Frauen und Hinweisen auf diverse Blogspot-Blogs. Wir haben das „Porno-Marketing“ bis zu seinem Ursprung nachvollzogen.
Aufmerksam sind wir auf die Masche über diverse Favorisierungen unserer Tweets aus dem Jahr 2011 geworden. Es sind immer ähnliche Profilbilder von immer ähnlichen Account-Namen. Entweder heißen sie Jana Deckert oder Janine Becker, wahlweise auch Jenny Malea oder Janina Brauer. Gemeinsam haben sie aber nicht nur ihre Profil-Bilder und Account-Namen, sondern auch und vor allem ihre Twitter-Kurzbeschreibung.
Die schauen nämlich in der Regel so aus:
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Meine geilen privaten Bilder habe ich bei Blogspot! Schreib mir dort eine Nachricht : ) Mein blogspot hier:
Oder alternativ:
Schreib mir bei Blogspot eine Nachricht, dort habe ich auch noch mehr Bilder : ) Mein Blogspot hier:
Der jeweils letzte Satz bezieht sich auf den angegebenen Link im Profil, ein Blog beim Google-Dienst Blogger.com, das kostenlose Blogs mit einer Subdomain erlaubt. Die lauten dann den Profil-Namen entsprechend jennymaalea.blogspot.de, janinabra.blogspot.de oder janadeeloa.blogspot.de.
Blogspot-Blogs im Fokus
Wie viele dieser Accounts es gibt und gab, ist nur schwer nachvollziehbar. Eine einfache Personensuche zum Suchbegriff „Bilder Blogspot“ zeigt 13 Namen an. Diese 13 Accounts haben allesamt zwischen 5 und 15 Tweets abgesetzt, folgen um die 1.200 Personen und haben Followerzahlen im Bereich von 200 bis 1.500.
Die abgesetzten Tweets zeichnen sich besonders dadurch – wenig schmeichelhaft – aus, dass sie immer die selben paar Bilder einer blonden Frau zeigen, mal nur mit einem BH bekleidet, mal von vorne, mal seitlich, mal beim Sport. Dazu immer der gleiche Text:
Schreib mir auf meinem Blogspot da sind meine sexy privaten Bilder. Der link ist auf meinem Twitter Profil.
Auch hier also wieder der Hinweis auf diese Blogspot-Blogs, die einer Untersuchung zufolge mal der weltweit größte Verbreiter von Schadsoftware waren. Diese beinhalten auf jeder Domain ebenfalls immer den gleichen Inhalt. Dem Nutzer wird hier versprochen, dass Janine, Jana oder wie sie heißen mag, endlich eine Seite gefunden habe, „wo wirklich jeder nach Sex sucht und komplett kostenlos“.
Links führen zu Flirt-Fever
Mit der Info, welche Seite das ist, hält sie dann auch nicht sonderlich lange hinterm Berg. „Und das beste, Flirt-Fever ist komplett kostenlos“, heißt es. Und: „Kein blödes rumgelaber oder endlose Telefonate, bei Flirt-Fever ist man um sich zu Treffen oder Spaß zu haben!“ Natürlich sei die Seite „kostenlos nutzbar“ und man müsse keine „privaten Daten angeben“, um beim Anbieter „lockere Mädels“ zu finden, „die dazu stehen, dass sie Sex wollen“. Dazu gibt es natürlich noch weitere leicht bekleidete Fotos der Dame, „als kleiner Vorgeschmack“.
Interessant wird es dann, wenn man sich nach Flirt-Fever erkundigt. Das Unternehmen gehört zur Prebyte Media GmbH aus München. Die ersten Treffer bei Google führen zu einigen „Seriös oder Abzocke?“-Checks und Foren, die sich mit verschiedenen halblegalen Machenschaften beschäftigen. Im Fokus steht hier wohl eine automatische Verlängerung des Testabonnements, dessen Nicht-Bezahlung zu Anwaltsschreiben geführt habe. Auch eine Meldung der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen ist dabei, die sich allerdings nur indirekt auf Flirt-Fever bezieht.
„Publisher wurde von uns gesperrt“
Die Links aus den Blogspot-Blogs führen allesamt auf Flirt-Fever. Auf BASIC thinking-Nachfrage, ob man derlei „Marketing“ als angemessen ansehen würde, sagt die Prebyte Media GmbH: „Unsere Recherchen haben ergeben, dass die Twitter-Profile und auch die Blogspot-Blogs von einem Publisher einer unserer Werbepartner angelegt wurden.“ Der Publisher sei nun von dem Unternehmen gesperrt worden. „Diese Art von Werbung halten wir für unangemessen und sie stellt keinen geeigneten Weg zur Trafficgenerierung dar – weder wirtschaftlich noch moralisch.“
Kann man glauben, muss man nicht. Denn in jedem Fall ist es eine ziemlich einfache Erklärung für ein Problem, das unseren Recherchen nach schon mindestens seit Mitte Dezember 2014 besteht. Es ist wohl unwahrscheinlich, dass diese „Art von Werbung“, wie es die Prebyte Media GmbH selbst so schön nennt, mindestens fünf Monate lang unbemerkt blieb.
Auch Twitter müsste aktiv werden
Mal unabhängig von der Prebyte Media GmbH und ihrem Publisher: Es liegt auch in Twitters Verantwortung, entsprechende Accounts zu sperren. Das zeigt ein Blick in die „Twitter-Regeln„, nach denen derlei Accounts gleich gegen mehrere Bedingungen verstoßen. Twitter war bislang nicht für ein Statement zu erreichen.
Gespannt darf man sein, ob der angebliche Publisher wirklich dazu angehalten wird, Accounts und Blogspot-Blogs zu entfernen oder ob die Masche weiterhin bestehen bleibt. Immerhin ist nun aber klar, woher die ständigen Fav-Wellen kommen sowie was und wer hinter den „Blogspot-Bilder“-Accounts steckt.