Erdmännchen. Süß im Zoo, geschlagen im Kampf mit Twitters Periscope. Und nun? Auf der TechCrunch Disrupt in New York hat Meerkat-Gründer Ben Rubin nun Neuerungen angekündigt. Unter anderem möchte man sich mit einer offenen Entwickler-Plattform von Periscope abheben. // von Tobias Gillen
Er ist so schnell gegangen, wie er gekommen ist, der große Hype um die Livestreaming-Apps. Angefangen hat alles mit Meerkat, der Erdmännchen-App, die auf der South-by-Southwest (SXSW) in Austin plötzlich ganz groß wurde. Überzeugt hat vor allem die Einfachheit: App heruntergeladen, mit dem Twitter-Account verknüpft, alle Kontakte wurden direkt übertragen. Mehr war nicht nötig, um seinen Livestream zu starten und gleich an seine gesamten Twitter-Follower zu verteilen.
Das richtige Timing hat bei Meerkat zum großen Erfolg in den ersten Tagen beigetragen. Auf der South-by-Southwest-Konferenz sind schon viele andere Dienste binnen weniger Tage ganz groß geworden. Timing spielt aber auch beim nicht unerheblichen Absturz von Meerkat eine große Rolle. Denn das hatte Twitter wenige Tage später auf seiner Seite.
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… und dann kam Periscope
Zunächst wurde bekannt, dass Twitter die bis dato nicht veröffentlichte Livestreaming-App Periscope gekauft hat. Und anschließend, dass Twitter Meerkat den Zugriff auf den Social Graph entzieht und somit die Synchronisation der Follower unterbindet. Oder im Klartext: Twitter hat alles, was möglich war, getan, um Meerkat das Leben so schwer wie möglich zu machen – mit einer Ankündigung von nur zwei Stunden.
Kurz darauf wurde dann Periscope veröffentlicht. Die Grundfunktionen sind ähnlich, nur dass man bei Periscope einen Livestream 24 Stunden lang nachschauen kann. Und eben, dass man bei Perisope vollen Zugriff auf Twitters Social Graph hat und die App damit wesentlich besser ins Netzwerk integriert ist. Wie stark sich das alles auf die Nutzer- und Nutzungszahlen ausgewirkt hat, ist zwar bekannt. Aber es reicht schon ein Blick auf die Nutzung der Hashtags #Meerkat und #Periscope im letzten Monat, um zu erkennen, wohin die Reise geht. Wer es konkreter haben möchte: Meerkat hat in neun Wochen zwei Millionen Nutzer gesammelt, Periscope eine Million in nur 10 Tagen.
Wohin geht’s mit Meerkat?
Dem Nutzer kann man das nicht vorwerfen. Er sucht sich das, was er einfach und bequem benutzen kann. Und natürlich auch das, was er findet und wo auch er gefunden werden kann. Das ist eben zunehmend Periscope. Die Frage, die sich jetzt allerdings stellt, ist: Wohin geht’s nun mit Meerkat?
Klar ist: Es muss eine Funktion her, mit der sich Meerkat von Periscope abheben kann. Die gibt es aktuell nicht, im Gegenteil: Der Funktionsumfang von Periscope ist sogar noch größer, das User Interface moderner und angenehmer. Nur die Gamification, das Punktesammeln für Zuschauer und Streams, hat Meerkat noch exklusiv. Aber reicht das?
Es folgt, was nur logisch ist: Meerkat versucht sich gegen den Untergang zu stemmen und öffnet sich für Entwickler. Das hat Gründer Ben Rubin nun auf der TechCrunch Disrupt-Konferenz in New York bekannt gegeben. Auf einer neuen Unterseite wird Entwicklern nun Zugriff auf die APIs von Meerkat gestattet.
Keine andere Chance gegen Twitters Ressourcen
Bislang war das nur einem eingeschränkten Entwickler-Kreis, 37 an der Zahl, möglich. Die haben Funktionen wie eine Stream Disovery, automatische Youtube-Uploads der Streams und Statistik-Tools beigesteuert. Nun will Meerkat den nächsten Schritt gehen und hofft auf weitere Anwendungszwecke, die durch die breite Masse an potenziellen Entwicklern entstehen können.
Klar ist, dass Meerkat kaum eine andere Chance hat, gegen die Ressourcen von Twitter anzukommen, als es mit dem Aufbau einer Community zu versuchen. Rubin wünscht sich, dass mobile Livestreams endlich aus der „Hallo Welt“- und „Was ich gerade zum Frühstück esse“-Phase kommen. Noch sehe er nicht, dass schon jemand das volle Potenzial von Livestreams ausgeschöpft habe.
Mit Zugriff auf die APIs ist es Entwicklern nun möglich, auf aktuelle oder geplante Streams zuzugreifen, sowie an deren Zuschauerzahlen, Metadaten und Kommentare zu kommen. Was nicht geht, ist das Einbinden von Streams in andere Plattformen. Der Grund: Man wolle sich mit diesem Schritt für immer öffnen – und Entwicklern nicht nach ein paar Wochen wieder den Zugriff entziehen. Deswegen werde man nach und nach überlegt seine Funktionen freigeben. Ein kleiner Seitenhieb auf Twitter, das ja genau das mit Meerkat gemacht hat.
Meerkat wird seinen Platz finden
Wohin geht die Reise nun? Es ist eben wie es immer ist, wenn ein großer Player auf einen Markt drängt, auf dem ein Startup großen Erfolg feiert. Entweder wird es gekauft oder verdrängt, in dem Fall letzteres. Meerkat ist Periscope in allem unterlegen und muss nun für seinen Platz und vor allem für seinen Markt kämpfen. Der Livestreaming-Markt wird sicher in Dimensionen anwachsen, in denen es genügend Raum für beide Player gibt.
Es dürfte aber von Vorteil sein, sich jetzt mit einer großen Entwickler-Community breit aufzustellen. Denn noch ist da nur Twitter, das den Trend der Livestreams nicht verschlafen hat. Facebook versucht mit Riff nun auch wieder etwas in Richtung Videoinhalte, wenn auch nicht ganz in die Periscope-Meerkat-Kerbe – noch? Und was ist mit den anderen Playern? Google (mit Hangouts)? Microsoft (mit Skype)?
Meerkat sollte nun gewarnt sein. Und wird seinen Platz finden – da bin ich sicher.