Endlich, da ist sie die Brille die mich wie eine Mischung aus Stubenfliege und Doppeldecker-Pilot aussehen laesst. Die MINI Augmented Vision wurde auf der Auto Shanghai 2015 offiziell vorgestellt und ich konnte das gute Stueck ausprobieren, nicht ohne eine gewisse Skepsis aufgrund des Designs.
Mit Vorurteilen bin ich auf dem MINI-Stand aufgeschlagen, dachte ich doch dass diese, sagen wir mal recht aussergewoehnlich aussehende Brille, mein Sichtfeld stark einschraenken wuerde. Ja, hier kann man die Augmented Vision ganz klar noch verbessern, dennoch war ich positiv ueberrascht ob des Tragekomforts, der Handhabung und natuerlich des Blickfeldes.
Schaue ich mir inzwischen die Bilder von mir mit der MINI Brille an, dann kann ich mir nicht helfen und muss umgehend an den sensationellen Film Pitch Black denken. Verblueffend diese Aehnlichkeit, was wohl durchaus auch an meiner langjaehrigen Arbeit als Koerper Double fuer Vin Diesel liegen mag:
Spass beiseite, lasst uns nun mal auf die Brille konzentrieren und was diese kann bzw. nicht kann.
Technische Spezifikationen Augmented Vision
- Qualcomm Snapdragon 805 (Quadcore @ 2.3Ghz)
- 2GB RAM
- Zwei 720p Display mit stereoskopischer Darstellung (16:9)
- Field of View 28°
- LCoS-Display Technologie
- Zwei 5MP Kameras
- Android 4.4
- 1400mAh Akku
Da hat man also einen 805er verbaut, der mit seiner Adreno 420 GPU durchaus genug Dampf hat um die aktuellsten Android 3D-Games zu befeuern. Dazu kommen 2GB RAM und zwei 5MP Cams fuer das Tracking und die Einblendung der virtuellen Elemente. Der Akku ist uebrigens fast 3 mal so gross wie der der Google Glass und soll eine Laufzeit versprechen die BMW als „absolut ausreichend“ angibt. Ok, den konnte ich in meiner Zeit am MINI-Stand natuerlich noch nicht komplett „leer nudeln“, aber ich vertraue da mal den Entwicklern und wuerde anhand der verwendeten Komponenten auf eine Akkulaufzeit von 3-7 Stunden schliessen. Wohlgemerkt bei intensiver Nutzung.
Die beiden stereoskopischen HD-Displays basieren auf der sogenannten LCoS-Technologe (Liquid Crystal on Silicon) und bestehen aus einer Siliziumfolie, einer Schicht Fluessigkristallen und einer extrem duennen Glasscheibe. Mit einem maximalen Kontrastverhaeltnis von 1000:1 sorgen sie dafuer, dass man auch im hellen Sonnenlicht alles perfekt erkennen kann, was ja waehrend einer Fahrt dann durchaus auch wichtig ist.
Erste Eindruecke
Die MINI Brille projeziert die Bilder auf die Linsen vor den Augen des Benutzers, wobei sich die Perspektive bzw. die angezeigten Informationen aendern, wenn man den Kopf dreht. Um es ganz einfach zu sagen… schaue ich nach vorne durch die Windschutzscheibe, dann erhalte ich Navigationshinweise und wenn ich zur Seite schaue, dann gibt es Informationen zu den Objekten die ich sehe, welche uebrigens ueber externe Kameras aufgenommen werden (also die Objekte).
Stellt euch vor,n ihr fahrt durch eine Stadt und seht ein Plakat einer Veranstaltung. Augmented Vision kann dann dieses erkennen, die Adresse heraussuchen und euch direkt dorthin navigieren… wohlgemerkt wenn das ueberhaupt gewollt ist. Ich persoenlich moechte ehrlich gesagt nicht mit Informationen zu jedem Werbeplakat welches ich sehe versorgt werden.
Praktischer sind da schon alltaegliche Smartphone Funktionen. Kommt eine SMS oder Nachricht rein, dann ploppt diese nicht komplett im Display auf, sondern wird durch ein Icon dargestellt. Schnell den Bestaetigungsknopf am Lenkrad des MINIs geklickt und schon wird die Nachricht vorgelesen. Das ist nicht nur clever, das ist ehrlich gesagt bisher die beste Umsetzung der Branche. Glueckwunsch BMW!
Das absolute Highlight ist aber der Blick zur Seite. Die extern montierten Kameras schieben dann Bilder auf die Brille, die mich praktisch durch die Tuer sehen lassen. Das ist so unglaublich verblueffend und genial, dass man sich fuer zukuenftige Automobile eigentlich gar keine andere Moeglichkeit mehr vorstellen mag. So muss das sein und nicht anders. Die aktive Sicherheit die hierdurch geschaffen wird, darf man nicht unterschaetzen. Mal davon abgesehen, dass man damit durchaus eine Ecke einfacher einparken kann.
Die Bedienung von Augmented Vision
Wer sich schon einmal an der Google Glass einen Wolf „geswypt“ hat, der fragt sich natuerlich wie BMW dieses Problem vermeiden will, bzw. wie man die hauseigene smarte Brille denn ueberhaupt nutzbar macht. Nun, die Brille ist vor allen Dingen voellig autark von einem Smartphone zu nutzen. Die integrierte MINI App rennt darauf sowohl im, wie auch ausserhalb des Autos, wobei sie sich im Wagen mit MINI Connected verbindet und dann ueber das Lenkrad gesteuert werden kann. Ausserhalb des Fahrzeugs kann man die Brille mit einem an der oberen Seite des rechten Brillenbuegels angebrachten Touchpad und mit 3 Knoepfen bedienen.
Uebrigens… wer die Brille ausserhalb des MINIs traegt, kann sich von ihr dann wieder zum Wagen navigieren lassen. Durchaus praktisch in unuebersichtlichen Parkhaeusern.
Es ist „nur“ ein Konzept
MINI Augmented Vision funktioniert und ja, die Brille funktioniert sogar sehr gut. Bei BMW hat man begriffen wie vertikal Smartglasses eingesetzt werden muessen und dass diese fuer ganz spezielle Anwendungen, die man nur temporaer durchfuehrt, ideal sind. Aber es ist halt immer noch ein Prototyp, ein Konzept, welches erst in den naechsten Jahren reifen soll.
MINI Augmented Vision wurde als Forschungsprototyp entwickelt, um die Potentiale der Anbindung visionaerer AR Brillen an Fahrzeuge zu demonstrieren. Zukuenftig wird das System weiterentwickelt und verfeinert werden, um aus der Vision die Realitaet zu gestalten – Dr. Jörg Preißinger, Projektleiter MINI Augmented Vision, BMW Group Forschung und Technik
Fazit MINI Augmented Vision
Konzept hin oder her… selten habe ich einen Prototypen gesehen, der so verdammt durchdacht war. Die Brille ist nicht nur Teil eines Sicherheitskonzepts, sie ist Teil einer Vision fuer das Auto der Zukunft und hier moechte BMW selbstverstaendlich eine nicht unwichtige Rolle spielen.
Natuerlich gibt es hier noch eine ganze Menge zu tun. Ich halte sowohl den 805er, wie auch die Brille fuer ueberdimensioniert und wuerde mir hier wuenschen, dass mehr „wearable“ Technologien eingesetzt werden. Qualcomms Strategie muss da ganz klar heissen, endlich passende SoCs auf den Markt zu bringen. Auch der Snapdragon 400 in den meisten Smartwatches verhaelt sich wie ein 10-Zylinder in einem MINI! Hier gibt es noch eine Menge zu tun, auch in Bezug auf die verwendete Akkutechnologie.
Dennoch: BMW ist mit seinem Partner Qualcomm auf dem richtigen Weg und das liegt u.a. auch an einem sehr minimalen und durchdachten Interface. Die Augmented Vision will nicht stoeren, sondern begleiten. Sie will imformieren, wenn man die Informationen wirklich benoetigt und kein zusaetzlichen Informations-Layer anbieten, der einfach nur ablenkt.
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