Im Google Play Store liegen Lust und Frust ganz nah beieinander: Einerseits hat man Zugriff auf ein gigantisches Angebot, das rasant wächst, andererseits gibt es hier gefühlt mehr Schrott als wirklich gute Apps. Da den Überblick zu behalten und seine Zeit nicht mit sinnlosen Downloads zu verschwenden, ist eine Herausforderung. Gerade Eltern, die für ihre Kinder passende Spiele oder Anwendungen suchen, müssen Zeit investieren. Das will Google bald ändern. Die Umsetzung wirkt aber nur halbgar.
Verschiedene Auflagen für mehr Familienfreundlichkeit
Der neue Vorstoß für mehr Benutzerfreundlichkeit nennt sich „Designed for Families“. Diese Initiative hat folgendes Ziel:
In several weeks, a new family-focused experience on Google Play will give users new ways to browse, search, and discover high quality apps and games for their families.
Das heißt: Google will in ein paar Wochen Android-Apps auszeichnen und pushen, die als familienfreundlich gelten. Hierfür ist es zwingend notwendig, dass die Entwickler spezielle Kriterien erfüllen. Zum Beispiel müssen die Apps eine Einstufung durch das ESRB (Entertainment Software Rating Board) absolvieren und dürfen nur das Rating „Alle Stufen“ oder „Nutzer ab 10 Jahren“ aufweisen.
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Wie es sich für kinderfreundliche Software gehört, dürfen die „Designed for Families“-gelabelten Apps selbstverständlich keine erotischen Inhalte, Hassreden, Gewalt und Mobbing, Glücksspiel oder illegale Aktivitäten beinhalten. Zudem gilt es, sich ans „Developer Distribution Agreement“ zu halten.
Werbebotschaften sind OK – what?!?
Zuletzt ist es wichtig, dass die Entwickler die „Formatanzeigen für Anzeigen“ korrekt umsetzen. In diesem Passus wird beispielsweise geregelt, dass die neuen familienfreundlichen Apps nur bestimmte Arten von Werbebannern einsetzen dürfen.
Äh … was?
Google will sich den Anstrich der Familienfreundlichkeit geben und dann erlaubt man Banner? Ja, richtig. Die nervigen Dinger, die einen mit penetranten Werbebotschaften bombardieren und auf die Groß und besonders Klein gerne mal aus Versehen tippen, sollen erlaubt sein? Genau. Hauptsache, sie zeigen keine „sexuell anzüglichen Inhalte“, „Partnervermittlungen“ oder „Inhalte mit Gewaltbezug“ an, dann ist das schon in Ordnung – meint Google.
Hallo, geht’s noch?!?
Wenn ich meinem Kind ein Smartphone oder Tablet in die Hand drücke und eine als familienfreundlich titulierte App starte, damit es auch ohne mich mal ein paar Minuten Spaß hat, dann möchte ich nicht, dass mein Nachwuchs mit Werbung zugemüllt wird! Und noch weniger will ich, dass mein Junior dazu aufgefordert wird, weitere Apps herunter zu laden.
Oh No: Ingame-Käufe sind auch in Ordnung
Und was ich in den zahlreichen Richtlinien für das „Designed for Families“-Label auch nirgends finden konnte: Ein Verbot von In-App-Käufen. Meiner Ansicht nach sollen Kids weder mit Anzeigen zugemüllt, noch zum Kauf von irgendwelchen virtuellen Gütern animiert werden.
Aber klar: Google sieht das anders. Und sicherlich auch viele Entwickler. Da unsere „Geiz ist Geil“-Gesellschaft es zunehmend ablehnt für Apps zu bezahlen – und seien es auch nur wenige Cent -, wird alles kostenlos. Vermeintlich. Natürlich wird durch Free-2-Play und Dergleichen anderweitig Geld verdient. Was ich zu einem gewissen Grad nachvollziehen kann, denn weder Developer, noch Publisher sind Wohlfahrtsvereine – sie wollen und müssen für ihre Arbeit entlohnt werden.
Das ist ein schlechter Witz
„Designed for Families“ ist grundsätzlich eine gute Idee. Aber eine, die aber derzeit noch gewaltig hinkt.
Werbebanner sind für mich ein „No Go“ und disqualifizieren somit das ganze Programm. Deswegen sind für mich Kids-freundliche Apps nur solche, die entsprechendes Rating aufweisen und die man einmal bezahlt und dann von Anzeigen, Ingame-Items und anderen „Verlockungen“ verschont wird. Alles andere ist ein schlechter Witz.
Bild: Helene Souza / pixelio.de