In “Das Bitcoin-Handbuch: Tutorial zur digitalen Währung” machen sich die Autoren Tobias und Felix auf, alles rund um die digitale Währung Bitcoin zu verstehen. Als Anfänger wollen sie sich dabei langsam vortasten und andere Einsteiger mitnehmen sowie Wissende einladen, an der Reise teilzuhaben und wichtige Punkte zu ergänzen. In Kapitel 10 geht es um die Frage, welche mobilen Wallets (Apps) es gibt und worin sie sich voneinander unterscheiden.
Mobile-Wallets
Mobile Wallets eignen sich super für den Einsatz unterwegs. Wie bei den Desktop- und Browser Wallets hat es mir geholfen, verschiedene Anbieter auszuprobieren. Vor allem ist hier der Aufwand der Installation und Einrichtung äußerst gering.
Neben Sicherheit sollten für das Mobile Wallet vor allem Geschwindigkeit und einfache Bedienbarkeit die wichtigsten Kriterien sein. Die Frage der richtigen Plattform ist hier jedoch entscheidend. Viele der mobilen Apps sind nur für iOS oder Android, nur wenige sind plattformübergreifend.
GreenAddress
GreenAddress gehört zu den neueren Angeboten bei den Bitcoin-Wallets. Mit seinen umfangreichen Features und hohen Sicherheitsstandards macht es den anderen dabei gehörig Konkurrenz.
Als Nutzer erhält man ein hierarchisch deterministisches Wallet mit Multi-Sig. Beim ersten Versuch ein Konto zu erstellen erhält man also eine lange Passphrase (24 Wörter), die man sich speichern muss. Am besten nutzt man dabei gleich die Option, die Phrase zusätzlich mit einem Passwort zu schützen.
Alsdann muss man sich aussuchen, wie die 2-Faktor-Authentifizierung erfolgen soll – über SMS, Telefon, Google Authenticator oder Mail. Mit dem entsprechenden Zugangscode logt man sich dann das erste Mal ein und legt nun ein weiteres Passwort fest, das man alternativ zur langen Pass-Phrase nutzen kann. Das Video erklärt zwar die Einrichtung der Online-Version, auf dem Smartphone funktioniert das aber genauso.
Für Zahlungen nutzt GreenAdress Multi-Sig, jedoch funktioniert das hier mit 2-2 Schlüsseln. Einen hat man selbst, den anderen GreenAddress. Zum Katastrophenschutz (wenn z.B. GreenAddress plötzlich verschwindet) hat man sich mit „nLockTime transactions“ etwas Interessantes einfallen lassen. Dabei „verfallen“ Guthaben auf einem Wallet von Zeit zu Zeit von selbst. In regelmäßigen Abständen muss man deshalb sein Geld transferieren, um das Wallet weiter nutzen zu können. Sollte als GreenAddress verschwinden, müsste man so nur bis zu diesem Verfallstermin warten.
Wem die 2-2 Schlüssel nicht reichen, der kann auf Knopfdruck auch ein 2-3 Konto erstellen. Damit nimmt man sich aber ein angenehmes Feature, die „instant transactions“. Wir erinnern uns: Da Bitcoin-Transaktionen ja immer vom gesamten Netzwerk validiert werden müssen, nehmen sie Zeit in Anspruch. Nur so kann verhindert werden, dass Bitcoins mehrfach ausgegeben werden. GreenAddress kürzt das ab, indem man durch eine spezielle Co-Signatur sozusagen als vertrauenswürdiger Mittler auftritt.
Wie bei anderen Konten auch kann man selbst Limits festlegen, sich mit Facebook im Watch-Only Modus einloggen und sogar per SMS Geld verschicken. Das beste: im Unterschied zu den meisten anderen Angeboten ist GreenAddress plattformübergreifend, egal ob Mobil oder auf dem Desktop.
Nach meinem Empfinden bietet GreenAddress ein super Wallet, das sicher, praktisch und wirklich einfach zu bedienen ist. Vor allem ist es auch fürs Smartphone erhältlich. Was äußerst negativ auffällt ist die deutsche Webpräsenz, auf die man hierzulande automatisch geschickt wird. Die ist in schlechtem Deutsch, teilweise sogar nur halb übersetzt. Das macht nicht gerade einen vertrauenserweckenden Eindruck. Ebenso ist das FAQ deutlich dürftiger und weniger gut erklärt als bei anderen Seiten. Links zum Source-Code sind richtig und wichtig, sie bringen der Mehrheit der Nutzer aber vermutlich eher wenig.
Zudem wird GreenAddress vorgeworfen, persönliche Daten wie die die IP-Adresse zu speichern. Immerhin kann man, muss aber seine Telefonnummer nicht für die 2-Faktor Authentifizierung hergeben.
Mycelium
Ein interessantes Mobile-Wallet für Andriod und iOS bietet Mycelium. Dabei ist das Wallet selbst gar nicht so spektakulär, sondern ziemlich simpel, ohne Schnickschnack. Das Wallet funktioniert mit einem hierarchisch deterministischen Schlüssel und man wirbt damit, dass nie ein privater Schlüssel das Gerät verlässt.
Der eigentliche Clou und Erfolg von Mycelium kommt aber durch die Integration von Local Trader, einer Wechselbörse für Privatpersonen. Auf diesem Wege kann man ganz einfach in seiner Umgebung Menschen suchen die Bitcoins kaufen oder verkaufen wollen. Das ist vergleichsweise anonym und dabei recht komfortabel. Dabei gibt es aber auch nicht wenige Klagen über Betrüger.
Apple-Nutzer müssen sich ohnehin mit einer sehr abgespeckten Version ohne den Local Trader zufriedengeben. Da verwundert es nicht, dass Mycelium bei der Wallet-Übersicht nur für Android auftaucht. Immerhin gewinnt Mycelium den Preis für das abgedrehteste Werbevideo, das jedoch nicht unbedingt viel Vertrauen für den Anbieter erweckt.
Airbitz
Erst seit 2014 bietet Airbitz ein mobiles Konto für Android und iOS an. Auch hier erhält man ein hierarchisch deterministisches Wallet, bei der die Generierung und Verschlüsselung der private Keys auf dem Gerät stattfindet. Das verschlüsselte Wallet wird dann via Peer-to-Peer Cloudserver gespeichert.
Einfache Nutzung ist Leitsatz von Airbitz. Die Installation ist tatsächlich denkbar einfach. Mit Benutzernamen, Passwort und einer vierstelligen Pin geht es los. Die App bietet im Vergleich zur Konkurrenz vor allem zwei interessante Features.
Erstens gibt es ein integriertes Händlerverzeichnis, das komfortabel Shops und Lokalitäten anzeigt, die Bitcoins akzeptieren. Zweitens hat sich Airbitz vorgenommen, Nutzern das lästige tippen von Codes und Scannen von QR-Codes abzunehmen. Dazu kann man via Bluetooth low energy (BLE) bezahlen. Theoretisch ist das super, setzt jedoch voraus, dass mein Gegenüber ebenfalls via Bluetooth verbunden ist.
Other
Hive
Wie bereits oben bei den Desktop-Wallets beschrieben, bietet Hive ein leicht zu bedienendes Wallet. Auch hier muss man sich seine Passphrase notieren und eine Pin vergeben. Eine extra Registrierung entfällt dafür.
Hive gehört ebenso zu den wenigen Wallets, die man als iOS- oder Android-Nutzer verwenden kann. Das einzige Spezialfeature an dem Wallet ist, dass man darin neben Bitcoins auch Litecoins verwalten kann.
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Hi, danke für eure Bitcoin-Serie! Beim technischen Aspekt steig ich zwar immer noch nicht voll durch, wie es funktioniert, aber in die Anwenderseite habe ich jetzt einen etwas besseren Einblick.
Mir scheint aber irgendwie jede Form des Wallets mit vergleichsweise großem Aufwand verbunden. Angesichts dessen, wie selten man Bitcoin dann in der Praxis wirklich als Zahlungsmittel verwenden kann, sehe ich für mich persönlich noch keinen rechtfertigenden Mehrwert.
Gibt es nicht eine Möglichkeit, Bitcoin so einzusetzen wie PayPal? Grob skizziert stell ich mir das so vor:
– Mein Bitcoin-Wallet ist mit meinem Bankkonto (oder meiner Kreditkarte) verbunden.
– Tätige ich eine Überweisung, gebe ich die Bitcoin-Adresse des Empfängers an sowie den Betrag, den dieser am Ende erhalten soll. Damit ich nicht groß hin und herrechnen muss, sollte der Betrag in einer einigermaßen frei wählbaren Währung angegeben werden können: Bitcoin, Euro, USD, GBP, …
– Der Empfänger erhält dann Bitcoins in Höhe des angegebenen Betrags. Von meinem Bankkonto wird der entsprechende Betrag zzgl. Gebühren abgezogen. Ich selbst will mich um den Kauf oder Verkauf von Bitcoins gar nicht kümmern müssen.
– Ideal wäre (wobei PayPal das selbst ja auch nicht leistet), dass im Umkehrschluss Bitcoins, die ich selbst erhalte, auch direkt in Euro auf meinem Bankkonto landen.
– Damit der Umweg über Bitcoin Sinn macht und ich nicht direkt PayPal nutze, sollte der entsprechende Anbieter natürlich eine vertrauenswürdige Privacy Policy haben.
Gibt es einen Service, der sowas anbietet? Wenn ich es richtig überblicke, macht „Circle“ sowas in der Art, allerdings bislang nur für USD, nicht für Euro, korrekt? Gibt es etwas vergleichbares für Euro?