Nein, ich kann wirklich nicht sagen, dass ich ein grosser Freund des Samsung Galaxy S4 oder des S5 war. Konnten die Koreaner mich damals noch mit dem S2 begeistern, immerhin liess ich dafuer mein HTC Desire links liegen, und zeigten dann mit dem S3 wohin die Reise der Flaggschiff-Smartphones ging (Quadcore, 5-inch Screens mit min. HD-Aufloesung), so schienen S4 und S5 immer wie langweilige Nachfolger, bei denen es sich Samsung viel zu einfach machte. Die Quittung hierfuer erhielten sie dann auch prompt, denn diese beiden Handsets konnten nicht ansatzweise an die Erfolge der Vorgaenger anknuepfen.
Samsung versuchte zwar mit immer neuen Features die hauseigenen Flaggschiffe aufzuwerten, aber offensichtlich trieb dies die Entwickler und Designer in einen Tunnel, der sie letztendlich den Blick auf das Wesentliche vergessen liess. Baut einfach schicke und gut verarbeitete Smartphones statt Handsets vollgepackt mit Funktionen, die eh kein User nutzen wird!
Zuweilen hatte ich sogar das Gefuehl, dass sich die Galaxy Note Reihe weitaus besser verkaufte, zumindest treffe ich weltweit weitaus mehr leidenschaftliche Benutzer des Samsung Phablets, als S4 und S5-Kaeufer. Zumindest hatten die Koreaner mit dem Note eine Alternative innerhalb des eigenen Portfolios zu bieten, ansonsten waere der Marktanteil wohl noch weiter zusammengesackt.
Galaxy S6 und Galaxy S6 edge sind ein Frontalangriff
Jetzt sollen es also Galaxy S6 und Galaxy S6 edge richten und auch wenn ich hier schon im Grunde genommen ein Fazit vorwegnehme (ich war noch nie gut darin einen Spannungsbogen aufzubauen und falle gerne mal mit der Tuer ins Haus), so scheint es als haette Samsung genau das geschafft. Diese beiden Handsets sind wuerdige Flaggschiffe, die ich jedem potentiellen Kaeufer empfehlen kann, der bereit ist min. 700 Euro fuer ein Smartphone auf den Tisch zu legen.
Design
“Project Zero” war bei den Samsung Designer angesagt. Diese interne Projektbezeichnung fuer die 6er Serie sollte verdeutlichen, dass man nicht mehr auf die Vorgaenger aufsetzen wollte, sondern tatsaechlich bei Null anfing. Zum Glueck! Zwar verlangte man fuer saemtliche Galaxy S Modelle immer einen absoluten Premium-Preis, blieb diesem Anspruch jedoch in Bezug der verwendeten Materialien schuldig und machte sich zum Teil mit den eingesetzten Kunstleder-Rueckseiten (die ich uebrigens hervorragend fand) durchaus auch zum Gespoett der User von Konkurrenzprodukten.
Schluss damit. Metallrahmen sind nun angesagt und grundlegende Designentscheidungen, die darauf hindeuten, dass man sich hier von der wunderschoenen Sony Xperia Z-Reihe hat inspirieren lassen.
Wer das S6 in die Hand nimmt, wird umgehend Gefallen an der Verarbeitungsqualitaet finden. Die Glassrueckseite macht in Kombination mit den wunderschoen geschwungenen Kanten das S6 zu einem absoluten Hingucker, der nur noch vom Schwestermodell S6 edge uebertroffen wird (welches uebrigens auch mein persoenlicher Favorit ist).
SIM-Karten werden nun ueber einen Slot an der oberen rechten Recke eingefuehrt, denn die Rueckseite laesst sich nicht mehr abnehmen. Einziger Wermutstropfen: Samsung hat es irgendwie fertigbekommen, die Rueckseite zum groessten Fingerabdrucksmagneten in dem uns bekannten Smartphone-Universum zu machen. Habe ich mich zuvor immer gefragt welches “Coating” Sony ueber das Glass der Xperia Z Reihe legte, so weiss ich zumindest jetzt, dass sich die Galaxy S6 Macher genau die gleiche Frage stellen und bisher noch keine Antwort finden konnten. Pro-Tipp: Seht zu, dass ihr immer ein kleines Tuch dabei habt, denn ansonsten sauen sich die Rueckseiten von S6 und S6 edge ordentlich zu. Schade!
Zweiter Wermutstropfen gefaellig? Beide S6 Smartphones sind nicht wasserdicht. Damit meine ich uebrigens auch, dass sie nicht vor Spritzwasser geschuetzt sind, also ein Feature, welches Samsung so gerne in der Vergangenheit beworben hatte. Auch das ist eher schade, wobei ich noch nie der Typ war, der in der Badewanne, unter der Dusche, im Pool oder bei der Reinigung seines 5000 Liter Aquariums telefonieren musste.
Halt, das S6 edge muessen wir noch abfruehstuecken und damit das heisseste Stueckchen Techporn begutachten, welches mir seit dem Launch des ersten MacBook Air untergekommen ist (jup, ich setze diesen Ausdruck in der Tat extrem spaerlich ein). Du packst es aus, schaltest das Display an und hast umgehend das Gefuehl, dass du dir erst einmal ein Glass Wasser holen must… Augen gross, trockener Mund… Anfassen wollen! Das Galaxy S6 edge loest so ziemlich in jedem Menschen, den ich kenne, dieses Gefuehl aus.
Dieses wunderschoene AMOLED-Panel welches sich ueber die seitlichen Raender faltet. Display, Screen, Monitor, Panel… jegliches Synonym fuer die wichtigste Komponente eines Smartphones schiesst mir durch den Kopf und laesst mich irrational zu einem Fazit gelangen, ohne mich auch nur ansatzweise intensiv mit dem Handset beschaeftigen zu wollen: Das ist es also, dieses Smartphone soll es sein. Verrueckt, oder?
Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass S6 und S6 edge ein wenig wie ein Hybrid aus iPhone 6 und Sony Xperia Z3 rueberkommen, jedoch ohne die Designs dieser beiden Smartphones zu kopieren. Samsung hat hier zwei mal ein “Hole in One” rausgehauen und beansprucht zurecht fuer sich, zwei der bisher schoensten Smartphones ueberhaupt geschaffen zu haben.
Displays
Eine der Paradedisziplinen der neuen Galaxy S6 Smartphones sind die neuen Displays. Wie schon beim Vorgaenger setzt man auf 5.1-inch Super AMOLED Panels, die nun jedoch mit einer Aufloesung von 1440×2560 befeuert werden. Wenn mich jetzt nicht alles taeuscht, dann haben wir hier das hochaufloesendste Display eines Premium-OEMs vor uns, zumindest wenn man die Aufloesung in Relation zur Groesse setzt. Irrwitzige 577 Pixel per Inch werden dargestellt und man fragt sich dabei allen Ernstes mit welcher Selbstgefaelligkeit Apple jemals von Retina-Displays sprechen konnte. Was hat denn dann Samsung geschaffen?
Wer glaubte ich haette den Absatz zum Design des Galaxy S6 edge unter dem Einfluss irgendwelcher bewusstseinserweiternden Substanzen aus einem tschechischen Hinterhoflabor verfasst… ich muss euch da enttaeuschen. In Bezug auf Helligkeit, Blickwinkel, Farbsaettigung, Aufloesung und Lesbarkeit hat Samsung hier nicht nur die Krone auf, sondern der versammelten Konkurrenz eine Technologie vorgelegt, die es in diesem Jahr zu schlagen gilt. Gerade letzteres halte ich fuer extreme schwierig.
All die Grabenkaempfe zwischen iPhone und Samsung-Usern der ersten Stunde duerften mit diesem Panel ein fuer alle mal beendet worden sein. Sagte man dem Display des S2 noch nach, dass die Farbsaettigung uebertrieben und die Lesbarkeit im hellen Sonnenlicht alles andere als optimal waere, so zeigen die Koreaner mit dem S6 und S6 edge wieviel Dampf in der OLED-Technologie steckt. Dieser Screen ist zum Teil derart gut, dass er mich an meine fast schon surreale Begegnung mit einem 8k Sharp Screen aus dem Jahre 2009 erinnert. Man muss dieses Display einfach beruehren, man will sich Fotos anschauen, Filme geniessen, aktuelle Games daddeln und die selbstgemachten Fotos mit 2 Fingern sowas von aufziehen, dass man glaubt man koennte bis in die Mikrometer-Ebene reinzoomen.
Ich lege mich fest, wohlgemerkt unter dem Vorbehalt, dass wir in der Zukunft irgendwann einmal bessere Screens sehen… Das Samsung Galaxy S6 und das S6 edge haben die derzeit bestens Displays auf dem Markt verpasst bekommen, wobei das S6 edge all dies noch einmal ein wenig toppen kann. Aber davon fabulierte ich ja bereits im Absatz Design. Glueckwunsch Samsung, ihr bekommt hier die aeusserst selten vergebene Hoechstnote (wobei ich mir noch nicht einmal sicher bin, dass ich diese jemals fuer ein Smartphone Display ausgelobt habe) von 10 und das in der wohl wichtigsten Disziplin ueberhaupt.
Audio
Wieder nur ein Lautsprecher, Samsung? You gotta be kidding me! Nope, alles gut, Freunde, und langsam aber sicher baut sich in mir die Gewissheit auf, dass ich nach diesem Absatz hier mir die ersten Kommentare einfangen werden: “Ey, der Palle wurde doch von Samsung bezahlt”. Klar und beim naechsten Mal hat mich dann Apple auf der Gehaltsliste (oh the irony) oder Sony, Dell, Lenovo… kennen wa doch schon, also lasst es einfach.
Der von Samsung verbaute Speaker befindet sich nun an der Unterkante, sieht von aussen zumindest aehnlich wie der des iPhone 6 aus und klingt auch so… wenn auch “mit mehr Bumms”. Damit wir uns hier nicht falsch verstehen… an den HTC Boomsound kommt immer noch kein Hersteller ran, aber Samsung hat hier einen Speaker geschaffen, der genug Output hat, um einen Bus zu beschallen. Das geht dann zwar nicht in die 100 Dezibel-Abteilung, aber ihr koennt euch sicher sein, dass jeder Insasse mitbekommt, was ihr da treibt.
Die Audioqualitaet liegt jedoch dabei um Lichtjahre ueber der, die man noch vor Jahren auf mobilen Plattformen vorfinden konnte. Erinnerten die ersten Hoererlebnisse noch an Resultate, die Membranen produzieren, wenn sie aus Butterbrotpapier gebastelt wurden, so klingt der verbaute Speaker in den S6 Smartphones nahezu erhaben. Ein warmer Soundteppich mit dem durchaus einen oder anderen Hauch eines Bass und mit einem entscheidenden Nachteil. Wer Spiele im Landscape-Modus spielt, deckt den Speaker unweigerlich mit der Hand ab, was das Sounderlebnis umgehend diesen ungewollten “Hast du Watte inne Ohren?”-Effekt gibt. Nicht schoen aber aufgrund des Designs unvermeidbar.
Sollte Samsung sich in Zukunft dazu entschliessen Frontspeaker anzubringen, dann raeumen die Koreaner auch in dieser Disziplin ab. Bis dahin muessen sie sich damit begnuegen einen der wohl besten Single-Speaker verbaut zu haben, der aber mit der Konkurrenz aus dem Dual-Frontspeaker-Lager nicht mithalten kann.
Performance
Samsung ihr macht mir das hier alles zu einfach und ich komme langsam aber sicher an den Punkt wo ich breit und fett “Werbung” ueber diesen Testbericht schreiben moechte. Nur, das ist ja nicht meine Schuld, ich baue die Kisten doch nicht.
Waren die Exynos SoCs in der Vergangenheit nur fuer die Ost-Asiatischen Samsung Handsets vorgesehen, so sehen sich die Koreaner mit dem hauseigenen 7420 in der Lage nun komplett auf die Chipsaetze von Qualcomm zu verzichten, was den Kaliforniern alles andere als schmecken duerfte. Die Galaxy S Serie ist immerhin die weltweit erfolgreichste Gattung der Premium-Smartphones, die jedes Jahr mit dem jeweils neuesten Snapdragon ausgeliefert wurde. Diese erfolgreicher Partnerschaft wurde nun abrupt beendet und Samsung hat dazu auch einen guten Grund. Der 7420 ist mit Abstand das performanteste Stueckchen SoC, welches die Koreaner jemals in ein Smartphone gehuellt haben und schlaegt den Qualcomm Snapdragon 810 nicht nur in allen Disziplinen, nein sie lassen ihn richtig alt aussehen.
BENCHMARKS | Samsung Galaxy S6 | HTC One M9 | Apple iPhone 6 | Galaxy S5 |
---|---|---|---|---|
Geekbench 3 (multi-core) | 4978 | 3636 | 2899 | 2772 |
3DMark Ice Storm Unlimited | 21720 | 22552 | 17524 | 18933 |
AnTuTu v5.6.2 | 68400 | 51563 | 52690 | 29658 |
In Kombination mit der Mali-T760 MP8 (jetzt also 8 Kerne im Vergleich zur T760 MP6 des Galaxy Note 4, welches mit dem Exynos 5433 ausgeliefert wurde) zeigt Samsung nicht nur wo der Hammer haengt, sondern auch wie gut das ARM-Referenzdesign inzwischen geworden ist. Die eingesetzte big.LITTLE-Technologie faehrt 4 Cortex A53 Kerne à 1.5Ghz und 4 Cortex A57 Kerne à 2.1Ghz auf und die schiessen die beiden S6er in voellig neue Performance-Regionen. Ein Grund hierfuer ist auch, dass man im Gegensatz zum Vorgaenger nun auch ARM’s AArch64 64-bit execution state implementiert. Die ART Laufzeitumgebung von Lollipop unterstuetzt ja nun 64-bit Architekturen und insbesondere Java Apps duerften dadurch einen knackigen Performanceschub erhalten.
Schaut man sich die AnTuTu Benchmarks im Vergleich zum Exynos 5433 an (danke an die Freunde von Android Authority), dann hat der 7420 insbesondere bei der GPU, wie auch bei der RAM-Performance zugelegt, was am nun auf 1552Mhz getakteten LPDDR4 Speicher liegt (Vorgaenger 825Mhz LPDDR3)
Mal von all diesen typischen und synthetischen Benchmarks abgesehen, so ueberzeugt der 7420 durch die Bank weg in allen Spielen, die wir angetestet haben und ich frage mich, wie Samsung es geschafft hat so viel Saft aus dem ARM-Design zu quetschen. Qualcomm ist hier ganz klar ins Hintertreffen geraten. Zwar bieten die Kalifornier wohl immer noch den hoechstintegrierten Chipsatz auf dem Markt an (wenn wir Modem und generell die Komponenten fuer kabellose Verbindungen mit einbeziehen), leistungstechnisch sind sie aber ins Hintertreffen geraten und werden nun vom neuen Exynos regelrecht versenkt. Und was man auch nicht unerwaehnt lassen sollte… der 7420 schnupft auch noch den viel gelobten Apple A8 regelrecht auf.
Innerhalb eines Jahres hat Samsung die Leistung seines Exyonos SoC nahezu verdoppelt und zeigt hier nun wirklich, wo der Hammer haengt. Die Anhaenger eines staerkeren Wettbewerbes haben hier richtig was zu feiern.
Akkulaufzeit
Wer P wie Performance sagt, der muss vor allen Dingen auch A wie Akkulaufzeit sagen. Performance per Watt, dieses gefluegelte Wort aus der Zeit der kleinen und stromsparenden Rechner ist natuerlich auch schon lange auf den mobilen Plattformen angekommen und genau daran muss sich Samsung messen lassen (Intel und VIA haben es sich damals wie die Kesselflicker gegeben, als es darum ging die eigenen Mini-ITX Formfaktoren zu bewerben. Insbesondere nachdem Intel erkennen musste, dass die Taiwaner in Bezug auf Stromersparnis mit der hauseigenen x86-Architektur, dem Lizenzgeber aus den USA um einige Generationen voraus war, brachte man die “Performance per Watt” Marketingphrase ins Spiel).
Um es gleich vorwegzunehmen… sowohl der 2550mAh des S6, wie auch der 2600mAh Akku des S6 edge schaffen es mit einer Akkuladung durch den ganzen Tag. Wer jedoch zwischenzeitlich ordentlich daddelt oder gar 4k Videos aufnimmt, der wird an die Grenzen der Laufzeit stossen. Zum Glueck haben die Koreaner mit ihrer neuen “Fast Charging’-Technologie die Moeglichkeit geschaffen mit nur 10 Minuten Ladezeit wieder 4 Stunden Laufzeit und 2h HD Videoplayback zu ermoeglichen. In unseren Tests konnte ich eher 3h Laufzeit und 1.5h Videostreaming reproduzieren, was ich immer noch fuer sensationell halte.
Reines Videostreaming mit einem voll aufgeladenen Akku und einer Displayhelligkeit von ca. 60% schaffte knappe 7h bei meinen Modellen und das ist angesichts des extreme hochaufloesenden Displays ein guter Wert. Dennoch, man merkt wie sehr Samsungs Entwickler hier tricksen mussten. Wer ein derartiges duennes Smartphone baut, der hat halt nicht viel Platz fuer den Akku und dann muss dieser ja auch noch den 1440p-Screen versorgen. Die Schnellladefunktion ist da eine clevere Loesung, aber was passiert wenn man einfach nicht die Moeglichkeit hat sein S6 an eine Steckdose zu haengen? Hier haette ich mir durchaus einen Akku der 3000mAh Klasse gewuenscht.
Stichwort “aufladen”. Sowohl das Galaxy S6, wie auch das S6 edge bieten die Moeglichkeit des kabellosen Aufladens, aber aufgepasst: Wer meint die Fastcharging Technologie wuerde auch funktionieren…. Sorry, ist halt nicht und generell dauert das kabellose Laden um fast den Faktor 2 laenger als ueber ein traditionelles Kabel. Wer sich dann auch noch in einer Funkzelle befindet, die gerne mal an der Grenze von Edge/3G/4G liegt, der kann da ein richtiges Problem bekommen. Unbedingt in den Flugmodus gehen!
Kamera
Endlich. Der Absatz auf den ich mich am meissten gefreut habe und das lag vor allen Dingen an der Vorfreude, die ich empfand, als die ersten Spezifikationen zur Kamera im S6 und S6 edge geleakt wurden. Optischer Bildstabilisator und dann noch eine f/1.9 Blende – das sind genau die Eckdaten, die grossartige Bildqualitaet, insbesondere bei schlechten Lichtverhaeltnissen, garantieren sollen. Wohlgemerkt rede ich von der rueckseitigen 16MP Kamera, die dann auch noch so nette Features wie Auto-HDR und einen Autofokus fuer sich bewegende Objekte bietet (einfach im Display das “zu verfolgende Ob/Subjekt” anklicken und es bleibt immer im Fokus).
Ja, ihr muesst nun mit einem kleinen “Gnubbel” auf der Rueckseite leben, aber auf den optischen Bildstabilisator wollt ihr einfach nicht verzichten. Wer seine ersten Aufnahmen bei Nacht gemacht hat und in diese einmal reinzoomt, der erkennt schnell wie gut die rueckseitige Kamera des S6 bzw. S6 edge ist. Samsung hat hier ganze Arbeit geleistet und die hervorragende Cam des Galaxy Note 4 noch einmal stark verbessert. Scheint die Sonne, dann sind die Fotos nahezu perfekt. Wer in schwierigen Lichtverhaeltnissen Fotos macht, wird nicht glauben, dass es sich hierbei um ein Android-Smartphone handelt. Entsprechende Ergebnisse kannte man bisher nur von den Pureview Lumias oder dem iPhone 6+.
Auch die vordere 5MP Kamera ueberzeugte mich voll und ganz (hier empfehle ich auch unbedingt die Selfie-Session im Video mit Caschy. Dort vergleichen wir die Kameras mit dem iPhone 6 und dem HTC One M9). Zwar kann die Ultrapixel Cam im HTC One M9 hier ein wenig klarer die Lichtverhaeltnisse und Farben darstellen, bezueglich des Detailreichtums hat aber das S6 die Nase vorne. Uebrigens bietet auch die Frontcam einen HDR-Modus.
Stichwort Videoqualitaet. Ja, 4k ist kein Buch mit sieben Siegeln mehr und wenn man bedenkt, dass jedes Jahr an die 300 Millionen Handsets mit 4K Kameras ausgeliefert werden, dann ist diese Aufloesung inzwischen sowas von Mainstream. Abermals ist der Bildstabilisator hier eine willkommene Bereicherung fuer den Hobbyfilmer und ermoeglicht es richtig gute Aufnahmen mit dem S6 hinzubekommen.
Die Kombination dieser beiden hervorragenden Kameras, die Software, der Bildstabilisator und die f/1.9 Blende machen das S6 und das Galaxy S6 edge zu den Smartphones mit den wohl zur Zeit besten Kameras. Ja, ich schliesse hier sowohl das iPhone 6 Plus, als auch das Lumia 930 und 1020 ein. Letztere moegen, vorausgesetzt man nimmt sich ordentlich Zeit, rein aufloesungstechnisch sogar noch leicht bessere Resultate abliefern, aber…. Es ist diese Kombination aus Software, Features und Bildqualitaet, die mich zum Samsung greifen lassen. Dazu gehoert u.a. auch der Doppelklick auf den Homebutton, der innerhalb von 0.7 Sekunden die Kamera-App oeffnet.
Mein iPhone 6 hat ausgedient und kann nun in die Vitrine. Das S6 edge (ja, ich habe mich fuer diese Variante entschieden) ist somit auch zu meinem Favoriten bei den Kameras aufgestiegen. Glueckwunsch, Samsung.
P.S. Natuerlich haben auch die sensationellen Selfies aus der Techlounge fuer euch und eines von Nicole, damit unsere Radiogesichter euch nicht fuer die naechsten Wochen verfolgen.
Software
Oh oh, jetzt geht das Gejammere bezueglich TouchWiz wieder los, oder? Nein, nicht wirklich. Samsung hat nicht nur zugehoert, sondern ist auch auf die Kritik eingegangen und hat den TouchWiz Launcher ordentlich entschlackt.
Es war in der Vergangenheit so einfach, auf Samsung rumzuhacken und TouchWiz war da ein gefundenes Fressen. In einer gewissen Selbstueberschaetzung meinten die Koreaner so ziemlich alles an Features und Apps anzubieten, die sich ein durchschnittlicher User noch nicht einmal in seinen kuehnsten Traeumen haette ausdenken koennen. Der fundamentale Vorteil von Android, naemlich sein OS ganz individuell anzupassen, wurde mit diesem Overload konterkariert und dabei waren diese nervenden Wasseranimation auf dem Homescreen noch das kleinere Uebel.
Schaue ich mir nun die Benachrichtigungsleiste oder die Settings an, dann hat zum einen das neue Lollipop Flat-Design Einzug gehalten und zum anderen haben die Koreaner ihre “Featuritis” zurueckgefahren. Alleine die Einstellungen sahen in der Vergangenheit so aus, als muesste man erstmal einen zweiwoechigen Grundlagenkurs belegen, um auch wirklich ja nichts falsch zu machen.
Kleiner Scherz am Rande: Offensichtlich hat Samsung nun auch noch einen internen Popup-Blocker eingebaut. Wer auf dem S5 oder Note 4 zum ersten mal neue Funktionen ausprobierte, wurde umgehend mit einem Info-Popup beglueckt nach dem Motto: “Glueckwunsch, du hast es geschafft den Level 2 der versteckten Funktionen freizuschalten. Wir finden du machst das ganz toll”. Es ging mir sowas von auf die Nerven und ich begruesse die Entscheidung, diesen Bloedsinn nicht mehr anzubieten.
Uebrigens… auch wenn es sich “nur” um ein 5.1-inch Display handelt, so koennt ihr auch hier wieder Multiwindow und die “Einhand-Bedienung” nutzen. Wer von den oberen linken oder rechten Ecken runterwischt, wird sich in diesem “Small Window Mode” wiederfinden. Ich brauch es ehrlich gesagt nicht, aber es ist zumindest vorhanden.
Optisch befindet sich auch der neue TouchWiz immer noch an der Grenze zwischen BonBon-Land und Hello Kitty World. Mir ist es zu farbenfroh, zu verspielt und deshalb kommt nach diesem Test direkt wieder mein geliebter Nova Launcher auf die Kiste. Wer sich nicht einem neuen Launcher hingeben moechte, kann auch komplette Themes im Theme Store herunterladen und dann mit den verschiedenen Looks herumexperimentieren.
Ja, ich habe spezielle Anforderungen und bin so ein “Settings Fetischist”, aber fuer den durchschnittlichen Nutzer bietet Samsung wohl einen der zur Zeit besten Launcher fuer Android Smartphones. Schnell, einfach zu bedienen und nicht mehr ueberladen mit allerlei unnuetzen Gimmicks. Weniger ist mehr und deshalb komme ich zum ersten mal zu einem wirklich positiven Urteil bezueglich TouchWiz.
Hardware
Das beste Display der Klasse, der schnellste SoC und dazu auch noch Varianten mit bis zu 128GB Speicher. Samsung scheint alles richtig gemacht zu haben, oder? Auf den ersten Blick auf jeden Fall und immerhin haben sie es dieses mal sogar noch geschafft einen Fingerabdrucksensor in den Homebutton zu integrieren, der auch wirklich funktioniert. Wohlgemerkt auf dem gleichen Level wie auch der des iPhone 6 und des Huawei Ascend Mate 7. Wobei die Einrichtung dann doch ein wenig… na sagen wir mal ungewoehnlich war. Wobei, wahrscheinlich habe ich mich ein wenig doesig angestellt, was durchaus auch an der Tatsache liegen kann, dass ich in unserem Live-Video vorher auch noch 2 lecker Hefeteilchen bekommen habe. Unser ausfuehrliches Unboxing zeigt aber auf jeden Fall wie gut diese Funktion inzwischen von Samsung uebernommen wurde und damit einen echten Mehrwert fuer das Galaxy S6 und S6 edge schafft.
Was mir gar nicht gefaellt ist der fehlende microSD-Slot. Ja, inzwischen gibt es 32, 64 und 128GB-Varianten der beiden S6-Versionen, aber die schlagen dann auch richtig saftig zu Buche.
Auch der Akku laesst sich nicht mal eben in ein paar Sekunden austauschen, wobei ich ehrlich zugeben muss, dass ich dies noch nie vermisst habe. Ja, es ist durchaus ein “nice to have” mal eben schnell die Rueckseite abzuloesen und einen neuen Akku einzusetzen, aber wer ausserhalb der Geekblase macht das eigentlich?
Samsung hat alles was gut und teuer ist in die beiden S6er gepackt und macht es damit trotz des fehlenden microSD-Slot zum am besten ausgestatteten Android Smartphone aller Zeiten.
Preis
[asa]B00TX5OC5W[/asa] [asa]B00TX5PL52[/asa]Jetzt wird es richtig bitter, denn die Preise sind gesalzen. Ab 699 Euro geht es beim Galaxy S6 los und dafuer gibt es dann die Variante mit 32GB. 64 kosten gleich 799 und 128 schliesslich 899 Euro. Wer sich fuer das Edge interessiert, der muss sagenhafte 150 Euro Aufpreis bezahlen und wuerde dann in der hoechsten Ausbaustufe 1049 Euro auf den Tisch blaettern. Ganz ehrlich? Dafuer gibt es ein Einsteiger-Ultrabook, One-Plus Smartphone und ein guenstiges Tablet!
Samsung hat hier die Preisschraube in einen Bereich gedreht, der zuvor nur Apple Produkten vorbestimmt war und genau an diesen muessen sie sich nun messen lassen. Zwar wird gemunkelt, dass es bereits global 20 Millionen Vorbestellungen gibt und wer die Fuesse ein wenig ruhig halten kann weiss, dass die Preisstabilitaet von Samsung Galaxy Handsets eher nicht so wirklich gegeben ist (innerhalb der ersten 2 Monate wird das min. 100 Euro runtergehen), dennoch sind das richtig heftige Ansagen und auch der Grund, warum ich mich nicht fuer eine 128GB Variante des S6 edge entschieden habe.
Ich gebe ein Vermoegen fuer Gadgets aus und ja, ich war auch mal ein gluehender Anhaenger der Sony Vaio Z Serie und habe mir jedes Jahr fuer um die 3000 Euro ein neues Notebook gegoennt… wohlgemerkt aber aufgrund fehlender Alternativen. Es gibt Alternativen die nicht einmal die Haelfte des S6 oder edge kosten und trotzdem grossartige Handsets sind. Preislich bekommen diese beiden Geraete von daher nur eine recht mickrige Punktzahl, was aber nichts ueber die Qualitaet der Plattformen aussagt.
Besonderheiten Galaxy S6 edge
Natuerlich sollten wir noch kurz auf das edge eingehen und ich meine damit wirklich kurz, denn es ist absolut unvernuenftigt. Ja, die seitlichen Displays haben sogar eine Funktion fuer Benachrichtigungen, Kontakte, etc. pp… seht einfach mal selbst:
Hoert sich toll an, sieht nach einem wirklichen Feature aus… Freunde, vergesst es einfach. Das ist Mickey Mouse Kino ohne auch nur den geringsten Mehrwert. Aber was solls? Wer einmal frontal auf das Display des Galaxy S6 edge geschaut hat, der macht hoechstwahrscheinlich die voellig irrationale Entscheidung 150 Euro extra zu bezahlen. Ja, es sieht einfach nur verdammt gut aus und wenn ihr dann von den S6 Freunden aufgezogen werdet, koennt ihr immer noch das Totschlagargument rausholen: Pass auf, mein edge hat 50mAh mehr Akku und laeuft gefuehlte 6 Minuten 23 laenger. Aetsch!
Fazit
Samsung, du, ich hasse dich so ein klein wenig. Zum einen sind Galaxy S6 und das S6 edge fuer mich die besten Gruende, um wieder auf ein Smartphone der 5-inch Kategorie zu wechseln und zum anderen zieht ihr mir verdammt viel Geld aus der Tasche. Aber wisst ihr was? Seit nun 3 Jahren habt ihr es zum ersten mal geschafft mich ausserhalb der Note Reihe zu begeistern. Ich meine das wirklich so, begeistern. Mit diesem Smartphone ist die Galaxy Reihe erwachsen geworden und ebenso eure Designer. Ein absolutes Highend-Smartphone, ja zur Zeit nicht nur auf dem Papier das feinste Stueckchen Hardware, was jemals eine SIM-Karte inhaliert hat.
Fehlender microSD-Slot, durchschnittliche Akkulaufzeit, kein wechselbarer Akku und dann auch noch nicht einmal Spritzwasser geschuetzt? Ihr habt euch auf viel wichtigere Features konzentiert: TouchWiz verbessern, einen sensationellen SoC, das beste Display auf dem Markt und die wohl zur Zeit beste Kamera-Combo. Das wollen Kaeufer haben, die bereit sind 700 Euro fuer ein derartiges Geraet auszugeben.
Ich habe dem Galaxy S6 und dem S6 edge fast 3 mal die Hoechstnote gegeben (Performance liegt bei 9.5) und das hat es zuvor in der Form noch nie gegeben. Aber lasst uns bitte noch kurz andeuten, warum es 10 Punkte in der Editors Choice Kategorie bekommt. Es ist in der Kombination all seiner Eigenschaften das beste Smartphone auf dem Markt. Punkt! Da werden nun einige sagen, dass das iPhone 6 hier und das One M9 dort, sowie das Lumia 930 in bestimmten Kategorien besser ist. Geschenkt. Display, SoC und Kamera. Das sind die 3 wichtigsten Komponenten in einem Smartphone und die lassen euch auch die nur knapp ueberdurchschnittliche Akkulaufzeit vergessen lassen. Zumal Samsung ja mit dem Schnelllade-Modus ja wirklich alles getan hat, um den Kunden durch den Tag zu bringen.
Nach dem Galaxy S4 und S5, welche mich eher enttaeuschten, ist Samsung nun zurueck an der Spitze. Samsung Galaxy S6 und Galaxy S6 edge sind die beiden besten Smartphones, die wir bisher testen durften.