Bereits vor dem offiziellen Start des Mobile World Congress sorgt Samsung für große Wellen: Der Elektronik-Gigant hat das heiß erwartete Galaxy S6 vorgestellt. Mit dem neuen Flaggschiff macht man einen großen Schritt nach vorne, doch mit zwei Streichposten zugleich einen nach hinten. Ist das der richtige Weg?
Raus aus dem Mittelmaß
Jedes Handy auf dem Markt hat ein gewisses Image. Während beispielsweise das iPhone schon immer der Mercedes oder Audi unter den Smartphones war, glichen viele Samsung-Smartphones bisher eher einem Opel oder VW: solide Technik, solides Design, solide Qualität. Typische Volumenmodelle, die nicht besonders hervorstechen, aber zufriedenstellend ihren Dienst verrichten.
Nun hat Samsung seine neuen Topmodelle vorgestellt: das Galaxy S6 und das Galaxy S6 Edge. Statt auf Plastik setzen die Koreaner hier auf Metall und Glas, edel wirkende Formen, satt Power unter der Haube sowie pfiffige Ideen wie beispielsweise das kabellose Laden. Auch preislich geht Samsung neue Wege: Während das „normale“ S6 ohne Vertrag und Subventionierung zwischen 749 Euro (32 GB Modell) und 949 Euro (128 GB) kosten, schlägt das S6 Edge bis zu 1049 Euro zu Buche. Billig ist etwas anderes.
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Kurz: Samsung will mit seinen neuen Top-Smartphones raus aus der Mittelklasse und zum ewigen Konkurrenten iPhone in der Oberklasse aufschließen.
Hohe Preise, hohe Margen
Das Streben nach oben ist verständlich: Während Apple von Jahr zu Jahr größere Gewinne einfährt, musste Samsung im letzten Quartal 2014 einen Gewinnrückgang von 27 Prozent hinnehmen.
Gerade im hart umkämpften Smartphone-Geschäft wird der Konzern von günstigeren Mitbewerbern von allen Seiten attackiert. Mit Android-Handys Geld zu verdienen ist immer schwerer. Was hier helfen könnte ist eine Neupositionierung in Richtung Hochpreissegment.
WTF: Fest verbauter Akku & kein microSD-Slot
Nicht nur in Sachen Design, Preis und Ausstattung folgt Samsung seinem Vorbild Apple, auch beim Streichen von wichtigen Funktionen
Während beispielsweise das S4 und S5 mit Kundenfreundlichkeit punkteten, weil man ganz einfach den Akku austauschen konnte, verzichtet Samsung bei seinen neuen Modellen darauf: Beim S6 ist die Batterie fest verbaut, ein Wechseln – zumindest für den Kunden – ist somit unmöglich.
Nicht nur das sorgt für einen fahlen Geschmack. Noch bitterer sondern ist das Fehlen eines microSD-Slots. Wer mehr Speicher benötigt, muss sich das vor dem Kauf überlegen und zu einem besser ausgestatten und im Verhältnis deutlich teureren Modell greifen. Diese Wir-greifen-dem-Kunden-ganz-tief-in-die Tasche-Politik kennt man ebenfalls aus Cupertino.
Android vs. iOS – die Grenzen verschwimmen
Was war bislang der große Unterschied zwischen Android und iOS? Bei Devices mit dem Google-Betriebssystem hat man in der Regel deutlich mehr Freiheiten. Diesen Pluspunkt hat Samsung mit seinem S6 über Bord geworfen und versucht nun zur Aufbesserung seiner Kassen eine rigide, unflexible Strategie zu fahren. Was für ein Rückschritt!
Dass die Koreaner aufs Premium-Segment schielen und so Gewinne einfahren wollen, kann ich verstehen. Aber warum muss man dazu die Macken der Konkurrenz kopieren? Einen fest verbauten Akku kann man ja noch verschmerzen, darauf setzen andere Hersteller (leider) auch. Aber den microSD-Slot – ein markantes Unterscheidungsmerkmal zum iPhone – zu streichen, ist meiner Meinung nach ein Holzweg.
Somit meine ich: Tolle Features hin oder her – bei mir hat Samsung mit seinem Galaxy S6 verloren. Wie ist das bei euch?
Bilder: Samsung