Woher holen sich Menschen rund um den Globus ihre Informationen, woher beziehen sie ihre News? Und wie sieht es mit dem Vertrauen in die Medien und die unterschiedlichen Kanäle aus? Eine neue Studie gibt interessante Einsichten.
Kann man der Presse noch trauen?
Seit einigen Wochen geht ein kleiner Teil der Deutschen unter der Flagge von PEGIDA (und ähnlich klingenden Ablegern) auf die Straße, um zu demonstrieren. Neben dem politischen Statement schwingt auch immer noch eine Anti-Haltung mit: Die Kritik an den Medien, die als „Lügenpresse“ beschimpft wird.
Sind nur PEGIDA-Mitglieder kritisch gestimmt oder hat die breite Masse eine ablehnende Haltung gegenüber den Medien? Wie sieht es in anderen Ländern aus? Vertrauen da die Bürger den Medien?
Neue Stellenangebote
Mitarbeiter:in im Bereich Kommunikation und Social Media (m/w/d) Heidelberg Laureate Forum Foundation in Heidelberg |
||
Security Analyst (m/w/d) für Social Media und Digital Listening Dirk Rossmann GmbH in Burgwedel bei Hannover |
||
Praktikant Marktforschung Consumer Insights & Social Media Monitoring (w/m/d) Ferrero MSC GmbH & Co. KG in Frankfurt/M. |
Um diese Fragen – zumindest ein bisschen – zu klären, kann das kürzlich veröffentlichte „2015 Edelmann Trust Barometer“ herangezogen werden. Für die Studie wurden Menschen zu verschiedenen Themen befragt. Unter anderem 6.000 zwischen 25 und 64 Jahren, wie sehr sie den unterschiedlichen News- und Informationskanälen trauen.
Sinkende Akzeptanz
Das Ergebnis fällt nicht gerade positiv aus: Laut Edelman misstrauen 60 Prozent der Menschen den Medien in ihren Ländern. Den größten Vertrauensbruch gab es laut der Auswertung in Hong Kong. Hier fiel der „Trust“ von 64 Prozent im Jahr 2014 um über 20 Punkte auf 41 Prozent (2015). In Deutschland sank der Wert innerhalb eines Jahres von 54 Prozent auf 45 Prozent.
Während es in 15 der 27 Länder zum Vertrauensverlust in die Medien kam, gab es in 12 Nationen Steigerungsraten. Am meisten Trust konnte in Polen (12 Prozent) und Italien (8 Prozent) gewonnen werden.
Das „Trust Barometer“ schlüsselt auch auf, über welche Kanäle sich die Menschen News holen. Die Ergebnisse fallen wie zu vermuten aus: Während Tageszeitungen als Quelle für Informationen moderat sanken, nahmen Suchmaschinen rasant zu. Die folgende Grafik zeigt, dass sich das Netz seit ein paar Jahren mit Abstand als die News-Quelle Nummer 1 etabliert hat.
Somit ist es logisch, dass das Vertrauen in Google & Co. in den letzten Jahren angestiegen ist: 64 Prozent gaben an, dass sie mittlerweile Suchmaschinen am meisten Vertrauen zusprechen. Parallel zum Aufstieg der Suchmaschinen stieg auch das Vertrauen in Social Media: 48 Prozentpunkte konnten Facebook, Twitter und dergleichen bei der Umfrage erreichen.
Interessant: Obwohl sich die Menschen immer weniger über traditionelle Medien wie beispielsweise Zeitungen informieren, ist deren Glaubwürdigkeit mit 62 Prozent immer noch sehr hoch. Das gedruckte Wort scheint also immer noch wichtig für die eigene Meinung zu sein.
Für mich erscheinen die Ergebnisse bis dahin größtenteils nachvollziehbar. Ein Punkt hat mich allerdings erstaunt: Das Vertrauen in sogenannte „Owned Media“ ist ebenfalls in den letzten Jahren angestiegen und liegt aktuell bei 47 Prozent. Das heißt, die Menschen setzen zunehmend großes Vertrauen in Kundenmagazine, Firmenwebseiten oder die Social-Media-Kanäle von Unternehmen.
Ist das ein Medienwandel?
Nein, eine „Lügenpresse“ gibt es meiner Meinung nicht. In meinen vielen Jahren als freier Journalist wurde ich noch nie „gleichgeschaltet“, sondern konnte schon immer meine freie Meinung äußern.
Trotzdem sollte man solche Anschuldigungen und Bedenken ernst nehmen. Das unterstreicht die Edelmann-Studie, die einen sinkendendes Vertrauen in die Medien aufzeigt. Was mir hier allerdings fehlt, sind die Gründe für den Vertrauensverlust.
Außerdem zeigt sie mir ein verwirrendes Ergebnis: Während einerseits die Integrität von Journalisten angezweifelt wird, steigt das Interesse an „Owned Media“. Chapeau, liebe Marketingabteilungen! Ihr habt es wohl geschafft, den Menschen das zu verkaufen, was sie hören wollen: unkritische Pressemitteilungen und weichgespülte Firmeninfos.
Der Aufstieg von Social Media scheint das zu unterstreichen. Denn wie wir alle wissen, werden auf Facebook & Co. nicht nur hochpolitische Themen geteilt, sondern auch Buzzfeed- und Heftig.co-Beiträge sowie süße Katzenbilder.
Sind wirklich die lustigen und unkritischen Themen das, was man heutzutage konsumieren will und sein Vertrauen schenkt? Was denkt ihr?