Macht es Sinn, im Internet sperrige Dinge wie Lattenroste und Matratzen zu verkaufen? Die Inhaber von Dormando.de meinen: Ja. Im Interview erklärt Mitgründer Manuel Müller, wie sein StartUp gegen Konkurrenten bestehen kann und welche Hindernisse es zu bewältigen gibt.
Dormando ist ein Web-Shop für Matratzen, Betten und Lattenroste. Lauter Dinge, bei denen man eher sagen würde, man sollte sie lieber im Laden ausprobieren (zum Beispiel durch Probeliegen), um keinen Fehlkauf zu tätigen. Wie kannst du diese Bedenken entkräften?
Die gleiche Frage hätte man den Zalando Gründern vor fünf Jahren stellen können: Muss man Schuhe nicht vorher anprobieren?
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Im Netz beschäftigen sich zahllose Foren, Blogs und Portale mit Themen wie gesunder Schlaf, Wahl der richtigen Matratze, Hausstauballergien u.s.w., die Wandlung von einem Informationssuchenden zu einem Käufer liegt nahe. Unser Anspruch ist es, dem Kunden auf der einen Seite das größtmögliche Sortiment zu bieten, und gleichzeitig durch gute redaktionelle Seiten, digitale Produktfinder und eine erstklassige Fachberatung dem Kunden das für ihn beste Produkt zu empfehlen.
Apropos Zalando: Bei denen kann man ganz einfach die unerwünschte Ware zurückschicken. Wie sieht das bei euch aus?
Wer nicht zufrieden ist, kann seine benutze Matratze innerhalb von 100 Tagen kostenfrei zurücksenden. Wir müssen immer 100% geben, sonst kommt die Ware schnell zurück. Wir hören häufig von Kunden, dass sie so gut wie von unserem Serviceteam noch bei keinem lokalen Händler beraten wurden. Und unsere niedrigen Rücksendequoten im einstelligen Bereich bestätigen unsere Kompetenz.
Manch einer mag denken: „Noch ein Webshop – warum das denn? Man findet doch alles bei Amazon.“ Wie geht ihr mit dieser Konkurrenzsituation um?
Amazon bietet ein rein transaktionales Einkaufserlebnis, dies mag manchen Techi oder Bücherwurm zufriedenstellen, der genau weiß was er braucht. Unsere Kunden suchen guten und entspannten Schlaf, Problemlöser, eine Altmatratzenentsorgung, einen Pflegetipp für die neue Daunendecke oder jemanden, der ihnen das Elektrobett in den fünften Stock trägt und aufbaut.
Einfach mal bei Amazon, Otto oder Home24 anrufen, und sich nach der perfekten Matratze für einen schweren Seitenschläfer mit Hausstauballergie erkundigen – da trennt sich die Spreu vom Weizen! Schlaf und die Optimierung von Schlaf erhalten in unserer Leistungsgesellschaft einen immer höheren Stellenwert, da braucht es Profis wie uns.
Würdest du Dormando als StartUp bezeichnen? Was macht es für dich aus, ein StartUp zu sein, und nicht eine „gewöhnliche“ Neugründung?
Ein StartUp hat immer etwas Innovatives. Gründer wollen etwas überdenken, verändern, verbessern. Wir sind nicht der erste Laden, der Matratzen online verkauft. Aber die Art und Weise, wie wir es machen, wird neue Akzente setzen. So haben wir in Frankfurt einen ersten Store eröffnet, in dem man viele der Produkte aus dem Dormando-Onlinestore zur Probe liegen kann. Wenn ein Online-Shop-Besucher sich in einem Umkreis von 50 Kilometer befindet, wird ihm auf der Produktseite automatisch angezeigt, dass dieser Artikel in seiner Nähe getestet werden kann.
Solche Konzepte auszuprobieren, diese gemeinsam mit den Entwicklern und Grafikern umzusetzen, und dann bei Erfolg zu skalieren, dass unterscheidet für mich ein StartUp von einer „Me too“-Gründung. Mit dem Ausbau dieses Konzeptes werden wir viele der schreienden Neonröhrengeschäfte an den Straßenecken ersetzen – aber auch Fachhändler, insbesondere im ländlichen Raum mit zu geringer Frequenz.
Was waren eure größten Herausforderungen beim Start von Dormando?
Es waren anfangs ganz banale Dinge wie ein kleines, günstiges Office zu finden oder Mitarbeiter zu rekrutieren. Schwierig war auch die Markenhersteller-Akquise für unseren Shop, schließlich herrscht bei uns ordentlich Wettbewerb.
Mit welchen Problemen und Hindernissen kämpft ihr derzeit?
Der Aufbau und die IT-Anbindung unserer eigenen Lagerhaltung sowie der Versandprozess. Das bedeutet so ziemlich alles – von der Auswahl des perfekten Barcodescanners bis zur Inhouse-Programmierung der Schnittstellen zwischen unserem Shop und den Logistikern.
Ihr habt eine Facebook- und Google+-Seite, einen Blog und einen Youtube-Kanal. Welche Ziele verfolgt ihr mit den unterschiedlichen Channels?
Wir nutzen Social-Media-Kanäle aus verschiedenen Gründen. Einerseits können wir z.B. über Youtube-Videos zu Produkten Kunden gewinnen, die sich auf Youtube eigentlich erstmal nur informieren wollten. Andererseits ist man als E-Commerce Unternehmen ohne eine Präsenz in den sozialen Medien nicht existent. Neben der Möglichkeit hier News über das Unternehmen zu posten, sind soziale Medien mittlerer Weile auch ein wichtiger Trust-Faktor für Kunden geworden.
Welche Ziele habt ihr euch für dieses Jahr gesteckt?
Wir wollen dieses Jahr natürlich das Geschäft kräftig weiter ausbauen. Wir sind bereits der Händler in Deutschland mit den meisten Matratzenmarken. Es gibt außerhalb der beiden großen Online-Marktplätze niemanden, der in dieser Hinsicht an uns herankommt. Jetzt gilt es, diesen Anspruch auch in verwandten Segmenten wie Bettwäsche und Bettwaren durchzusetzen. Insgesamt wollen wir emotionaler werden, um uns vom Mainstream abzusetzen. Und dann gibt es da sicherlich noch ein paar weitere Ideen, an deren Umsetzung wir arbeiten.
Viel Erfolg mit euren Vorhaben, Manuel. Und vielen Dank für das Interview.
Bilder: Dormando