Von „Elektronik-Händler verkauft Kunden für dumm“ bis „Media Markt – sind die denn blöd?“: Unser Bericht über unterschiedliche Preise für gleiche Produkte bei Media Markt wurde von zahlreichen Magazinen aufgenommen und sorgte für hitzige Diskussion. Das Feedback darauf gibt einen interessanten Einblick in die Preispolitik des Handels.
Er sollte kein Skandal- oder Enthüllungsbeitrag werden, sondern nur ein kurzer, launiger Erfahrungsbericht, was mir Kurioses bei einem spontanen Einkauf im Elektronik-Fachmarkt um die Ecke passierte. Doch meine Story „Ein Produkt und vier Preise: Will mich Media Markt eigentlich verarschen?“ schlug ganz unerwartet große Wellen.
Einerseits bekamen wir unzählige Kommentare. Andererseits wurde sie von der Presse aufgegriffen. Zuerst von „Huffington Post “, dann von Stern.de, Focus.de und „Welt“, die online wie auch in der Print-Ausgabe darüber berichteten. Das Thema schien die Leser zu bewegen, denn die Beiträge gehörten bei Stern.de und Welt.de einige Stunden zu den meistgelesenen Artikeln.
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Ein blöder Zufall? Mitnichten!
In meinem Post schilderte ich, wie ich beim Kauf einer Micro-SD-Karte herausfand, dass es für das gleiche Produkt bei Media Markt vier verschiedene Preise gibt – mit einer Differenzen von über 50 Prozent. Ich war erstaunt und sauer zugleich, als ich den Text schrieb. Und ich fragte mich, ob das einfach nur ein blöder Zufall war.
Nein, ein Zufall scheint das nicht zu sein. Das zeigten mir sofort die Reaktionen, die als Kommentare eintrudelten. So wurde beispielsweise unserem Leser „Nils“ auch schon im Laden von einem Verkäufer zugeflüstert, dass es in einer anderen Abteilung günstigere Angebote gibt.
Ähnliche Preisdifferenzen scheint man nicht nur bei Media Markt, sondern auch bei den Mitbewerben zu finden. Zum Beispiel bei Expert, wie uns Simon Eberhardt auf Facebook mitteilte. Per Mail bestätigte er mir, dass er das identische Speicherkartenmodell (auch eine 32 GB Micro-SD-Karte) im gleichen Laden für über 20 Euro und für 15,99 Euro sah.
Und Daniel Schütt fand die gleiche Speicherkarte in der Saturn-Handyabteilung und im Wühltisch an der Kasse – mit 10 Euro Unterschied.
Nicht nur Media Markt hat Preisunterschiede
Ein Produkt, verschiedene Preise im gleichen Laden – das scheint beim Handel Usus zu sein. Das unterstreicht unser Leser „Marcel“, der in einem Baumarkt arbeitet und in seinem Kommentar die gleiche verwirrende Praxis beschreibt.
Kommen wir zurück zum Fall Media Markt. Da gibt es – wie zu vermuten – nicht nur bei Speicherkarten große Preisdifferenzen.
Bei Welt.de berichtet beispielsweise ein Kommentator mit dem Pseudonym „Hot Content“, dass er bei verschiedenen Media-Markt-Niederlassungen bei den Kaffeevollautomaten öfters Preisunterschiede von 200 Euro feststellen kann.
Auch zwischen Online und Retail, das ja laut dem Bestreben von Media Markt zusammenwachsen soll, gibt es große Unterschiede. Das zeigen Kommentare bei „Huffington Post“: Hier berichten Leser, dass sie bei Handys und Laptops Preisdifferenzen von bis zu 100 Euro erlebten.
Unterschiedliche Preise: Ist das möglich?
Eine Frage, die immer wieder diskutiert wurde: Kann ein Produkt überhaupt verschiedene Preise besitzen? Ja. Einerseits, indem es sich eben nicht um das identische Produkt handelt. So kann es kleine Unterschiede in den technischen Spezifikationen geben.
Unser Leser „Christopher“ fand in seinem örtlichen Media Markt je nach Abteilung Unterschiede bei der Geschwindigkeit der SD-Karten. Das kann natürlich eine Begründung für einen Preisunterschied sein. Muss es aber nicht.
Es kann auch wirklich mehrmals das gleiche Produkt in ein und demselben Laden geben. Die Lösung ist ganz einfach: Wie beispielsweise „Markus“ und „Essex4“ in unseren Kommentaren aufklären, gibt es für ein Produkt verschiedene EAN-Nummern. Hierzu wird es beispielsweise minimal anders benannt, obwohl der Inhalt der Gleiche bleibt.
Gegenüber „Huffington Post“ bestätigt Media Markt diese Lösung mit den Worten:
„Technisch sind beide Varianten zwar identisch, seitens des Herstellers werden sie aber als zwei unterschiedliche Produkte geliefert. Das bedeutet, dass diese Artikel über unterschiedliche EAN-Codes verfügen und somit in unserem Warenwirtschaftssystem als jeweils eigenes Produkt gelistet sind.“
Das Unternehmen wies bei dem Statement darauf hin, dass es so etwas nur in Einzelfällen vorkomme.
Sicher? Ich habe da aufgrund der vielen Reaktionen auf unterschiedlichen Seiten meine Zweifel daran.
So kriegt man sein Schnäppchen
Was kann nun der Kunde tun, um sich nicht an der Nase herumführen zu lassen? Bevor man im Fachmarkt zuschlägt, sollte man zuerst die Preise im entsprechenden Onlineshop checken. Gibt es Unterschiede, kann man auf den niedrigeren Preis bestehen.
Sollte das zu keinem Erfolg bei Media Markt & Co. führen, hat unser Leser „Renè“ eine einfache Lösung parat: Während man noch im Laden steht per Smartphone das gewünschte Produkt im Onlineshop bestellen und dann gleich vor Ort abholen.
Nein, liebe Händler, wir Kunden sind wirklich nicht blöd!
Bild: Eigene Montage