Mit Slogans wie „Ich bin doch nicht blöd“ oder „Lass dich nicht verarschen“ wirbt die bekannte Elektronik-Kette um das Vertrauen seiner Kunden. Doch die Realität erscheint anders: Hier kann der Kunde durchaus der Gelackmeierte sein. Mein kurioser Erfahrungsbericht mit einem Produkt, das vier verschiedene Preise hatte.
Ein Modell, zwei Preise, ein Laden
Der interne Speicher meines Tablets war voll. Kein Problem, ist ja ein Android-Gerät, also musste eine externe Micro-SD-Karte her. Da ich ohnehin gerade mit dem Auto unterwegs war, fuhr ich am heimischen MediaMarkt vorbei (ja, ich gehöre noch zu der Oldschool-Generation, die Läden betritt).
SD-Karten bzw. deren Micro-Varianten zu finden war kein Problem. Nur ein paar Meter vom Eingang entfernt befindet sich bei meinem lokalen Medien-Fachmarkt die Foto-Abteilung. Hier wurden mir von diversen Anbietern verschiedene Modelle offeriert. Alle lagen ungefähr im gleichen Preisrahmen. Anstatt also sofort zuzugreifen, verweilte ich und versuchte Unterschiede zu finden.
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Schlussendlich entschied ich mich für eine SanDisk-Karte mit 32 GB Kapazität (Modell: microSDHC UHS-1, inkl. SD-Adapter) für 29 Euro. Gerade, als ich zur Kasse gehen wollte, kam zufälligerweise ein Verkäufer vorbei. Er wies mich darauf hin, dass ich eine gute Wahl getroffen hätte – aber ich solle lieber mal zu den Kollegen der Handy-Abteilung gehen.
„Wie bitte?“
Warum? Weil dort die gleiche Micro-SD-Karte gerade zum reduzierten Preis angeboten werde. Wie, habe ich richtig gehört? Ein MediaMarkt, zwei Preise? Ja, das sei nun mal so, meinte der Verkäufer, jede Abteilung mache ihre eigenen Preise.
Wie bitte?
Leicht ungläubig ging ich ein paar Schritte weiter. Tatsache: In der Handy-Abteilung gab es genau das gleiche SanDisk-Modell für nur 11 Euro. Richtig gelesen: 11 Euro – das sind 18 Euro Preisunterschied. Weit mehr als 50% Differenz in ein und demselben Laden!
Kopfschüttelnd bezahlte ich und ging.
Online gibt’s noch mehr
Die Sache ließ mir natürlich keine Ruhe. Also schaute ich zuhause auf Mediamarkt.de nach, was dort die Speicherkarte kosten würde. Erneut versetzte mich der „Ich bin doch nicht blöd“-Markt in Staunen: Online wird die „SanDisk microSDHC UHS-1“ für 27 Euro angeboten – wenn ich sie nach der Bestellung im Laden abholen würde.
Wähle ich dagegen im Onlineshop die Option „Versenden“ aus, dann kommen noch Kosten von 1,99 Euro hinzu. Damit müsste für die Micro-SD-Karte exakt 28,99 Euro bezahlen. Das ist ein Cent niedriger als der Preis in der Foto-Abteilung.
Wer ist hier blöd?
11 Euro, 27 Euro sowie 28,99 Euro und 29 Euro – ein Produkt, vier Preise. An ein und demselben Tag innerhalb einer Stunde. Das klingt nach einem Schildbürger-Streich.
In der MediaMarkt-Werbung hieß es mal „Lass dich nicht verarschen“. Stimmt. Das lasse ich mich nicht, auch wenn ihr es versucht, liebe Verkaufsstrategen. Ab nun schreie ich vor jedem Kauf „Ich bin doch nicht blöd!“ und vergleiche alle Preise ganz genau.
Oder ich schau‘ einfach gleich bei Amazon vorbei.
Hattet ihr auch schon solche Vorfälle im Elektronikmarkt eures Vertrauens oder in anderen Läden? Ich bin auf eure Erlebnisse gespannt!
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Nachtrag
12:00 Uhr: Der deutsche Ableger von der „Huffington Post“ hat diesen Beitrag aufgegriffen und bei der Pressestelle von Media Markt nachgehakt. Das Statement der Elektronik-Kette lautet so:
Technisch sind beide Varianten zwar identisch, seitens des Herstellers werden sie aber als zwei unterschiedliche Produkte geliefert. Das bedeutet, dass diese Artikel über unterschiedliche EAN-Codes verfügen und somit in unserem Warenwirtschaftssystem als jeweils eigenes Produkt gelistet sind. Zum Zeitpunkt des Kaufs wurde die Smartphone-Variante als besonderes Angebot zum Preis von 11 Euro beworben, wodurch der Unterschied zum Preis der Foto-Variante zu erklären ist.
12:45 Uhr: Auch stern.de hat den Beitrag aufgegriffen und nachgehakt:
Eine Unternehmenssprecherin erklärte auf stern-Anfrage, unterschiedliche Preise zwischen Onlineshop und Laden seien normal. Es sei aber nicht üblich, dass es innerhalb eines Ladens unterschiedliche Preise für das gleiche Produkt gebe. Wie der geschilderte Fall zustande kam, werde gerade geklärt.
17:00 Uhr: Auch „Die Welt“ hat den Fall im Netz aufgegriffen und – kürzer – auch abgedruckt.
20:00 Uhr: Auch „Focus Online“ hat den Beitrag aufgegriffen.
Fr., 13:00 Uhr: Wir haben die vielen Reaktionen aufgegriffen und nochmal zusammengefasst.
Bilder: MediaMarkt