Seit Tagen berichten wir bereits über die Hackerangriffe bei Sony. Als Anlass für diese Angriffe wurde dabei immer wieder der neue Film „The Interview“ von Sony Pictures genannt, bei dem Nordkoreas Diktator Kim Jong-un getötet werden soll. Nachdem nun sogar mit Terroranschlägen gedroht wurde, zieht Sony die Notbremse und bringt den Film erst einmal nicht in die Kinos. Seit Sony so massiv unter Beschuss steht, scheint das der erste sinnvolle Schritt zu sein um die Wogen zu glätten. Schuld ist und bleibt jedoch die schlechte Sicherheitsarchitektur bei Sony.
Nordkorea-Verehrer?
Die Handlung von „The Interview“ ist schnell erzählt: In den Hauptrollen spielen Seth Rogen und James Franco zwei Journalisten eines Boulevardblatts, die die Möglichkeit bekommen ein Interview mit Nordkoreas Staatschef zu führen. Bevor das jedoch passiert, rekrutiert sie die CIA um Kim Jong-un zu töten, was ihnen auch gelingt. Genau diese Scene erboste die Hacker-Gruppe „Guardians of Peace“, die sich zu den Anschlägen bekannte.
Seither kursiert auch die Vermutung, dass es sich bei den Hackern um Nordkoreaner handelt. Bewiesen ist das jedoch nicht. In einer Terror-Drohung auf Pastebin bezogen die Hacker jedoch klar Position:
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„We will clearly show it to you at the very time and places “The Interview” be shown, including the premiere, how bitter fate those who seek fun in terror should be doomed to. Soon all the world will see what an awful movie Sony Pictures Entertainment has made. The world will be full of fear. Remember the 11th of September 2001. We recommend you to keep yourself distant from the places at that time.“
Doch keine Filmpremiere
Wie zu erwarten löste dieser Eintrag eine große Diskussion, vor allem in den USA aus, wo der Film nun in den Kinos anlaufen sollte. Zu diesem Zeitpunkt hielt man sich bei Sony aber immer noch zurück, einige Kinobetreiber reagierten hingegen schnell mit Statements, dass man den Film nicht zeigen werde. Nun zog auch Sony selbst offiziell die Reißleine, nachdem man sich zuvor konsequent über die Vorfälle ausschwieg. Im Statement hört es sich trotzdem so an, als sei man über die Absage der Kinoketten traurig und hätte keine andere Wahl gehabt:
„In light of the decision by the majority of our exhibitors not to show the film The Interview, we have decided not to move forward with the planned December 25 theatrical release. We respect and understand our partners’ decision and, of course, completely share their paramount interest in the safety of employees and theater-goers.“
Sicherheitsmängel sind Schuld
Ganz bestimmt ist die Entscheidung, den Film nicht zu zeigen, aktuell die einzig richtige. Dennoch zeigt sich im Sony-Statement einmal mehr die miese Kommunikationsstrategie des Unternehmens. Man sagt immer nur was unbedingt nötig ist, über alles andere schweigt man sich aus. Angesichts der Details, die nun im Rahmen der Hacks ans Licht kommen, wäre man gut beraten gewesen, mehr in eine ehrliche Offensive zu gehen.
So wie es sich gegenwärtig darstellt, tragen nämlich die mangelnden Sicherheitsmechanismen die Hauptschuld am aktuellen Desaster. In einem Artikel der Zeit ist dies gerade schön aufgearbeitet. Darin wird klar, dass die Hacker vergleichsweise leicht die Sicherheitsmechanismen aushebeln konnten und damit nicht etwa nur auf einen Teilbereich, sondern auf so ziemlich alles Zugriff hatten.
Sie konnten sich offenbar mit Administratorrechten durch Dokumente klicken. Über 100 Terrabyte an Daten sind nun gestohlen – inklusive Daten der Mitarbeiter, Passwörtern, Geschäftspläne, sogar persönliche Angaben der Stars, die mit dem Studio in Kontakt standen (z.B. Tom Cruise oder Quentin Tarrantino).
Satire bleibt Satire
Ob und wann Sony aus dem Tal der Tränen wieder herauskommt ist momentan nicht abzusehen. Angesichts schlechter Kommunikation und Sicherheit muss man leider sagen: es geschieht ihnen recht. Die Strategie „armes Sony vs. böse Hacker-Diebe“ ist schlicht unglaubwürdig.
Gleichzeitig halte ich den abgesagten Start des Films für bedauerlich. Immerhin leben wir in einer freien Gesellschaft, in der Satire möglich sein muss. Mittlerweile ist die Stelle ja ohnehin längst geleaked und sie ist so bescheuert, dass man sich angesichts des großen Aufschreis wirklich an den Kopf fassen muss.
Bilder: Logo / Sony, The Interview