Entertainment-Riese Sony kommt aus den schlechten Nachrichten nicht heraus – und gießt sogar noch weiteres Öl ins Feuer. Nach den Hacker-Angriffen der letzten Wochen schwingt Sony nämlich nun die Juristen-Keule und droht zahlreichen US-Medien mit Klagen, sollten sie über die gestohlenen Dokumente berichten. Die Medien sind erwartungsgemäß „not amused“ über die Drohnung. Nicht einmal die US-Filmvereinigung MPAA steht Sony mit seiner Forderung beiseite. Aus PR-Sicht manövriert sich Sony selbst immer mehr ins Abseits.
Juristische Einschüchterungsversuche
Seit letztem Monat steht Sony in denkbar schlechtem Licht. Durch vermeintlich mangelnde Sicherheitsmechanismen gelang es Hackern, massenhaft Daten der Sony Pictures Entertainment zu erbeuten. Nach und nach kommen seither Details über Interna an Licht, beispielsweise sensible Informationen über Sony-Mitarbeiter.
Am Sonntag ging laut Reuters bei zahlreichen bekannten Medienhäusern ein Schreiben der Sony Pictures Entertainment ein. Darin fordert Sony die entsprechenden Medien auf, keine Informationen zu veröffentlichen, die im Rahmen des Hacks an die Öffentlichkeit gerieten.
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Die Liste der Medienhäuser, an die das Schreiben ging, ist offenbar lang. Sie enthält neben der New York Times, dem Hollywood Reporter oder Gawker zahlreiche andere Medientitel. Wer sich nicht an die Aufforderung hält, dem droht Sony mit Schadenersatzforderungen.
Erwartbare Reaktion?
Die Erfahrung lehrt, dass Drohungen, bzw. Versuche, Medien das Wort zu verbieten nicht sonderlich gut ankommen. Ganz egal ob man eine Firma ist oder der Bundespräsident. Dementsprechend kündigen einige Medien (z.B. Gakwer) jetzt bereits Ungehorsam an. Erstaunlicher Weise halten sich viele andere jedoch erst einmal mit Gegenattacken zurück. Bei der New York Times beispielsweise formuliert man es etwas verklausuliert:
„Any decisions about whether or how to use any of the information will take into account both the significance of the news and the questions of how the information emerged and who has access to it.“
Man könnte also vermuten, dass die Medienhäuser aktuell ihre Rechtsabteilungen prüfen lassen, wie man mit der scharf formulierten, drei-seitigen Drohung umgehen will.
Mit etwas erstaunen nehmen die meisten Beobachter zudem zur Kenntnis, dass bislang niemand Sony beiseite steht, weder andere Studios, noch die US-Filmvereinigung MPAA, die eigentlich für einen scharfen Kurs gegen alle Arten von Piraterie bekannt ist. Stattdessen verweist man häufig auf die spezielle japanische Firmenkultur bei Sony, die von Geheimhaltung und eben nicht von Offenheit geprägt ist.
Weitere Leaks und sinkendes Firmenimage
Von den Sony-Drohungen unbeeindruckt zeigen sich indes die Hacker. Für Weihnachten kündigen sie weitere Enthüllungen an. Gerade wurde bereits bekannt, dass den Hackern auch eine frühe Version des Drehbuchs zum neuen „James Bond“-Film in die Hände gefallen ist.
So wie ich das einschätze, wird die juristische Drohung für Sony vermutlich nach hinten losgehen. Medien den Mund zu verbieten scheint schwierig bis unmöglich, zumal in den USA die Pressefreiheit ein hohes Gut ist. Ganz davon abgesehen, dass ja nicht nur US-Medien über die Hacks berichten.
Jetzt bereits schadet Sony die harte Gangart. Ich selbst kann mich auch an kein Beispiel erinnern, bei dem Angriffe und Drohungen zur Krisenbewältigung beigetragen hätten. Im Gegenteil. Wenn man schon nicht offen mit den Problemen umgehen will, wäre zumindest Schweigen die bessere Strategie gewesen.
Bild: Logo / Sony