Für Fotografen und Stock-Agenturen ist er nicht nur ein Ärgernis, sondern eine Existenzbedrohung: der Bilderklau im Internet. Die Website Plaghunter.com stellt ein Online-Tool zur Verfügung, mit dem man verfolgen kann, welche Bilder im Netz unerlaubt verwendet werden. Wie das funktioniert und wie man Bilderklau sogar zu seinem Vorteil nutzen kann, das verrät uns der deutsche Plaghunter-Gründer Marco Verch im Interview.
Euer Tool überprüft, ob meine online gestellten Bilder auch von anderen Websites genutzt werden. Der Laie würde sagen: Das findet man doch auch über Google heraus. Oder nicht?
Ja, die Rückwärtssuche von Google liefert tatsächlich sehr gute Ergebnisse und ist ein schöner Einstieg in das Thema. Bei einigen wenigen Bildern macht die manuelle Überprüfung noch Spaß. Die meisten Fotografen oder Bildagenturen besitzen aber mehrere Tausend Bilder. Plaghunter automatisiert in erster Linie die Bilder-Rückwärtssuche und macht das Arbeiten mit vielen Treffern komfortabler.
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Gibt es neben der erleichterten Suche weitere Features, die Plaghunter bietet?
Ja. Die Funde können in verschiedene Filter (z.B. „Legale Nutzung“) einsortiert werden. Und natürlich wird ein bestehender Treffer beim nächsten Suchvorgang nicht noch einmal angezeigt. Außerdem lassen sich eigene Domains auf eine Whitelist setzen und tauchen dann nicht im Report auf. Zusätzlich bieten wir Schnittstellen an, um die Bilder unserer Nutzer automatisch mit in die Überprüfung durch Plaghunter aufzunehmen. Für WordPress bieten wir ein Plugin an, außerdem können wir automatisch alle Bilder von Flickr in unser Tool importieren. So sieht der Fotograf, wo seine Flickr-Bilder noch verwendet werden.
Nach welchen Kriterien prüft ihr, ob ein Bild geklaut wurde? Sucht ihr zum Beispiel nur nach dem Namen und den Tags des Bildes? Oder habt ihr eine Motiverkennung?
Die Erkennung von Motiven und Bildern ist nicht trivial. Wir greifen daher auf den Index und den Algorithmus von Google zurück. In erster Linie ist das Bild selbst die Eingabe für die Suche. Aber wir versuchen durch verschiedene weitere Parameter, so viele Ergebnisse wie möglich von Google zu bekommen. Am Ende vergleicht Plaghunter mit einer Grafik-Bibliothek noch einmal selbst das gefundene Motiv mit dem Original und berechnet eine Übereinstimmung, um die seltenen „False Positives“ der Google-Rückwärtssuche zu erkennen.
Dank euch finde ich heraus, dass meine Bilder geklaut wurden – und nun? Gebt ihr auch Tipps, wie man weiter vorzugehen hat?
Wir versuchen, den Nutzer so gut es geht zu unterstützen. Es werden automatisch Screenshots der gefundenen Seiten angelegt, ein Eintrag in der Waybackmachine angelegt und ermittelt, seit wann das Bild wahrscheinlich online ist. Außerdem bieten wir einen Rechner an, damit der Nutzer einen Überblick über mögliche Lizenzgebühren bekommt. Wie der Nutzer mit den Fundstellen am Ende umgeht, ist ihm überlassen und es hängt sehr von Fall zu Fall ab. Handelt es sich beispielsweise um einen privaten Blogger oder um ein Unternehmen, die das Bild unerlaubt verwendet hat? Sitzt der Websitebetreiber in Deutschland oder im entfernten Ausland? Ich selbst habe Plaghunter lange zum Linkaufbau benutzt, indem ich Websites, die meine Creative-Commons-Bilder verwenden, angeschrieben und um eine Verlinkung gebeten habe. Das hat sehr gut funktioniert.
Das klingt nach einer friedlichen Lösung. Ein Weg, den alle gehen? Oder empfiehlt es sich, auch mal einen Anwalt einzuschalten?
In einer Umfrage von Plaghunter haben wir herausgefunden, dass auch die meisten Fotografen zunächst einmal selbst versuchen, mit dem Website-Betreiber, der das Bild verwendet, in Kontakt zu treten. 70% der Fotografen schreiben beispielsweise eine Rechnung für die nachträgliche Lizenzierung. Knapp die Hälfte der Teilnehmer an der Umfrage hat schon die Hilfe eines Anwalts in Anspruch genommen. Wir vermitteln Anwälte, verlangen aber keine Gebühr oder Beteiligung am Erlös.
Wie groß ist nach deiner Erfahrung nach der Schaden durch Bilderklau?
Das ist eine gute Frage, die vielleicht in einer Diskussion weitergeführt werden könnte. Bei zahlreichen Treffern und einigen Hundert Euro Lizenzgebühren pro Bild kommt da schnell eine größere Summe zusammen. Plaghunter hilft Berufs- und Stock-Fotografen dabei, die ihnen zustehenden Lizenzgebühren zu bekommen. Einige Nutzer berichten von fünfstelligen Beträgen pro Monat, die sie in Rechnung stellen.
Plaghunter ist ja ein noch recht junges Start-up. Wie groß ist das Team? Und wohin geht die Reise?
Momentan wird Plaghunter von mir selbst betreut und entwickelt. Ich komme aus Köln und bin Produktentwickler. Die bestehende Version von Plaghunter ist sehr gut angekommen und es macht viel Spaß, das Feedback der Nutzer umzusetzen. Derzeit arbeite ich an einer neuen grafischen Oberfläche und einer Smartphone-App, um auch von unterwegs Fälle sichten zu können.
Marco, vielen Dank für das Interview.