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Das Bahnstreik-Tagebuch: Einmal Köln-Essen und zurück, bitte

Bahnstreik-Tagebuch
geschrieben von Tobias Gillen

Einmal Köln-Essen und zurück? Normalerweise ist das für Anna-Rebecca kein Problem: Von Hauptbahnhof bis Hauptbahnhof braucht man etwa eine Stunde – egal ob mit Thalys, ICE oder Regionalexpress. Heute ist das anders, in NRW fallen wie in allen anderen Bundesländern weite Teile der Bahnverbindungen aus.

Also müssen Alternativen her. Für Anna-Rebecca hieß das gestern gegen 13 Uhr, einen spontanen Aufruf bei „1LIVE hin und weg“ auf Facebook zu starten. 1LIVE, die Jugendwelle des WDR, hat dort eine Veranstaltungsgruppe eingerichtet, die „Schienenersatzverkehr für den Sektor“ zu organisieren versuchte. Über 900 Personen haben sich inzwischen dort eingefunden, eine von ihnen war Anna-Rebecca.

Es dauerte keine zwei Stunden, da meldete sich Maik auf ihre Annonce. Die Hinfahrt gehe zeitlich klar, schreibt er. Nur bei der Rücktour sei er noch unsicher. „Ich habe inzwischen auch jemanden für die Rücktour gefunden“, sagt Anna-Rebecca. Sie muss pünktlich auf der Arbeit sein, in der Klinik. Ohne Auto und Bahn kein leichtes Unterfangen, dank der entstandenen Solidarität unter Bahn-Reisenden im Netz aber doch machbar.


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Von Bahn auf Auto – für fünf Tage

Bei Anna-Rebecca sei das Verständnis über die Streiks der GDL langsam an einer Grenze angelangt, sagt sie. „Ich bin genervt.“ Maik ist es gleichgültig, da er ohnehin mit dem Auto fährt. Beide sind aber keine Anfänger in Sachen Mitfahrgelegenheiten. Maik nehme öfter mal jemanden mit. Seine Beifahrer findet er meist über Vermittler wie BlaBlaCar.de oder  Mitfahrzentrale.de, bei denen die Neuanmeldungen in den letzten Tagen auf Nachfrage dieses Blogs durch die Decke gegangen sind.

Auch Anna-Rebecca war schon öfter Beifahrerin. Auf langen Strecken, sagt sie, sei das eine echte Alternative. „Für die kurzen Strecken nehme ich dann aber doch die Bahn.“ Maik und Anna-Rebecca scheinen sich sympathisch zu sein, als wir sie am frühen Donnerstagmorgen im Auto telefonisch erreichen.

„Ich habe auch schon anderes erlebt“, erzählt Anna-Rebecca. „Zum Beispiel, dass der Fahrer nur gerast ist oder die ganze Zeit geraucht oder telefoniert hat.“ Zumindest das Rasen wäre heute auf den Straßen wohl auch kaum möglich, schließlich sind die Autobahnen voll mit Umsteigern – von Bahn auf Auto, für fünf Tage.


Das Bahnstreik-Tagebuch im Überblick

Teil 1: Geschichten von Umsteigern
Teil 2: Einmal Köln-Essen und zurück, bitte
Teil 3: Buchungs-Boom bei Mitfahrportalen
Teil 4: „Alle Weselsky-Witze sind gemacht“
Teil 5: Die drei Damen im Polo
Teil 6: Zwei Studenten auf Umwegen

Über den Autor

Tobias Gillen

Tobias Gillen ist Geschäftsführer der BASIC thinking GmbH und damit verantwortlich für BASIC thinking und BASIC thinking International. Seit 2017 leitet er zudem die Medienmarke FINANZENTDECKER.de. Erreichen kann man ihn immer per Social Media.

Kommentare

  • Von Köln nach Essen und zurück hätte man auch einfacher haben können. Der RE1, die oben erwähnte 1h- Verbindung, fuhr nämlich planmäßig. Zusätzlich fuhr noch die S6!
    Ich hatte am 6.11. keine Probleme, von Essen zum Linkin- Park- Konzert nach Köln zu kommen und nachts wieder zurück. Die Züge waren pünktlich und viel leerer als ich gedacht hätte. Tja, wer schlau genug war, den Bahn- Notfallfahrplan zu checken, war bei diesem Streik klar im Vorteil.

    Natürlich ist viel ausgefallen, aber gerade in NRW sind ziemlich viele Züge gefahren. Oder wie ein Schaffner mittwochs zuvor zu einem anderen sagte, als ich zufällig daneben stand: „Ich weiß nicht, was die Leute haben. Man kommt doch fast überallhin! Dauert halt etwas länger.“ Darauf der andere: „Das sind die Medien, die reden den Leuten ja ein, dass absolut gar nichts fährt!“

    • Du hast da sicher recht: Die Medien tragen enorm zur Hysterie bei. Aber es ist trotzdem verständlich, dass sich Leute Alternativen suchen – sei es eben eine Mitfahrgelegenheit oder eine Busverbindung. Und aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Notfallfahrpläne sind meist alles andere als verlässlich. Da wäre mir persönlich ein Beifahrersitz auch lieber (insbesondere, wenn es wichtige Termine wie die Arbeit betrifft). 🙂