Der Zug fährt ein, die Passagiere heben ihre Taschen und Koffer auf, treten hinter die weiße Linie zurück und zucken zusammen bei dem unangenehm lauten Quietschen der Bremsen, während der Zug langsam zum Stehen kommt. Oder auch nicht.
Denn GDL-Chef Claus Weselsky hat mal wieder zum Streik der Lokführer aufgerufen, diesmal zum längsten der Geschichte. Unser Bahnstreik-Tagebuch sammelt fortan die kleinen, spannenden, tollen, traurigen Geschichten, die sich daraus und aus der Suche nach Alternativen ergeben.
Und diese Suche ging schon früh los. Kurz nachdem am Dienstagnachmittag verkündet wurde, dass es zu einem weiteren Streik kommen werde, sammelte sich bei Facebook und Twitter nicht nur der übliche Hohn und die berechtigte Wut der Bahn-Reisenden. Es bildete sich auch große Solidarität unter den Betroffenen, die sich prompt per Hashtags, Gruppen und Veranstaltungen zu organisieren versuchten.
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#twitfahrzentrale #BremenOldenburg
Wer fährt am Sonntagabend gegen 2100 von Bremen Hbf nach Oldenburg Hbf?#twitfahrgelegenheit— nick ludwig (@nikewsoosh_7) November 5, 2014
Solidarität unter Bahn-Reisenden
Zum Beispiel bei Twitter, wo sich das Hashtag #Twitfahrzentrale plötzlich großer Beliebtheit erfreut hat. Autofahrende stellten dort ihre Angebote ein, also die Strecke, die sie zu einem bestimmten Zeitpunkt fahren werden und wie viele freie Plätze sich dabei bieten können.
Interessierte oder Suchende meldeten sich dann entweder darauf oder stellten ihre eigenen Strecken ein. Natürlich ist es kaum nachzuvollziehen, wie viele Mitfahrer sich so tatsächlich gefunden haben. Immerhin war das Hashtag lange Zeit in den Trending Topics, also den meist benutzten Schlagworten auf Twitter.
Und auch bei Facebook sammelten sich diverse Gruppierungen. Etwa die Veranstaltung „1LIVE hin und weg“ von WDR-Jugendwelle 1LIVE, die zum Kontakteknüpfen auf NRWs Autobahnen aufrief und diese auch im laufenden Radioprogramm begleitete.
Über 800 Mitglieder fanden sich auf der Seite am Mittwoch ein, andere Sender und Websites folgtem dem Beispiel und lancierten gezielte Hashtags und Schlagworte über ihre Kanäle. Und auch bei den Mitfahrzentralen zeichneten sich Rekordzahlen ab. Etwa bei BlaBlaCar, die ihre Neuanmeldungen zum Vortag verdreifachten, wie uns Sprecher Christian Schiller auf Nachfrage sagte. Aber dazu im Laufe des Bahnstreik-Tagebuchs mehr.
Das Bahnstreik-Tagebuch im Überblick
Teil 1: Geschichten von Umsteigern
Teil 2: Einmal Köln-Essen und zurück, bitte
Teil 3: Buchungs-Boom bei Mitfahrportalen
Teil 4: „Alle Weselsky-Witze sind gemacht“
Teil 5: Die drei Damen im Polo
Teil 6: Zwei Studenten auf Umwegen