In “Das Bitcoin-Handbuch: Tutorial zur digitalen Währung” machen sich die Autoren Tobias Gillen und fX auf, alles rund um die digitale Währung Bitcoin zu verstehen. Als Anfänger wollen sie sich dabei langsam vortasten und andere Einsteiger mitnehmen sowie Wissende einladen, an der Reise teilzuhaben und wichtige Punkte zu ergänzen. In Kapitel 4 geht es um die Frage, welche Mining Pools es gibt und ob es lohnt, sich einem solchen anzuschließen.
Wozu Mining Pool
Als Alternative zum Selbst-Minen höre ich immer wieder von sogenannten Mining Pools. Dabei tun sich Nutzer zum Schürfen zusammen oder kaufen sich bei Firmen einfach die nötige Rechenpower. Wenn alles richtig läuft, erhält man dann Bitcoins im Verhältnis zur Rechenpower, die man im Pool beisteuert. Das hört sich plausibel an, vielleicht ist das die Alternative, um endlich selbst mitzumachen.
Ein kurzer Blick verrät jedoch, dass sich auch hier sofort wieder unendliche Weiten auftun. Das fängt schon bei der großen Anzahl der Anbieter an. Das Bitcoin-Wiki erschlägt sofort mit knapp 40 verschiedenen Anbietern und einer Tabelle, die mir zwar Anhaltspunkte liefert, worin sich die Pools voneinander unterscheiden, diese Unterschiede aber nicht wirklich erklärt. Erst nach ausgiebigem Zeitvertreib mit YouTube-Erklärvideos kommt langsam Licht ins Dunkel.
Gewichtige Player
Zunächst einmal unterscheiden sich die Pools durch die erzeugte Hash Rate, die sie zum gesamten Bitcoin-Netzwerk beisteuern. Je größer ihr Hash-Anteil, desto größer die Chance, dass ein bestimmter Pool die Mathe-Aufgabe löst und so (ca. alle 10 Minuten) den Bitcoin-Gewinn einstreicht.
An der aktuellen Verteilung sieht man sofort, dass nur einige wenige große Player den Markt unter sich aufteilen, wobei der Anteil unbekannter (unknown) Player immerhin ein Fünftel ausmacht. Ich erfahre, dass es sich bei diesen um private, in der Regel nicht öffentliche Pools handelt. Hier kann man also nicht, bzw. nur mit Einladung, teilnehmen. Welcher andere Pool bietet sich sonst an?
Größe ist nicht alles
Aus dem Bauch heraus würde ich nun sagen, es ist sinnvoll, sich dem größten Pool anzuschließen. Das verspricht den größten Profit. Davon wird aber aus unterschiedlichen Gründen vielfach abgeraten. Zunächst einmal deutet ein großer Mining Pool nämlich auf eine hohe Nutzerzahl hin. Dementsprechend muss der individuelle Profit mit vielen anderen geteilt werden.
Natürlich spielen auch die Konditionen eine Rolle. Die verschiedenen Plattformen erheben nämlich unterschiedliche Gebühren. Die bestehen normalerweise aus einer Art Bearbeitungsgebühr für die Anteile, die man durchs Co-Minen erhält und sonstigen Gebühren, beispielsweise für den Serverbetrieb oder Abbuchungen seiner Bitcoins. Diese Gebühren bewegen sich in einer weiten Bandbreite von 0-13 Prozent.
Die Gebühren hängen aber auch von der Art und Weise der Belohnung bzw. Auszahlung von Anteilen ab. Dies wiederum ist eine komplexe Materie, die mit unterschiedlichen Verteilungsschlüsseln beantwortet wird. Eigentlich ist das Pool-Prinzip ja einfach: Nutzer stellen der Gemeinschaft (Pool) Rechenpower zur Verfügung und sobald neue Bitcoins gefunden werden erhalten die Nutzer ihren Anteil. Was sich aber einfach anhört, hat allerlei Fallstricke.
Die Zeitintervalle, in denen von einem bestimmten Pool neue Bitcoins gefunden werden, sind nämlich unterschiedlich lang – manchmal werden sie schneller, manchmal langsamer entdeckt. Um sich einen Vorteil zu verschaffen, könnten nun einige Nutzer zwischen unterschiedlichen Pools hin- und herspringen, immer in der Hoffnung, gerade an einer kurzen Runde teilzunehmen. Dadurch wären ihre eingebrachten Mining-Anteile mehr wert.
Aus diesem Grunde gibt es unterschiedliche Verfahren. Mal wieder fällt es mir dabei schwer, diese Verfahren im Einzelnen genau zu verstehen, weil die Erklärungen entweder nichts hergeben, oder sehr abstrakte Mathematik vorführen. Ein Text von Ulrich Schmidt von der Uni Münster macht es schließlich einigermaßen verständlich und gibt einen Überblick über die wichtigsten Methoden.
Faire Verteilung im Mining Pool
Drei Verteil-Methoden werden auf den Pool-Seiten am häufigsten eingesetzt:
Pay-per-Share (PPS)
Der Miner gibt Shares in den Pool ein. Shares sind Hash, die bei einem niedrigen Schwierigkeitsgrad einen Block gefunden hätten. Es zählen also gewissermaßen nur korrekte Berechnungen. Je nach Rechnerpower erhalten Nutzer dadurch nach und nach Shares. Mit dem PPS-Verfahren erhält der Nutzer nun unabhängig von der Rundenzeit für jeden Share eine festgelegte Auszahlung. Ob er früher aussteigt und in einen anderen Pool wechselt ist dabei egal.
Pay-per-last-N-Shares (PPLNS)
Dieses System entspricht mehr oder weniger einer proportionalen Verteilung der Shares – jeder Teilnehmer erhält Anteile entsprechend seines Einsatzes. Um Pool-Hopping dabei unattraktiv zu machen, werden die Teilnehmer aber nicht aus der aktuellen Runde ausgezahlt, sondern die Auszahlungen erfolgen unabhängig von den Runden an die zuletzt beigesteuerten Shares.
Double Geometric Method (DGM)
Hier wird die PPLNS-Methode mit der sogenannten geometrischen Methode kombiniert. Bei dieser geht es im Kern darum, die unterschiedlichen Rundenlängen auszugleichen, in denen neue Bitcoins vom Pool gefunden werden. Dazu erhebt der Betreiber eine zusätzliche Variable Gebühr, die in kurzen Runden hoch ist und in langen Runden zurückgeführt wird. Dadurch soll die Höhe der Auszahlungen pro Share über die Zeit hinweg konstant gehalten werden.
Die Prinzipien habe ich nun einigermaßen verstanden. Wichtig ist vor allem die Aussage, dass alle drei Verfahren als fair gelten, weil weitgehend ausgeschlossen werden kann, dass sich einzelne Nutzer einen Vorteil verschaffen. Am beliebtesten ist laut der Auswertung von Ulrich Schmidt die PPS-Methode (37%), gefolgt von PPLNS und DGM (je 17%).
Welcher Pool ist aber nun der beste? Welcher Anbieter verspricht mir persönlich mit welcher Methode den höchsten Profit?
Mining Pools – die Qual der Wahl
Mining Pools gibt es viele und je mehr ich mich in die Materie einlese, desto mehr gewinne ich den Eindruck, dass keiner dieser Pools für jeden Nutzer immer der beste ist.
Ein interessanter Hinweis in einem YouTube-Video fasst es gut zusammen. Nicht jeder erzielt auf einer Plattform die gleichen Ergebnisse. Ob die eine oder andere Plattform etwas taugt, hängt stark von Hardware, Glück und der politischen Einstellung ab. Am besten sollte man sie deshalb einfach ausprobieren, um zu wissen, wie es sich im konkreten Falle darstellt.
Bevor ich aber zur Übersicht der Pools komme, noch ein Hinweis vorweg: Bevor man ein Nutzerkonto bei einem der Pools anlegt, ist eigentlich eine Bitcoin-Geldbörse (Wallet) nötig. Das ist aber nicht mal eben kurz gemacht. Aus Gründen der besseren Nachvollziehbarkeit beschließe ich aber nun, zunächst einen Überblick über die verschiedenen Pools zu bekommen, anstatt zwischen den Themen hin und her zu springen. Etwas Geduld also noch, und wir haben auch eine passende Geldbörse. Zunächst erst einmal zu den einzelnen Pools.
Übersichtslisten, die anschaulich die verschiedenen Pools miteinander vergleichen sind rar (ausführlich ist eine Nutzergenerierte sowie die Liste auf dem Wiki), vor allem findet man immer mehr Mining Pools, je länger man sucht. Als Mittelweg beschränke ich mich deshalb am besten auf die Pools, die es in der jüngeren Vergangenheit in nennenswertem Maße geschafft haben, Bitcoins zu generieren.
F2pool/Disus Fish
Angeblich wurde Discus Fish im März 2013 von Tech-Enthusiasten aus China geründet. Schnell ist der Pool zum größten Player aufgestiegen. Aktuell gewinnt er über ein Viertel aller Blocks und trägt aktuell über 30 Prozent zur gesamten Hash Rate im Bitcoin-Netzwerk bei.
Sehr viele Informationen über den relativ jungen Pool finden sich trotzdem nicht gerade. 100.000 registrierte Nutzer und 7.500 aktive geben die Gründer an. Nach dem registrieren auf der Seite selbst sind die Informationen rar. Ein Test verrät mir mehr. Discus Fish nutzt das PPS-System und bietet neben dem Bitcoin auch andere Digitalwährungen an.
Um loszulegen muss man sich bei F2Pool (und den anderen Anbietern auch) Arbeiter, sogenannte „Miner“ anlegen. Diese Miner verlinkt man dann mit der Mining-Software auf seinem Computer. Wir kommen bald darauf zurück, wie man das mit der Software genau macht. Sobald man 0,0001 Bitcoins erreicht hat, kann man sich sein erstes Geld auszahlen lassen.
CEX.IO/GHash.IO
Bis Discus Fish auf die Bildfläche trat, war GHash.IO eine ganze Weile lang der Platzhirsch unter den Mining Pools. Im Unterschied zu den meisten anderen Pools, bei denen die einzelnen Nutzer zusammen die Rechenpower generieren, besitzt GHash.IO selbst substantielle Mining-Hardware. Anstatt mit eigener Hardware zu minen, können sich die Nutzer die gewünschte Rechenpower einfach bei GHash.IO kaufen/mieten.
Dabei ist die Plattform mehr als nur eine Mining-Plattform. Sie ist zugleich Bitcoin-Börse und Nutzer schürfen mit ihren Anteilen obendrein auch noch andere Digitalwährungen. Ich finde die Plattform für mich als angehender Schürfer recht komplex und unübersichtlich. Das verlinkte Video hilft aber, schnell einen Überblick zu erhalten.
Hellhörig macht mich auf jeden Fall die Tatsache, dass man sofort loslegen zu kann, ohne sich erst noch Hardware anzuschaffen. Laut Übersichtstabelle verlangt GHash keine Gebühren, verteilt nach PPLNS und ihr Server steht in den Niederlanden. Aktuell findet GHash.IO 21 Prozent aller neuen Blocks. Die Erfahrungsberichte sind unterschiedlich. In einem recht ausführlichen Test kommt Jamie McCormick zum Ergebnis, dass die Profite im Vergleich zu anderen Plattformen eher gering sind.
Eligius
Eligius ist ein alter Hase unter den Mining-Pools und existiert bereits seit 2011. Die Server stehen in den USA und im Vergleich zu den beiden anderen Plattformen gewinnt Eligius deutlich weniger neue Blocks als die anderen beiden Pools (4,7%).
Verteilt wird nach dem Prinzip „Capped PPS with Recent Backpay“ (CPPSRB). Dies Verfahren kommt dem PPS nahe, „speichert“ aber frühe Shares aus langen Runden um diese in kurzen zu verrechnen. Ziel ist, den Nutzern so viel wie möglich auszuzahlen. Der Pool verlangt keine Gebühren, man muss sich nicht einmal registrieren, sondern nur seine Mining-Software umleiten.
Der Webauftritt und die Oberfläche kommen sehr einfach daher. Man hat Charts und Auswertungsmöglichkeiten, jedoch längst nicht so umfangreich wie bei GHash.IO. Für seine erste Auszahlung muss man mindestens 0,042 Bitcoins geschürft haben.
BTC Guild
Auch BTC Guild gibt es seit 2011 mit Servern in den USA. Der Pool gewinnt mit einem Anteil von 4,3 Prozent fast so viele Bitcoins wie Eligius. Verteilt werden die diese nach dem PPLNS-System, wobei die Plattform eine Gebühr in Höhe von zwei Prozent verlangt.
Die Seite sieht recht aufgeräumt aus. Das Auszahlungsminimum liegt bei 0,01 Bitcoins. Aber auch hier gibt es kaum Tests, in Foren sind die Erfahrungen gespalten. Auf Bitcointalk findet man einen ausführlichen Thread vom Betreiber.
Slush’s pool/Mining Bitcoin.cz
Die Liste mit weiteren Bitcoin-Pools ist noch sehr lang. Im Ranking um neu gefundene Bitcoins oder auch Rechenpower nehmen aber bereits nach den ersten vier Pools die Anteile schnell ab. Als letzter Pool sei hier deshalb noch Slush’s Pool erwähnt, vor allem wegen guter Erfahrungsberichte anderer Nutzer.
Er findet aktuell knapp 2,8 Prozent aller neuen Blocks und verlangt von seinen Nutzern eine Gebühr von 2 Prozent. Verteilt wird nach Score-Prinzip (ähnlich DGM), das die Shares danach gewichtet, wann sie in einer Runde eingereicht wurden.
Aufregung um die kritische Größe
Vorhin hatten wir ja schon festgestellt, dass ein großer Pool nicht immer den größten Gewinn verspricht. Nachdem ich nun viel über die einzelnen Pools gelesen habe, fällt vor allem eines noch auf: Pools werden mit zunehmender Größe immer unbeliebter.
Das hat einen einfachen Grund: Spätestens wenn ein Pool es schafft, 51 Prozent aller neuen Blocks zu finden, stellt er eine Gefahr für die Bitcoin-Gemeinde dar. Dann hat er nämlich potenziell leichtes Spiel, die Blockchain zu manipulieren. Er könnte also Bitcoins doppelt ausgeben.
Das wollen die Nutzer natürlich verhindern. Vor allem GHash.IO stand in der ersten Jahreshälfte 2014 unter starkem Druck der Bitcoin-Gemeinde, die Hash-Power zu drosseln. Seit Juli 2014 hat sich GHash dazu bekannt, seine Hashrate auf 40 Prozent der gesamten Netz-Power zu reduzieren.
Meilenstein in Sicht
Je weiter ich beim Bitcoin-Learning voranschreite, desto komplexer wird das Ganze. Immerhin haben wir nun einen Überblick über die Möglichkeiten, am Mining teilzuhaben und wir kennen einige Anhaltspunkte, in welche Richtung es gehen soll. Ich selbst bin noch nicht überzeugt, dass ich unbedingt in Hardware investieren muss, auch nicht als Pool-Member.
Weil ich es trotzdem gern mal ausprobieren möchte, lege ich mir am besten bei GHash.IO ein Konto an, das verspricht zumindest, ohne große Investition loszulegen. Nur noch wenige Dinge fehlen dazu: Man sollte noch wissen, wie eine Mining-Software funktioniert und wie man die sogenannten Miner anlegt. Außerdem brauchen wir schnell eine digitale Geldbörse. Dazu demnächst.
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Bilder: Blockchain.info