In “Das Bitcoin-Handbuch: Tutorial zur digitalen Währung” machen sich die Autoren Tobias Gillen und fX auf, alles rund um die digitale Währung Bitcoin zu verstehen. Als Anfänger wollen sie sich dabei langsam vortasten und andere Einsteiger mitnehmen sowie Wissende einladen, an der Reise teilzuhaben und wichtige Punkte zu ergänzen. In Kapitel 3 geht es um die Frage, welche Hardware man zum Bitcoin-Mining benötigt und ob sich das überhaupt rechnet.
Endlich sitzt das Grundwissen
Langsam kommt Licht ins Dunkel, mein vages Verständnis über die Bitcoins wird spürbar konkreter. Im letzten Teil wurde das Prinzip des Bitcoin-Systems klar. Wir wissen nun, dass neue Bitcoins ungefähr alle zehn Minuten entstehen und eine Belohnung für Nutzer sind, die das Bitcoin-System am Leben halten, indem sie Rechenleistung zur Verfügung stellen. Mit ihrer Rechenleistung werden die Bitcoin-Transaktionen validiert.
Die neuen Bitcoins erhält aber immer nur der Nutzer, der als erstes durch eine bestimmte Berechnung diese Validation schafft, die Blockchain fortsetzt. Alle anderen gehen leer aus. Deshalb ist Produktion neuer Bitcoins zugleich eine Lotterie.
Dollarzeichen in den Augen
Das führt mich unmittelbar zu der Frage, ob es sich für mich lohnt, an dieser Lotterie teilzunehmen. Nach allem was ich bisher weiß, ist die Konkurrenz hoch und meine Chancen hängen in hohem Maße ab von der Rechenpower meines Computers.
Sobald ich mitschürfe, muss ich Ressourcen einsetzen, schließlich frisst mein Rechner eine Menge Strom. Ich vermute vor allem jetzt bereits, dass ich kaum mit Strompreisen in anderen Ländern mithalten kann, ebenso wird mein Rechner wohl nicht der schnellste im Bitcoin-Netzwerk sein.
Aus dem Bauch heraus würde ich deshalb sagen, mit 6 aus 49 habe ich höhere Gewinnchancen.
Hashs pro Sekunde
Sobald man sich in die Thematik einliest, wird schnell klar, dass es kleine, private Bitcoin-Miner mittlerweile schwer haben. Warum ist das so?
Nochmal zur Erinnerung: Wer Bitcoins schürfen will, der muss es schaffen, ein mathematisches Problem zu lösen. Genauer gesagt: Er muss einen SHA-256 Hash berechnen bzw. erraten. Die Begrüßung „hello world“ würde in SHA-256 Hash übersetzt beispielsweise so aussehen:
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Wer das selbst ausprobieren möchte: hier findet ihr einen SHA-256-Rechner. Im letzten Kapitel wurde gesagt, dass immer dann ein Bitcoin-Miner die neuen Bitcoins gewinnt, wenn er im Trial and Error Verfahren am schnellsten den Input zu einem gegebenen Hash errät.
Um hierbei der Erste zu sein und die Bitcoins zu gewinnen, muss der zum Mining eingesetzte Computer also so viele Hashs wie möglich berechnen. Die entscheidende Kennzahl sind deshalb Hashs pro Sekunde (H/s), bzw. Mega-, Giga- und Terrahashes pro Sekunde.
Hardware Evolution
CPU
„Back in the old days“, da war Bitcoin-Mining noch etwas für alle. Die Hash-Berechnungen übernahm der CPU mit bis zu 120 MH/s (Millionen Hashs pro Sekunde). Das zumindest verrät mir eine Liste auf dem Bitcoin-Wiki.
GPU
Schnell stellte man aber fest, dass Graphikkarten (GPU) viel besser für den Job geeignet waren. Graphikchips von AMD hatten hier deutlich die Nase vorn. Mit moderner Ausrüstung erreicht man damit über 800 MH/s. Verrückte Bastler machten sich dann ans Werk, verschiedene Graphikkarten auf soganannten „Rigs“ parallel zu betreiben. Beeindruckende Konstruktionen kamen dabei heraus. Diese Lösungen hatten aber allesamt ein Problem: Die Hardware selbst war teuer, vor allem aber zogen sie im laufenden Betrieb eine Menge Strom aus der Steckdose.
FPGA
Den nächsten Evolutionsschritt erreichten die sogenannten „Field Programmable Gate Arrays“ (FPGA). Dabei handelt es sich um integrierte Schaltkreise, mit denen spezifische Schaltungen (z.B. Hash-Berechnungen) realisiert werden können. Ihr Vorteil beim Bitcoin-Mining: sie sind ziemlich schnell und verbrauchen wenig Strom. Mit zunehmender Entwicklung wurden auch hier nicht nur die FPGA schneller, findige Firmen bauten auch diese in Rigs ein.
ASIC
Den bisher letzten Schritt in der Geschwindigkeitsevolution läuteten die „Application Specific Integratet Circuits“ (ASIC) ein. Dabei handelt es sich um Schaltkreise, die speziell fürs Bitcoin-Minen, also für Hash-Berechnungen, konzipiert wurden. Sie sehen aus wie USB-Sticks und kommen entsprechend mit sehr wenig Strom aus. ASIC ist aktuell der „State of the Art“. Während gute FPGA nämlich wie die GPU auch mit ebenfalls ca. 800 MH/s arbeiten, erreichen neue ASIC-Modelle über 1.500 MH/s.
Wie ich auf YouTube erfahre, kann man die ASICs sogar relativ leicht im Eigenbau mit einem Raspberry Pi zu einem Verbund zusammenschließen. Damit hat man ein kleines Mining-Monster im Eigenbau. Ob sich das rechnet ist trotzdem unklar. Unter der Bezeichnung ASIC Minder Block Erupter finde ich auf Ebay zahlreiche Angebote zwischen 15-20 Euro. Bei sechs dieser Teile plus weiterer Hardware ist man da schnell bei über 100, eher 150 Euro Anfangsinvestition.
Eigen-Mining rentabel?
Eine anständige Hardware ist also die Voraussetzung um selbst Bitcoins zu schürfen. Ob sich aber eine Investition lohnt, steht auf einem anderen Blatt. Die meisten Artikel zum Thema raten eher davon ab, so mein Eindruck. Hauptgründe sind die massiv steigende Hash-Rate sowie die Nutzerzahlen. Zu Beginn war der Bitcoin noch etwas für Insider. Je bekannter er wurde, desto mehr Menschen stürzten sich in den Goldrausch.
Auf Basis von CPU- oder GPU-Mining hatten aber alle noch mehr oder weniger die gleichen Voraussetzungen. Erst FPGA und ASIC führten zu massiven Sprüngen in der globalen Hash Rate.
Das hat Konsequenzen. Wie wir im letzten Kapitel ja gesehen haben, liegt die Zielmarke, in der neue Bitcoins ausgegeben werden, bei 10 Minuten. Da die Computer die Blockchain-Berechnungen aber immer schneller durchführen, produzieren sie auch schneller Bitcoins. Das darf aber nicht sein, weshalb in aller Regelmäßigkeit der Schwierigkeitsgrad angepasst wird.
Wie oft das passiert, finde ich nicht genau heraus. Ein Mining-Profit-Rechner kalkuliert mit einem Anstieg von knapp drei Prozent innerhalb von 6 Tagen, auf einem Blog finde ich den Hinweis, dass sich der Schwierigkeitsgrad von 2013 auf 2014 um den Faktor 1.000 erhöht hat.
Hardware, die heute aktuell ist, trägt also in einem Jahr nur noch einen Bruchteil zum Bitcoin-Mining bei. Zu allem Überdruss kommt noch hinzu, dass die Hersteller in der Vergangenheit oft Lieferschwierigkeiten hatten und die Hardware bis zur Auslieferung dementsprechend schon wieder an Wert verloren hatte.
Beim Rumspielen mit dem Rechner sieht es ohnehin so aus, dass ich immer im Minus lande, egal wie gering ich meine Investitionskosten ansetze und meine Hash Rate in die Höhe treibe.
Neue Idee: Mining Pools
Als Alternative zum selbst-minen höre ich immer wieder von sogenannten Mining Pools. Dabei tun sich Nutzer zum Schürfen zusammen oder kaufen sich bei Firmen einfach die nötige Rechenpower.
Wenn alles richtig läuft, erhält man dann Bitcoins im Verhältnis zur Rechenpower, die man im Pool beisteuert. Das hört sich plausibel an, vielleicht ist das die Alternative, um endlich selbst mitzumachen. Im nächsten Kapitel schauen wir uns an, wie das funktioniert.
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Bilder: Bitcoin Network Graphs, BTCInvest.net