Langsames Internet nervt. Dies gilt vor allem dann, wenn der Internetanschluss nicht die Geschwindigkeit bringt, die draufsteht. Gerade bei datenintensiven Vergnügen macht sich das bemerkbar, besonders beim Video-Streaming. Der Anbieter Netflix hat eine interessante Auswertung veröffentlicht.
Für Streaming-Anbieter Netflix sind vernünftige Netzanschlüsse sogar eine Grundvoraussetzung. Andernfalls wäre ihr Angebot nicht zu gebrauchen. Dementsprechend führt man bei Netflix genau Buch über die unterschiedlichen Geschwindigkeiten in den verschiedenen Ländern. Wie viel Geschwindigkeit man aber erreicht hängt dabei wesentlich von den nationalen ISP (Internet Service Provider) ab. Hier zeigen sich deutliche Unterschiede. Deutschland ist dabei eher Mittelmaß. Das bestätigt, was man schon immer vermutete, muss aber trotzdem nichts heißen.
Netflix mischt den ISP-Markt auf
Eine Leitung mit 1 Mbit/s gilt für Standardstreaming als Mindestanforderung. Für HD werden bereits 6 Mbit benötigt, für 4K sogar 15 Mbit. Wenn man sich die Angebote in Deutschland so anschaut, hört sich das in der Theorie alles machbar an. In der Praxis sitzt man aber oft trotzdem vor Warte-Symbolen.
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Grund sind schlechte Anschlüsse; Und die werden wiederum von den ISP angeboten. Aus deren Sicht stellt sich das Warte-Problem aber erst einmal anders dar. Sie sind für die „letzte Meile“ zuständig, um die ca. 200 Millionen Videos, die pro Monat über Netflix geschaut werden, zum Zuschauer zu transportieren.
Gerade vor dem Hintergrund der voranschreitenden internationalen Expansion wird dieser Datenhunger nicht weniger. Im Gegenteil: Insbesondere durch das Netflix-Angebot sind die Planungen der Internetanbieter schon lange hinfällig. Für das Jahr 2011 setzten diese beispielsweise einen Anstieg des Traffics pro Nutzer von 30 bis 40 Prozent an. Netflix-Nutzer erreichen diese Schwelle aber schon nach zirka drei Monaten. Einzelne ISP berichten, dass auf den Streaming-Dienst bis zu einem Fünftel ihres Traffics entfällt, in Stoßzeiten sogar bis zu einem Drittel.
Als Konsequenz haben einige Anbieter nun offenbar angefangen, Lösungen zum Cachen zu entwickeln. Damit halten die ISP Video-Inhalte gewissermaßen bereits im Zwischenspeicher vor.
Man sollte also annehmen, dass eine Lösung der Daten-Probleme im eigenen Interesse von Netflix liegt. Die Fronten sind aber trotzdem verhärtet. Netflix hält die Kosten-Sorgen der ISP für übertrieben und meint, die ISP sind ganz alleine für die letzte Meile verantwortlich. So viel zum Hintergrund.
Internationaler Bandbreiten-Vergleich
Um zu sehen, wie gut oder schlecht die Geschwindigkeiten auf dem jeweiligen Markt wirklich sind, erhebt Netflix regelmäßig Statistiken über die Geschwindigkeit der Anschlüsse ihrer Kunden.
Kurz und knapp: Im internationalen Vergleich ist Streaming in der Schweiz, Belgien und den Niederlanden am schnellsten. In Costa Rica und Ecuador muss man sich hingegen am längsten gedulden.
In der Schweiz erreicht man im Schnitt 3,81 Mbit/s. Mit 4,15 Mbit/s surft man dabei bei Quickline am schnellsten. In Costa Rica erreichen Nutzer im Schnitt lediglich 1,62 Mbit/s.
Deutschland im Mittelfeld
In Deutschland sieht es im Vergleich zu Europa und der Welt nicht prickelnd, aber auch nicht schlecht aus. Mit durchschnittlich 3,52 Mbit sind die Nutzer hier auf Netflix unterwegs.
Die beste Geschwindigkeit erreicht man hierzulande mit Unitymedia KabelBW. Dort sind durchschnittlich 3,94 Mbit/s drin. Langsamer ist man da mit Kabel Deutschland, der Telekom und Vodafone (die liegen auf Rang 3, 5 und 7). Dabei sind die Abweichungen deutlich, aber nicht krass. Der schlechteste Anbieter im Ranking ist Versatel mit einer Geschwindigkeit von 3,03 Mbit/s.
Vergleichbarkeit hinkt
Ohnehin ist die Datengrundlage etwas verwirrend, denn die Durchschnittswerte wurden aus allen Netflix-Streams zwischen November 2012 und September 2013 sowie den Prime Time Streams im Oktober 2013 errechnet. Daten aus Deutschland, Frankreich, Belgien, Schweiz, Österreich und Luxemburg sind erst im September 2014 hinzugekommen.
Es ist zudem fraglich, was die Statistik mit den Durchschnittswerten für den persönlichen Datenstream zu bedeuten hat. Ich selbst habe beispielsweise nach langem Warten auf Besserung bei meinem 30 Mbit-Anschluss von Kabel Deutschland frustriert gewechselt. Am Ende bin ich dort quasi auf Modemgeschwindigkeit gesurft. Nach zahlreichen Beschwerden erklärte mir immerhin ein Techniker den Grund: „Sorry, aber Ihr Verteiler ist mit 150 Prozent überbelegt, ohne Netzausbau ist hier nichts zu machen“.
Die neue Streaming-Statistik ist insofern schön und gut. Für den konkreten Fall bzw. den eigenen Anschluss muss sie aber nicht unbedingt etwas bedeuten.