Was bei „Venturebeat“ positiv und bei „Chip“ neutral formuliert wurde, stilisierte BILD.de zum Skandal-Anwärter hoch: die neue Funktion der „Google Search“-App. Ganz Unrecht hat die Springer-Seite allerdings nicht.
Google scannt Abrechnungen
Am 7. Oktober kündigte Google an, dass ihre Google-App (ehemals „Google Search“ benannt) ein neues Feature erhalten hat. Nachdem man das Helferlein bislang danach fragen konnte, wie beispielsweise eine bestimmte Route aussieht oder wie das Wetter wird, weiß die App nun auch, ob man offene Rechnungen hat. Wenn man das Mikrofon-Symbol antippt und das Kommando „Show me bills“ oder „My bills due this week“ spricht, kriegt man eine Übersicht seiner Rechnungen angezeigt, inklusive der Beträge.
Um die ausstehenden Zahlungen zu ermitteln, durchsucht Google den eigenen GMail-Account nach entsprechenden Keywords. Dieses Feature ist bislang nur in der englischen Android- und iOS-App verfügbar, nicht auf Windows Phone und im Web. Die Ankündigung der neuen Funktion schließt der Suchmaschinen-Gigant mit dem Satz „Pretty handy, huh?“ („Ziemlich praktisch, nicht?“) ab.
Neue Stellenangebote
Content Creator Social Media (m/w/d) Erlebnisbauernhof Gertrudenhof GmbH in Hürth |
||
Studentisches Praktikum – Video- & Social-Media-Marketing im Bankwesen (m/w/d) Taunus Sparkasse in Bad Homburg vor der Höhe |
||
HR Social Media Manager / Content Creator (m/w/d) Drägerwerk AG & Co. KGaA in Lübeck |
Soviel zu den nüchternen Fakten.
Ich kriege so langsam Angst
Wenn man die Meldung schnell überfliegt, könnte man wirklich das denken, was Google mit seinem letzten Satz impliziert: Nette Funktion, das ist ja ganz nützlich. Das sind auch die Reaktionen auf Google+. Viele antworten mit Kommentaren wie „awesome“, „nice“, „good“ oder „that’s great“. Manch einer scherzt herum, dass Google nun bitte auch noch gleich die Rechnungen bezahlen solle.
Also Friede, Freude, Eierkuchen? Oh nein. Als ich die Meldung las, bekam ich Gänsehaut. Und die hält bis jetzt an. Meine Meinung geht somit in die gleiche Richtung wie die des „Bild“-Journalisten.
Dass GMail die Mails nach bestimmten Keywords durchforstet, um zum Beispiel Werbung anzuzeigen, ist nichts Neues. Daten zu sammeln, um die am besten passenden Banner auszuspielen – das ist das Kerngeschäft von Google.
Dass aber nun meine Mails gelesen werden, um meinen Finanzstatus zu überprüfen, das ist erschreckend. Egal, wie praktisch es ist, an meine offenen Rechnungen erinnert zu werden – so etwas geht keinen etwas an. Am allerwenigsten eine Datenkrake wie Google!
Jürgen K., Telekom-Kunde, bezahlt zu spät
Denn wenn man solche Daten herausfiltern und mir mundgerecht präsentieren kann, ist der Algorithmus dahinter sicherlich auch so schlau, einen Bezug zu mir als Person herzustellen: Jürgen K., Telekom-Kunde, Handyrechnung sehr hoch, bezahlt zu spät. Welch‘ eine Freude – aber nicht für mich, sondern für Google, die mein Profil weiter schärfen können. Und sicherlich freuen sich auch Geschäftspartner des Konzerns über solche persönlichen Infos. Ein Schauer läuft meinen Rücken runter, wenn ich darüber nachdenke.
Erneut wird mir klar, wie allwissend Google mittlerweile ist. Und wie bedrohlich für meine Privatsphäre. Deswegen bin ich unter anderem extrem froh, dass ich GMail nur für unwichtige Mails nutze. Und auch sonst versuche ich, Google-Dienste so wenig wie möglich einzusetzen. Und wenn, dann möglichst ohne Log-In.
Wie bewertet ihr das neue Google-Feature: nützlich oder erschreckend?
Bild: Google