Apple hat zwei harte Wochen seit dem Launch vom iPhone 6 und seinem großen Bruder iPhone 6 Plus hinter sich. Das Medienecho über die verbogenen 6-Plus-Modelle und anschließende Biegetests von diversen YouTubern und Journalisten war beträchtlich. Das Software-Update auf iOS 8.0.1 war ein Desaster – und musste zurückgezogen werden. Nun gibt es weiterhin negative Schlagzeilen, diesmal bezüglich der Pressefreiheit.
Apple demonstriert seine Medienmacht
Über die Medien- und PR-Strategien von Apple wurde bereits öfter berichtet. Besonders lesenswert empfanden wir die Artikelreihe auf „9to5Mac“ von Marc Gurman über „Apple’s Mastery of the Media“. Wer die regelmäßigen Hypes um neue Apple-Geräte und die anschließenden „So erlebte ich die Keynote“-Berichte auf großen Medienportalen beobachtet, wird wohl kaum widersprechen, wenn man festhält: Kaum ein anderer Konzern hat eine derartige mediale Durchschlagskraft wie Apple.
Bei Apple geht das aber noch ein bisschen weiter. Apple hat nämlich nicht nur Durchschlagskraft, sondern auch regelrecht Macht über die Medien. Und die wurde jüngst erst wieder demonstriert – mit einem Anruf bei „Computerbild“-Chefredakteur Axel Telzerow. Darin habe dieser mitgeteilt bekommen, dass es für das Magazin ab sofort keine Testgeräte und keine Einladungen zu Events wie Apple-Keynotes geben werde.
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#Apple-Reaktion zu #Bentgate @COMPUTERBILD wird nicht mehr zu Events eingeladen und bekommt auch keine Testgeräte mehr. #Kindergarten— Axel Telzerow (@CB_Telzerow) 26. September 2014
360.000 Aufrufe auf Bentgate-Video
Grund dafür sei, so Telzerow weiter, ein YouTube-Video von „Computerbild“, in dem er und sein Redakteur Christian Blum versuchen, das iPhone 6 Plus in gut fünf Minuten zu verbiegen – und es am Ende auch schaffen. Das Fazit fällt entsprechend negativ aus, gerade mit Blick auf die Konkurrenz. Das Video wurde inzwischen 360.000 Mal abgerufen – für Apple offenbar genug. Zum Hintergrund: „Computerbild“ hatte das iPhone 6 Plus zum Testsieger ernannt und im Heft laut Telzerow auf 20 Seiten darüber berichtet.
Was Telzerow hier als #Kindergarten bezeichnet, könnte man wohl tatsächlich so stehen lassen. Aber es lässt auch tief blicken. „Computerbild“ erfährt hier wegen eines negativen Berichtes einen klaren Nachteil, wenn es keine Vorabgeräte mehr gibt und die Liveberichterstattung von den Events nicht mehr möglich sein sollte. Laut Telzerow werde man zwar Möglichkeiten finden, die Berichterstattung trotz allem aufrecht zu erhalten. Das Vorgehen ist dennoch bezeichnend für die große Wirksamkeit von Apples Medienmacht.
Verhältnis zum Großkonzern überdenken
Auf der anderen Seite sollte man aber auch nicht vergessen, dass zu dieser Macht immer zwei Seiten gehören. Ist es Aufgabe von Journalisten, sich mit neuen iPhone-Modellen ablichten zu lassen und strahlend in die Kamera zu winken oder begeistert Erfahrungen vom „Erlebnis Apple-Keynote“ aufzuschreiben? Apple wird gelesen – Fakt. Etwas, das auch wir hier natürlich regelmäßig merken. Aber deswegen direkt in ein derartiges Abhängigkeitsverhältnis mit einem Großkonzern begeben?
Die Medienhäuser sollten ihr Verhältnis zu Apple gründlich überdenken. Denn wer sich abhängig macht, kann genauso gut fallengelassen werden. Das zeigt das Beispiel der „Computerbild“ erneut ziemlich deutlich.
Bild: Screenshot YouTube