Ein Laptop im Eigenbau. Vor wenigen Jahren war das für die meisten noch völlig illusorisch, heutzutage wirkt das alles andere als ein unrealistisches Projekt. Möglich machen es 3D-Drucker und winzige Komplettrechner, die es für ein paar Euro zu kaufen gibt. Wie das aussehen kann, verdeutlicht ein Prototyp des sogenannten Pi Top.
Keine außergewöhnliche Hardware
Ryan Dunwoody und sein Kompagnon Jesse Lozano entwarfen den Pi Top zusammen mit einem kleinen internationalen Team. In erster Linie ist der Eigenbau-Laptop dazu gedacht, ein Verständnis für Hardware, Programmierung und Konstruktion solcher Rechner zu erhalten. Zum Beispiel in Bildungseinrichtungen, aber auch für den privaten Gebrauch sehen die Tüftler Einsatzmöglichkeiten.
An und für sich steckt gerade für etwas erfahrenere Bastelfreunde keine außergewöhnliche Hardware in dem tragbaren Computer: Das Herzstück ist der Linux-basierte Raspberry Pi in der aktuellen B+-Variante. Er verfügt über einen 700MHz schnellen Prozessor, 512MB RAM und diverse Anschlüsse wie USB, LAN und Ports für Erweiterungen wie WIFI, Bluetooth und dergleichen.
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Etwas spezieller dürfen dagegen der 13,3 Zoll große LED-Bildschirm (1366 x 768 Bildpunkte), der Akku und die Laptop-Tastatur mit Trackpad sein, die allerdings auch keine exotischen oder schwer erhältlichen Komponenten sind.
160 Stunden Druckzeit
Das gesamte Gehäuse wiederum stammt aus dem 3D-Drucker, den es vermutlich nicht an jeder Straßenecke gibt. Denn für einige Teile musste ein rund ein Meter großer Deltadrucker verwendet werden, welcher auch komplexere Strukturen erschaffen kann. Offiziellen Aussagen zufolge lag die Druckzeit für ein (!) Gehäuse bei 160 Stunden. Für den Hobbybauer dürfte spätestens hier Schluss mit dem „Nachmachen“ sein.
Das ist auch den Schöpfern bewusst, die Ende des Jahres eine Kickstarter-Kampagne starten wollen. Denn aus ihrer Vision soll ein Baukasten werden, den sich beispielsweise Lehrer und Privatleute zulegen können. Dunwoody und Lozano möchten künftig auf ihrer Webseite Kurse anbieten, in denen Lernwillige mehr über das Umsetzen eigener Ideen in diesem Bereich erfahren können.
Sicher nicht zum Angeben gedacht
Sicherlich ist Pi Top kein Gerät, mit dem man bei Starbucks so tun kann, als würde man produktiv auf einem schicken Laptop arbeiten. Ich mag diese Idee dennoch sehr, eben weil dieser übrigens auf dem Betriebssystem Rasbian ausgelegte, tragbare Computer einmal mehr verdeutlicht, welche Möglichkeiten wir heutzutage besitzen.
Die Anschaffungskosten liegen bei deutlich unter 200 Euro, und auch das Drucken eines Plastikgehäuses ist heutzutage keine Science-Fiction mehr. Klar konkurriert der Pi Top nicht mit kommerziellen Produkten renommierter Hersteller, dafür verstehen die Bauer technische Zusammenhänge und erhalten ein Gefühl für das, was sie tagtäglich verwenden und wie die Hardware „tickt“.
Viele Raspberry-Pi-Projekte
Ich bin immer wieder sehr beeindruckt, was alles aus dem Raspberry Pi entstehen kann. Eine Retro-Spielkonsole wurde vor noch nicht allzu langer Zeit bei Kickstarter finanziert – das Gehäuse stammte ebenfalls aus einem 3D-Drucker. Oder wie wäre es mit einem Raspberry-Pi-basierten Gameboy? Für den ist sogar eine Bauanleitung erhältlich. Ein gewaltiger Erfolg war ein gar nicht mal so unähnlicher Baukasten – bei Kickstarter kamen Ende des letzten Jahres über 1,5 Millionen US-Dollar für einen Desktop-Rechner namens Kano mit dem Raspberry Pi-Herz zusammen.
In die gleiche Richtung schielt der Pi Top, der mit etwas Glück auf ein ähnliches Interesse stoßen wird. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie sich das Projekt entwickelt. Eine Komplettlösung mit sämtlicher Hardware und fertigen Gehäuseteilen könnte schon seine Kundschaft finden.
Wie findet ihr die Idee des Pi Top?
Fotos: Pi-Top