Am 1. Oktober geht der Mode-Versandhändler Zalando an die Börse. Die Voraussetzungen sind dabei gar nicht so schlecht, immerhin hat das Unternehmen zuletzt einen operativen Gewinn erzielt. Das Interesse für die neuen Aktien ist bereits jetzt hoch, sowohl von privater, als auch von institutioneller Seite. Dementsprechend handeln die Aktien auf den einschlägigen Plattformen jetzt schon über dem Ausgabepreis. Bis kommenden Montag kann man die Aktien noch zeichnen, zumindest wenn man ein Konto bei der richtigen Bank hat.
Zahlen und Fakten
Seit 2008 denkt man bei Zalando über den Börsengang nach. 2013 dann leitete man mit der Umfirmierung konkrete Schritte ein und verwandelte das Unternehmen von einer GmbH in eine AG, 2014 in eine SE, eine europäische Aktiengesellschaft. Morgan Stanley, Goldman Sachs und Credit Suisse begleiten den Börsengang. Im Idealfall liegt das Emissionsvolumen bei 633 Millionen Euro.
Insgesamt geht es Zalando nicht schlecht. Immerhin schaffte man es in diesem Jahr erstmals, einen operativen Gewinn auszuweisen. Bis dahin verharrte man jahrelang in der Verlustzone, hat sich aber für das Gesamtjahr 2014 vorgenommen, mehr als zwei Milliarden Euro umzusetzen. 2013 waren es noch 1,8 Milliarden. Die Gewinnschwelle wird aber damit aller Voraussicht nach nicht erreicht.
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Auf der Unternehmensseite trumpft man mit großen Zahlen auf: 7.000 Mitarbeiter in Deutschland, über 150.000 Artikel, die potentiell von 13,5 Millionen Kunden gekauft werden. 332 Millionen Besuche des Shops verzeichnet Zalando im ersten Quartal 2014.
Steigendes Interesse von Privatanlegern
Eigentlich richtete sich der Börsengang vornehmlich an institutionelle Anleger, in den USA kann man die Aktien jedoch nicht zeichnen. Seit der Ankündigung der Preisspanne Ende letzter Woche zeigen aber nach Unternehmensinformationen immer mehr Privatanleger Interesse.
Wie Firmensprecher Boris Radke bestätigt, denkt man deshalb nun darüber nach, Privatinvestoren auf Kosten der Institutionellen mehr Aktien zuzuteilen. Dies will man jedoch nicht durch ein Mehr an Aktien erreichen. Eine genaue Entscheidung folgt aber erst nach Ende der aktuell laufenden Roadshow.
Der größte Teil der Aktien bleibt ohnehin in den Händen der Hauptanteilseigner, nur etwas über 11 Prozent der Aktien kommen nun an die Börse. Die Mehrheiten haben die schwedische Kinnevik (36 Prozent Beteiligung), die Samwer-Brüder (17 Prozent). Weitere Anteile besitzer der Modeunternehmer Anders Holch Povlsen, die Mail.ru-Gruppe, Holzbrink, Tengelmann und die Zalando-Gründer. Auch die Zalando-Mitarbeiter erhalten Aktien. Positiv stimmt dabei die Nachricht, dass die Alteigentümer nicht vorhaben, sich von ihren Aktien zu trennen.
Zeichnung mit Hürden
Zu einem Preis von 18 bis 22,50 Euro kommen die Papiere an den Markt. Ob man sie in der Praxis aber auch zeichnen kann, hängt von eurer konkreten Konto-Situation ab. Theoretisch sollte man sie einfach über das Handelskonto bei der Bank zeichnen können. Ich kann es jedoch nicht.
Auf Nachfrage teilten mir meine Banken mit, dass ich sie lediglich außerbörslich erstehen kann. Aktuell sind die Zalando-Aktien nämlich jetzt bereits über einschlägige Plattformen wie Tradegate erhältlich, allerdings zum stolzen Preis von ca. 25,50 Euro. Das halte ich für deutlich zu teuer bzw. risikoreich.
Chancen vs. Risiko
Nach Durchsicht zahlreicher Artikel zum Thema scheint mir die Berichterstattung insgesamt recht sachlich. Tendenziell sehen die meisten aber eher Chancen als Risiken.
So meint beispielsweise Michael Kunert vom Anlegerschutzverband SdK, dass Zalando zwar noch nicht nachhaltig die Gewinnschwelle erreicht hat, das Geschäftsmodell aber trotzdem überzeuge. Dabei werden zwar häufig die hohen Retourkosten als problematisch gesehen, für Kunert ist das aber eher der Preis dafür, keine Filialen betreiben zu müssen. Am Ende spart Zalando dadurch Kosten.
Wer also die Möglichkeit besitzt bei seiner Bank die Aktien zu zeichnen, hat meiner Ansicht nach ganz gute Chancen auf einen zumindest kurzfristigen Gewinn. Dabei sollte man natürlich den außerbörslichen Preis im Blick behalten. Für etwas Langfristiges würde ich wohl eher abwarten, bis sich der Staub gelegt hat. Ob es sich im Vergleich zu anderem dann noch lohnt, wird sich zeigen.
Bevor aber nun wieder gemeckert wird: Das ist meine persönliche Meinung/Wahrnemung, die auch berücksichtigt, dass Börseninvestments immer schief gehen können. Aber deshalb setzt man ja auch nie alles auf eine Karte.
Was meint ihr, würdet ihr ein Investment wagen? Mit welchem Zeithorizont und/oder Stop-Loss?
Bild: Zalando