Morgen startet Netflix in Deutschland und will hierzulande den Streaming-Markt aufwirbeln, der – zugegeben – tatsächlich etwas eingestaubt wirkt. Mit einem Tweet setzt sich Netflix aber gleich in die Sexismus-Nesseln und zieht den Unmut einiger Twitter-Nutzer auf sich. Kurz dokumentiert.
Netflix wirbt mit „Archer“-Bild
Mit 13 Tweets hat der deutsche Netflix-Twitteraccount immerhin schon über 6.500 Follower angesammelt. Die 13 Tweets bestehen überwiegend aus Bildern, die Fragen wie „Auf welchen Geräten kann man Netflix denn empfangen?“ oder „Kann man Netflix auch auf dem Land empfangen?“ beantworten sollen.
Eine solche Frage war unter anderem auch: „Kriegt man hier die gleichen Inhalte, wie in den USA?“ Neflix beantwortete sie mit einem Bild aus der Zeichentrickserie „Archer„, das die Hauptfigur Sterling Malory Archer zeigt – sitzend in einem Whirlpool mit sieben Frauen verschiedener Haar- und Hautfarben. Darüber steht: „Netflix ist immer anders. Aber es ist für jeden was dabei.“
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(Update: Das Bild wurde von Netflix gelöscht, siehe unten. Daher können wir den Originaltweet nicht mehr einbinden. Wir haben es aber als Screenshot gesichert.)
Sensibles Thema in Deutschland
Ich kann nicht genau einschätzen, wie so etwas in den anderen Ländern ankommen würde, die Netflix künftig beackern will. Bei uns in Deutschland aber, wo Sexismus gerade seit der #Aufschrei-Sache um Anne Wizorek ein ziemlich sensibles Thema ist, war wohl zu erwarten, dass die Resonanz auf den Tweet nicht sonderlich positiv ausfallen würde. So kam es dann auch, ein paar Beispiele:
.@NetflixDE bewirbt bald startendes Angebot in Deutschland mit sexistischer Werbung: https://t.co/TehYJ9MJoG
— @aufschrei_watch (@aufschrei_watch) 15. September 2014
Oh gosh, great @EverydaySexism one day before launch –@netflixde
— Christian (@interchris) 15. September 2014
@netflixde Ja, in USA bekommt man zum beispiel keine blöde sexistische Werbung reingedrückt.
— Martin Pittenauer (@map) 15. September 2014
@NetflixDE gratuliere zum schlechtestmöglichen Tweet zum Start!
— Kathrin Kaufmann (@kommanderkat) 15. September 2014
Spaß muss sein – aber nicht dieser Art
Ja, Spaß muss sein. Aber das war wohl tatsächlich die denkbar schlechteste Art, den Markteintritt in Deutschland zu bewerben. Mit ein bisschen Fingerspitzengefühl hätte man erahnen können, dass das Thema hier gänzlich ungeeignet ist, zumal auch die Serie „Archer“ durch seine Ausstrahlung auf Comedy Central Deutschland nicht gerade zu den bekannteren Produktionen gezählt werden kann – und somit der vermeintliche Humor auch hierzulande kaum jemandem ein Begriff ist.
Die gute Nachricht für Netflix ist, dass den Tweet nur 26 Personen weiterverbreitet haben und die Anzahl der Follower mit 6.500 auch nicht gerade eine Wucht ist. Künftig sollte sich der Dienst aber besser überlegen, was er an „lustigen“ PR-Aktionen so raushaut. Den ersten kleinen Mini-Shitstorm hat er jedenfalls schon vor dem offiziellen Markteintritt hinter sich.
Update: Netflix Deutschland hat auf die Kritik reagiert und den Tweet gelöscht. „Der Tweet war unpassend und unsympathisch. Wir haben ihn gelöscht. Entschuldigung an alle.“
@fraeulein_tessa Es tut uns leid, Du hast recht! Der Tweet war unpassend und unsympathisch. Wir haben ihn gelöscht. Entschuldigung an alle.
— NetflixDE (@NetflixDE) 15. September 2014
Bild: Neflix
Götter diese Aufschrei-Vögel habe auch keine echten Probleme oder?
Typisches Erste Welt Problem.
Sommerloch oder typisch Deutschland? Es wird gemeckert und schlecht geredet ohne Ende. Es war ne witzige Art zu Antworten mehr nicht.
Man schenke den Aufschreimemmen mal ein richtiges Hobby.
#aufschrei???? *schnarch* *ratzepüüüh*
Ich liebe es, dass die Femis bei Chauvinismus immer so erwartbar abgehen 🙂 Macht die Gags einfacher.
Man kann es auch übertreiben….. Gott, wie spießig sind manche Leute…..
So bekommt man Aufmerksamkeit.
Gezielt Grenzen überschreiten und kalkuliert provozieren.
Nicht umsonst gibt es Formate wie „Zirkus Halligalli“
Justmy2cent
Absolut.
Vorhin beim Bäcker gesehen, dass die Bild mit „Wer hat den schönsten TV-Busen?“ titelt und diese explizit zeigt, aber hier wird sich aufgeregt?
Man kann doch nicht Unrecht mit Unrecht rechtfertigen. Die „Bild“ wird für solcherlei Aktionen auch regelmäßig vom Presserat gerügt. Von daher: Der Vergleich passt nicht so ganz imho.
Und wer interessiert sich für die Rügen vom Presserat? Selbst von Hardcore-Feministinnen hört man bzgl. Bild Sätze wie „Das ist halt so“, oder „kann man nicht ändern“. Ist doch alles ein Witz und hier herrscht weiterhin Sommerloch …
Ich finde die Werbung rückständig und unreflektiert und ich finde die Kommentare hier rückständig und unreflektiert. Als weltweit agierendes Unternehmen hat man da eine gewisse Verantwortung.
Die Einstellung dazu ist ja irgendwie auch eine Frage der Bildung – genau wie bei Themen wie Rassismus, Homophobie usw. Es geht eben immer um die Diskriminierung von Bevölkerungsgruppen aufgrund von Merkmalen und Eigenschaften für die sie nichts können, ob es jetzt die Hautfarbe, das Geschlecht, die sexuelle Orientierung oder eine Behinderung ist.
Aber nun ja
@jon: Dafür muss aber jemanden ersteinmal ein Nachteil entstehen, kann ich hier nicht erkennen?
@mini,
dass du den nicht erkennst liegt aber weniger daran, dass es keinen gibt 😉