Die Haushaltsarbeit hat vom technischen Fortschritt profitiert – so viel lässt sich nach Spül- und Waschmaschine, Trockner und Co. schon mal festhalten. Aber auch beim Staubsaugen zeichnet sich seit einigen Jahren ab, dass wir diese Aufgabe nicht mehr allzu lange von Hand erledigen müssen. Während ich diesen Beitrag tippe, wird meine Wohnung nämlich zumindest staubtechnisch auf Vordermann gebracht.
Das liegt am Vorwerk Kobold VR 200, Staubsaugerroboter und Nachfolger des bereits 2011 von uns getesteten VR 100. Nachdem wir damals nicht restlos überzeugt aber doch immerhin angetan waren, wollte sich Vorwerk erneut unserer Meinung stellen und hat uns den Saugroboter für den Test zur Verfügung gestellt.
Der erste Eindruck: Wow!
Das Paket kam per Kurier, der nicht schlecht schleppen musste bis zu mir in den zweiten Stock. Denn die Verpackung ist nicht nur unhandlich, sondern auch ziemlich schwer, was die hohe Erwartungshaltung, die ich nach der von der PR-Agentur angekündigten „Innovation“ an den Kobold VR 200 hatte, noch einmal erhöhte. Packpapier ab, Karton auf, zweiten Karton raus, zweiten Karton auf: Wow! Der erste Eindruck überzeugt mich sofort. Das Ding sieht schick aus, ist nicht so groß, wie ich es der Verpackung zufolge angenommen hatte und kommt mit viel Zubehör, das ich noch nicht so richtig einordnen kann.
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Der VR 200 ist ca. 35 x 35 cm lang an jeder Kante, seine Rückseite ist aber abgerundet. Die Höhe fällt mit ca. 8 bis 10 cm nicht weiter ins Gewicht. Ansonsten mit dabei: Eine Fernbedienung, eine Basisstation, ein Filter, ein paar Kabel sowie ein Magnetband. Das soll den Saugroboter davon abhalten, schwierige oder unerwünschte Stellen anzufahren (etwa eine Ecke mit einer Mehrfachsteckdose und diversen Kabeln). Das Magnetband kann dazu zugeschnitten und an den entsprechenden Stellen ausgelegt werden. Die Basisstation muss irgendwo an eine Wand gestellt werden. Um sie herum sollte am besten ein Radius von 30 bis 50 cm frei bleiben. Der Filter kommt hinter die Auffangbox ins Innere des Staubsaugers und die Kabel kann man erstmal weglegen – sie werden für Softwareupdates benötigt.
Die erste Fahrt: Respekt!
Nachdem alle Vorarbeiten erledigt sind, muss der Kobold VR 200 erst einmal an den Strom. Zwischen 60 und 90 Minuten dauert das bei der Erstaufladung. Wie bei seinem Vorgänger auch, lädt der VR 200 kabellos über Metallkontakte an seiner abgerundeten Rückseite auf. Anschließend kann es losgehen: Die erste Fahrt. Ich bin ein bisschen unruhig. So richtig vertraue ich dem Saugroboter noch nicht. Was, wenn er mir Schrammen in Boden, Wände oder Möbel fährt? Oder meinen Teppich in Brand steckt? Oder, oder, oder.
Ich drücke die Start-Taste und gleich sind jegliche Zweifel beseitigt. Der VR 200 sucht sich zunächst die nächstgelegene Wand. Dort beginnt er seinen Saugvorgang. Um wirklich bis an die Wand zu kommen, ohne sie zu berühren und somit zu beschädigen, ist an der rechten vorderen Ecke eine sich drehende Bürste befestigt. Sie erinnert eher an diese Stadtfahrzeuge, die nach Großereignissen den Ort des Geschehens reinigen und saugen.
Anschließend fährt der Kobold alle vier Wände des Raums ab. Hat er das erledigt, kommt er zum Innenteil. Diesen fährt er in etwa so ab, wie man eine Fußbodenheizung verlegt: In „U“-Form. Damit fertig, findet er eigenständig die Tür und rast auch im nächsten Raum erst einmal die Wände ab. Hindernisse sind grundsätzlich kein Problem. Der VR 200 ist ausgestattet mit drei Bodensensoren, einem Wandfolgesensor, zwei Kontaktsensoren am LDS-Bumper, vier Kontaktsensoren am Stoßfänger, drei Ultraschallsensoren und einem Laser-Scanner, der sich pro Sekunde fünf Mal um 360 Grad dreht.
Vorwerk verspricht, dass der Saugroboter 99 Prozent aller Hindernisse berührungsfrei umfährt. In meinem Test hält er das definitiv ein. Stößt er bei seiner Tour auf ein Hindernis, versucht er es im Uhrzeigersinn zu umfahren. Das klappt meistens (z.B. bei einem Blumenkübel) auch sehr problemlos. Bei einem Stuhl braucht er aber schonmal ein bisschen länger, um zu verstehen, dass er nicht durch, sondern drumherum fahren muss. Besonders problematisch ist es, wenn man mehrer Stühle unter einem Tisch stehen hat – das verwirrt den Saugroboter dann doch enorm.
Mit der Zeit: Kleine Kritikpunkte
Man merkt: Ich bin sehr angetan vom Kobold. Mit der Zeit zeigen sich dann aber doch ein paar Schwächen. Zwar kann er bis zu zwei Zentimeter hohe Hindernisse (etwa eine Türschwelle) problemlos mit seinen Rädern und der Federung überwinden. Allerdings hat er bei meinem Teppich enorme Probleme. Nicht, dass er diese Aufgabe nicht meistern würde. Aber er kämpft sich über die Fasern – ob das gut für meinen Teppich ist? Eher nicht. Zudem ist er im normalen Modus einen Ticken zu laut. Vorwerk hat ihm daher auch einen „Eco-Modus“ verpasst, mit dem er leiser und batteriesparender ist. Dann ist das Hintergrundrauschen nicht mehr störend, sondern „läuft halt so mit“.
Einen klinisch reinen Boden darf man vom VR 200 trotz aller Sensoren und Technik nicht erwarten. Es gibt immer mal wieder ein paar Ecken und schwer zugängliche Stellen, wo er kämpft und nicht so recht ran möchte. Hierfür haben wir uns vor drei Jahren einen herkömmlichen Stiel gewünscht, mit dem der Roboter dann doch mal kurz in die Ecke geschubst werden kann. Diesen hat Vorwerk zwar nicht eingeführt, dafür aber eine Fernbedienung mitgeliefert, mit der ich den Kobold fernsteuern kann wie ein Spielzeugauto. Bis ich allerdings verstanden hatte, wie genau die Fernbedienung funktioniert, ist einiges an Geduld den Rhein runter geflossen.
Kobold VR 200: Rückwärtseinparker und Organisationstalent
Ja, ich gebe es zu: Rückwärts einparken ist nicht unbedingt meine Stärke. Ein Mann muss eben auch zu seinen Fehlern und Macken stehen können, das Einparken ist definitiv eine von mir und ich kann mir beim VR 200 noch einiges abgucken. Es beginnt damit, dass er in seiner „Virtual Map“, die er von der Wohnung anlegt, um möglichst effektiv die Wege abzufahren, immer weiß, wo genau die Basisstation ist. Stichwort: Orientierung – auch etwas, das an mir vorbeigegangen ist. In meiner Wohnung kommt der Saugroboter irgendwo unterm Bett im Schlafzimmer zu seinem Ende. Dann fährt er seinen Saugmodus runter und bewegt sich wieder Richtung Küche, wo seine Basisstation verortet ist.
Dort parkt er dann in bester Manier rückwärts ein bis er mit seinen Metallkontakten die Gegenstücke der Basisstation berührt und dort auflädt. Das ist ziemlich praktisch, weil mit seinem Gewicht möchte man den Saugroboter auch nicht unterm Bett hervor zerren und wieder in die Küche tragen. Apropos zerren und tragen: Grundsätzlich braucht man sich um den VR 200 überhaupt nicht mehr kümmern: Über eine Planungsfunktion und das Display kann man ihn auf Wochentag und Uhrzeit programmieren. Stehe ich etwa um 8 Uhr auf und weiß, dass er ca. 30 Minuten für meine Wohnung braucht (also mit einer Akkuladung drei Mal durchfahren könnte), kann ich ihn auf halb 8 programmieren. Stehe ich auf, ist die Wohnung sauber.
Die Frage ist eben, ob ich ihm das auch zutrauen würde, wenn ich nicht zuhause bin. Denkbar wäre ja zum Beispiel, ihn so zu programmieren, dass die Wohnung sauber ist, sobald man abends von der Arbeit kommt. Durch die Probleme mit dem Teppich habe ich das Vertrauen in dieser Hinsicht etwas in den Saugroboter verloren. Was, wenn er sich wirklich mal fest fährt oder überhitzt? Aktuell rolle ich den Teppich einfach ein, wenn ich will, dass er saugt. Damit umgehe ich diese Problematik – aber das kann nicht das Ende der technischen Möglichkeiten sein. Ich rechne damit und hoffe darauf, dass der VR 200 in einem Nachfolgemodell noch mehr Power unter die Räder bekommt und auch mit Teppichen problemlos zurecht kommt.
Fazit: Kaufen oder nicht kaufen?
Ein allgemeingültiges Fazit ist schwer zu ziehen. Immerhin ist der VR 200 mit seinen 749 Euro, die er ab dem 15. September kosten wird, ein extrem teurer Spaß. Einsteigermodelle bekommt man inzwischen teils hinterhergeworfen. Ob die aber dann die Qualität liefern, wie es der VR 200 tut? Fraglich. Denn qualitativ und technisch ist das Ding absolute Spitze. Er taugt sicher nicht für eine lückenlos zufriedenstellende Grundreinigung – aber das erwartet man auch nicht von ihm. Um aber wochentags eine gründliche und zuverlässige Reinigung durchzuführen, die dann am Wochenende fernab des Alltagsstresses von einem herkömmlichen Sauggang ergänzt wird, ist der VR 200 ohne Schmerzen zu empfehlen.
Ich persönlich würde die 749 Euro dennoch nicht in die Hand nehmen. Dafür lohnt sich meine Wohnung einfach nicht. Außerdem bin ich als Freiberufler ohnehin die meiste Zeit des Tages zuhause – entsprechend habe ich auch mal die 10 Minuten Zeit für eine Runde mit dem Staubsauger. Begeistert bin ich von der Sensorik und der „Virtual Map“, die er abfährt. Im Vergleich zu dem VR 100, den wir 2011 getestet haben – sicher eine starke Verbesserung. Aber das Ende der Fahnenstange ist hier noch nicht erreicht. Wir freuen uns auf VR 300.
Was denkt ihr? Hat der VR 200 Potenzial, euer neuer Haushaltsassistent zu werden? Oder findet ihr Saugroboter überflüssig und überteuert? Ich bin gespannt auf eure Meinungen und Fragen unten in den Kommentaren.