Vor knapp drei Wochen schreibt die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ „In eigener Sache“ über die Zeitungskrise. Der Texteinstieg wird bestimmt von der Tochter eines Autors: 22 Jahre jung, nie in ihrem Leben eine Zeitung gekauft. Ich möchte das Fass an dieser Stelle gar nicht erst aufmachen. Aber es stellt sich – nicht nur beim Print, sondern insgesamt durch den Medienwandel – eben doch immer wieder die Frage, wie sich jüngere Menschen für Nachrichten begeistern lassen. Karsten Schmehl hat da eine Idee.
Von „The Meme Times“ zum „Meme Journal“
Er versucht zusammen mit Duygu Gezen, Nachrichten über Twitter als Memes zu verbreiten. Der Ablauf ist eigentlich immer gleich: Die Nachricht wird auf einen Satz komprimiert und in die üblichen Meme-Bilder gepackt. Diese werden dann per Twitter-Account @DasMemeJournal und über die Facebook-Seite verbreitet – inklusive Link zu einer Nachrichtenseite.
Schon im vergangenen Jahr hat Schmehl den Account angelegt, anfangs noch unter dem Namen „The Meme Times“. Bis auf ein paar Tweets ist dort aber nicht viel passiert. Vor ein paar Tagen aber ist er dann im Gespräch mit seiner Kollegin Duygu Gezen wieder auf die Idee gekommen, doch mal an diesem Projekt weiter zu arbeiten – seitdem liefern sie unregelmäßig und angenehm frequentiert Meme-News.
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Beim Namen, das erzählt Schmehl, ging es nicht um eine Adaption des Titels etablierter Medien, wie etwa dem „heute journal“ im ZDF oder dem „Wall Street Journal“. Vielmehr sollte „Journal“ zum Ausdruck bringen, dass es beim „Meme Journal“ nicht nur harte News gebe, so Schmehl.
Mehr Infos bei @ZDFheute:
http://t.co/uOyBUST8vm #Germanwings #Streik pic.twitter.com/DQ4PEjBv1x
— Das Meme Journal (@DasMemeJournal) 29. August 2014
Junge Menschen besser erreichen
Die Idee liegt eigentlich ziemlich nah. Schließlich sind Meme-Bilder inzwischen ein etabliertes Mittel in sozialen Netzwerken geworden, um auf die etwas andere Weise zu kommunizieren. Die „Süddeutsche Zeitung“ widmet dem gesamten Feld der Memes sogar einen eigenen Blog „Phänomeme„. Warum also nicht diesen Trend aufgreifen und Nachrichten so vielleicht auch interessant für die jüngere Zielgruppe gestalten?
Das war vergangenes Jahr der Ansatz von Karsten Schmehl: „In meinem Job arbeite ich mit Nachrichten in einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt. Da stelle ich mir oft die Frage: Wie kann ich mit Nachrichten noch mehr junge Menschen erreichen?“ Das soziale Internet sei voll von Memes und Reactionfaces, „egal ob bei 9GAG, imgur oder unter Subreddits„. Für ihn sind Memes „sowas wie User-generated Comics im 21. Jahrhundert“.
Die Bildchen macht er am Desktop mit einem Meme Generator, etwa von imgur oder quickmeme. Auf dem Smartphone oder Tablet nutzt er die Apps EasyMeme, Generator oder Memeful. Für Schmehl ist das Projekt „eine schöne Herausforderung“. Es gehe darum, einen Weg zu finden, „wie man über diese Sprache Menschen mit Nachrichten erreichen kann.“
Fry wundert sich über #Russland.
Text via @nieschwietz.
@tagesschau hat mehr Infos:
http://t.co/afmtvjyLor pic.twitter.com/x1iwfn4UuD
— Das Meme Journal (@DasMemeJournal) 28. August 2014
Achtung vor dem „Schlagzeilenjournalismus“
Wie oft das „Meme Journal“ aktiv ist, sei nicht klar festgelegt. „Aktuell ist in Sachen Häufigkeit ‚Der Positilion‚ unser Vorbild. Wir springen auf News auf, wenn uns etwas einfällt. Wenn nicht, wird uns keiner vermissen“, sagt Schmehl. Aktuell zählen Twitter-Account und Fanseite nur je rund 50 Abonnenten. Viele Menschen erreicht @DasMemeJournal also noch nicht. Dennoch könnte genau diese Art von Social-Media-Verhalten für Medienhäuser spannend werden – und auch das „Meme Journal“ wird, das prognostiziere ich hiermit einfach mal ins Blaue hinein, mit etwas Konstanz zu größerer Beliebtheit gelangen.
Es besteht dennoch die Gefahr, dass die Bildchen irgendwann nicht mehr zu einer höheren Klickrate auf die Nachrichtenseiten führen, sondern wir uns weiter in Richtung „Schlagzeilenjournalismus“ informieren. Wer bei Google News einmal auf und ab gelesen hat, weiß vielleicht grob, um was es geht – wichtiges Hintergrundwissen eignet man sich ohne die Lektüre der Nachrichten aber nicht an. Und genau da besteht die Herausforderung von Schmehl und Gezen.
Der Trend hat sich spätestens durch die Kurznachrichten auf Twitter entwickelt und wird in den kommenden Jahren durch Smartwatches und Datenbrillen noch verstärkt. Der „Journalismus 3.0“, etwa vom britischen „Guardian“ mit Google Glass erprobt, führt zu immer kürzeren Informationshäppchen. Und das kann zum Problem werden.
Wenn Projekte wie das „Meme Journal“ aber dazu beitragen, dass sich mehr junge Menschen für Nachrichten interessieren oder diese interessanter und klickwerter finden, dann ist dagegen absolut nichts einzuwenden. Übrigens haben auch wir ein Meme vom „Meme Journal“ bekommen – mindestens dafür gibt es hiermit eine klare Folgeempfehlung!