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Nextdoor: Hyperlokales Nachbarschafts-Netzwerk will Facebook Konkurrenz machen

geschrieben von Felix

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In den USA erlebt ein vergleichsweise junges Soziales Netzwerk momentan großen Zulauf. Unter dem Namen Nextdoor hat es sich zur Aufgabe gemacht, Nachbarschaftsnetzwerke zu fördern. Die Einsatzmöglichkeiten sind dabei vielfältig. Neben der ganz normalen sozialen Neugier (wer wohnt hier eigentlich) kann man durchaus praktische Funktionen darin entdecken (wer kann meinen Abfluss reparieren).

Sogar die Polizei schaltet sich mittlerweile schon ein, um gezielter gegen Verbrechen vorzugehen. Nextdoor eröffnet also viele Möglichkeiten, ob man aber noch ein weiteres Sozialnetz braucht ist fraglich.

Alter Wein, neue Schläuche?

Soziale Netzwerke gibt es mittlerweile ja wie Sand am Meer. Gefühlt zumindest. Immer mal wieder wird dementsprechend auch eine neue Sau durchs Dorf getrieben. Nextdoor hat hier aktuell scheinbar den stärksten Aufwind. Vielleicht nicht ganz unberechtigt.

Ähnlich wie bei den modernen Dating-Apps Tinder oder Happn geht es beim Konzept von Nextdoor nicht um Leute die man kennen muss, sondern um Menschen in der unmittelbaren Umgebung. Das unterscheidet das Netzwerk grundlegend von der Konkurrenz wie Facebook und verschafft durchaus eine Daseinsberechtigung.

Nextdoor behauptet zumindest, dass Nachbarn grundsätzlich ein großes Interesse daran haben, ihre Mitmenschen besser kennenzulernen. Aber: obwohl eine überwältigende Mehrheit meint, dass man mehr aufeinander achten sollte, würden nur die wenigsten ihren Nachbarn tatsächlich etwas leihen.

Platz für Nischen?

Die Einsatzmöglichkeiten für das neue Netzwerk sind breit. Bei Nextdoor zeigt man sich am allermeisten darüber begeistert, dass viele Nutzer ihren Nachbarn offenbar schnell mehr Vertrauen entgegen bringen, sobald sie die Plattform nutzen. Das Netz ermöglicht beispielsweise durch die virtuelle Präsenz auch im echten Leben ins Gespräch zu kommen, was ohne die Plattform vermutlich nie passiert wäre.

Mit Geschichten über freundliche Nachbarn, die im richtigen Moment anpacken, um einen gefluteten Keller auszuräumen oder bei Reperaturen helfen, erhält Nextdoor auf jeden Fall viel gute Presse.

Ein Aspekt, der dabei besonders heraussticht ist die Verbrechensbekämpfung. Das San Antonio Police Department beispielsweise engagiert sich unter dem Stichwort „community policing“ besonders stark auf diesem Netz und hält es für einen vollen Erfolg. Dabei ist aber anzumerken, dass das Konzept des „Neighborhood Watch“ in den USA Tradition hat. In Deutschland ist das sicherlich anders.

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Harte Maßnahmen gegen Fake-Accounts

Interessant ist, wie sich Nextdoor gegen Accounts mit falschen Angaben wehrt. Die Registrierung ist nämlich vergleichsweise aufwendig und erfordert glaubwürdige Daten. Das kann entweder eine öffentlich einsehbare Telefonnummer, Sozialversicherungs- oder Kreditkartennummer sein.

Mit 3.500 Nachbarschaften ist man 2012 gestartet, mittlerweile sind es schon 40.000, was angeblich einem Viertel der US-Nachbarschaften entspricht. Einerseits also beeindruckend, die Zählweise nach Nachbarschaften klingt aber trotzdem sehr nach Hochrechnung.

Ist Nextdoor also nun ein neuer Hype im sozialen Netz oder nur ein Netzwerk von vielen? Natürlich muss jeder selbst wissen, ob und wie viel man mit seinen Nachbarn, also in der Regel Nicht-Freunden, teilen will. Ich persönlich bin ja bei allem öffentlichen eher zurückhaltend und lobe mir auch im Alltag die Anonymität der Großstadt. Meine Nachbarn kenne ich nicht beim Namen und freue mich, wenn das so bleibt. Jenseits meiner persönlichen Haltung sehe ich dennoch wie Potenzial für die Idee. Was meint ihr?

Bilder: Nextdoor

Über den Autor

Felix

Internetabhängiger der ersten Generation, begeistert sich für Netzpolitik, Medien, Wirtschaft und für alles, was er sonst so findet. Außerdem ist er ein notorisches Spielkind und hält seine Freunde in der „echten Welt“ für unverzichtbar.

3 Kommentare

  • Der Ansatz ist zumindest interessant. Und irgendwie erinnert mich das an die Wachstumsphase von wer-kennt-wen. Die sind auch über die Dörfer (Nachbarschaften) gewachsen. Der Tratschkanal für das direkte Umfeld (jenseits des Freundeskreises) wäre auch eine Motivation.

  • Im Prinzip eine nette Idee, aber fraglich ob das Konzept ausreichend angenommen wird. Wie bereits bemerkt, sind viele wohl eher froh, sich nicht so intensiv mit der eigenene Nachbarschaft beschäftigen zu müssen. Und die eher „geselligen“ Personen nehmen wahrscheinlich lieber persönlich Kontakt zu ihren Nachbarn auf, anstatt dies online über ein Social Network zu tun.