Die Nutzung von Mobiltelefonen im Straßenverkehr ist gefährlich und dementsprechend fast überall verboten. Obwohl das längst bekannt ist, ignoriert eine Vielzahl der Autofahrer die Verbote konsequent. Forscher der Santa Catarina Universität in Brasilien wollen diesem Phänomen nun einen Strich durch die Rechnung machen.
Dazu haben sie gerade ein System vorgestellt, dass per Kamera den Innenraum eines Fahrzeugs überwacht und den Fahrer ermahnt, wenn er mit dem Handy telefoniert. Die Idee ist gut, ob sie allerdings zum serienmäßigen Feature bei Neufahrzeugen wird, ist eher zweifelhaft.
Sicherheit vs. Handynutzung
Telefonieren während des Autofahrens ist Massensport. Seit das Verbot von Handys am Steuer vor knapp 10 Jahren eingeführt wurde, hat sich die Zahl der Sünder aber nicht etwa verringert. Im Gegenteil, sie wächst kontinuierlich. Am Anfang waren es vorwiegend Männer. Frauen haben aber mittlerweile aufgeholt.
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Bei der Kölner Polizei kam man bei kontinuierlichen Erhebungen zum Ergebnis, dass im Schnitt vier Prozent der Fahrer telefonieren. Bei der Polizei hat diese Erkenntnis sogar dazu geführt, dass zur Klärung von schweren Unfällen mit Verletzten regelmäßig Handydaten abgefragt werden.
In anderen Ländern stellt sich das ähnlich dar. In den USA beispielsweise schätzt die Autobahnsicherheitsbehörde, dass 85 Prozent der Fahrer grundsätzlich gegen das Handyverbot verstoßen. Dabei ist den meisten Fahrern das Risiko hinlänglich bekannt. In den fünf Sekunden, die man zum Eingeben einer Nummer in etwa braucht, legt man auf einer Landstraße ungefähr 150 Meter zurück.
Handy-Kontrollsystem
Die Lösung der brasilianischen Forscher ist eigentlich recht simpel: eine Kamera in der Konsole hat den Fahrer im Blick und überwacht per Algorithmus, ob er sich gerade des Telefonierens verdächtig macht.
Das System geht dabei in drei Schritten vor. Zunächst versucht die Kamera die Gesichtsumrisse zu erkennen und dabei festzustellen, ob der Fahrer, wie beim telefonieren üblich, die Hände im Gesicht/ am Ohr hat. Im nächsten Schritt filtert das System Hautpixel und bereinigt dadurch das Bild aufs Wesentliche. Zuletzt errechnet es, wie wahrscheinlich ein Verstoß gerade ist. Um zuverlässige Daten zu liefern, nimmt das System permanent Bilder mit einer Rate von 15 FPS auf.
Sobald ein Verstoß erkannt wird, warnt das System. Hier könnte auch die Krux liegen, denn Systeme dieser Art können, müssen aber nicht beachtet werden. Nach meiner Einschätzung ist hier nämlich vor allem die Frage entscheidend, wie nervtötend ein solches System ist. Während mein Anschnallgurt beispielsweise nur mit sehr lauter Musik zum Schweigen gebracht werden kann, lässt sich der kurze und einmalige Warnton meines Navis beim Geschwindigkeitsübertritt elegant ignorieren. Den Erfolg von kurzen Warnhinweisen halte ich dementsprechend für eher gering.
Zudem stellt sich die Frage, ob die Käufer wirklich Autos möchten, in denen man sich potenziell immer beobachtet fühlt. Die Chancen sind hier eher gering. Wirksamer und schneller umsetzbar wäre vermutlich, an der Strafschraube zu drehen. In Deutschland kommt man mit einer Strafe von 60 Euro und einem Flensburg-Punkt im EU Vergleich nämlich ziemlich günstig weg. In Dänemark und den Niederlanden ist man hier schnell über 200 Euro los.
Bild: Wikipedia