Gleich ob Südsee oder Südholland: die ideale Kamera für den Urlaub sollte leicht und klein sein und dennoch groß(artig)e Bilder liefern. Sie sollte am Strand ebenso problemlos einsetzbar sein wie abends im Restaurant bei Kerzenschein. Denn was nützt die beste VDSLR oder Videokamera, die eben deshalb zu Hause bleibt, weil sie als „immer-dabei-Kamera“ schlicht zu teuer, zu schwer und zu unhandlich ist?
Sony, die bessere GoPro?
Je weitwinkliger das Objektiv, umso packender vermitteln sich Action-Szenen und umso mehr wird der Zuschauer ins Geschehen einbezogen. Das ist die Domäne der Action-Cams. Hersteller GoPro hat diese Kategorie von Kameras erfunden, den Markt über Jahre souverän beherrscht und die Konkurrenz erfolgreich auf Abstand gehalten. Auch Sony hatte mehrfach den Angriff gewagt und war mit seinen bisherigen Modellen in Deutschland wenig erfolgreich. Dies könnte sich mit Einführung der AS100 ändern. Ich habe die neue Sony-Action-Cam bereits auf der NAB in Las Vegas vor einigen Monaten kurz antesten können und war beeindruckt. Hält die kleine Cam, was sie verspricht, und ist sie tatsächlich die ideale Action-Cam für den Urlaub?
Kleiner Formfaktor – Großer Bildwinkel
Lichtempfindlich und zugleich unempfindlich zu sein gegen Verwackler, das verspricht Sony für die neue AS100. Tatsächlich verfügt die AS100 über einen integrierten Bildstabilisator und ist damit der Konkurrenz deutlich voraus, denn Bildstabilisatoren finden sich meist erst in teureren Klassen und damit weit größeren und schwereren Kameras. Und tatsächlich: mit der AS100 gelingen angebracht am Sturzhelm auf dem Pferd, am ferngesteuerten RC-Buggy oder der Windschutzscheibe im „großen“ Auto erstaunlich ruhige Aufnahmen. (Dank an Kyosho für die Bereitstellung eines Testbuggies, der samt Kamera wie im Video – weiter unten zu sehen – heftig gefordert wurde.) Zusätzlich profitiert die kleine Sony von ihrem Formfaktor, denn mittels Kabelbinder ließe sich die eher quadratische GoPro so kaum am Buggy befestigen.
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Mit aktiviertem „Steadyshot“ deckt die AS100 120 Grad Bildwinkel ab, ohne Aktivierung des Stabilisators sind es 170 Grad. Beide Einstellungen sind mehr als ausreichend, so dass es nahezu unmöglich ist, das angepeilte Motiv aus dem Bildausschnitt zu verlieren. Eher geraten je nach Befestigung der Kamera an Kopf oder Helm schon mal unabsichtlich Gesichtspartien von Kamerafrau/Kameramann mit ins Bild.
Life-Bild per Wifi auf dem Smartphone
Eine hervorragende Hilfe bei der Kontrolle und Einrichtung des Bildes – und damit der Suche nach dem idealen Befestigungspunkt an Mensch, RC-Modell oder Stativ – ist die Bildvorschau (Live-View) per Wifi. Bereits auf dem Sony-NAB-Stand hatte mich die nahezu verzögerungsfreie Übertragung des Bewegtbildes (auch während der laufenden Aufnahme) auf die Sony-Fernbedienung RM-LVR1 fasziniert.
Für diesen Test habe ich die Vorschau alternativ mit einem iPhone 4s probiert. Dies funktioniert hervorragend und bietet natürlich ein deutlich größeres Bild als die robuste aber kleine Sony Fernbedienung.
Für Skifahrer, Snowboarder oder Surfer mag die RM-LVR1 eine gute Empfehlung sein. Zudem erlaubt sie die parallele Steuerung bis zu fünf AS100 zugleich. Wer dieses Feature aber nicht braucht und Sonys Action-Cam nicht primär auf dem Wasser oder auf Schneepisten einsetzen möchte, der wird sicherlich auch sehr gut mit einem Smartphone zurechtkommen als Vorschaumonitor und Fernsteuerung.
Der Preisunterschied von 100 Euro (Listenpreis 399 Euro für das Bundle aus AS100 und der Live View Remote RM-LVR1) zum Set ohne Remote fällt deutlich aus und lässt eventuell Spielraum für (sinnvolleres) Zubehör, das Sony sich allerdings ebenfalls mit stattlichen Preisen durchaus auf GoPro-Niveau bezahlen lässt. Bei Amazon ist die Sony AS100 bereits für rund 261 Euro erhältlich. Positiv dagegen: sowohl die AS100 als auch das mitgelieferte Schutzgehäuse (bis 5 Meter Tiefe im Wasser einsetzbar) lassen sich ohne aufpreispflichtiges Zubehör per Standardgewinde mit eventuell bereits vorhandenen Stativen verbinden.
Die AS100 wird (fast) zur Handycam
Neben diversen Halterungen, Gurten und Stativen fällt ein Zubehör durch seine Form besonders ins Auge. Das Gehäuse AKA-LU1 (UVP 99 EUR) verwandelt die AS100 durch ein ausklappbares Display fast zur Handycam. Fast, denn natürlich fehlt vor allem der Zoom. Es fehlt leider auch jegliche Statusanzeige auf dem Bildschirm. Dennoch ist die Kombination eine große Hilfe, wenn es darum geht einen optimalen Bildausschnitt zu finden und Ihr nicht gleichzeitig mit der Kamera und einem externen Monitor hantieren möchtet. Außerdem lassen sich so Aufnahmen unmittelbar kontrollieren und gemeinsam ansehen.
Der „Einbau“ der AS100 in das Gehäuse erfordert beim ersten Mal etwas Fingerspitzengefühl. Eigentlich, so denkt man, kann die Kamera mit den geöffneten Schutzkappen und den Kontakten darin so nicht in das Gehäuse passen. Und es kostet beim ersten Mal etwas Überwindung, die Klappe zu schließen.
Die Cam passt natürlich dennoch hinein und verbindet sich so mit dem Ausklapp-Display, das zusätzlich über die üblichen Tasten für die Wiedergabe verfügt. Dagegen ist der Auslöseknopf an der Rückseite des Gehäuses ausschließlich mechanisch mit der Kamera verbunden und vermittelt keinerlei taktile Rückmeldung. Wer sich auf diese Weise mehr grob- als feinmotorisch durch das ansonsten übersichtliche Menü hangeln muss – denn zu jeder Bestätigung braucht es einen kräftigen Druck auf den Auslöseknopf – der vermisst den Komfort einer „großen“ Kamera.
Im Aufnahmebetrieb kann die kleine Cam im Gehäuse dann aber durchaus überzeugen. Der Monitor lässt sich in nahezu jede Position drehen. Für „Selfies“ ist dies ebenso geeignet wie für den Check von Einstellungen aus ungewohnten Perspektiven.
Interessant auch für Profis?
Anwender aus dem Profilager möchte die kleine Sony überzeugen, indem sie in einem speziellen Pro-Modus Aufnahmen in 1.920 x 1.080p mittels XAVC S-Codec mit 50 Mbit/s und zusätzlich Timecode mit den gängigen Optionen aufzeichnet. Unverständlich erscheint, weshalb sich auch im Pro-Modus weder Belichtung noch Weißabgleich manuell einstellen lassen. Bei meinen Probeaufnahmen machte die Automatik einen guten Job, doch darauf verlassen möchten Profis sich eher nicht. Denn ein automatischer Weißabgleich erschwert nachträgliche Farbkorrekturen doch oft erheblich.
GPS und Zeitlupe
Eher auf den Freizeit-Anwender zielt sicherlich der eingebaute GPS-Empfänger. Wer mag, kann sich seine Aufnahmen ergänzt durch ein Overlay mit Positions- und Geschwindigkeitsangaben ansehen. Interessant sind sicherlich die Möglichkeiten zu Zeitlupenaufnahmen. Bei 720p sind Bildraten bis zu 100/120 Bilder/Sekunde möglich. In der nochmals reduzierten Auflösung von 800 x 480 lassen sich bis zu 200/240 Bilder/Sekunde erreichen.
Tests und Testsieger
Seit Erscheinen der AS100 überschlagen die Fachmagazine sich mit Vergleichstests zwischen der GoPro 3+ in der Ausführung als Black Edition und der Sony AS100. Einige Tester sehen die Sony im Vorteil, manche sehen beide gleichauf. Es gibt keinen Grund, den vielen Messungen in Sachen Schärfe und Lichtstärke noch weitere Messcharts hinzuzufügen.
Deshalb als Fazit einige persönliche Beobachtungen:
+ Auch ohne Stativ gelingen dank hervorragendem Stabilisator ruhige Aufnahmen.
+ Das Stereomikrofon liefert einen für seine Größe natürlichen brauchbaren Klang.
+ Die kleine Cam ist auch ohne zusätzliches Gehäuse spritzwassergeschützt.
+ Nur minimale Verzögerung beim Vorschaubild per Wifi.
+ Belichtungsautomatik funktioniert unauffällig.
+ Aufnahmen im XAVC S-Codec mit 50 Mbit/s eröffnen zusätzlichen Spielraum in der Nachbearbeitung
– Weißabgleich und Belichtung lassen sich nicht manuell bedienen
Beispiele findet Ihr im Video. Außerdem einige Tests zu Farbkorrekturen und Aufnahmen im Zeitlupe-Modus.
Ist nun die Sony AS100 tatsächlich die ideale Action-Cam für den Urlaub? Nun, die AS100 ist bei vielen Händlern bereits deutlich günstiger als zum Listenpreis zu bekommen. Damit ist sie oftmals preiswerter als ihr vermutlicher größter Konkurrent, die GoPro 3+ Black Edition. Und die kleine Sony Action-Cam bietet mehr Features, allen voran der hervorragende Bildstabilisator. Die Entscheidung liegt bei Euch. Und Action gibt es ja hoffentlich nicht nur im Urlaub…
Fotos und Video: Stephan Hübenthal